Infoveranstaltung gut besucht

Radschnellweg RS 6 nimmt Gestalt an

Visualsierung einer umgestalteten Straße
Als Teil des RS 6 bietet die Schlüsselstraße in Herdern künftig viel mehr Platz und Sicherheit für alle, die zu Fuß, mit dem Rad oderauf dem Roller unterwegs sind. (Visualisierung: SHP Ingenieure Hannover)

In 20 Minuten von Gundelfingen zum Münstermarkt? Das soll schon bald selbst bei gemütlicher Fahrt möglich sein: mit dem Fahrrad, sicher und entspannt auf dem RS 6, dem geplanten Radschnellweg von Emmendingen und Waldkirch über Denzlingen in Freiburgs City.

Radschnellwege sollen das Rückgrat des regionalen Radverkehrs bilden und ein durchgängig sicheres, attraktives und zügiges Radeln ermöglichen. Dabei geht es vorwiegend darum, Alltagsfahrten vom Auto auf das Rad zu verlagern. Um das zu erreichen, sind auf Radschnellwegen aber nicht Höchstgeschwindigkeiten das Ziel, sondern direkte Führungen und wenig Wartezeiten, beispielsweise an Ampeln, um kurze Reisezeiten zu ermöglichen.

Innerhalb des Stadtgebiets eignen sich Radwege, Radfahrstreifen und Fahrradstraßen; das Rad muss also sprichwörtlich nicht neu erfunden werden. Allerdings  gelten bei Radschnellwegen höhere Standards: So ist beispielsweise für Fahrradstraßen eine Breite von mindestens 4,60 Metern Pflicht, außerdem ein Sicherheitstrennstreifen neben Parkplätzen. Nicht zuletzt muss eine Straße eine geringe Kfz-Verkehrsbelastung aufweisen.

Planungen in Herdern einen Schritt weiter

Diese Voraussetzungen sind nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für den Stadtteil, wie das Garten- und Tiefbauamt (GuT) am 20. Juni bei einer Infoveranstaltung in Herdern gezeigt hat. Dabei informierten die Fachleute über den aktuellen Planungsstand zur Streckenführung in Herdern. Entlang der geplanten Trasse, die gemäß Gemeinderatsbeschluss vom April 2023 durch die Richard-Wagner-, Schlüssel- und Stadtstraße führt, liegen vier Schulen (Droste-Hülshoff- und Friedrich-Gymnasium sowie Weiherhof-Grund- und Realschule). Daher lag ein Fokus der Planung auf der Schulwegsicherheit. Durch die begleitend zum RS 6 geplante Verkehrsberuhigung wird zugleich auch Durchgangsverkehr durch das Quartier minimiert. Zudem soll der Busverkehr barrierefreier und flüssiger werden. Nicht zuletzt leistet die Entsiegelung von Flächen und die Pflanzung neuer Bäume einen kleinen Beitrag zur Klimaanpassung. Somit kommen die notwendigen Umbauten nicht nur dem Radverkehr, sondern auch anderen Verkehrsarten und dem Stadtteil insgesamt zugute.

Wie genau das am Ende aussehen soll, ist noch nicht im Detail geklärt. Denn beim RS 6 wurde die Öffentlichkeit bereits zu einem sehr frühen Planungsstand informiert. Dadurch können Rückmeldungen aus der Bürgerschaft umfassender mitgedacht werden. Im Gegenzug ist das, was auf der Veranstaltung präsentiert wurde, aber auch noch nicht "final", sondern kann sich noch ändern.

Lob und Kritik

Bei der Infoveranstaltung in Herdern kam dieses Vorgehen gut an. Deutlich über 100 Menschen nutzten den Abend, um sich zu informieren und Anregungen einzubringen. Für die geplante Trassenführung sowie die geplanten Umbauten gab es viel Lob, aber auch Kritik. Die kritischen Stimmen fürchteten vor allem zu viele und zu schnelle Radfahrende in Herdern. Das Planungsteam machte deutlich, dass sich die Menge der Radfahrenden durch die gleichzeitig geplanten und teils schon vorhandenen Vorrangrouten FR 2, FR 3 und FR 6 gut verteilen würde. Im Abschnitt Herdern rechnen sie auf dem RS 6 mit rund 5000 Radfahrenden am Tag – das ist für Freiburger Verhältnisse nichts Besonderes. Das Überqueren von Straßen wird also sicher kein Problem darstellen, wie eine Simulation vor Ort anschaulich zeigte. Im Gegenteil sorgen Aufpflasterungen und Zebrastreifen für mehr Sicherheit und Komfort für alle, die zu Fuß unterwegs sind, vor allem Schulkinder. An der Kreuzung Händel-/Okenstraße soll eine Fuß- und Rad-Ampel über die Habsburgerstraße für eine bessere Anbindung des RS 6 sorgen – eine schon lange gewünschte Verbesserung.

Die geplanten verkehrslenkenden Maßnahmen zur Minimierung des Schleichverkehrs wurden kontrovers diskutiert. Nicht wenige hielten den Kfz-Verkehr, der eine Abkürzung durch Herdern sucht, für störend und begrüßten die Planungen. Kritischen Stimmen, die fürchteten, dass sie nicht mehr zu ihren Zielen gelangen könnten, konnte die Verwaltung aufzeigen, dass dies weiterhin möglich bleibt. So bedeutet beispielsweise die geplante Sperrung der Eisenbahnunterführung Hinterkirchstraße für Fahrzeuge aus der Richard-Wagner-Straße nach Norden zwar einen Umweg von 700 Metern, ermöglicht im Gegenzug aber die Anlage von Fußwegen in der engen Unterführung. Auch würden zwei vorgesehene Einbahnstraßen in Abschnitten der Schlüssel- und der Karlstraße Abkürzungsfahrten durch Herdern unattraktiv machen, mit kleinen Umwegen käme man trotzdem an jedes Ziel.

Anregungen werden aufgenommen

Wegfallende Parkplätze wurden zum Teil besorgt aufgenommen, andere Ortskundige berichteten aber auch, dass das aufgrund oft vorhandener Garagen kein wirkliches Problem sei. Das Planungsteam nahm aber als Anregung mit, bei den verbleibenden Parkplätzen auf eine ausreichende Zahl von Kurzzeit-Parkplätzen zu achten, damit Pflegedienste oder Handwerker auch weiterhin leicht zu ihren Zielen gelangen. Diese und weitere Hinweise gehen nun in die weiteren Planungen ein.

Die Pläne des in Herdern gezeigten Vorentwurfes, das Verkehrslenkungskonzept für Herdern und weitere Informationen zum Radschnellweg RS 6 gibt es auf der Projektwebseite www.breisgau-y.de.

Dieser Artikel erschien im Amtsblatt Nr. 867 vom 6. Juli 2024. Wer keine Ausgabe verpassen möchte, kann sich hier zum Amtsblatt-Newsletter anmelden.

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Veröffentlicht am 12. Juli 2024