Klimaschutzbilanz der Stadt Freiburg bis 2022
Mehr Anstrengung fürs Klima nötig

Freiburg hat zwar Fortschritte beim Klimaschutz gemacht, das Ziel „Klimaneutralität bis 2035“ ist aber noch weit entfernt. Das geht aus der aktuellen Klimaschutzbilanz der Stadt bis 2022 hervor. Zwar sind die CO2-Emissionen pro Einwohner seit 1992 deutlich gesunken, aber das reicht nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Insbesondere bei der Reduzierung des Energieverbrauchs und beim Ausbau erneuerbarer Energien gibt es noch viel zu tun.
Nach einem kurzfristigen Rückgang der weltweiten CO2-Emissionen im „Corona-Jahr“ 2020 sind die globalen CO2-Emissionen seit dem Jahr 2021 jährlich wieder angestiegen und erreichten im Jahr 2023 einen neuen Rekord. Die Jahre 2023 und 2024 waren geprägt von alarmierenden Negativ-Rekorden zum Klimawandel. Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag die globale Temperatur 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. In diesem Zeitraum war jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn.
Für Freiburg zeigt sich im Ergebnis folgendes Bild für die CO2-Entwicklung seit 1992 bis 2022:
CO2-Emisisonen pro Einwohner* in in Freiburg 1992 bis 2022 (witterungskorrigiert)
Die CO2eq-Emissionen pro Einwohner*in sind von 11,76 Tonnen im Jahr 1992 auf 6,85 Tonnen im Jahr 2022 gesunken. Sie liegen damit um 42,9 Prozent pro Einwohner*in niedriger als 1992. Dabei reduzierte sich im Energiebereich die Emissionen um 48,6 Prozent und von um 22,7 Prozent im Verkehrsbereich. Pro Jahr beträgt die durchschnittliche Absenkung der CO2-Emissionen im Durchschnitt seit 1992 pro Kopf -1,43 Prozentpunkte.
Die absoluten CO2-Emissionswerte sind seit 1992 von 2.320 Millionen Tonnen um 30,8 Prozent gesunken und betragen im Jahr 2022 1,605 Millionen Tonnen. Dies entspricht einer Minderung von 715.000 Tonnen. Auf den Verkehrsbereich entfallen aktuell insgesamt rund 28,3 Prozent der CO2-Emissionen und auf den Energiebereich 71,7 Prozent.
Die Klimabilanz 2022 zeigt, dass die Emissionen nach der Pandemie wie erwartet wieder leicht angestiegen sind. Allerdings liegen die Emissionen trotz dieses Anstiegs immer noch unter denen des letzten Jahres vor der Pandemie 2019. Auch der Endenergieverbrauch ist weiterhin gesunken. Dieser ist ein Parameter für den tatsächlichen Energieverbrauch vor Ort als Ergebnis der lokalen Energiepolitik und des Verbrauchsverhaltens der verschiedenen Sektoren und zeigt, dass Freiburg grundsätzlich auf dem richtigen Weg ist.
Entwicklung der absoluten CO2-Emissionen (witterungskorrigiert)
Beim Verkehrsbereich sind die immer noch recht deutlich unter den Werten von 2019 liegenden Emissionen ein positives Ergebnis. Dass die an den Dauerzählstellen des Landes erfasste Verkehrsbelastung nicht wieder auf das vorpandemische Niveau angestiegen ist, legt eine Verstetigung von Veränderungen im Mobilitätsverhalten nahe. Insbesondere der Effekt der in der Pandemie vermehrt etablierten Option zum Homeoffice könnte hierbei eine wichtige Rolle spielen. Auch die hohen Benzin- und Dieselpreise im Jahr 2022 hatten mit großer Wahrscheinlichkeit eine Auswirkung auf das Mobilitätsverhalten.
Diese positiven Trends bei der Entwicklung der lokalen Emissionen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Tempo der Emissionsabsenkung nicht annähernd genügt, um auch nur in die Nähe des vom Gemeinderat beschlossenen Ziels für die Klimaneutralität in 2035 zu kommen. Wie der Gutachter ausführt, müsste sich dafür ab sofort bis 2035 die Geschwindigkeit der jährlichen CO2-Reduktion in Freiburg im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 15 Jahre versechsfachen. Es wird deutlich, dass dies eine kaum zu bewältigende Herausforderung ist.
Um beim kommunalen Klimaschutz weiter voranzukommen, muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Freiburg weiter zielgerichtet vorangetrieben werden. Das heißt, es müssen neue und zusätzliche Windkraftstandorte und mehr Photovoltaik insbesondere auf allen dafür in Frage kommenden Dachflächen ermöglicht werden.
Noch wichtiger für die Klimabilanz und die Erreichung der Klimaneutralität in Freiburg sind in einem ersten Schritt die weitere Reduktion der Energiebedarfe in allen Sektoren sowie ein Ausstieg aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die immer noch 80 Prozent des Verbrauchs im Energiesektor ausmachen. Entscheidend hierfür ist der Wärmesektor, sei es die Heizenergie in den privaten Haushalten und dem Gewerbe oder die Prozesswärme in der Industrie. Die strategischen Weichenstellungen dafür sind in Freiburg durch die Beschlüsse zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung erfolgt.
Nur durch eine in allen Bereichen ambitionierte städtische Energiepolitik sowohl durch Einsparungen und der maximalen Erzeugung von regenerativem Strom als auch der dadurch möglichen Nutzung zukunftsweisender Technologien wie E-Mobilität, Wärmepumpen oder grünem Wasserstoff und der dadurch möglichen Substitution fossiler Energien kann es gelingen, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen und die Lebensgrundlagen und die Lebensqualität in Freiburg für die Zukunft zu sichern.