Zwangsarbeiterinnen in Freiburg
Zwischen 1939 und 1945 wurden in Freiburg nachweislich mindestens 6.500 Zwangsarbeiter_innen eingesetzt. Eine Auswertung des Stadtarchivs Freiburg legt jedoch nahe, dass insgesamt von weit mehr als 10.000 Menschen ausgegangen werden muss. Sie mussten in Industrieunternehmen, in der Landwirtschaft oder bei Gewerbebetrieben, aber auch in der Stadtverwaltung, in weiteren städtischen Einrichtungen, in der Universität, in Privathaushalten, oder – wie Anna Djatschenko – bei der Reichsbahn arbeiten.
Im Sommer 1942 wurden erstmals Frauen aus der Sowjetunion zur Zwangsarbeit nach Freiburg verschleppt. Seit dieser Zeit kamen bis 1944 teilweise mehrmals pro Woche Güterzüge in der Stadt an, die sowjetische Zwangsarbeiter_innen hierher brachten.
Anna Djatschenko musste, wie viele ihrer Kolleg_innen, im Bahnbetriebswerk I arbeiten. Die Arbeit erfolgte in drei Schichten. Die Frühschicht begann morgens um 6.00 Uhr. Sie und ihre Kolleginnen, die im "Ostarbeiterlager" untergebracht waren, mussten jeden Morgen um 5.00 Uhr aufstehen und bald darauf den Fußweg zum Bahnbetriebswerk in Holzschuhen zurücklegen, daher waren sie kaum zu überhören. Doch Anna Djatschenko erinnert sich: "Die Einheimischen haben von uns verlangt, dass wir leise zur Arbeit kamen und nach der Arbeit auch leise wieder gingen, sonst gossen sie das heiße Wasser auf uns!"
Für die Arbeit im Bahnbetriebswerk erhielt Anna Djatschenko keinen Lohn. Die "Ostarbeiterinnen" verdienten offiziell 50 % vom Lohn der "deutschen" Arbeiterinnen. Für Verpflegung und Unterkunft wurde davon täglich 1,50 RM einbehalten. Da Anna Djatschenko eine Frau war und noch dazu minderjährig, war ihr Lohn so gering, dass davon nichts mehr übrig blieb. Alles wurde für Verpflegung und Unterkunft einbehalten.
Im Februar 1945 wurde das Bahnbetriebswerk bombardiert. Jetzt konnten die Zwangsarbeiter_innen dort nicht mehr arbeiten. Anna Djatschenko wurde einer Militärtruppe in Zähringen zugeteilt. "In der Militärtruppe arbeitete ich als Reinigungskraft und half in der Küche beim Kartoffelschälen. Ich war dort nur 10 Tage. Wie diese Militärtruppe hieß, weiß ich nicht, mir hat das keiner gesagt. Sie befand sich außerhalb der Stadt."
Das ehemalige Stadtarchiv
Das Stadtarchiv Freiburg war maßgeblich an der Aufarbeitung der Geschichte der Zwangsarbeit in Freiburg während des Nationalsozialismus beteiligt. Hier wurden zahlreiche Lebensgeschichten ehemaliger Zwangsarbeiter_innen gesammelt und hier werden sie bis heute aufbewahrt, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
Das Stadtarchiv birgt in seinem Inneren jedoch nicht nur Erinnerungen an die Geschichte des Nationalsozialismus in Freiburg. Auch viele weitere historische Bestände dokumentieren die Geschichte der Stadt bis zurück zu ihren Anfängen. Genauso ist das Gebäude selbst, das Haus "Zum Herzog", ein Zeugnis der 900jährigen Stadtgeschichte. Denn unter den heutigen Häusermauern liegen Überreste eines der ältesten Gebäude der Stadt, die noch aus dem 12. Jahrhundert stammen und weitere aus den 1260er Jahren. Zahlreiche Umbauten in den folgenden Jahrhunderten verliehen dem Gebäude sein heutiges Aussehen.
Zwischen 1708 und 1806 war das Gebäude im Besitz des Klosters St. Blasien im Schwarzwald. Daraufhin diente es im 19. und 20. Jahrhundert verschiedenen staatlichen Behörden als Sitz, bis es schließlich seit 1957 als Gebäude des Stadtarchivs Freiburg genutzt wurde.
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