Zeitzeugen
Oskar Logar
Es kam hin und wieder vor, dass ich darüber nachdachte nach Kroatien zurückzukehren, aber letztendlich habe ich mich hier akklimatisiert.
Herkunftsland: Kroatien
Alter: 70 Jahre
Einreise: 1966
In Freiburg seit: 1966
Staatsangehörigkeit: Kroatisch
Oskar Logar kam 1966 als Einunddreißigjähriger nach Freiburg. Die Gründe waren nicht finanzielle, sondern politische und persönliche Schwierigkeiten. Herr Logar hatte in Kroatien eine Ausbildung zum Bäcker absolviert und durch einen Bekannten eine Anstellung in Freiburg vermittelt bekommen. Somit war für ihn bereits bei seiner Ankunft klar, dass er in Freiburg leben und arbeiten würde.
"Ich bin abends um 22.30 Uhr angekommen und morgens um 5 habe ich schon gearbeitet".
Zu Anfang konnte er die deutsche Sprache kaum verstehen, doch durch seine Arbeit, Freunde und Bekannte lernte er schnell. Die Arbeitgeber waren sehr nett zu ihm, sowohl beruflich als auch privat. Er lebte damals im Haus der Bäckerei und der Umgang dort half ihm, sich schnell zu integrieren.
"Das war eine schöne Arbeit, kein Problem."
Bei seiner Ankunft hier war für ihn alles sehr neu. In Kroatien hatten viele erzählt, dass man hier alles bekommen würde, er hatte keine reale Vorstellung wie es hier sein würde.
"Aber die Leute denken heute auch noch so, sie wollen immer wissen, wie viel Rente ich bekomme".
Was ihn allerdings sehr beeindruckt hat, waren die Leistungen, die die Arbeitnehmer hier erhalten haben.
"Ich bin zwei Mal operiert worden und dann kam der Lohn und ich habe gesagt, »Moment mal, ist das ein Fehler, ich habe mehr Geld gekriegt als wenn ich gearbeitet hätte«, aber sie haben gesagt »Nein, nein, die haben noch einen Zuschlag spendiert, Du musst noch im Bett bleiben nach der Operation«."
Als er sich auf den Weg nach Deutschland machte, hatte er nicht vor, lange zu bleiben.
"Eigentlich hatte ich vor zwei oder drei Jahre zu bleiben, aber dann blieb ich noch etwas, nahm einen Kredit auf und dann kaufte ich ein Grundstück und habe ein Haus gebaut."
Somit sind es nun fast 40 Jahre die Herr Logar bereits in Freiburg lebt. Er arbeitete bis vor sechs Jahren in verschiedenen Bäckereibetrieben in Freiburg, eine Arbeit, die oft anstrengend war, aber ihm immer Spaß gemacht hat. Seine Kinder aus erster Ehe leben in Kroatien, er hat sie jedoch immer finanziell unterstützt und fährt auch ein Mal im Jahr dorthin in den Urlaub. In den folgenden Jahren lernte er hier seine zweite Frau kennen, ebenfalls aus Kroatien. Nach einigen Jahren heirateten sie, aber die Ehe scheiterte daran, dass er seine Kinder weiterhin finanziell unterstützen wollte und ihr das nicht gefiel. Also ließ er sich wieder von ihr scheiden, da er sich für seine Kinder verantwortlich fühlte.
Es gefällt ihm gut hier, denn die Deutschen seien sehr diszipliniert, was ihm immer imponiert hat. Würde er zurückkehren nach Kroatien, so würde ihm einiges fehlen, auch die Sicherheit, die er hier genießt.
"Probleme mit Ausländerfeindlichkeit hatte ich hier nie, ich fühle mich in beiden Ländern zu Hause".
Allerdings vermisst er das Meer und die schöne Natur rund um Rijeka.
"Es kam hin und wieder vor, dass ich darüber nachdachte nach Kroatien zurückzukehren, aber letztendlich habe ich mich hier akklimatisiert".
Seit sechs Jahren ist Herr Logar Rentner, er bekommt sowohl in Deutschland als auch von Kroatien eine Rente. Wie er sich seine Zukunft vorstellt, darüber hat er sich noch nie sehr viele Gedanken gemacht. Eigentlich könnte er sich gut vorstellen hier zu bleiben, denn in Kroatien hat sich vieles verändert seit er weg ist. Auch hat er sich doch in gewissen Dingen an deutsche Gewohnheiten angepasst, so kann er zum Beispiel nicht verstehen, wie die Leute in Kroatien so undiszipliniert sein können. Auch seine Freunde und Bekannte hier würde er sehr vermissen.
"Bei meinen Kindern in Kroatien würde ich schon gerne leben, aber ich bin auch froh, dass ich hier meine Ruhe habe. Ich mache mir auch nicht so viele Gedanken über die Zukunft, ich spüre mein Alter nicht".
Generell meint er, die Kroaten seien offener, direkter, während die Deutschen häufig keine Zeit hätten, wenn man sich auf der Straße trifft.
"Aber die neue Generation ist auch anders, lockerer".
Einen Wunsch für seine Zukunft hat er nicht, er fühlt sich wohl und ist zufrieden.
Quelle: Ausstellung Migration und Alter, Vorlagen erhalten von Herrn Hauser, Fachdienst Migration im Komturhof