KiöR Gutleutmatten

2024–2027

Entwurf "brace" von Anna Schütten
Entwurf "brace" von Anna Schütten
Entwurf "brace" von Anna Schütten
Entwurf "brace" von Anna Schütten

Das Projekt „KiöR Gutleutmatten“ – Kunst im öffentlichen Raum im Stadtquartier Gutleutmatten – findet von 2024 bis 2027 statt. Im September 2024 wird die künstlerische Intervention brace der Künstlerin Anna Schütten installiert. Sie ist über die gesamte Dauer des Projekts an der Ecke Eschholzstraße/Am Radacker zu sehen. Außerdem bildet sie den Rahmen und Ausgangspunkt für weitere künstlerische Interventionen. Die Kuratorin Hanna Weber lädt von 2024 bis 2025 unter dem Titel "Gardens of Ambivalence"  vier Künstler_innen ein, temporäre Interventionen zu realisieren.

2018 sprach sich die damalige Kunstkommission dafür aus, überschüssige Mittel aus dem Bau des Stadtquartiers Gutleutmatten für die Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum zu verwenden. Auf Vorschlag der Verwaltung beschloss der Gemeinderat 2022 für das Projekt „KiöR Gutleutmatten“ Mittel in Höhe von 100.000 €.
2023 schrieb das Kulturamt einen beschränkten Wettbewerb aus und lud fünf Künstler_innen mit Lokalbezug ein, Entwürfe einzureichen. Die Entwürfe wurden im September 2023 einer Jury vorgestellt. Daraus ging Anna Schütten mit brace als Gewinnerin hervor.

brace definiert mit ihren Klammern einen städtischen Zwischenraum, einen Einschub, in dem oder aus dem heraus ein gedanklicher wie physischer Raum für weitere Arbeiten entstehen kann.

brace, Anna Schütten

( ) – was man von hier aus hören kann. Ausgehend vom Gedanken einer Konzertbestuhlung für die Soundscape der Kreuzung orientiert sich die künstlerische Arbeit brace in ihrer Form an verschiedenen Präsentationsstrukturen und -formaten – von einem aus dem Boden gestampften Podest oder Trittstufen, die zum Sitzen genutzt werden, einer Behauptung als Speakers Corner, Abstandhalter oder, je nach Tageslicht, aufleuchtender Kontur. Der Kontrast der retroreflektierenden Metallbänder wird in der Dunkelheit bei einfallendem Licht verstärkt. Es macht die Fläche in der Dämmerung in ihren Konturen sichtbar und lenkt die Augen auf diesen städtischen Zwischenraum.Die leicht abschüssige Wiese wird mit zwei metallenen, reflektierenden Klammern gefasst, ihr Zwischenraum begradigt. Die gebogene Form richtet sich nach der Kreuzung aus, nimmt aber auch den Trampelpfad, die „desire line“ der Passierenden an der spitz zulaufenden Rasenecke auf. Die Klammern führen die Formsprachen der Umgebung fort und bilden einen Übergang zwischen den geschwungenen Bahn- und Straßenlinien der Kreuzung einerseits und den geraden Kantenformen des neu angelegten Gutleutmatten-Quartiers auf der anderen Seite.Auch im Material lehnt sich die Arbeit an ihre Umgebung an, verweist auf die benachbarten, durch Gras verlaufenden Metallbänder der Straßenbahnschienen und das retroreflektierende Weiß der Fahrbahnmarkierung und Verkehrsschilder.Während der drei Jahre KiöR Gutleutmatten wird brace zur Basis und Stütze für unterschiedliche Kunstformen; sie dient als Treff- und Ausgangspunkt für performative Interventionen ebenso wie als austarierte Grundfläche potenzieller installativer Arbeiten. Dabei schottet die Arbeit die Ausstellungsfläche nicht von ihrer Umgebung ab, sondern integriert sich in das Gelände, lässt Witterungsbedingungen und unterschiedlichste Blickwinkel zu. brace definiert mit ihren Klammern einen städtischen Zwischenraum, einen Einschub, in dem oder aus dem heraus ein gedanklicher wie physischer Raum für weitere Arbeiten entstehen kann. (Ausschnitt aus dem Entwurf von Anna Schütten)
(Text: Anna Schütten)

Anna Schütten (*1989 in Köln) hat Freie Kunst an der Kunstakademie Karlsruhe, Außenstelle Freiburg, und Epistemische Medien an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf studiert. Neben Einzel- und Gruppenausstellungen besteht ihre künstlerische Praxis aus interdisziplinären und kooperativen Ansätzen. Sie war künstlerisches Mitglied im Kuratorium der Simultanhalle Köln und hat 2019 das mæro ensemble mitbegründet. Für ihre Projekte erhielt sie verschiedene Auszeichnungen und Förderungen, zuletzt die Artist-in-Residence des Global Forest e.V., St. Georgen (Schwarzwald), das NEUSTARTplus Stipendium der Stiftung Kunstfonds und das Recherchestipendium für Musik der Stadt Köln.

Gardens of Ambivalence, Hanna Weber (Kuratorin)

In den Jahren 2024 & 2025 werden unter dem Titel „Gardens of Ambivalence“ vier Künstlerinnen und Künstler beziehungsweise Kollektive von der Kuratorin Hanna Weber eingeladen. Zu sehen sein werden künstlerische Arbeiten, die vorübergehend im Stadtraum des Quartiers Gutleutmatten positioniert sind sowie Interaktionen, die vor Ort Kontaktzonen für Bewohnerinnen, Bürgerinnen aus anderen Stadtteilen sowie Besucherinnen schaffen. Jede künstlerische Arbeit wird feierlich im Viertel willkommen geheißen und von mindestens einer Veranstaltung begleitet, die dem Motto BRING YOUR OWN CHAIR folgt. Bewohnerinnen und andere BesucherInnen aus der Stadtbevölkerung sind dazu eingeladen, Teil des kulturellen Austauschs zu werden und an besonderen Orten im Viertel zusammenzukommen.
„Gardens of Ambivalence“ bezieht sich auf die Historie des Ortes, an dem ursprünglich Kleingärten angelegt waren. Ein Teil der „Kleingartenanlage Gutleutmatten“ wich dem Baugebiet „Gutleutmatten Ost“ mit 500 Wohnungen. In einiger Distanz zu dem 2019 fertiggestellten Viertel liegen nach wie vor zahlreiche Garten-Parzellen, der verbleibende Rest der grünen, bewirtschafteten Anlage.
Seit seiner Erbauung ist das Verhältnis vieler Bewohnerinnen zu ihrem Stadtquartier ambivalent. Gleichförmige, kubische und eher kühl ausgerichteten Architektur prägt die Nachbarschaft. Dazu durchschneidet eine viel befahrene Straße das Viertel und teilt es in einen Ost- und Westteil. Ein Zentrum mit Infrastruktur, wie etwa ein kleiner Marktplatz, ein Bäcker oder ein Kiosk, fehlen – auch als sozialer Treffpunkt. Lebendigkeit erhalten die Straßenzüge vor allem durch selbst bestellte Vorgärten, bewucherte Balkone und verstreut aufgestellte Hochbeete. Wo kann Kunst im öffentlichen Raum hier ansetzen? Welche thematischen Linien können aufgegriffen werden?
 
Anna Schüttens Arbeit brace ist Treff- und Ausgangspunkt für performative Interventionen im Viertel und dient gleichzeitig als Grundfläche potentieller Installationen. Die künstlerische Arbeit bildet einen städtischen Zwischenraum, von dem aus die Soundscape der Kreuzung aufgenommen werden kann.

(Text: Hanna Weber)


Hanna Weber arbeitet seit 2022 als freie Kuratorin und Autorin im Bereich Kunst- und Architekturgeschichte in Freiburg (D) und Bern (CH), (Aufträge u.a. für das Museum für neue Kunst, Freiburg, das Kunsthaus L6 Freiburg, DELPHI_space, Freiburg, das Centre Culturel Français Freiburg, den Kunstverein March, das Ernst-Lange-Haus Freiburg und die E&K Stiftung. Raum für visuelle Kunst, Freiburg, Freiburg)
2023 Dozentin an der Hochschule Macromedia Freiburg, Bereich Fotografie und Bewegtbild
2022 Promotion zum Thema "Zwischen sakral und profan – Umnutzung von Kirchen der Nachkriegsmoderne", Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät für Architektur und Urbanistik (Stipendien: Gerda Henkel Promotionsstipendium, Promotionsstipendium der Thüringer Graduiertenförderung)
2016-2018 Redaktionsmitarbeit beim deutsch-französischen Rezensionsjournal für Kunstgeschichte und Ästhetik Regards Croisés
2015 Gründung des KuratorInnenkollektivs CUCO – curatorial concepts berlin e.V.
2014-2016 studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für moderne und zeitgenössische Kunst (Humboldt Universität zu Berlin, Prof. Dr. Barbara Wittmann) und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Aby Warburg-Edition Briefe (Kommentierung), Humboldt-Universität Berlin

Website: Hanna Weber | Kuratorin Kunsthistorikerin Architekturgeschichte