Fokus auf dem Ausbau der Rheintalstrecke
OB vor Ort in St. Georgen

SC-Spiel, EHC-Spiel und VAG-Streik konnten 110 Menschen nicht davon abhalten, vor einer Woche zu "OB vor Ort" in St. Georgen zu kommen. Sie wollten ihre Fragen stellen und erfahren, wie der Planungsstand beim Ausbau der Rheintalstrecke für den Personenverkehr ist.
Das Thema Rheintalbahn, das Oberbürgermeister Martin Horn in die Waldorfschule mitgebracht hatte, spaltete und einte zugleich. Denn auch wenn es inhaltlich viel zu diskutieren gab, waren sich alle einig darin, dass die Bahn bei der Planung nachbessern muss. Es geht nicht um den Neubau der Güterbahnstrecke, sondern um den Ausbau des bestehenden Schienennetzes für den Personenverkehr. Ziel der Bahn ist eine Streckenführung, auf der die Züge 200 statt 160 Kilometer pro Stunde fahren können. So sollen ICE-Reisende von Karlsruhe bis Basel rund eine halbe Stunde weniger Zeit benötigen. Deutschlandweit soll langfristig ein Deutschlandtakt eingeführt werden, der Umstiege effizienter und den gesamten Bahnverkehr schneller und zuverlässiger machen soll.
Schnellere Züge bedeuten aber auch höhere Schallschutzwände. Bis zu sechs Meter hoch könnten diese in St. Georgen werden. Gleichzeitig soll eine Kurve entschärft werden. Was harmlos klingt, bedeutet einen Hangeinschnitt mit hohen Stützmauern. Was aber noch mehr Besorgnis auslöste, waren die Pläne der Bahn, entweder zehn Jahre mit Teilstreckensperrungen zu bauen oder "nur" sechs Jahre – sechs Jahre, in denen der Freiburger Hauptbahnhof komplett vom Schienennetz abgetrennt wäre. "Wir wollen verlässlichere Züge, aber die Varianten, die die Bahn nun in der Vorplanung vorgelegt hat, sind inakzeptabel", machte der OB klar.
Kreative Lösungen beim Bahnausbau
Verständlich, dass die St. Georgener einige Fragen zu den Planungen der DB InfraGo AG hatten, die Projektsteuerer Sebastian Springer von der Stadtverwaltung präsentierte. Zwar soll es frühestens 2032 losgehen, doch diese gewaltigen Baumaßnahmen bereiten manchen schon jetzt Sorgen. Andere fokussierten sich auf Lösungen. Gleich zwei Bürger forderten die Stadt auf, sich dafür einzusetzen, dass die Bahn die Nutzung der bis dahin aus dem Verkehr genommenen Güterbahnstrecke prüfen solle, einer überreichte dem Team um OB Horn gleich seine dazu verschriftlichten Ideen für den S-Bahn-Verkehr. Auch wenn er von diesen selbst nach eigener Aussage wohl nichts mehr hätte, schließlich sei er über 90.
Der OB betonte, dass er erst kürzlich mit den Landräten der Kreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald über genau diese Möglichkeit gesprochen habe, aber "wir sind nicht die Bauherren". Deswegen konnte er auch die Frage nicht beantworten, wie der anfallende Bauaushub durchs enge St. Georgen transportiert werden solle.
Martin Horn forderte die Anwesenden auf, im Gespräch zu bleiben und ihre Bedenken und Ideen einzubringen: "Wir wollen kein Bahn-Bashing betreiben, wir wollen das bestmögliche Szenario."
Das will auch Geschäftsführer Uwe Schade vom Zweckverband Regio-Nahverkehr. Für ihn – wie auch für den Gemeinderat – ist das die Verlegung des Bahnhofs St. Georgen an die Innsbrucker Straße. So könnten deutlich mehr Menschen, mehr Wohnungen, mehr Arbeits- und Schulplätze angeschlossen werden. Der Bürgervereinsvorsitzende Martin Maier sieht darin allerdings nur eine Verbesserung für den ohnehin schon gut angebundenen Stadtteil Vauban.
Verkehr bleibt Thema
Bei der offenen Fragerunde im Anschluss hätten die Anwesenden jedes Thema ansprechen können. Es blieb jedoch erst einmal beim Verkehr. Nicht so schnell wird wohl die Stadtbahn in St. Georgen realisiert werden, auch wenn der OB sich auf eine entsprechende Frage als "klarer Fan" outete. Der Ringschluss zwischen Haid und Vauban sei einfach zu diffizil. Momentan hätten andere Projekte Priorität. Eine Machbarkeitsstudie solle kommen, aber noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Die würde Begehrlichkeiten wecken, die momentan nicht zu befriedigen seien.
Die Politikverdrossenheit rührt auch daher, dass man den Menschen etwas verspricht, was man nicht einhalten kann. Das werde ich nicht tun.
OB Martin Horn
Einer anderen Anwohnerin fehlt im Ortsteil eine Frelo-Station. Doch Horn ist zuversichtlich: "Der Frelo-Kosmos in Freiburg wird weiterwachsen. Nicht nur an Bio-Bikes und Pedelecs, sondern auch an Stationen."
Rutschige Gullideckel statt Abdeckungen aus Beton, zu schmale Radwege, eine heruntergekommene Fahrradstation am Bahnhof und regelwidriger Autoverkehr auf dem FR 2 waren die Punkte von Anwesenden, die offensichtlich häufig mit dem Rad unterwegs sind. Mit einem Augenzwinkern machte der OB beim letzten Punkt auf die Eigenverantwortlichkeit aller aufmerksam: "Das ist niemand von der Stadt, der da Auto fährt. Wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten, dann gibt es das Problem gar nicht."
Auf Nachfrage informierte Horn auch über den aktuellen Stand beim Neubau auf dem OBI-Areal: "Wir warten auf die finale Einreichung des Investors. Es gibt Punkte, die müssen noch nachgebessert werden." Auch einige, aber nicht alle Punkte, die der Bürgerverein eingebracht hatte, wurden an den Bauträger weitergeben. Auch wenn es noch keinen Bauantrag gebe, könne der Abbruch jederzeit erfolgen.
Kein Obdachlosenheim
Ein anderes Thema, das die Gemüter in St. Georgen nicht unberührt lässt, ist der Bau eines viergeschossigen Wohngebäudes in den Inneren Elben. 20 bis 30 geförderte Mietwohnungen für Einzelpersonen, Paare und Familien sollen hier entstehen. Auch wohnungslose Menschen, deren Lage sich stabilisiert hat, sollen hier einziehen können.
Die Planung wird von einer Bürgerinitiative begleitet, die auch am Abend in der St. Georgener Waldorfschule zahlreiche Fragen hatte. Einige konnte Horn direkt vor Ort beantworten. So teilte er mit, dass es tatsächlich keine Tiefgarage geben werde. Stattdessen sei ein Mobilitätskonzept geplant. Er sah die "kritische Begleitung" der Bürgerinitiative positiv und bot Folgegespräche an.
Weniger positiv sah er dagegen den Einwurf einer Anwohnerin, die sich von dem "Obdachlosenheim" vor der Haustür wenig begeistert zeigte. "Es ist kein Obdachlosenheim, und wenn Sie es so nennen, spuren Sie den Weg für gewisse Menschen", entgegnete der OB. "Wir sollten bereit sein, manchmal auch eine andere Perspektive einzunehmen."
Nach über zwei Stunden Dialog beendete der Oberbürgermeister den Abend mit einem Appell: "Machen Sie Ihren Stadtteil weiterhin so attraktiv!"