Anlass zur Erarbeitung der Leitlinien im Jahr 2012 waren die Diskussionen um den Verwaltungsneubau im Zuge der sogenannten Verwaltungskonzentration am damaligen Technischen Rathaus. Dieser Prozess bringt für den Stühlinger spürbare Veränderungen mit sich bringen, deshalb wurde die Bürgerschaft im Stadtteil frühzeitig in die Erarbeitung der Stadtteilleitlinien einbezogen. Bereits im Rahmen der vorangegangenen Beteiligung zur Verwaltungskonzentration hatte sich eine „Koordinationsgruppe für die Stadtteilentwicklung Stühlinger“ (kurz: „KOSS“) gebildet. Neben dem Bürgerverein Stühlinger waren in der KOSS verschiedene Institutionen und Akteure aus dem Stadtteil vertreten, um eine möglichst breite Beteiligung der Bevölkerung zu gewährleisten. Unter anderem haben Bürger_innen sich in einem zweitägigen Workshop im November 2012 intensiv mit ihrem Stadtteil auseinandergesetzt. Die vier Arbeitsgruppen: „Soziales, Kultur, Gastronomie und Handel“, „Wohnen“, „Verkehr“ und „Freiraum“ wurden jeweils gemeinschaftlich von der KOSS und der Stadtverwaltung moderiert.
Die Ergebnisse der Beteiligungsphase dienten als Grundlage für die Erarbeitung der Stadteilleitlinien und des Freiraumkonzepts. Die beiden Konzepte finden Sie unter diesem Link als Teil der betreffenden Beschluss-Drucksache.
Freiraumkonzept
Das Freiraumkonzept ist ein wesentlicher Baustein der integrierten Stadtteilleitlinien und dient als mittel- bis langfristige Strategie für die Etablierung eines tragfähiges Freiraumsystems. Die Freiraumstruktur im Stadtteil ist geprägt durch Siedlungen unterschiedlicher Bauepochen: das Gründerzeitgebiet zwischen Wentzingerstraße und Eschholzstraße mit seiner Blockrandbebauung und gegliederten Innenhöfen, die offene Zeilenbebauung der Nachkriegsjahre mit den wenig genutzten Rasenflächen zwischen Eschholzstraße und Fehrenbachallee und die Großwohnsiedlung der 1970er-Jahre westlich der Fehrenbachallee. Das Ziel und die Aufgabe des Freiraumkonzepts für das nächste Jahrzehnt ist, den Bewohnern die typologische Vielfalt der öffentlichen Freiräume ihres Stadtteils bewusst zu machen und Barrieren und Stadtbezirksgrenzen durch übergeordnete Verknüpfungen zu überwinden.
Stadtteilleitlinien
Die Stadtteilleitlinien setzen sich zusammen aus Leitbild, Leitzielen, Strukturkonzept sowie Entwicklungspotenzialen, die den Rahmen für die städtebauliche Entwicklung der nächsten Jahrzehnte bilden. Ausgehend von den Ideen der Bürgerinnen und Bürger, den Ergebnissen der Bestandsaufnahme sowie dem Freiraumkonzept Stühlinger fassen die Stadtteilleitlinien die Entwicklung des Stühlingers in einem strategischen Handlungsrahmen zusammen.
Den konzeptionellen Rahmen für die zukunftsfähige städtebauliche Entwicklung des Stadtteils und die Stärkung seiner Identität bilden das „urbane Rückgrat“ des Stadtteils (d.h. die Eschholzstraße mit dem zentralen Bereich zwischen Lehener Straße und Engelbergerstraße), die gesamtstädtische Entwicklungsachse entlang der Wannerstraße und das hochwertige Freiraumnetz, der „Stühlinger-Ring“. Aufbauend auf den beschriebenen Leitlinien stellt das Strukturkonzept die räumlichen Entwicklungsschwerpunkte zusammen und ordnet sie verschiedenen Themen wie Stadtbild, Verkehr, Freiraum, Nahversorgung und Wohnen zu.
Die Entwicklungspotenziale bündeln die aus der konzeptionellen Arbeit abgeleiteten Empfehlungen. Dabei wird zwischen räumlichen und inhaltlichen Entwicklungspotenzialen unterschieden. Es wird aber darauf hingewiesen, dass diese Potenziale im Rahmen der Stadtteilleitlinien einen reinen Empfehlungscharakter besitzen und demnach kein konkretes Investitionsprogramm seitens der Verwaltung verlangen.
Projektliste für den Umsetzungsfonds
Der Gemeinderat beschloss die Stadtteilleitlinien Stühlinger im Oktober 2014 als städtebauliche Planung nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB und zudem einen Umsetzungsfonds von 78.000 Euro. Dieser Betrag entsprach 5 Euro je Einwohner_in und sollte die zeitnahe Umsetzung von für den Stadtteil wichtigen kleineren Maßnahmen oder Projekten aus den Stadtteilleitlinien finanzieren. Die ausgewählten Projekte auf der Projektliste wurden dabei durch eine öffentliche Veranstaltung des Bürgervereins mit weiteren Akteur_innen erarbeitet. Aus der Veranstaltung gingen folgende Projektideen hervor:
Sport im Stühlinger - Bau eines (Kunst-)Rasenplatzes auf einem der Tennenplätze
Kirchplatz beleben - Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie
Themengarten – Stadtteilgarten für Kinder und Jugendliche
Bücheraustauschzelle
Stadtteilgeschichten - Hörspaziergang durch den Stühlinger
Gewässer und Bäche - Erarbeitung einer Konzeptstudie zu den Gewässerläufen
Umsetzung und weitere Schritte
Bereits im Jahr 2017 wurde ein neuer Kunstrasenplatz an der Ferdinand-Weiß-Straße gebaut. Da das Projekt wesentlich teurer als das Budget des Umsetzungsfonds war, wurden zusätzliche Gelder aus städtischem Haushalt bereitgestellt. Grund dafür war, dass der Anschaffungspreis des Kunstrasens in Zukunft durch niedrige Unterhaltungskosten ausgeglichen werden. Aufgrund der guten Platzqualität zieht der Sportplatz aber auch über den Stadtteil hinaus Sportbegeisterte an.
Ebenso wurden Umfragen und Workshops zur Belebung des Kirchplatzes durchgeführt und wurde eine Kleingartenparzelle im Gewann Kleineschholz zu einem Themengarten entwickelt. Dieser pädagogische Themengarten wurde jedoch nach Aufbrauchen des verfügbaren Projektbudgets im Jahr 2019 beendet. Ein Bücheraustauschzelle befindet sich aktuell (Ende 2022) noch in der Konzeptphase, aber einen Hörspaziergang zum Stadtteil Stühlinger finden Sie als sogenannten „Audioguide“ auf der Projektwebseite des Vereins Kommunikation und Medien. Obwohl die Erarbeitung einer Konzeptstudie zur Entwicklung der Gewässerläufen im Einvernehmen mit den beteiligten Bürger_innen verworfen wurde, wurden die Ideen im Freiraumrahmenplan Stühlinger-West berücksichtigt und im Zuge der Neubauvorhaben Kleineschholz und Im Metzgergrün umgesetzt.
Die Stadtteilleitlinien als Leitbild für die räumliche Entwicklung
Die Stadtteilleitlinien sind das Leitbild für die strukturelle Weiterentwicklung des Stadtteils Stühlinger in den nächsten 10 bis 15 Jahren. Die adäquate öffentliche Freiraumversorgung und Schaffung von zusätzlichem Wohnraum sollen dabei - wie im Perspektivplan Freiburg 2030 formuliert - gleichwertig und vorrangig betrachtet werden. Im Ergebnis ist dieses informelle Planungskonzept auch ein wichtiger Baustein für den neuen Flächennutzungsplan Freiburg 2040 mit integriertem Landschaftsplan. Die Stadtteilleitlinien werden bei Bebauungsplanverfahren, wie zum Beispiel für die Neubauquartiere Kleineschholz und Im Metzgergrün berücksichtigt.
Downloads
Beschluss-Drucksache G-15/014STELL Stühlinger Umsetzung der ProjektlisteBeschluss-Drucksache G-14/193 Stadtteilleitlinien (STELL) und Freiraumkonzept Stühlinger a) Kenntnisnahme des Planungsdokuments 'Stadtteilleitlinien Stühlinger' und Beschluss als städtebauliches Entwicklungskonzept nach § 1 Abs. 6 Satz 11 BauGB b) Kenntnisnahme des Planungsdokuments 'Freiraumkonzept Stühlinger' c) Einrichtung des Umsetzungsfonds