Angela Bezzenberger 04/2020 - 10/2024
Angela Bezzenberger, absolvierte ihr Studium der Landschaftsarchitektur an der Universität Kassel und arbeitete nach dem Studium von 1980 bis 1982 im Büro für Landschaftsarchitektur Valentien und Valentien in Stuttgart. 1982 gründete Sie zusammen mit Brigitte Schmelzer die Planungsgruppe Landschaftsarchitektur + Ökologie in Stuttgart. Sie wechselte dann 1995 nach Darmstadt und gründete dort ihr eigenes Büro unter dem Namen Landschaftsarchitektur und Ökologie, Angela Bezzenberger. Die Projekte des Büros sind zahlreich und vielfältig. 1997 wurde Sie mit dem deutschen LandschaftsArchitktur-Preis ausgezeichnet. Zu ihrem breiten Tätigkeitsfeld gehörte unter anderem eine Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel im Fachbereich Landschaftsarchitektur und Entwerfen und Lehraufträge an der TU München, Fachhochschule Biberach im Fachbereich Städtebau und an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.Als Preisrichterin kann sie auf eine jahrelange Erfahrung bei nationalen und internationalen Wettbewerben zurück blicken. Für die Städte Darmstadt, Fulda und Bensheim war sie als Gestaltungsbeirat tätig. Angela Bezzenberger ist im Oktober 2023 im Alter von 67 Jahren verstorben.
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Statement zu ihrer Arbeit in Freiburg
In der Stadt- und Landschaftsplanung sind die Aufgaben und Prozesse interagierend, Fachwissen muss sich ständig erweitern. Schnittstellen zu benachbarten Disziplinen sind einzubeziehen, Bauherren und Investorenwünsche. Oft ist das Miteinander reibungsvoll und konfliktträchtig. Aber nur mit dem zusammengetragenen Wissen ist es möglich, Stellschrauben zu formulieren und Veränderungen abzuleiten. Die Vermittlung dessen geschieht im Gestaltungsbeirat in einem interdisziplinären Gremium zusammen mit den Ämtern der Stadt umso erfolgreicher, je früher ein Projekt betrachtet wird.
Die Vielzahl der Projekte bildet ein Puzzle unterschiedlicher Planungsmaßstäbe im Stadtkontext ab. Dabei erweisen sich die Projekte doch jeweils als bedeutsam im Hinblick auf die ökologischen Anforderungen und Ziele, die gestalterische Kreativität, Schönheit sowie die Eröffnung eines sozialen Aktivitätsraums der Menschen. Dies zu befördern ist unser Anliegen. Im Gestaltungsbeirat kann nur ein Ausschnitt der Vielzahl von Projektentwicklungen in der Stadt Freiburg betrachtet werden. Diese sind immer – trotz fehlender Nähe im Jahr 2021 durch Videokonferenzen kompensiert – sehr gut vorbereitet, so dass auch für die Öffentlichkeit ein Bild der Projekte in der Stadt entsteht, Beurteilungsgrundlagen und eine Diskussionsplattform zur Verfügung gestellt wird, um die Stadt Freiburg in ihrem komplexen Geflecht zu sehen und Stadt als Natur zu befördern.
Dass die Stadt Freiburg den Gestaltungsbeirat mit externen unabhängigen Beratern einberufen hat zeigt das Interesse und den Willen an guten Lösungen. Unabhängige Beratung einzuholen ist nicht immer konfliktfrei. Es ist eine wunderbare Herausforderung, die Stadt Freiburg im Gestaltungsbeirat unterstützen zu dürfen.“
Januar 2022Anett-Maud Joppien
Anett-Maud Joppien 01/2019 - 12/2021
Vorsitz von 04/2020 - 12/2021
Anett-Maud Joppien, geb. 1959 in Frankfurt am Main absolvierte ihr Architekturstudium an der TU Berlin, der TH Darmstadt, University of Illinois at Chicago und University of California, Berkeley (Fulbright Stipendium). Sie ist Mitbegründerin von Dietz Joppien Architekten AG in Frankfurt, Berlin, Potsdam und Mitglied des Vorstandes. Die Projekte des Büros sind vielfältig und wurden mit zahlreichen Architekturpreisen ausgezeichnet. Zu ihrem breiten Tätigkeitsfeld gehörte unter anderem eine Gastprofessur an der Universität Hannover und der Technischen Universität Darmstadt. Von 2003-2011 war sie als Professorin an der Bergischen Universität Wuppertal für den Fachbereich Baukonstruktion und Entwerfen tätig. Seit 2011 ist sie Professorin an der Technischen Universität Darmstadt für den Fachbereich Entwerfen und Gebäudetechnologie. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis/TOP 3, dem Deutschen Holzbaupreis sowie für ihre Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Darmstadt mit dem Athene-Preis. Als Preisrichterin kann sie auf eine jahrelange Erfahrung bei ca. 300 nationalen und internationalen Wettbewerben zurückblicken. Für die Städte Karlsruhe, Mainz und Mannheim war bzw. ist sie bereits als Gestaltungsbeirätin tätig. Seit 2013 ist sie Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
Statement zu ihrer Arbeit in Freiburg
Auf die Frage an Prof. Dr. Walter Siebel (Soziologe) - Wie sieht die ideale Stadt aus? - antwortete er:
„Eine Stadt, die ich mir wünschen würde, wäre ein Stadt, die in Respekt vor der Präsenz der Geschichte die Stadt anpasst an die gegenwärtigen Bedürfnisse, ohne Geschichte zu vernichten und ohne das, was künftige Generationen an Bedürfnissen, an Interessen, an Hoffnungen an eine Stadt herantragen im Wortsinne zu verbauen“.
(Aus Video "Dynamik und Wandel" zur Entwicklung der Städte am Rhein 1910 – 2010)
Das Zitat reflektiert die Grundwerte der Nachhaltigkeit, unser aller Verantwortung respektvoll in das Gestern, kreativ in das Heute und visionär in das Morgen zu blicken. Dies betrifft nicht nur den Städtebau, die Architektur, sondern in hohem Maße auch die mit unserer Disziplin verbundenen gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben.Die Stadt Freiburg gehört zu jenen wenigen Städten in Deutschland, in Europa, die den Zukunftsdiskurs um ganzheitlich orientierte städtische Entwicklungsfragen vorbildhaft und kontinuierlich angeführt hat. Schon ab 1985 entwickelte sich nach Einstellung der „Kläranlage Rieselfeld“ die Vision für den Stadtteil Rieselfeld, der nach dem städtebaulichen Wettbewerb innerhalb eines Entwicklungsprozesses von 20 Jahren in einem Beispielprojekt mündete: Hochaktuelle Themen einer holistischen Ganzheitlichkeit wie u.a. kompakte Bauweisen, hohe energetische Standards, der Einsatz regenerativer Energiequellen, Inklusion auf allen Ebenen wurden bereits „vor der Zeit“ als Leitthemen definiert und bei der Realisierung schrittweise umgesetzt. Es folgte das Quartier Vauban als weiteres großes Konversionsprojekt auf dem ehemaligen Kasernengelände der französischen Streitkräfte. Die Leitthemen wurden dabei um die Förderung des Bürgerengagements, das Bauen in der Gemeinschaft, Wohnformen für verschiedene Lebensmodelle, ökologische Vorgaben und ein konsequentes Mobilitätskonzept erweitert. Diese vorausschauenden und auf Freiburg individuell abgestimmten wie auf andere Städte skalierbare Entwicklungen sind maßstabgebend – und zeigen Mut für Neues, für Wandel und Experiment.Es ist beeindruckend, dass Freiburg vor der Komplexität langer und vielfältiger Entwicklungsprozesse nicht zurückschreckt, sondern diese, ganz im Gegenteil, als Herausforderung und Auftrag annimmt. Dieses Selbstverständnis und in Folge eine dynamische und weichenstellende planerische Kultur der Stadt mit Umsicht entwickelte sich aus dem hohen Qualitätsanspruch und der Kompetenz der KollegInnen der verantwortlichen städtischen Fachämter. Das ist ein sehr hohes Gut, das einmal mehr anhand der herausragenden Ergebnisse der Stadtentwicklung und Architekturqualität in Freiburg verdeutlicht, dass der „Staat“ seine Instrumente, manchmal auch „härtere“, nutzen sollte, um den kollektiven Interessen unserer Gesellschaft zu dienen. Baukultur und Nachhaltigkeit zu sichern bedeutet Wandel und Veränderung zu bejahen und individuelle Interessen in Fragen zu stellen. In Freiburg ist dies bisher gelungen, doch diese Verantwortung wird heute verstärkt durch die tiefgreifenden Einflüsse u.a. durch die Pandemie, den Klimawandel, den Verlust der Biodiversität und Resilienzfragen, die Transformationen auf allen Ebenen erfordern. Freiburg als Stadt mit baukultureller Tradition, aber auch kritischer Diskursbereitschaft und Offenheit für vielfältige Positionen kann ihre Stärken und Erfahrungen nutzen, um wieder Vorreiter für Wandel und Entwicklung zu sein. Für Freiburg wünsche ich mir für heute und morgen weiter den verwurzelten Mut zum Experiment, das Erkennen von relevanten Zukunftsthemen, die den Weg in kreative wie innovative Lösungen ebnen und – im Idealfall andere Städte ermutigen und inspirieren können.Persönlich war meine Arbeit im Gestaltungsbeirat Freiburg geprägt von fachlicher und menschlicher Wertschätzung innerhalb unseres Gremiums, hervorragender Vorbereitung der Sitzungen, einem offenen, konstruktiven wie respektvollen Diskurs über die Projekte mit allen Beteiligten und viel Unterstützung, auch durch das Engagement der KollegInnen im Architekturforum. Ich bin dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen seitens der Stadtverwaltung und werde der Stadt auch zukünftig in besonderer Weise verbunden bleiben.
Januar 2022Anett-Maud Joppien
Zvonko Turkali 04/2014 - 03/2020
Vorsitz von 01/2019 - 03/2020
Prof. Zvonko Turkali, geboren 1958, ist deutscher Architekt kroato-ungarischer Abstammung. Nach dem Studium der Architektur an der FH Frankfurt, der Städelschule Frankfurt und der Harvard Universität in Cambridge, U.S.A. war er wissenschaftlicher Assistent an der RWTH Aachen und Gastprofessor an der Universität Kassel. 1988 gründete er in Frankfurt das Büro Turkali Architekten. Seit 1998 ist er Professor an der Leibniz Universität Hannover. Als Mitglied von Gestaltungs- und Städtebaubeiräten hat er zahlreiche Städte in Fragen des Städtebaus und der Architektur beraten, so in Frankfurt, Regensburg, Karlsruhe, Biberach und derzeit in Lübeck und Freiburg. 2006 hat er den Christian-Heyden-Preis für Baukultur verliehen bekommen. Zvonko Turkali war von 2009 bis 2012 Landesvorsitzender des BDA Hessen und ist Preisrichter bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben. Er hält Vorträge im In- und Ausland.
Statement zu seiner Arbeit in Freiburg
"Eine wichtiger Punkt in der Organisation von
Gestaltungsbeiräten ist die Regel, dass
deren Mitglieder in der Stadt, die sie in
städtebaulichen und architektonischen Fragen
beraten, nicht als Architekten tätig sein
dürfen und zugleich ein zeitlich befristetes
Mandat übernehmen. Wie beim Sport: Man kann
nicht gleichzeitig Spieler und Schiedsrichter sein. Dieser Regel
folgend, verlasse ich nach sechs Jahren den Beirat.
Was bleibt in Erinnerung? Als Mitglied in der ersten
Generation des Beirats nach seiner Gründung
kann ich berichten, dass ich von Beginn an den Eindruck hatte, dass
der Beirat gewollt ist, von der Verwaltung ebenso, wie von der
örtlichen Architektenschaft und den
politischen Vertretern. Nach einigen Jahren war mein
Gefühl sogar, dass zahlreiche Bauherren das
Gespräch mit dem Beirat gerne gesucht
haben. In Erinnerung bleibt mir ein gut funktionierender
Beirat, dessen konstruktive und zielführende
Beratung durch die immer hervorragend vorbereiteten Sitzungen
erleichtert wurde. In Erinnerung bleiben mir viele
spannende Projekte, von großen
städtebaulichen Entwicklungen bis hin zu
kleinen
Umbaumaßnahmen.
Und: In bester Erinnerung bleibt mir die
große Resonanz des Beirats in der
Öffentlichkeit. Bei keinem anderen Beirat
habe ich bisher erlebt, dass derart viele interessierte
Bürger dessen Sitzungen aufsuchen.
Das Ziel des Gestaltungsbeirats ist es, durch seine Beratung
die städtebauliche und architektonische
Qualität auf einem hohen Niveau zu sichern
und dabei die Öffentlichkeit zu
erreichen. In Freiburg fällt dieses
Anliegen auf einen fruchtbaren Boden."
März
2020
Zvonko Turkali
Wigbert Riehl 04/2014 - 03/2020
Prof. Wigbert Riehl, geboren 1956, studierte Landschaftsplanung an der Gesamthochschule Kassel. Von 1988-1997 lehrte er an der TU München - Weihenstephan. Seit 2004 ist er als Professor an der Universität Kassel Leiter des Fachgebiets „Landschaftsarchitektur / Technik‘‘ am Fachbereich 6, Architektur-Stadtplanung-Landschaftsplanung. Als Studiendekan 2007-2010 war er für die Einführung des Bachelor- und Masterstudiums an seinem Fachbereich zuständig. Weiterhin ist er selbstständiger Landschaftsarchitekt und Gesellschafter im Büro Latz-Riehl-Partner in Kassel.
Statement zu seiner Arbeit in Freiburg
"Straßen,
Plätze, Parks,
Gebäude und auch die wohnungs- und
arbeitsnahen Freiräume in ihrem harmonischen
Gleichklang machen eine Stadt aus, sie sind ein Gewinn, schaffen
ein positives Miteinander und stehen für ein
urbanes Leben. Für mich war von
daher die interdisziplinäre Besetzung des
Gestaltungsbeirats ein erstes positives Zeichen, welches von der
Stadt Freiburg gesetzt wurde. Freiraum,
Städtebau und Architektur in der Diskussion
als Basis für eine lebenswerte Stadt
Freiburg.
Die vorgestellten Projekte sind m.E. besser geworden, die
Diskussion auf Augenhöhe (wenn auch nicht
immer) mit den Kolleg*innen zeigen eine
spürbare Aufwertung der einzelnen Projekte
in gestalterischer, ökologischer, sowie
technisch-funktionaler Hinsicht. Hochwertige, nutzbare
Freiräume sind entstanden. Die Ausstattung
der, für die Menschen wertvollen
Freiräume mit den "Freiraumklassikern" wie
Müllplätze und
Fahrradabstellanlagen konnte mitunter verhindert werden.
Die Gespräche, Diskussionen und
Stellungnahmen zu den immer sehr gut vorbereiteten Projekten
hinterlassen für mich einen durchweg
positiven Eindruck bezgl. der Arbeit des Gestaltungsbeirates. Eine
frühere Einbindung in den Planungsprozess
würde ich
begrüßen, vor allem
bei der Vorbereitung von Wettbewerben und der Auswahl der Projekte.
Hier wäre es m.E. sinnvoll, dass der
Gestaltungsbeirat schon im Auslobungsverfahren und den ersten
Anfragen beteiligt werden sollte. Ebenfalls
wäre auch eine Beteiligung an dem weiteren
Werdegang der vorgestellten Projekte m.E. von Vorteil, um eine
Qualitätssicherung auf einem guten Niveau
sicher zu stellen.
Für mich war die Arbeit im
Gestaltungsbeirat ein persönlicher und auch
fachlicher Gewinn, dafür bin ich dankbar,
auch für das entgegen gebrachte Vertrauen
seitens der Verantwortlichen der Stadt Freiburg."
Kassel, den 2.
März 2020
Prof. Wigbert Riehl
Miriam Weyell 04/2014 - 03/2020
Miriam Weyell, geboren 1978, hat an der Ecole d’Architecture de Nancy und der Universität Stuttgart Architektur mit Schwerpunkt Städtebau studiert. Diplomiert 2005, arbeitete sie in Köln, Dublin und Zürich. Ihrer Mitarbeit bei Baumschlager & Eberle folgte 2010 eine Bürogründung mit Florian Berner, „Weyell Berner Architekten“ in Zürich und 2014 ein Lehrauftrag für Entwerfen an der HTWG Konstanz. Die Arbeit von WBA wurde mehrfach publiziert und ausgestellt, u.a. beim Internationalen Lichter Filmfest in Frankfurt. Mit „Makro, Fokus, Instinkt“ haben WBA einen Blick auf Architektur, Landschaft und Stadt entwickelt, der Potenziale auf verschiedenen Ebenen aufzeigt.
Statement zu ihrer Arbeit in Freiburg
" 'Culture' is as much about inventing as it is
about preserving; about discontinuity as much as about
continuation, about novelty as much as about tradition; about
routine as much as about pattern-breaking; about norm-following as
much as about the transcendence of norm; about the unique as much
as about the regular; about change as much about monotony of
reproduction; about the unexpected as much as about the
predictable."*
Die gemeinsame Arbeit an einem Stück
Stadt ist dann Ziel führend, wenn alle
relevanten Protagonisten an einem Tisch sitzen. Dies ist bei den
Gestaltungsbeiratssitzungen der Fall. Vertreter der Stadt,
insbesondere das Stadtplanungs- und Baurechtsamt, Investoren,
Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, weitere
Spezialisten und die Gestaltungsbeiräte
besprechen und diskutieren Projekte in einer
öffentlichen Sitzung mit dem Ziel
bestmögliche, massgeschneiderte
Lösungen für den Ort
zu ermöglichen und gute Architektur in die
Wege zu leiten. Mit der Definition des Begriffs Kultur beschreibt
der Soziologe und Philosoph Zygmunt Baumann ein Spannungsfeld, das
ebenfalls für die Baukultur in einer Stadt
zutrifft: "Neuerfindung und Erhalten,
Diskontinuität und
Kontinuität, Neuheit und Tradition, Routine
und Bruch mit alten Gewohnheiten, Norm folgend und Norm
überwindend, das Einzigartige und das
Alltägliche, Wandel und monotone Nachahmung,
das Unerwartete und das Vorhersehbare" *. Diese Kontroversen sind
in den Sitzungen spürbar, einen Weg darin zu
finden ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, die sich
für alle lohnt. Neben der Altstadt ist
Freiburg bekannt durch die in meinen Augen vorbildliche
Stadtentwicklung des Viertels Vauban. Die
Komplexität und Vielschichtigkeit in der
Planung des Stadtteils Dietenbach lässt
darauf schliessen, dass dort wieder experimentelle Typologien
für neue Wohn- und Arbeitsformen umgesetzt
werden.
Als Externe die Stadt Freiburg in
ausgewählten Bauvorhaben
während 6 Jahre zu begleiten war
für mich eine grosse Freude und der
Austausch von grossem fachlichen Interesse. Ich bedanke mich sehr
herzlich bei der Stadt Freiburg für das mir
entgegengebrachte Vertrauen."
Zürich, 28.2.20
Miriam Weyell
Jórunn Ragnarsdóttir 04/2014 - 12/2018
Vorsitz von 04/2014 - 12/2018
Prof. Jórunn Ragnarsdóttir, geboren 1957 in Akureyri in Island, studierte Architektur an der Universität Stuttgart. Nach dem Studium arbeitete sie 3 Jahre im Architekturbüro Lederer in Stuttgart. Seit 1985 ist sie (Teil)Inhaberin des Büro Lederer Ragnarsdóttir. Zahlreichen Preise und Auszeichnungen begleiten den Weg ihrer vielfältigen Arbeit. So erhielt sie zum Beispiel den Deutschen Architekturpreis 2013 für das Kunstmuseum Ravensburg.
Zu dem breiten Tätigkeitsfeld von Jórunn Ragnarsdóttir gehörte unter anderem eine Lehrtätigkeit an der Universität Stuttgart bei Prof. Boris Podrecca (1992/93). Für das Stadt- und Staatstheater in Reykjavík entwarf sie 1998/2000 Bühnenbilder und Kostüme. Als Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf lehrte sie (2010/12) die Klasse „Baukunst“. Für die Städte Mannheim, Lübeck und München war bzw. ist sie bereits als Gestaltungs- und Fachbeirätin tätig.
Statement zu ihrer Arbeit in Freiburg
"Von Thomas Jefferson, dem dritten
Präsidenten Amerikas, sagt man, er habe
empfohlen, für jedes Neubauprojekt 5 bis 7%
Mehrkosten einzurechnen, mit dem Ziel, eine bessere
Architekturqualität zu erreichen. Dieser
Aufwand zahle sich später um ein Vielfaches
wieder aus. Als Politiker sah er zweifelsohne eine direkte
Verbindung zwischen guter Gestaltung und
Ökonomie. Mit seinen
Entwürfen für den
Campus der Universität von Virginia, auch
seinem eigenen Wohnsitz, bewies der begabte Hobbyarchitekt seine
These, denn beide Ensembles haben Dank ihrer
Schönheit stetig an Marktwert gewonnen.
Es geht also, wenn wir über die
Qualität von
Stadträumen sprechen, nicht allein um die
Frage von Schönheit, sondern immer auch um
Investitionen in die wirtschaftliche Zukunft der Stadt selbst. Das
kulturelle Kapital einer historisch gewachsenen Stadt ist also
immer auch ein ökonomisches Kapital.
Insofern müssen
Gebäude, die als Neulinge in die Stadt
gepflanzt werden, grundsätzlich so
beschaffen sein dass sie zu einer gestalterischen Verbesserung des
Gesamten beitragen. Nur unter Wahrung dieses Prinzips ist die
Lebensfähigkeit, wie auch die
Schönheit der Stadt langfristig
gesichert.Wer immer sich mit der
Schönheit einer Stadt
beschäftigt, wird feststellen, dass es die
Straßen und Plätze
sind, die wie die Flure, die Dielen und die Zimmer einer Wohnung
die Qualität bestimmen. Ihre harmonische
Wirkung erreichen diese Räume durch ihre
Wände, die aus der Gemeinschaft der
einzelnen Gebäude entstehen. Wenn die
Gebäude Schulter an Schulter stehen, sich zu
benehmen wissen, und nicht als
Individualität die Nachbarn zu
übertrumpfen versuchen, dann empfinden wir
den Stadtraum schön. Die hohe Kunst von
Orchesterspieler ist da gefragt, weniger die
Virtuosität von Solisten.Jedem, der
in der Stadt bauen will, muss klar sein, dass es ein Privileg ist,
in einer schönen Stadt ein neues Haus
errichten zu dürfen. Die Spekulation auf
kurzfristige Gewinnchancen, aber auch das Argument, aus dem Zwang
der Wirtschaftlichkeit die architektonische
Qualität hinten anstellen zu
müssen schaden der Stadt und damit ihrer
Ökonomie im
Gesamten.Für mich gibt es kaum
einen schöneren Beleg hinsichtlich der These
von Jefferson, als die Altstadt von Freiburg. Dieses Kapital nicht
nur zu bewahren, es auch zu mehren, bedarf eines ebenso
liebevollen, wie professionellen Umgangs mit dem
städtebaulichen und architektonischen Erbe.
Das wird der Grund dafür sein, dass die
Bürger und die Politik von Freiburg einen
Gestaltungsbeirat ins Leben gerufen haben. Ich bin mir sicher, dass
diese Einrichtung geholfen hat, die einmalige
Qualität dieser Stadt zu
wahren.Für mich war die Arbeit im
Gestaltungsbeirat dieser Stadt ein großer
Gewinn und ich bin dankbar für das
entgegengebrachte Vertrauen seitens der
Stadtverwaltung."
Stuttgart 19.11.2018
Jórunn
Ragnarsdóttir
Tobias Wulf 04/2014 - 12/2018
Prof. Tobias Wulf, geboren 1956, studierte Architektur an der Universität Stuttgart. Dem Studium schloss sich 1981/87 eine Zeitphase der Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros an, so bei Faller+Schröder in Stuttgart/München; Auer+Weber in Stuttgart; Joachim Schürmann in Köln; Gottfried Böhm in Köln. 1987 gründet er sein eigenes Architekturbüro in Stuttgart, welches 1996 um eine Büropartnerschaft mit Kai Bierich und Alexander Vohl erweitert wurde, die heute unter dem Namen wulf architekten im internationalen Rahmen tätig ist. Zeitgleich der Bürogründung erhält Tobias Wulf 1987/91 einen Lehrauftrag für Entwerfen an der Universität Stuttgart. Seit 1991 ist er Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an der Hochschule für Technik Stuttgart. Als Preisrichter kann er auf eine jahrelange Erfahrung bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben zurück blicken.
Statement zu seiner Arbeit in Freiburg
"Nach 5 Jahren verlasse ich den Gestaltungsbeirat
mit einem positiven Fazit. In den weitaus meisten
Fällen konnte eine Verbesserung der
Bauprojekte erreicht werden, auch wenn es den Bauherren mit ihren
Architekten erstmal richtig weh tat, wenn wir den Finger
schonungslos in die Wunde legten. Die Sitzungen waren immer sehr
gut vorbereitet, sodass eine fachlich fundierte Diskussion
ermöglicht wurde und wir uns auch
darüber hinaus in Freiburg wohl
fühlten.Unsere manchmal abweichende
oder sogar konträre Sichtweise im
Verhältnis zur Stadtverwaltung liegt in der
Natur der Sache, da wir einen von vielen
Zwängen befreiten Blick hatten und auch
haben mussten.Ich würde es auch
begrüßen, wenn der
Gestaltungsbeirat stärker an der Auswahl der
Projekte beteiligt würde. Eines sollten sich
alle Beteiligten ständig vor Augen
führen: Verwechsle nie Gestaltung mit
Politik.Zukünftig werde ich als
Gestaltungsbeirat in Regensburg tätig sein
und freue mich darauf, evtl. als planender Architekt nach Freiburg
zurückkehren zu
dürfen."
Stuttgart
27.11.18
Tobias Wulf