Intro / Moderatorin: Herzlich Willkommen zum Mobilitätspodcast „Hier bewegt sich was!“. Schön, dass Sie eingeschaltet haben. Mein Name ist Kristina Kühne und ich begleite Sie durch alle 8 Folgen. Die Stadt Freiburg setzt sich seit vielen Jahren für eine klimafreundliche Mobilität ein – sei es durch gut ausgebaute Fuß- und Radwege, verlässliche Stadtbahn- und Busverbindungen oder Sharing-Angebote für Fahrräder und Autos. Der Podcast soll zeigen: Hier bewegt sich was! Wir sprechen mit Zuständigen der Stadt Freiburg, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern zu allen möglichen Themen rund um Mobilität in Freiburg, zu Infrastrukturprojekten und dem Wunsch, gemeinsam eine lebenswerte Stadt zu gestalten. Denn nicht zu handeln, ist keine Option! Jetzt oder Now. Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Hören wir mal rein!
Fußgängerin: Wenn ich weiß, ich muss zwei Stationen fahren, und ich muss zehn Minuten auf die nächste Bahn warten, oder sieben Minuten, und ich weiß, ich schaff eine Station in vier, dann lauf ich natürlich. Dann brauch ich nicht da stehen und warten oder frieren, dann wird es einem auch beim Laufen warm. Und da man sich ja im Alltag doch wenig Zeit für Sport und Bewegung nimmt, nutze ich das immer, wenn es geht.
Moderatorin: Wie der Passantin, die wir gerade gehört haben, geht es vielen, die zu Fuß in Freiburg unterwegs sind.
Sind Sie heute auch schon zu Fuß gegangen? Höchstwahrscheinlich lautet Ihre Antwort: Ja! Denn selbst, wenn Sie Ihr Ziel mit dem Fahrrad, dem Bus, der Stadtbahn oder dem Auto erreicht haben: Jeder dieser Wege beginnt und endet in den meisten Fällen mit einem Fußweg. Oder Sie sind heute vielleicht sogar schon eine längere Strecke zu Fuß gegangen.
So machen es viele Menschen in Freiburg: An einem durchschnittlichen Werktag gehen die Freiburgerinnen und Freiburger rund 181.000 Wege zu Fuß – das ist knapp ein Drittel aller Wege, die sie insgesamt zurücklegen. Besonders viel wird in der Innenstadt zu Fuß gegangen. Das historische Zentrum Freiburgs lädt einfach zum Flanieren, Spazieren und Begegnen ein. Ein wichtiger Grund dafür: Rund 60 Prozent der Freiburger Innenstadt sind Fußgängerzone, und das schon seit Jahrzehnten.
Viele Wege, die wir täglich zu Fuß gehen, führen nicht durch autofreie Fußgängerzonen oder über komfortable Spazierwege. Häufig kreuzen sich die Fußwege mit dem Stadtbahn-, Bus-, Rad- und Autoverkehr. Und ein Großteil des Fußverkehrs spielt sich auf mal mehr, mal weniger breiten Gehwegen ab. Ein typischer Gehweg wird auf der einen Seite durch Hauswände oder Gartenzäune begrenzt, auf der anderen Seite durch Radwege, parkende Autos oder Straßen. Verkehrsplanerische Regelwerke empfehlen eine Mindestgehwegbreite von zwei Meter fünfzig. Bei dieser Breite können zwei erwachsene Menschen bequem aneinander vorbeigehen und noch einen Sicherheitsabstand nach links und rechts einhalten. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Viele Gehwege, besonders in älteren Stadtvierteln, sind deutlich schmaler als 2,50 m.
Dazu kommen Hindernisse auf den Gehwegen selbst: Straßenbeleuchtung, Mülltonnen, wild abgestellte Fahrräder und andere Hindernisse versperren nicht selten den Weg. Wer allein unterwegs ist, kann sich vielleicht noch drumherum schlängeln, aber spätestens zu zweit wird es zu eng. Und richtig schwierig ist es für all diejenigen, die große Einkaufstaschen oder einen Kinderwagen dabeihaben, oder die körperlich eingeschränkt und zum Beispiel auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind.
Um die Anforderungen an einen verkehrssicheren Fußverkehr noch konsequenter umzusetzen, hat die Stadt Freiburg 2022 Jan Maurer als ersten Fußverkehrsbeauftragten eingestellt. Er sorgt dafür, dass die Belange der Zufußgehenden in der Verkehrsplanung noch stärker berücksichtigt werden.
Jan Maurer: Die Hauptaufgabe als Fußverkehrsbeauftragter ist unter anderem die Überprüfung des öffentlichen Bereichs, hauptsächlich verschiedener Belange wie Sichtverhältnisse, Querung von Straßen, Beantwortung von Bürgeranfragen sowie einfach den Blick auf die Standardvorgaben, die wir uns wünschen, was ein Gehweg haben sollte.
Moderatorin: Das Thema Querung von Straßen ist besonders wichtig: Fußwege verlaufen oft parallel zu Straßen, und somit stehen Fußgängerinnen und Fußgänger häufig vor der Frage, wie sie diese überqueren können. Damit das sicher gelingt, gibt es verschiedene Arten von Fußgängerüberwegen: natürlich Ampeln und Zebrastreifen, zum Beispiel aber auch Mittelinseln – also kleine, dem Fußverkehr vorbehaltene Flächen, auf denen man in der Mitte einer größeren Straße warten kann, um ein Auto vorbeizulassen.
Die Stadt Freiburg hat sich vorgenommen, in den nächsten Jahren noch deutlich mehr solcher sicherer Querungsmöglichkeiten zu schaffen. Meistens passiert das im Rahmen von Straßensanierungen oder -neugestaltungen. Hinweise auf Standorte, wo neue oder bessere Querungen hilfreich wären, kommen aber auch unabhängig von Neu- und Umbauten häufig aus der Bevölkerung.
Ein aktuelles Beispiel für eine Umgestaltung des Straßenraums, von der insbesondere Fußgängerinnen und Fußgänger profitieren, soll im Stadtteil Haslach umgesetzt werden. Breitere Gehwege, zwei barrierefrei ausgebaute Bushaltestellen und drei neue Zebrastreifen sieht die Planung als Verbesserung für den Fußverkehr vor.
Solche Verbesserungen der Infrastruktur sind wichtig, reichen aber allein nicht aus, um das Zufußgehen in Freiburg für alle noch angenehmer zu machen. Der vorhandene Platz muss Fußgängerinnen und Fußgängern auch uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Ein weiteres wichtiges Thema ist deshalb das sogenannte Gehwegparken. Gemeint sind Autos, die mit je einem Vorder- und Hinterrad auf dem Gehweg stehen und diesen so oft fast bis zur Hälfte blockieren. Die Straßenverkehrsordnung untersagt diese Art des Parkens – es sei denn, eine entsprechende Beschilderung erlaubt das Gehwegparken ausdrücklich. Weil das Gehwegparken in Freiburg – wie auch in vielen anderen Städten – in den letzten Jahren stark zugenommen hat und so zu einem echten Problem geworden ist, geht die Stadt seit 2021 stärker dagegen vor. Der Fußverkehrsbeauftragte Jan Maurer erklärt:
Jan Maurer: Die Stadt überprüft das gesamte Gebiet sukzessiv auf Gehwegparken und überplant es. Die Verkehrsbehörde hat Ortstermine, wo sie verschiedene Straßenquerschnitte anschaut und guckt: Gibt es Möglichkeiten, den Gehweg freizuräumen vom Parken? Wir haben eine sehr große Kontrolldichte, was sehr stark dazu beiträgt, dass wir das Gehwegparken auch immer mehr in den Griff bekommen. Ziel ist es natürlich der Stadt, eine ungehinderte Nutzung des Gehwegs künftig den Zufußgehenden zur Verfügung zu stellen.
Moderatorin: Ein Beispiel, wo die Stadt das Gehwegparken in den letzten Jahren abgebaut hat, ist das Quartier westlich der Merzhauser Straße in der Freiburger Unterwiehre.
Jan Maurer: Das kann man sich so vorstellen: Wir hatten dort damals beidseitig halbhohes Gehwegparken, wodurch der Gehweg sehr stark eingeschränkt war, oft auf eine Breite von 1 Meter oder 1,20 Meter. Dadurch, dass wir eine Seite der Parker auf die Straße gesetzt haben und auf der anderen Seite das Parken ganz unterbunden haben, ist es jetzt heute so, dass wir beidseitig den gesamten Gehweg zur Verfügung haben als Laufweg für die Fußgänger.
Moderatorin: Besonders für Kinder können parkende Autos ein Problem darstellen. Wenn die Sicht eingeschränkt ist, können sie nicht sehen, ob von links oder rechts Autos kommen, ohne auf die Fahrbahn zu treten. Um solche Gefahrensituationen zu vermeiden und Kindern auch ohne Begleitung einen sicheren Weg zur Schule zu ermöglichen, haben bereits viele Freiburger Schulen sogenannte Schulwegpläne. Das sind Stadtpläne, die den Bereich rund um die jeweilige Schule zeigen. Hier sind Gehwege, Ampeln, Zebrastreifen und weitere sichere Querungen eingezeichnet, aber auch Stellen, an denen die Straße besser nicht überquert werden sollte. Das hilft Eltern dabei, mit ihren Kindern einen sicheren Fußweg zur Schule zu finden und einzuüben.
Jan Maurer: Die Stadt unterstützt die Schulen dadurch, dass sie die Grundpläne zur Verfügung stellt und wenn die Schulen dann auf dieser Konzept-Ebene arbeiten, die Ergebnisse dieser Erarbeitung in die Pläne einträgt. Natürlich unterstützen wir die Schulen auch sehr dabei, wenn sie vor Ort feststellen, dass es Mangel gibt an Querungsstellen oder an Querungsmöglichkeiten oder dass es im Zuge von der Schulwegsicherung notwendig wird, dass ein Ortstermin stattfindet.
Moderatorin: Fußwege sollen insgesamt also möglichst sicher und frei von Hindernissen sein. Um Verbesserungen zu erreichen, braucht es vor allem eins: Platz. Doch der ist oft knapp bemessen. Wenn eine Straße neu gebaut oder saniert wird, muss der verfügbare Platz zwischen Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV und Autoverkehr aufgeteilt werden. Dass der Fußverkehr dabei nicht zu kurz kommt, ist auch eine der Aufgaben des Fußverkehrsbeauftragten. Er setzt sich dafür ein, dass der Fußverkehr genug Platz bekommt – auch, wenn das manchmal nicht ganz einfach ist.
Jan Maurer: Bei der Bewertung von Gehwegbreiten muss man sich immer klar sein. Was möchte ich dem Fußgänger zur Verfügung stellen? Natürlich haben wir einen Grundbedarf, den wir immer decken wollen. 2,50 Meter als Beispiel. Oder als Gehlinie für den Fußverkehr 1,80 Meter ohne Einschränkungen. Aber je nach Situation ist das manchmal natürlich nicht möglich und wir müssen auf Ausnahmen gehen. Zum Beispiel gehen Sie mal davon aus, Sie haben jetzt einen Wohnbestand, wo Sie sehr viele integrierte alte Baumbestände haben. Da werden Sie das nicht hinbekommen, dass Sie das Maß für Fußgänger zur Verfügung stellen können, der wünschenswert wäre. Von dem her muss man in manchen Bereichen Abstriche machen.
Moderatorin: Keine leichte Aufgabe also, dem Fußverkehr immer und überall zu dem Platz zu verhelfen, den er verdient hätte. Besonders, wenn man überlegt, was alles zur Fußverkehrsinfrastruktur dazugehört. Denn egal, ob von der Haustür zur Bushaltestelle oder auf einer längeren Strecke: Wir alle sind Fußgängerinnen und Fußgänger.
Outro / Moderatorin: Ich hoffe, Sie haben etwas Neues gelernt, was Sie über die klimafreundliche Mobilität in Freiburg noch nicht wussten. Mobilität hat viele Facetten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, hören Sie doch auch in die anderen Folgen des Podcasts rein. Auch im Netz finden Sie viele weitere Informationen, und zwar unter www.freiburg.de/jetztodernow. Denn Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Also steigen Sie doch mit uns um – wann immer und so oft es Ihnen möglich ist. Und erkunden Sie so Ihre Stadt vielleicht noch mal aus einer anderen Perspektive. Ich wünsche viel Spaß dabei und sage Tschüss, auf Wiederhören!