Freiburg-Chronik

Das war 2024

Gruppenbild mit dem neugewählten Gemeinderat
So sehen Sieger*innen aus: 20 Listen mit 854 Personen und damit so viele wie noch nie kandidieren bei der Kommunalwahl. Nur 48 schaffen es auf das Gruppenbild mit der Rathausspitze. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Doch irgendwie ist es ja auch schön, wenn Dinge deutlich vorankommen oder gar zu Ende geführt werden, idealerweise erfolgreich. In dieser Hinsicht war 2024 ein gutes Jahr, wie ein Blick in die zwölf Monate zeigt. Beispiele gefällig?

Mit einem mächtigen Rumms fiel im November auch das zweite der alten Windräder auf der Holzschlägermatte um. Die gefallenen Riesen zeugen aber nicht von einem Unglück, sondern stehen symbolisch dafür, dass die Energiewende mächtig in Gang gekommen ist. Statt der 20 Jahre alten Senioren produziert jetzt ein neues Windrad Strom – doppelt so viel wie die beiden alten Mühlen zusammen.

Tiefenentspannt war wahrscheinlich niemand, als die Vermarktung der Grundstücke in Kleineschholz in die entscheidende Phase ging. Würde es wirklich ausreichend gute Bewerbungen für das ausschließlich gemeinwohlorientierte Quartier im Stühlinger geben? Und ob: Fast 30 Projekte warfen ihren Hut für eines der 13 Grundstücke in den Ring.

Schlagzeilen hat Freiburgs neuer Stadtteil Dietenbach in diesem Jahr reichlich produziert. Erst kam aus Berlin der Bundeskanzler, um mit eigenen Augen zu sehen, dass ambitionierte Ziele wirklich erreicht werden können, wenn genug politischer Wille da ist. Die wichtigste Headline produzierte kurz vor Weihnachten aber der Gemeinderat, als er Baurecht für den ersten Bebauungsplan schuf.

Beachtliche 50 Jahre nach Planungsbeginn wurden endlich auch in Lehen die Spaten gestochen. "Im Zinklern" sollen schon bald 1400 Menschen wohnen. Die Stadt braucht den Wohnraum dringend – und für Lehen ist das Megaprojekt ein echter Gamechanger, der lange vermisste Infrastruktur in die Ortschaft bringt.

Landes- und Bundestrends spielten bei den Europa- und Kommunalwahlen in Freiburg eine überraschend geringe Rolle. Weiterhin stehen die Grünen hier vorn, und der neue Gemeinderat ähnelt in seiner Zusammensetzung frappierend dem alten. Weil‘s so schön war, dürfen die Menschen im Februar wieder an die Urne – und mitbestimmen, welcher Kanzler zum nächsten Spatenstich nach Freiburg kommen soll.

Am Museumshorizont blitzen schon zwei Ereignisse auf, die jedes für sich Grund genug sind, sich auf 2025 zu freuen. Kurz vor seiner Eröffnung steht das NS-Dokuzentrum, ein längst fälliger Mosaikstein der städtischen Erinnerungsarbeit. Und tatsächlich ist auch das Augustinermuseum fast fertig – spät, aber keinesfalls zu spät. Die Vorfreude steigt.

Traurige Nachrichten gehören aber auch zu diesem Jahr. In der Ukraine tobt weiterhin ein fürchterlicher Krieg, von dem keiner weiß, wie er enden soll. Erstmals seit Kriegsbeginn kam Bürgermeister Andrij Sadovyi aus der Partnerstadt Lviv nach Freiburg. Er dankte für die große Hilfsbereitschaft – und verband sie mit der Parole: "Never give up."

Traditionell steht an dieser Stelle noch einmal das auslaufende Jahr 2024 im Mittelpunkt. Wie immer fasst das AMTSBLATT die wichtigsten Ereignisse der letzten zwölf Monate in seiner letzten Ausgabe des Jahres auf dieser Doppelseite zusammen und präsentiert in der Bilderleiste unten seine "Köpfe" des Jahres.

Die Chronik erschien in der Amtsblatt-Ausgabe Nr. 878 vom 21. Dezember 2024

Köpfe des Jahres

Sabine Storz

Sabine Storz ist eine von vielen Unterstützerinnen im Förderverein, der Spenden sammelt, um das Westbad zum Bestbad zu machen – mit Erfolg: Der Strömungskanal wird wahr. (Foto: Sparkasse Freiburg)

Felix Rothenhäusler

Felix Rothenhäusler hat schon viele Bühnen im In- und Ausland gesehen und bespielt. Jetzt wählt ihn der Gemeinderat zum neuen Intendanten am Theater Freiburg – ab 2025.

Eva Weyl

Eva Weyl hat den Holocaust überlebt. Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz kommt die 88-Jährige mit einer klaren Botschaft nach Freiburg: "Verteidigen Sie unsere Freiheit!" (Foto: Spee-Gymnasium Geldern)

Daniela Schmid

Daniela Schmid ist Vorsitzende des Behindertenbeirats. Das ehrenamtliche Gremium sorgt seit 15 Jahren dafür, dass in der Stadt viele Hürden abgebaut werden.

Mario Pfau

Mario Pfau hätte es sich leichter machen können – tut er aber nicht: Als neuer Leiter der Projektgruppe Dietenbach verantwortet der Jurist Deutschlands größtes Wohnbauprojekt.

Franziska Scheuble
Foto: Grüne Freiburg

Franziska Scheuble steht als erste Frau an der Spitze des Amts für öffentliche Ordnung. Thematisch ist vieles kein Neuland. Schon seit 2013 war sie bei der Staatsanwaltschaft tätig.

Michael Haußmann

Michael Haußmann ist der Chef des Wahlamts – und das sagt eigentlich schon alles darüber, wie sein Jahr war. Erst Europa- und Kommunalwahlen, jetzt dräut die Bundestagswahl...

Julia Littmann

Julia Littmann sorgt in Freiburg dafür, dass sich die vom Land eingeführte Ehrenamtskarte vom Modell- zum Vorzeigeprojekt entwickelt. Ihr Ideenreichtum tut nicht nur der Karte gut.

Andryi-Sadowyi

Andrij Sadovyi kommt erstmals seit Kriegsbeginn nach Freiburg. Der Bürgermeister aus Lviv dankt den Menschen für ihre Unterstützung – und bittet darum, darin nicht nachzulassen. (Foto: M. Spiegelhalter)

Pia Federer

Pia Federer war 35 Jahre für die Grünen Mitglied im Gemeinderat. 30 Jahre waren es bei ihrer Fraktionschefin Maria Viethen. Die Lücke, die beide hinterlassen, ist groß.

Eugen Martin

Eugen Martin ist schon 2010 gestorben – doch seine Stiftung führt das Lebenswerk des Ehrenbürgers fort: Mit 210.000 Euro unterstützt sie die Sanierung des Augustinermuseums. (Porträt: Petra Firley-Häge)

Beate Schramm

Beate Schramm tritt als Ortsvorsteherin Ebnets nicht mehr zur Wahl an. Zum Abschied darf sie viel feiern: Die schöne Ortschaft im Osten gehört seit 50 Jahren zu Freiburg.

Manuel Wolf

Manuel Wolf ist der neue Leiter der Projektgruppe Kleineschholz. Sein Start ist fulminant: Die Bewerbungen für das neue Vorzeigequartier sind ebenso zahlreich wie überzeugend.

Antje Reinhard

Antje Reinhard ist das neue Gesicht hinter dem Beteiligungshaushalt. Seit 2009 bietet Freiburg den Menschen die Gelegenheit, sich bei der Finanzplanung der Stadt einzubringen.

Bernd Nußbaumer
Foto: Lea Gryze

Bernd Nußbaumer war fast 40 Jahre bei der Stadt, seit 2008 als Leiter der Stadtkämmerei. Den wohlverdienten Ruhestand hat er nur zwei Jahre erlebt – im November ist er gestorben.

Rüdiger Engel

Rüdiger Engel legt eine Punktlandung hin: Mit dem Beschluss des ersten Bebauungsplans für den neuen Stadtteil geht der Leiter der Projektgruppe Dietenbach in den Ruhestand.

2024

Januar

Festlicher Auftakt: 1100 Gäste kommen zum Neujahrsempfang ins Konzerthaus. Von Oberbürgermeister Martin Horn hören sie zum Start des Kommunal- und Europawahljahres auch nachdenkliche Töne: "Demokratie ist nicht selbstverständlich."

Freiburg bewegt: Auf einer neuen Online-Plattform zeigt die Stadt, was sie in Sachen Nachhaltigkeit alles schon draufhat und in Zukunft noch plant. Mehr als 500 Projekte sind per Mausklick zu entdecken.

Buddeln für morgen: An vielen Stellen im Stadtgebiet reißen Bauleute den Asphalt auf. Das tun sie nicht, um den Verkehr zu blockieren, sondern weil sie die Lebensadern der Zukunft verlegen: Wärmeleitungen für die Energiewende und Glasfaserkabel für schnelles Internet.

Wir sind mehr: Bei der größten Demonstration der Freiburger Geschichte setzen 25.000 Menschen ein klares Zeichen für Demokratie und Toleranz. Es wird nicht bei dieser einen Demo bleiben...

Februar

An alle denken: Seit 15 Jahren gibt es in Freiburg einen Behindertenbeirat. Gemeinsam mit der Behindertenbeauftragten setzt sich das Gremium beharrlich dafür ein, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: dass alle, die hier leben, das auch ohne Einschränkungen tun können.

Große Ehre: Zum Auftakt der Erschließungsarbeiten für den neuen Stadtteil Dietenbach kommt Bundeskanzler Olaf Scholz nach Freiburg.

Großer Bahnhof: Der neue Stadtteil Dietenbach nimmt im Gemeinderat nicht nur eine weitere wichtige Hürde, sondern auch Gestalt an: Zum ersten Spatenstich, mit dem die Erschließungsarbeiten beginnen, kommt aus Berlin kein Geringerer als der Bundeskanzler. Olaf Scholz findet: "Wir brauchen noch viel mehr Dietenbachs."

Eine Hürde weniger: Nicht alle Menschen können eine Standardtoiette benutzen. Die mit Deckenlift ausgestattete "Toilette für alle" löst dieses Problem – bislang aber nur stationär. Für Festivals und Events gibt es dieses inklusive Angebot jetzt auch mobil in einem Anhänger.

Mehr Würde: In der Rosastraße eröffnet die Stadt einen Drogenkonsumraum. Dort können Abhängige im geschützten Rahmen Drogen konsumieren. Fachkreise hatten diese Einrichtung schon lange befürwortet, jetzt macht sie eine Regeländerung des Landes möglich.

Innenstadtring als Fahrradmeile: Die Verkehrswende ist notwendig – und kommt. Die Planungen der Stadt zeigen, dass mit kreativen Lösungen hier trotz beengtem Platz viel Raum für den Radverkehr geschaffen werden kann, ohne den Autoverkehr völlig zu blockieren.

Umweltzone läuft aus: Das Regierungspräsidium teilt mit, dass die Schadstoffbelastung durch den Straßenverkehr so weit gesunken ist, dass keine Fahrverbote mehr erforderlich sind. Ab dem Frühjahr 2025 kommt man also auch ohne grüne Plakette nach Freiburg.

März

Chaos mit Ansage: Im Freiburger Norden wird die Kreuzung Mooswaldallee/Hans-Bunte-Straße saniert. Zwei Wochen lang sind Staus und Umwege unvermeidbar. Immerhin: Die Arbeiten werden überpünktlich fertig – und jetzt ist wieder für einige Jahre Ruhe.

Wohnungen am Kran: Am Bergäcker baut die Freiburger Stadtbau eine Wohnanlage und geht dabei neue Wege. Die Holzmodule werden komplett im Allgäu vormontiert und kommen per Spezialtransport nach Freiburg. Die Bauzeit verringert sich dadurch erheblich – gut so, denn der Wohnraum wird dringend gebraucht.

Ein Plan für den Sport: Vereine und der Individualsport stehen im Fokus des Sportentwicklungsplans. Er gibt einen Rahmen vor, wie und wo sich die Menschen in der Stadt bis 2040 sportlich betätigen können.

Anders hören: Im Museum für Neue Kunst geht es ausnahmsweise mal nicht vorrangig ums Sehen, sondern ums Hören. Kann man mit den Augen hören? Und mit den Ohren sehen? Gibt es Bilder nur vor den Augen oder auch dahinter? Antworten gibt es in der Marienstraße 10a

Morat wird städtisch: In 40 Jahren hat das Ehepaar Morat eine beeindruckende Kunstsammlung zusammengetragen. In einer neu gegründeten Stiftung bleibt sie der Öffentlichkeit erhalten. Und dank einer großzügigen Spende plant die Stadt sogar den Kauf der Ausstellungsräume in der Lörracher Straße.

Das ist die Höhe: Heftig umstritten war das Baugebiet "Höhe" in Zähringen über Jahrzehnte. Jetzt geht der Bebauungsplan für 300 neue Wohneinheiten in die Offenlage. Weil man heute anders planen würde, aber bei vielen Beteiligten im Wort steht, ist der Gemeinderat zwar nicht begeistert, stimmt aber trotzdem mit großer Mehrheit zu.

April

Parken nur noch für Oberauer: Das Bewohnerparkgebiet Oberau wird erweitert und das Parken auf Gehwegen strenger gehandhabt. Dadurch fallen einige Parkplätze weg. Dennoch steht unterm Strich ein Plus, weil quartiersfremde (Langzeit-)Parker außen vor bleiben.

Wieder da, aber nur kurz: Nach mehrmonatiger Pause kehrt das Klimacamp mit nur noch zwei Zelten auf den Rathausplatz zurück. Wenige Wochen später sind sie weg. Der Protest soll jetzt andere Formen finden.

Freiburg entscheidet sich: Zum bundesweiten Tag der Organspende treten OB Horn, die Uniklinik und viele weitere Beteiligte mit einer klaren Botschaft an die Öffentlichkeit: Jede Organspende rettet Leben!

Idee gegen Müll: Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, die Einführung einer Verpackungssteuer zu prüfen. Tübingen hat das bereits gemacht, die finale Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, ob eine Steuer in dieser Form zulässig ist, steht allerdings noch aus.

Gemeinsam für mehr Sicherheit: Stadt und Land führen ihre 2017 erstmals geschlossene Sicherheitspartnerschaft fort. Es gibt mehr Stellen bei der Polizei und beim städtischen Vollzugsdienst, bleibt aber bei der bisherigen Linie, die vor allem Wert auf Prävention legt.

Mai

Baden ohne Sommer: Das Strandbad öffnet seine Pforten, die anderen Freibäder folgen. Der Wettergott bleibt davon unbeeindruckt: Von Sommer ist erst mal nichts zu sehen, fühlen, schmecken und hören...

Wie schön: Spatenstiche gab es allen Baukrisen zum Trotz reichlich 2024. Nirgendwo war die Vor- geschichte aber so lange wie für das Baugebiet "Im Zinklern" in Lehen – 50 Jahre.

Oberlinde hält sich wacker: Mächtig gerupft ist die 295 Jahre alte Linde am Oberlinden-Brunnen. Mit viel Aufwand prüft das Garten- und Tiefbauamt, wie sicher der Baum noch steht. Die Ergebnisse machen Hoffnung, dass die Linde ihren 300. Geburtstag noch erleben wird.

Bauen gegen den Fachkräftemangel: Wer eine Ausbildung macht, hat meist wenig Geld. Umso schwieriger ist es, in Freiburg eine Wohnung zu finden. Die Freiburger Stadtbau hat dieses Problem auf dem Schirm – und eine Lösung: Sie baut in Landwasser ein Wohnheim nur für Azubis. Das Beispiel darf gerne Schule machen.

Ungeliebter Spitzenplatz: Leider nicht in der Fußball-Bundesliga, sondern in der Kriminalitätsstatistik des Landes steht Freiburg ganz oben. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, warum die Sicherheitspartnerschaft mit dem Land wichtig ist: Da ist er.

Bellissimo: Die Zusammenarbeit mit dem thüringischen Museum Lindenau in Altenburg trägt erste, spektakuläre Früchte. Die neue Ausstellung bringt Meisterwerke italienischer Malerei von der Gotik bis zur Renaissance ins Augustinermuseum.

Letzte Ruhe im Wald: Schon lange besteht in der Gesellschaft der Wunsch, Bestattungen auch außerhalb klassischer Friedhöfe zu ermöglichen. Jetzt macht der Gemeinderat den Weg dafür frei: Im Sternwaldeck sollen ab 2026 die ersten Beerdigungen stattfinden.

Zauberei im Mooswald: Sechsmal mehr Wohnraum bringt die Freiburger Stadtbau auf einem Areal am Elefantenweg im Mooswald unter. Weil das neue Quartier grün und luftig wird, grenzt das Ganze fast an Zauberei.

Juni

Runder Geburtstag, Teil 1: Seit 30 Jahren gibt es in Freiburg das Seniorenbüro. Die Fachstelle für alle Fragen des Alterns hat mittlerweile einen Status ähnlich wie das Münster oder die Bächle: Ohne diese Institutionen ist Freiburg eigentlich nicht vorstellbar.

Runder Geburtstag, Teil 2: Noch so eine Institution, die Freiburg seit Jahrzehnten prägt. Das Zeltmusikfestival, kurz ZMF, ist seit 40 Jahren das kulturelle Aushängeschild der Stadt, gewissermaßen der SC Freiburg unter den Musikfestivals. Zum Jubiläum gibt es eine Premiere: Erstmals tragen sich die Verantwortlichen ins Goldene Buch der Stadt ein.

Freiburg wählt anders: Bundesweit werden die Parteien der Berliner Ampelkoalition bei den Europa- und Kommunalwahlen abgestraft. In Freiburg kommt dieser Trend nur in homöopathischer Dosis an. Die Grünen verlieren zwar Stimmen, bleiben aber bei beiden Wahlen vorn. Im Gemeinderat gibt es insgesamt überraschend wenig Veränderungen.

Kommt gut voran: Die Umgestaltung des Colombiparks macht große Fortschritte. Als Erstes ist der neue Pergolaplatz fertig, der tagsüber als Aufenthaltsort für Suchtkranke dient. Ihr Umzug aus dem "Käfig" ist erforderlich, um Platz für den neuen Spielplatz am Rotteckring zu schaffen. Leider funktioniert der Plan nicht wie erhofft...

Juli

Weniger ist mehr: Nach Auswertung des Zensus sinkt Freiburgs amtliche Einwohnerzahl um rund 1400. Der rein virtuelle Rückgang könnte sich aber positiv auswirken: Weil die "Verluste" landesweit noch höher liegen, könnte Freiburg bei künftigen Finanzzuweisungen etwas besser dastehen.

Nadelöhr an der Dreisam: Das Garten- und Tiefbauamt nutzt die verkehrsärmere Sommerzeit für eine heikle Sanierung. Um den Asphalt auf der B 31 zu erneuern, ist eine Woche lang auch eine Vollsperrung erforderlich. Die VAG nutzt die Chance und tauscht gleichzeitig die Gleise auf der Kaiserbrücke aus.

Parken am See: Um das Chaos zu mildern und die Infrastruktur am Opfinger See zu finanzieren, kostet das Parken dort ab sofort Geld – zehn Euro an Wochenende, fünf unter der Woche. Wie so oft lässt sich das Zahlen leicht umgehen: Wer mit dem Rad oder dem ÖPNV anreist, badet weiterhin kostenlos.

Auf Wiedersehen und willkommen: Nach fünf Jahren endet die Amtszeit des 2019 gewählten Gemeinderats. 21 Ratsmitglieder scheiden aus dem Amt, einige mehr, andere weniger freiwillig. Das neue Gremium ist ein bisschen älter und deutlich weiblicher. Prominentester Neuzugang ist die frühere Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, die sich bei den Grünen das zwölfte Mandat sicherte.

Paradies für Umweltpädagogik: Der Mundenhof stellt ambitionierte Pläne vor, wie sich das Tiergehege entwickeln soll, um der wachsenden Gästezahl gerecht zu werden. Unter anderem soll aus der alten Schmiede eine Zukunftsschmiede werden.

Ochsenberg auf dem Schirm: Weil die planungsrechtlichen Hürden mittlerweile niedriger sind und am Ausbau der Windenergie kein Weg vorbeiführt, kommt der 2018 eigentlich ausgeschlossene Standort am Schauinsland nochmals in die nähere Prüfung.

Der zweite Rundling: Mit großem Bohei wird der Grundstein für den zweiten Rathausneubau im Stühlinger gelegt. Hier sollen vor allem Ämter einziehen, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen. Das erklärt den inoffiziellen Namen "Familienrathaus".

August

Parken neu geregelt: In Herdern und Neuburg soll die Parkplatzsuche für Anwohnende leichter werden. Dazu werden die bestehenden Anwohnerparkgebiete deutlich vergrößert.

Modern Times: Die städtischen Museen sind schon dieses Jahr jeden Besuch wert. 2025 lohnt eine Jahreskarte noch mehr – dann wird das Augustinermuseum nach 20 Jahren komplett fertig.

Fake News im Netz: Auf Tiktok kursiert ein Video, in dem frei erfundene Missbrauchsvorwürfe gegen Mitarbeitende einer städtischen Kita erhoben werden. Die Stadt schaltet die Staatsanwaltschaft ein und stellt Strafanzeige wegen übler Nachrede, Verleumdung und Aufruf zu Straftaten.

Heimatlose Toilette: Statt wie geplant im Vauban große und kleine Geschäfte zu ermöglichen, steht die verschmähte Ökotoilette nach Protesten im Quartier auf dem Bauhof. Erst im September findet der schicke Holzbau einen neuen Standort im Seepark.

September

Frohe Botschaft: Bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Eingemeindungsjubiläum von Kappel kündigt Oberbürgermeister Martin Horn an, die Mittel für den lange erwarteten Bau eines neuen Gerätehauses für die Freiwillige Feuerwehr in den nächsten Doppelhaushalt aufzunehmen. Im Dezember zeigt sich: Er hält Wort.

Junge Vorbilder: Die Brüder Linus und Samuel Hofmann haben mehr als 1000 Unterschriften für die Öffnung von Schulsportplätzen gesammelt. Ihr Engagement wird von der Stadt gewürdigt.

Prominente Unterstützerin: Landtagspräsidentin Muhterem Aras übernimmt die Schirmherrschaft für das NS-Dokuzentrum. Aus ihrer Motivation macht sie keinen Hehl: "Es ist wichtig, dass wir aus dem Rückblick die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen."

Kein Ende in Sicht: Die ukrainische Partnerstadt Lviv erlebt einen ihrer schwersten russischen Raketenangriffe. Freiburg hilft spontan und steuert 100.000 Euro zum Wiederaufbau einer Grundschule bei. Nicht nur das Leid, auch die Unterstützung ist ungebrochen.

Orgakram zum Start: Die erste reguläre Sitzung des neuen Gemeinderats ist eher schwere Kost. Die neu gebildeten Fraktionen und Gruppierungen wählen, wer in welchen Ausschüssen sitzen soll.

Ruhiger Auftakt: Die Bürgergesprächsreihe "OB vor Ort" geht in ihre zweite Runde. Zum Start kommt Martin Horn, genau wie 2018, nach Munzingen. Diesmal bringt er selbst ein Schwerpunktthema mit – das geplante Baugebiet "Rossbächle".

Oktober

Amtsblatt als E-Paper: Ab sofort gibt es die Rathauszeitung nicht nur gedruckt, sondern auch als elektronische Zeitung. Menschen mit altersbedingt nachlassender Sehkraft freuen sich, dass sie die Schriftgröße individuell anpassen können.

Hohe Priorität: Im Zuge der Verkehrswende geht der Ausbau der Radinfrastruktur rasant weiter. Auch beim Beteiligungshaushalt zeigt sich: Kaum ein Thema ist den Menschen hier wichtiger.

Problem! Gelöst? Der Stress rund um den im Juni eröffneten Aufenthaltsplatz für Suchtkranke am Colombipark lässt keine andere Wahl: Die Stadt sucht, baut und eröffnet in Rekordzeit einen zweiten Platz an der Stefan-Meier-Straße. Der funktioniert erstaunlich reibungslos.

Berufsschule wächst: Von der Öffentlichkeit wenig beachtet beginnen im Stühlinger die Arbeiten an einem 23-Millionen-Euro-Projekt. Die Max-Weber-Schule erhält bis 2026 einen Erweiterungsbau.

Zukunft gesichert: Nach der Insolvenz des Autismus-Zentrums haben Stadt und Landkreise intensiv nach einer Lösung für die Betroffenen gesucht – und gefunden. Verteilt auf mehrere neue Träger können die Angebote fortgeführt werden.

Zeit, dass sich was dreht: Herbert Grönemeyer ist nicht dabei, als das neue Windrad auf der Holzschlägermatte mit viel Prominenz eingeweiht wird. Gepasst hätte es aber allemal. Sein Lied wäre der perfekte Soundtrack für den Ausbau der Windenergie.

November

Mein Geschlecht gehört mir: Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz haben transgeschlechtliche, intergeschlechtliche oder nonbinäre Menschen jetzt die freie Wahl, welches Geschlecht und welcher Vorname im Geburten- oder Eheregister eingetragen werden sollen. Darauf haben viele schon sehr lange gewartet.

Mehr als ein Meilenstein: Der Gemeinderat verabschiedet fast einstimmig den ersten Bebauungsplan für den neuen Stadtteil Dietenbach und schafft damit Baurecht für rund 1600 Wohnungen. Damit der Bau der Infrastruktur schnell beginnen kann, beginnen kurz darauf Rodungsarbeiten im Langmattenwäldchen.

Spätes, aber klares Aus: Der Gemeinderat billigt das Vorgehen der Stadt, trotz möglicher Millionenförderung keinen Zuschussantrag für das Gaskugelprojekt zu stellen. Die Ratsmehrheit schätzt das große bürgerschaftliche Engagement, fürchtet aber unkalkulierbare Risiken.

Land in Sicht: In Freiburg entsteht nicht nur neuer Wohnraum, die Stadt baut auch neue Spielplätze – hier bei den Knopfhäusle. (Foto: M. Spiegelhalter)

80 Jahre danach: Zum Jahrestag der Bombardierung Freiburgs kommt erstmals die Bürgermeisterin der englischen Partnerstadt Guildford nach Freiburg. Für Sallie Parker ist es ein wichtiges Zeichen für Frieden und Versöhnung – und eine Mahnung, dass so etwas nie mehr passiert.

Endlich Klarheit: Der Gemeinderat legt den Hebesatz für die Grundsteuer auf 235 Prozent fest. Für einzelne Grundstücke sind die Unterschiede zu vorher groß, im städtischen Haushalt ändert sich aber nichts.

Ausrufezeichen am Ortsrand: Bei eisiger Kälte und Neuschnee starten in Ebnet die Arbeiten für ein besonderes Stadtbau-Projekt. In Holzbauweise entstehen in Hornbühl-Ost 24 geförderte Wohnungen, vor allem für Familien.

Dezember

Mut belohnt: Kleineschholz kommt – und zwar genau so gemeinwohlorientiert, wie von OB Horn beim Amtsantritt versprochen. Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es fast 30 Bewerbungen auf die Grundstücke, von denen letztlich 11 ausgewählt und vom Gemeinderat bestätigt werden.

Abpfiff vor dem Anpfiff: Die Stadtspitze sieht die Bewerbung als Austragungsort der Frauen-Fußball-Europameisterschaft 2029 als große Chance. Der Gemeinderat äußert Skepsis – und zeigt die Rote Karte.

Dickes Ding: Oberbürgermeister Martin Horn und Finanzbürgermeister Stefan Breiter bringen im Gemeinderat einen Rekordhaushalt ein. Das Gesamtvolumen liegt bei fast drei Milliarden Euro, darunter knapp 300 Millionen Euro für Investitionen.

Mehr Leben, weniger Angst: Mit einem Mehr an Sozialarbeit, kulturellem Angebot und Polizeipräsenz will der Gemeinderat die Situation auf dem Stühlinger Kirchplatz nachhaltig verbessern. Das Ziel formuliert Bürgermeister Stefan Breiter: "Wir holen uns den Platz zurück!"

Zahlendreher: Die VAG sortiert ihr Liniennetz neu. Mit dem Fahrplanwechsel fährt die 4 ins Vauban und die 3 nach Zähringen. Durchgehende Nord-Süd-Verbindungen seien ein Wunsch der Fahrgäste, sagt die VAG.

Wechsel im Gemeinderat: Kurz vor Weihnachten steht die FR4U-Fraktion Kopf. Sophia Kilian wechselt zu den Grünen, Julian Schreck geht zur SPD. Beide waren für Junges Freiburg gewählt worden.