OB vor Ort in Tiengen
Eine neue Kita für die Tuniberggemeinde
Fetzige musikalische Umrahmung und eine konstruktive Stimmung kennzeichneten das Bürgergespräch in Tiengen. In der Tunibergortschaft scheint fast alles paletti – nur bei der Kinderbetreuung drückt der Schuh. OB Horn präsentierte zur Lösung eine gänzlich neue Idee, die zumindest langfristig helfen könnte.
Rund 120 Bürger*innen waren am vorigen Mittwochabend ins Tuniberghaus gekommen, um Oberbürgermeister Martin Horn ihre Anliegen vorzutragen. Der hatte, wie immer in der zweiten Runde seiner Bürgergesprächsreihe, auch ein eigenes Thema mitgebracht: die Kinderbetreuung. Die im Laufe des Abends mehrfach als unbefriedigend beschriebene Situation deckt sich mit den Zahlen der Stadtverwaltung: Nirgendwo in Freiburg sind die Betreuungsquoten schlechter. Sowohl bei den Unter-Dreijährigen wie auch bei den Über-Dreijährigen wird die städtische Zielvorgabe aktuell weit verfehlt, nicht besser schaut es bei der Schulkindbetreuung aus.
Kurzfristig würde mehr Personal helfen; die Stadt hat hierfür ein auch bundesweit beachtetes Qualifizierungsprogramm entwickelt, das Personen ohne erzieherische Ausbildung den Quereinstieg in den Job ermöglicht, wie Birte Krüger, Abteilungsleiterin im Amt für Schule und Kinder, berichtete. Manchmal scheitert es aber auch daran, dass Mitarbeitende keine Wohnung finden; dieses Problem gibt es aktuell in der Kita Tausendfüßler, wie deren Leiterin berichtete. Ihr Aufruf: "Wenn Sie eine Wohnung zu vermieten haben, melden Sie sich bitte!"
Diese Problematik griff auch Oberbürgermeister Martin Horn auf. Weil nicht nur Studierende, sondern auch Auszubildende dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, baut die Freiburger Stadtbau aktuell in Landwasser ein Azubi-Wohnheim. Ein ähnliches Projekt plant das Kolpingwerk im Baugebiet Kleineschholz.
"Großer Wurf"
Bei der Schulkindbetreuung in Tiengen hakt es allerdings nicht nur am Personal, sondern perspektivisch auch an den Räumlichkeiten. Dafür präsentierte der Oberbürgermeister eine mögliche Lösung, die für Erstaunen und reichlich Zustimmung sorgte. Statt einer Erweiterung auf dem bereits sehr beengten Gelände der Markgrafenschule prüft die Verwaltung aktuell intensiv, eine neue Kita auf einem städtischen Grundstück bei den Hügelhäusern zu bauen und die freiwerdenden Räume der Kita Tausendfüßler für die Schule zu nutzen.
Damit hätte man auch die notwendigen Kapazitäten für die Sanierung der Schule, wie der stellvertretende Leiter des städtischen Immobilienmanagements, Uli Becht, ausführte. Seine Vision: Einen Minicampus zu schaffen, an dem alle Räume möglichst flexibel und ganztags genutzt werden können. Für die Planung stehen im kommenden Doppelhaushalt bereits 500.000 Euro zur Verfügung. Und für den Kita-Neubau hofft OB Horn auf den Infrastrukturfonds der neuen Bundesregierung. "Das wäre ein richtig großer Wurf."
Bauen und Verkehr
Bei der knapp einstündigen Fragerunde kamen vergleichsweise wenig andere Themen zur Sprache. Eine Bürgerin wollte wissen, ob die Stadt Rückstellungen bilde, falls die neue Grundsteuerreform vom Verfassungsgericht für ungültig erklärt würde. Klare Antwort des OB: „Nein!“ Dieses Problem müsste dann das Land lösen. Eine Grundstückseigentümerin aus dem Baugebiet „Hinter den Gärten“ beklagte sich, dass die Erschließungskosten so hoch seien. Martin Horn entgegnete, dass das aufgrund der enormen Wertsteigerung durchaus gerechtfertigt sei: "Wenn Sie Ihr Grundstück verkaufen, sind Sie reich."
Den Bau einer Umgehungsstraße und von Kreisverkehren regte ein weiterer Bürger an. Der OB machte ihm wenig Hoffnung, dass das zeitnah passieren könnte. Aber immerhin hatte er die Botschaft im Gepäck, dass für die Straßen nach Mengen (L 187) und nach Munzingen (K 9864) im Lauf des Jahres Fahrbahnerneuerungen geplant seien.
Ob zusätzlich zum hochgelobten Schnellbus weitere Verbesserungen des ÖPNV-Angebots geplant seien, fragte ein weiterer Gesprächsteilnehmer. Martin Horn bekannte, dass er selbst sogar von einer Stadtbahn träume, was leider völlig unrealistisch sei. Schon allein der jetzige Schnellbus koste über 300.000 Euro pro Jahr. "Ich will nicht versprechen, dass wir eine bessere Taktung hinbekommen."
Senior*innen und Schule
"Wir hoffen, dass wir einen externen Partner finden", war OB Horns Antwort auf die Frage eines Bürgers, ob in Tiengen ein Seniorenheim geplant sei. Nachdem sich das bislang "Hinter den Gärten" geplante Projekt zerschlagen habe, suche die Stadt aktuell nach einem neuen Träger für diesen Standort. "Ein fertiges Konzept haben wir noch nicht."
Deutlich konkreter wird es hingegen schon bald bei der weiterführenden Schule, die in Opfingen entstehen wird. Noch vor der Sommerpause werde der Gemeinderat über die Schulart entscheiden. Aktueller Favorit sei eine Verbundschule, die Gymnasium und Gemeinschaftsschule unter einem Dach vereint und damit alle Schulabschlüsse ermöglicht. Danach könnten konkrete Planungen für ein Raumkonzept für die dann sechszügige Schule beginnen. Einen erheblichen finanziellen Grundstock gibt es bereits: Aus den zu erwartenden Erlösen der Neuausschreibung der Abfallwirtschaft sollen 20 Millionen Euro verbindlich für den Schulneubau reserviert werden.
Der Oberbürgermeister beendete die kurzweilige Gesprächsrunde mit der Bitte, sich nicht dem Jammern hinzugeben. In Tiengen, so der Eindruck, ist dieser Appell aber kaum nötig. Von Jammern jedenfalls war an diesem Abend keine Spur.
Dieser Artikel erschien im Amtsblatt Nr. 885 vom 12. April 2025. Wer auf dem Laufenden bleiben will, wird alle zwei Wochen per Newsletter über das neue Amtsblatt informiert. Jetzt anmelden!