Im Freiburger Stadtgebiet befinden sich 17 aktive Friedhöfe. Auf insgesamt 56 Hektar Fläche machen sie einen großen Anteil der städtischen Grünflächen aus. In ihrer Hauptfunktion sind sie Bestattungsorte. Zudem sind die Freiburger Friedhöfe geprägt von alten Baumbeständen und wertvollen ökologischen Strukturen. Der in ganz Deutschland zu verzeichnende Wandel der Bestattungskultur macht sich auch in Freiburg bemerkbar. Urnenbestattungen und Bestattungen im Umfeld von Bäumen werden verstärkt nachgefragt, traditionelle Erdbestattungen sind rückläufig. Das führt zu zahlreichen inselartigen und nicht vom Bestattungsbetrieb genutzten Freiflächen zwischen den Gräbern. Gleichzeitig wachsen im immer enger werdenden Stadtraum die Ansprüche an die wertvollen Grünräume. Sie sind grüne Lungen im Stadtgebiet, Erholungsraum für Bewohnende und ein wichtiger Rückzugsraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Das stellt die Stadt vor die kreative Aufgabe, den Freiburger Friedhöfen auf konzeptioneller und ökologischer Ebene im Flächennutzungsplan 2040 und im Landschaftsplan 2040 einen höheren Stellenwert beizumessen und die Flächenkategorie „Friedhof“ neu zu denken.
Was wird im Friedhofsentwicklungskonzept aufgezeigt?
Vor diesem Hintergrund hat das Stadtplanungsamt gemeinsam mit dem Eigenbetrieb Friedhöfe ein gesamtstädtisches Friedhofsentwicklungskonzept beauftragt. Im Gutachten wird der heutige und zukünftige Bedarf an Friedhofsflächen neu ermittelt. Das Konzept hat das Ziel, die 17 städtischen Friedhöfe als Orte der Trauer und des Erinnerns zu erhalten und gleichzeitig ihre Funktionen als Grünräume zu stärken. Dazu sollen Bestattungsflächen gebündelt und nicht für Bestattungen benötigte Flächen als zusammenhängende Rückzugsflächen qualifiziert werden.
Hauptfriedhof Freiburg, Foto: Klaus Güß, PlanRat – Perspektive Friedhof
Friedhof Bergäcker, Foto: Ulrike Hammes
Großer Baumbestand auf den Friedhöfen, Foto: Klaus Güß, PlanRat – Perspektive Friedhof
Baumbestattungen auf dem Friedhof Bergäcker, Foto: Ulrike Hammes
Friedhof Bergäcker, Foto: Ulrike Hammes
Ausgleichsmaßnahme (Ersatzhabitat Mauereidechse) auf dem Hauptfriedhof, Foto: Klaus Güß, PlanRat – Perspektive Friedhof
Ausgleichsmaßnahme (Ersatzhabitat Mauereidechse) auf dem Hauptfriedhof, Foto: Oliver Zachow
Ausgleichsmaßnahme (Ersatzhabitat Mauereidechse) auf dem Hauptfriedhof, Foto: Elisabeth Gutzweiler
Hauptfriedhof mit Freiflächen; Foto: Klaus Güß
Hauptfriedhof, Foto: Elisabeth Gutzweiler
Welche öffentlichen Funktionen der Friedhöfe gilt es zu stärken?
Friedhöfe sind an erster Stelle Orte, die als letzte Ruhestätte Verstorbener dienen. Sie sind zentrale Orte der persönlichen Trauer und des Gedenkens, sowie des sozialen Miteinanders. Besonders in Stadtteilen mit wenigen öffentlichen Grünflächen erfüllen Friedhöfe auch eine Vielzahl an öffentlichen Funktionen. Als Grünflächen bilden Friedhöfe ökologisch wertvolle Inseln im Stadtraum. Sie sind Rückzugsraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Besonders für Insekten und Wildbienen bieten die Rückzugsflächen einen wichtigen Lebensraum. Als grüne Lungen leisten Friedhofsflächen einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung und bieten für Erholungssuchende wohnortnahe ruhige Freiräume.
Mit welchen Maßnahmen sollen die Grünflächen gestärkt werden?
Im Friedhofsentwicklungskonzept werden Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Grünflächen gegeben. Naturnahe Strukturen sollen gefördert werden. Empfohlen wird beispielweise die Nachpflanzung von Bäumen, der Erhalt und die Pflege von Alt- und Totholzstrukturen, die Neuanlage artenreicher Wildblumenwiesen sowie die Pflege bestehender und die Einrichtung neuer Trockenmauern als ökologische Nischen im Sinne des Artenschutzes. In Beispielentwürfen werden die Maßnahmenempfehlungen vertieft und mögliche Zukunftsperspektiven für einzelne Friedhöfe aufgezeigt.
Welche zentralen Ergebnisse liefert das Gutachten?
Die Freiburger Friedhöfe müssen in ihrer gesamtstädtischen Bedeutung neu gedacht werden, um sie zukunftsfähig zu gestalten. Bis 2040 wird lediglich die Hälfte der derzeitigen Friedhofsflächen für Bestattungsnutzungen benötigt. Langfristig besteht kein zusätzlicher Bedarf an Friedhofsflächen, so dass keine weiteren Flächen für Friedhöfe im Flächennutzungsplan 2040 gesucht werden müssen. Rund 36 Prozent der Friedhofsflächen sind Überhangflächen. Sie werden zukünftig nicht mehr für Bestattungen benötigt und können als Grünflächen neu gedacht werden. Sie können beispielsweise für (Nah-)Erholungszwecke im Wohnumfeld und zur Stärkung der biologischen Vielfalt genutzt werden.
Wie werden die Ergebnisse in den Flächennutzungsplan 2040 und den Landschaftsplan aufgenommen?
Bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans 2040 wird der ermittelte Bedarf an zukünftigen Friedhofsflächen berücksichtigt. Die auf den Friedhöfen langfristig entstehenden Rückzugsflächen werden über die Neuaufstellung des Landschaftsplans 2040 als Grünräume qualifiziert und gesichert. Dazu werden öffentliche Funktionen der Friedhöfe über Kennzeichnungen in den Landschaftsplan 2040 übertragen. Im Landschaftsplan ausgewiesene wertvolle Altbaumbestände oder Siedlungsbereiche mit besonderen Freiraumfunktionen, wie Biotopvernetzung oder Anpassung an den Klimawandel, können hier gesondert dargestellt werden.