Zunehmende Dichte, wachsende Ansprüche, steigende Kosten, die Ansprüche sozialer Durchmischung und sozialer Gerechtigkeit, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit, – die Wohnraumplanung der Zukunft stellt Stadtplaner und Architekten vor anspruchsvolle Aufgaben und ist von herausragender gesellschaftlicher Bedeutung. Denn spätestens mit Beginn der Ausbildung oder durch den beruflich bedingten Umzug in eine neue Stadt stellt sich jungen Menschen die Frage, wie sie eine bezahlbare Wohnung finden. Auch Menschen, die nach Familiengründung eine größere Wohnung suchen oder langjährige Mieterinnen und Mieter, die wegen Trennung oder Kündigung eine neue Wohnung benötigen, sind mit dieser Frage konfrontiert. Die Wohnungssuche ist umso schwieriger in einer Stadt wie Freiburg, die in den vergangenen Jahren enorm gewachsen ist. Die Entwicklungen wirken sich drastisch auf den Wohnungsmarkt aus. Freiburg ist, wie viele Groß- und Universitätsstädte, mit rasant steigenden Immobilien- und Mietpreisen konfrontiert. Generell gilt leider: Viele Menschen mit unteren und mittleren Einkommen können sich das Wohnen in Freiburg kaum mehr leisten
Mit der Fachkonferenz Wohnen, welche am 18. März 2019 in Freiburg stattfand, wurden in einem hochkarätigen, international besetzten Forum „neue Impulse für das Wohnen von morgen“ von Expert_innen aus Wissenschaft, Forschung sowie der Praxis gesetzt. Klar ist: Ein Patentrezept für die qualitätsvolle und bezahlbare Wohnraumplanung gibt es nicht. Doch es gibt durchaus wirksame Stellschrauben, wichtige Weichenstellungen und kluge Ideen für verantwortungsvolle Lösungen. Die Beiträge der Referierenden haben deutlich gemacht, welche Chancen und Spielräume, Hemmnisse und Konflikte es zu bedenken gibt und wie diesen mit fundierten Konzepten zu begegnen ist
Impressionen aus der Veranstaltung
Um diese große Aufgabe bewältigen zu können, hat die Stadt Freiburg erstmals zu einer Fachkonferenz Wohnen eingeladen. Die Resonanz war sehr groß. Mehr als 300 Interessierte aus Architektur- und Stadtplanungsbüros, dem Gemeinderat und der Wohnungswirtschaft kamen ins Konzerthaus und verfolgten die Fachbeiträge, Diskussionen und Arbeitsgruppen. Oberbürgermeister Martin Horn, der zum Beginn seiner Amtszeit diese Konferenz angeregt hatte, bezeichnete den Wohnungsbau als „größte Herausforderung für Freiburg.
Beiträge für ein besseres, bezahlbareres Wohnungsangebot von morgen
Um Antworten auf die drängenden Wohnungsfragen zu erhalten, informierten verschiedene Referierende in vier „Panels“ über unterschiedliche Schwerpunkte zur Wohnungsthematik. Die Folien zu den Präsentationen der jeweiligen Panels sind hinterlegt und können abgerufen werden.
Panel 1: Leistbar
Im Panel 1 wurden die ökonomischen Rahmenbedingungen, die Kommunen erfüllen müssen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu sichern diskutiert. Die Frage, welche Wohnungsbauformen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum geeignet sind, stand dabei im Vordergrund.
Panel 2: Dichte und Qualität
Was bedeutet eigentlich soziale und bauliche Dichte? Und wie kann der bezahlbare Wohnraum städtebaulich ausgeführt werden? Diese Fragen wurden von den Referierenden im Panel 2 näher vorgestellt und betrachtet. Um einen weitreichenden Überblick über diese Fragestellungen zu gewinnen, ging der Blick nach Amsterdam und Wien über die Freiburger Stadtgrenzen hinaus.
Panel 3: Bodenpolitik
Damit die kommunalen Ziele auch erreicht werden können, bedarf es Strategien der Baulandbeschaffung, die im Panel 3 diskutiert wurden. Dabei ging es um praxistaugliche Baulandbeschaffungs- und Finanzierungsmodelle anhand bewährter Referenzprojekte, die die nachhaltige Gewährleistung einer sozial-gerechten Bodenpolitik sicherstellen sollen.
Panel 4: Hohe Qualität - tragbare Kosten
Was ist aus beispielgebenden Bauvorhaben hinsichtlich der Vereinbarkeit von Qualität und Kosten zu lernen und welche Faktoren sind maßgeblich für den Erfolg? Das wurde im Panel 4 anhand bereits erfolgreich realisierter Projekten erläutert und zudem der Frage nachgegangen, wie ein guter energetischer und komfortabler Wohnstandard auch im bezahlbaren Bereich in Zukunft umgesetzt werden kann.
Ein Impuls für die Freiburger Wohnungsbauoffensive
Für die Zukunft der Freiburger Wohnungsbauoffensive lieferte die Konferenz wichtige Erkenntnisse. Deutlich wurde in den Beiträgen, dass der freie Markt die Probleme des angespannten Wohnungsmarktes nicht selber lösen kann. Überließe man die Entwicklungen auf dem Wohnungsbausektor allein Privaten, seien Zersiedlung, Segregation – also die Entmischung verschiedener Einkommensgruppen –, Preissteigerungen und zunehmende Pendlerbewegungen die Folge. Daher besteht hoher Handlungsbedarf, bei dem eine aktive Bodenpolitik Voraussetzung für preisgünstiges Bauen und Wohnen ist. Durch den Erwerb eigener Grundstücke kann die Stadt in Zukunft besser steuern und zusammen mit gemeinwohlorientierten Unternehmen, wie zum Beispiel Baugenossenschaften, ein bedarfsgerechtes und bezahlbares Wohnungsangebot zur Verfügung stellen. Alle Fachvorträge und Erkenntnisse aus der Fachkonferenz Wohnen sind hier im Tagungsreader festgehalten und können eingesehen werden.