Klimaschutz scheint sich schlecht mit erhaltenswerten Fassaden oder gar denkmalgeschützten Gebäuden zu vertragen. Denn weder kann es Ziel sein, Gebäude hinter uniformen Wärmeplatten zu verstecken noch kann die Antwort darin liegen, alles beim alten, und damit hohen Energieverbrauch zu lassen. Hier gilt es stattdessen, mit allen Beteiligten individuelle und gute Lösungen für das einzelne Objekt zu suchen.
Steckbriefe
Die Stadt Freiburg hat deshalb nach guten Lösungen im Stadtgebiet gesucht und diese in Steckbriefen dargestellt:
Mit der Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles der Alten Stube in St. Georgen wurde ein Energiekonzept realisiert, das Modellcharakter hat. Ein möglichst hoher energetischer Standard sollte hier mit einer möglichst umweltfreundlichen Energieversorgung kombiniert werden. Und all dies unter den besonderen Anforderungen der historischen Bausubstanz.
Die neu genutzte Scheune wurde trotz der Auflagen des Denkmalschutzes, die eine Dämmung der Außenwand ausschließen, auf einen Neubaustandard gemäß der EnEV 2016 gebracht. Die anderen bestehenden Gebäude wurden – wo bauliche Änderungen erfolgten – energetisch auf Neubaustandard ertüchtigt, insbesondere die Dächer und die Fenster. Der Wärmeabfluss durch die Gebäudehülle wurde teilweise durch Innendämmung reduziert, da eine Außendämmung aus Gründen des Denkmalschutzes nicht realisierbar war. Damit war die Innendämmung die einzige verfügbare Option, um Energiereduktion und Raumkomfort zu verbinden. Weil allein im Stadtgebiet Freiburgs rund 13 Prozent der Bestandsbauten ähnliche Einschränkungen unterliegen, nutzt man in der Wirtewohnung der Stube fünf unterschiedliche Techniken der Innendämmung.
In Kooperation mit der Universität Stuttgart werden die Dämmvarianten über die kommenden zwei Jahre hinweg messtechnisch beobachtet und schließlich bewertet. Damit soll eine Basis für die Sanierung anderer Baudenkmäler geschaffen werden. Begleitend dazu sind Schulungen, Dokumentationen und Öffentlichkeitsarbeit geplant, teils auch in den Veranstaltungsräumlichkeiten vor Ort. Angesprochen werden sowohl Experten als auch Hausbesitzer, die eine energetische Sanierung bei ähnlicher Fallkonstellation bewerkstelligen wollen. Für dieses Forschungs- und Kommunikationsprojekt wurden Fördermittel aus dem Innovationsfonds der Badenova eingesetzt.
Die Wärmeversorgung des Stubeareals übernimmt ein Holzpelletskessel, die Kühlung des Veranstaltungsraums erfolgt mittels natürlicher, passiver Kühlung. Diese Variante kombiniert eine besonders hohe CO2-Reduktion mit einer umweltfreundlichen Kühlung und einer guten Wirtschaftlichkeit. Bei den Investitionskosten handelt es sich zudem um eine der günstigsten Varianten. Ergänzt wird die Wärme- und Kälteversorgung durch eine PV-Anlage auf dem Dach der Kegelbahn und eine PV-Anlage auf dem Anbau der Scheune. Trotz der Verdopplung der Nutzungsfläche um rund 1.000 Quadratmeter wird der Energieverbrauch um 60 Prozent unter dem früheren Bedarf liegen. Verglichen mit einer Sanierung nach gesetzlichem Mindeststandard lassen sich mit dem vorliegenden Konzept etwa 90 Prozent der bisherigen CO2-Emissionen vermeiden. (Auszug aus: „Mittendrin, das Stubenareal in St. Georgen“, Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen.)
Kurzfassung: Im Video stellen wir Sanierungsaspekte beim Umbau der des historischen Ensembles der Alten Stube in Freiburg - St. Georgen vor. Es befasst sich vor allem mit Techniken und Baustoffen zur Innendämmung, die bei denkmalgeschützten Gebäuden neue Möglichkeiten zur Energieeinsparung bieten. Das Projekt wird vom Umweltschutzamt der Stadt Freiburg koordiniert und von der Universität Stuttgart wissenschaftlich begleitet. Es wird als Pilotvorhaben gefördert aus Mitteln des Innovationsfonds der badenova.
Broschüre: Energetische Sanierung von erhaltenswerten Altbauten in Freiburg
Einen guten Einstieg in das Thema bietet auch eine Broschüre zum Thema, in den fachlichen Inhalten von der Stadt Frankfurt am Main übernommen. Ergänzt wurde die Broschüre mit vier Sanierungsbeispielen aus Freiburg sowie einem Beitrag und Anregungen des Referats Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Freiburg und dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.