brace, Anna Schütten
( ) – was man von hier aus hören kann. Ausgehend vom Gedanken einer Konzertbestuhlung für die Soundscape der Kreuzung orientiert sich die künstlerische Arbeit brace in ihrer Form an verschiedenen Präsentationsstrukturen und -formaten – von einem aus dem Boden gestampften Podest oder Trittstufen, die zum Sitzen genutzt werden, einer Behauptung als Speakers Corner, Abstandhalter oder, je nach Tageslicht, aufleuchtender Kontur. Der Kontrast der retroreflektierenden Metallbänder wird in der Dunkelheit bei einfallendem Licht verstärkt. Es macht die Fläche in der Dämmerung in ihren Konturen sichtbar und lenkt die Augen auf diesen städtischen Zwischenraum.Die leicht abschüssige Wiese wird mit zwei metallenen, reflektierenden Klammern gefasst, ihr Zwischenraum begradigt. Die gebogene Form richtet sich nach der Kreuzung aus, nimmt aber auch den Trampelpfad, die „desire line“ der Passierenden an der spitz zulaufenden Rasenecke auf. Die Klammern führen die Formsprachen der Umgebung fort und bilden einen Übergang zwischen den geschwungenen Bahn- und Straßenlinien der Kreuzung einerseits und den geraden Kantenformen des neu angelegten Gutleutmatten-Quartiers auf der anderen Seite.Auch im Material lehnt sich die Arbeit an ihre Umgebung an, verweist auf die benachbarten, durch Gras verlaufenden Metallbänder der Straßenbahnschienen und das retroreflektierende Weiß der Fahrbahnmarkierung und Verkehrsschilder.Während der drei Jahre KiöR Gutleutmatten wird brace zur Basis und Stütze für unterschiedliche Kunstformen; sie dient als Treff- und Ausgangspunkt für performative Interventionen ebenso wie als austarierte Grundfläche potenzieller installativer Arbeiten. Dabei schottet die Arbeit die Ausstellungsfläche nicht von ihrer Umgebung ab, sondern integriert sich in das Gelände, lässt Witterungsbedingungen und unterschiedlichste Blickwinkel zu. brace definiert mit ihren Klammern einen städtischen Zwischenraum, einen Einschub, in dem oder aus dem heraus ein gedanklicher wie physischer Raum für weitere Arbeiten entstehen kann. (Ausschnitt aus dem Entwurf von Anna Schütten)
(Text: Anna Schütten)
Anna Schütten (*1989 in Köln) hat Freie Kunst an der Kunstakademie Karlsruhe, Außenstelle Freiburg, und Epistemische Medien an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf studiert. Neben Einzel- und Gruppenausstellungen besteht ihre künstlerische Praxis aus interdisziplinären und kooperativen Ansätzen. Sie war künstlerisches Mitglied im Kuratorium der Simultanhalle Köln und hat 2019 das mæro ensemble mitbegründet. Für ihre Projekte erhielt sie verschiedene Auszeichnungen und Förderungen, zuletzt die Artist-in-Residence des Global Forest e.V., St. Georgen (Schwarzwald), das NEUSTARTplus Stipendium der Stiftung Kunstfonds und das Recherchestipendium für Musik der Stadt Köln.
Webseite: Anna Schütten – artist