Mobilitätspodcast: "Hier bewegt sich was!"

Folge 1: Das Freiburger Radnetz

Bereits heute ist es rund 500 Kilometer lang - Tendenz steigend. Zusammen mit Florian Schneider, Radverkehrsplaner bei der Stadt Freiburg, sind wir durch Freiburg geradelt.

Mit dem Fahrrad durch Freiburg

Zusammen mit Florian Schneider, Radverkehrsplaner bei der Stadt Freiburg, sind wir durch Freiburg geradelt und haben uns das Radnetz genauer angeschaut.

Dieses besteht aus vielen Radwegen, die einander kreuzen und ergänzen. Bereits heute ist es rund 500 Kilometer lang – Tendenz steigend. Denn die Stadt baut das Radnetz kontinuierlich aus, zum Beispiel durch weitere Radvorrangrouten und die geplanten Radschnellwege.

Ein engmaschiges Radnetz, über das man schnell und sicher ans Ziel kommt, erhöht die Attraktivität des Radverkehrs und fördert so eine klimafreundliche Mobilität.

Begleiten Sie uns bei unserer Tour und erfahren Sie alles über die bisherigen Entwicklungen und Planungen für die Zukunft.

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Intro / Moderatorin: Herzlich Willkommen zum Mobilitätspodcast „Hier bewegt sich was!“. Schön, dass Sie eingeschaltet haben. Mein Name ist Kristina Kühne und ich begleite Sie durch alle 8 Folgen. Die Stadt Freiburg setzt sich seit vielen Jahren für eine klimafreundliche Mobilität ein – sei es durch gut ausgebaute Fuß- und Radwege, verlässliche Stadtbahn- und Busverbindungen oder Sharing-Angebote für Fahrräder und Autos. Der Podcast soll zeigen: Hier bewegt sich was! Wir sprechen mit Zuständigen der Stadt Freiburg, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern zu allen möglichen Themen rund um Mobilität in Freiburg, zu Infrastrukturprojekten und dem Wunsch, gemeinsam eine lebenswerte Stadt zu gestalten. Denn nicht zu handeln, ist keine Option! Jetzt oder Now. Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Hören wir mal rein!
Moderatorin: Heute sind wir mit dem Fahrrad unterwegs. Freiburg ist deutschlandweit bekannt als Fahrradstadt. Und tatsächlich legen die Freiburgerinnen und Freiburger bereits rund ein Drittel aller Wege radelnd zurück. Warum ist das so? Und wie konnte Freiburg zur Fahrradstadt werden? Das sehe ich mir heute gemeinsam mit Florian Schneider an, der als Radverkehrsplaner bei der Stadt arbeitet. Wir haben uns zu einer Radtour verabredet und treffen uns am Greiffeneggring in der Innenstadt, dort, wo diese Straße in die B31 mündet.
----- Start Interview-Situation -----
Moderatorin: Der Greiffeneggring gehört ja wie fast alle Straßen in Freiburg auch zum Radnetz. Was ist denn eigentlich das Radnetz?
Florian Schneider: Ja, das ist eine gute Frage, weil es liegt so auf der Hand und gleichzeitig ist es gar nicht so leicht, das zu definieren. Man könnte vielleicht versuchen, zu sagen: Ich habe ganz viele Radverbindungen und wenn ich die überlagere, dann bildet das eine Art Netz, so wie wir das vielleicht auch von einem Spinnennetz kennen und das ist dann das Radnetz. Wir haben bei uns in Freiburg ein Radnetz definiert, was ungefähr 500 Kilometer lang ist.
Moderatorin: Wow, das sind ganz schön viele Kilometer. Welche Anforderungen muss denn das Radnetz erfüllen?
Florian Schneider: Optimalerweise verbindet so ein Radnetz natürlich alle wichtigen Startpunkte und Ziele, sodass man, egal ob man jetzt zum Sport fährt, zur Arbeit, dass man über dieses Radnetz alle Relationen abbilden kann. Dabei ist es natürlich so, dass je engmaschiger das ist, also je weniger Umwege ich dabei habe, desto besser. So ein Radnetz sollte natürlich attraktiv sein. Attraktiv bedeutet mitunter, dass ich nicht ständig stehen bleiben muss, dass ich auch schnell an mein Ziel komme. Dass ich mich dabei sicher fühle, an mein Ziel zu kommen und dass es natürlich auch wirklich sicher ist.
Moderatorin: Und das ist ja, wenn ich das richtig verstehe, auch eines der Themen hier am Greiffeneggring, nämlich dass die Sicherheit lange nicht so gut war. Wie ist die Situation denn jetzt?
Florian Schneider: Also es war in der Tat so, dass wir hier einen Unfallschwerpunkt hatten am Greifeneggring. Also du kannst es dir noch mal vorstellen, es sah früher anders aus, als es jetzt aussieht. Wir hatten hier drei Fahrspuren für Autos und nebendran einen wirklich sehr dünnen Radfahrstreifen. Und kurz vor der Kreuzung mit der B31 gab es dann die Möglichkeit für die Autos vom Innenstadtring rechts auf die B31 Richtung Westen zu fahren. Und an dieser Stelle gab es ziemlich viele Unfälle. Wie die Situation jetzt ist, glücklicherweise, also wir haben ihn umgestaltet. Das müsste im Sommer 2021 gewesen sein und seitdem haben wir keinen einzigen polizeilich registrierten Unfall mehr. Das heißt, diese Maßnahme war wirklich aus Sicht der objektiven Verkehrssicherheit, nennt man das, ein großer Erfolg.
Moderatorin: Und wie genau habt ihr den umgestaltet?
Florian Schneider: Also wir haben hier an dieser Stelle keine Lösung gefunden, die in den deutschen Regelwerken beschrieben ist, die auf unsere Kreuzungssituation und den Platz, den wir hier haben, passt. Und wir haben deshalb auch ein bisschen international geguckt und haben eine Lösung angewandt, die man sonst häufig in Kopenhagen findet. Das heißt, wir haben eine Spur von diesen drei Kfz -Spuren im Vorlauf der Kreuzung rausgenommen und haben dann dort einen ziemlich breiten Radfahrstreifen eingerichtet, der kurz vor den letzten 50 Metern vor der Kreuzung dann in eine gemeinsame Spur mündet, wo auch der rechts abbiegende Kfz -Verkehr drauffährt. Das heißt, der Kfz -Verkehr, der rechts abbiegen will, fährt dann auf die gleiche Fläche mit drauf. Dadurch ist dieser Konfliktpunkt, der davor ganz punktuell an einer Stelle war, den haben wir langgezogen und dadurch, dass die Spur auch sehr breit ist, funktioniert das in der Praxis relativ gut an dieser Stelle.
Moderatorin: Seit der Greiffeneggring umgestaltet wurde, gab es nicht nur keine Unfälle mit Radfahrenden mehr, sondern die Radfahrenden fühlen sich auch sicherer. Das haben Umfragen gezeigt, erzählt mir Florian Schneider. Aber solche Lösungen wie hier am Greiffeneggring würden nicht überall funktionieren. Das zeigt er mir an unserer nächsten Station. Dafür radeln wir rund eineinhalb Kilometer an der Dreisam entlang und biegen dann nach rechts ab in die Eschholzstraße im Stühlinger. Anders als viele andere Stadtteile in Freiburg wurde der Stühlinger bereits vor dem zweiten Weltkrieg gebaut, also in einer Zeit, bevor das Auto zum Hauptverkehrsmittel wurde. In der Eschholzstraße gibt es eine Spur für Autos in jede Richtung, und daneben je einen Radfahrstreifen. Außerdem gibt es auf jeder Straßenseite einen Parkstreifen für Autos, der neben dem Radfahrstreifen und halb auf dem Gehweg liegt.
Florian Schneider: Es ist so ein bisschen ein Kompromiss aus: Wir wollen Parkplätze dort ermöglichen, wo die Leute keine privaten Parkplätze haben, weil einfach die Gebäude aus einer Zeit kommen, wo es noch keine Autos gab, wo noch keine Garagen gebaut wurden. Und man will dem Radverkehr eine Führung bieten, man will natürlich den Gehweg haben, aber es ist alles so eine Mischung. Es gibt auch keinen Sicherheitstrennstreifen zwischen den parkenden Fahrzeugen und dem Radfahrstreifen, was nicht mehr ganz zeitgemäß ist.
Moderatorin: In der Eschholzstraße sieht es also ganz anders aus als am Greiffeneggring. Trotzdem sind beide Straßen Teil des Freiburger Radnetzes. Woran liegt das?
Florian Schneider: Das Freiburger Radnetz ist relativ umfangreich, was auch daher rührt, dass in Freiburg man sich sehr früh auf den Weg gemacht hat und den Radverkehr mit betrachtet hat. Das erste Freiburger Radkonzept oder Radwegeplan stammt noch aus der Mitte der 70er Jahre. Das heißt, wir blicken inzwischen fast auf fünf Jahrzehnte Radverkehrsplanung in Freiburg zurück. Die Radinfrastruktur, die man in Freiburg findet, spiegelt teilweise auch noch die jeweiligen Epochen wider. Das heißt, man sieht ganz neue Infrastruktur, die nach den neuesten Regeln der Kunst und da auch noch sehr großzügig geplant wurde und man sieht aber auch noch Infrastruktur, die teilweise aus den 80er Jahren kommt und die Planungsgrundsätze der 80er Jahre widerspiegelt. Also das Positive ist, in Freiburg ist es schwierig, Straßen zu finden, wo man gar keine Infrastruktur hat. Der Nachteil ist, wir haben natürlich auch viel Infrastruktur, die nicht mehr ganz zeitgemäß ist.
Moderatorin: Man kann also quasi anhand der Radinfrastruktur eine Zeitreise durch Freiburg machen?
Florian Schneider: Absolut, genau. Und da ist auch gerade hier die Eschholzstraße ein spannender Ort, wo man sich mal so durch überlegen kann, wie sich der Straßenraum im Laufe der Zeit verändert hat. Ganz ursprünglich war das mal eine Art Boulevard. Man muss sich vorstellen, da sind bloß ein paar Kutschen gefahren. Nach Einführung der Straßenbahn ist in der Eschholzstraße auch im südlichen Teil mitunter eine Straßenbahn gefahren, die dort drin lief, die Linie 5. Dort gibt es heute keine Straßenbahn mehr. Und irgendwann hat man, nach dem Zweiten Weltkrieg, man hatte so ein bisschen überall, aber auch in Freiburg, diese Vision, wir machen jetzt die Stadt autotauglich. Und da wurde dann die Eschholzstraße in eine vierspurige Straße umgebaut. Das heißt, wir hatten zwei Fahrbahnen für die Autos pro Richtung. Es gab nebenan noch Gehwege. Der Kfz -Besitzgrad hat zugenommen, also immer mehr Leute, die auch in der Eschholzstraße gewohnt haben, hatten Autos, die irgendwo geparkt werden mussten. Man hat dann eine Spur rausgenommen für den Kfz -Verkehr und dort Parkplätze angewandt und hatte im Seitenraum dann einen ziemlich dünnen Gehweg und einen ziemlich dünnen Radweg. Der dritte Schritt war dann, den Radverkehr wieder aus dem Seitenraum zu nehmen, wo es insbesondere an den Kreuzungen sehr gefährlich war. Dort kam es immer wieder zu vielen Unfällen. Und das, was als modern gesehen wurde, wir nehmen den Radverkehr jetzt auf die Fahrbahnen, dort haben wir den besseren Asphalt, wir sind im Sichtbereich der Autos. Das ist jetzt der Stand, den wir aktuell haben.
Moderatorin: Okay, wow, ganz schön viel Bewegung drin in dieser Straße!
Florian Schneider: Ja und der nächste Schritt perspektivisch oder eigentlich schon relativ kurzfristig ist, dass man in der Eschholzstraße jetzt auch den FR3 entwickeln möchte. Das ist eine Radvorrangroute, die dann aus Sankt Georgen/Vauban durch die Eschholzstraße, Friedhofstraße, Waldkircherstraße, einmal fast quer durch Freiburg von Nord nach Süd geht. Das heißt, es wird eine ganz besonders wichtige Route im Freiburger Radnetz in Zukunft werden.
Moderatorin: Was genau es mit den sogenannten Radvorrangrouten auf sich hat, sehen Florian Schneider und ich uns an unserer nächsten Station an. Dafür fahren wir zurück an die Dreisam und weiter in Richtung Nordwesten. An der Eisenbahnbrücke, ungefähr an der Grenze zwischen Haslach und Weingarten, halten wir an, denn hier treffen die bereits bestehenden Radvorrangrouten FR1 und FR2 aufeinander.
Florian Schneider: Wir nennen alle unsere Radvorrangrouten FR mit einer Nummer. FR1 war der erste, FR2 ist die zweite Radvorrangroute. Wir hatten es vorhin gerade schon in der Eschholzstraße, das wird dann die Dritte werden, dementsprechend der FR3. Und diese Radvorrangrouten, der FR1 und der FR2, das sind Routen, die es mir ermöglichen, hier durch das Freiburger Stadtgebiet zu fahren und ganz wenig anhalten zu müssen. Beim FR1 ist es so, dass ich jetzt schon auf knapp zwölf Kilometern noch zwei Kreuzungen habe, wo ich verkehrsrechtlich anhalten muss. Wo es aber auch häufig so ist, dass an den querenden Straßen nicht so viel Verkehr ist, dass ich eigentlich auf dem FR1 von Ost nach West durchs ganze Stadtgebiet durchradeln kann. Das heißt, ich komme einfach sehr flott voran und der FR2, der entlang der Güterbahnlinie geht, der hat inzwischen auch auf knapp fünf Kilometern, dass ich nicht mehr anhalten muss, dass ich von Nord nach Süd durchradeln kann. Und gerade diese Verknüpfung von den beiden ermöglicht es, dass man schon in ganz vielen Relationen in Freiburg mit dem Fahrrad sehr flott sein Ziel erreicht, häufig sogar ein gutes Stück schneller als mit dem Auto.
Moderatorin: Die Radvorrangrouten sind quasi die Premium-Radwege im städtischen Radnetz. Was gibt´s denn sonst noch für Radwege und wo ist das festgelegt?
Florian Schneider: Wir haben Nebenrouten, die dienen der kleinteiligen Erschließung. Wir haben Hauptrouten, die haben eine gewisse Wichtigkeit im Netz und dann haben wir diese Radvorrangrouten und jetzt ganz neu dazu kommen auch noch die Radschnellwege. Das ist nochmal eine Kategorie drüber. Die reichen dann auch ins Umland raus.
Moderatorin: Habt ihr auch Zahlen dazu, wie viele Leute diese Radvorrangrouten nutzen?
Florian Schneider: Wir haben in der Tat am FR1 und am FR2 jeweils eine Zählstelle. Am FR1 haben wir inzwischen einen Schnitt von knapp 10.000 Radfahrten pro Tag, also über das ganze Jahr. Wir haben auch schon Rekorde gehabt, wo glaube ich das in Richtung 15.000 Radfahrten ging am FR1. Also es ist wirklich ein schöner Erfolg zu sehen, wie der Ausbau, also auch das Geld, was da reingesteckt wurde, auch in aufwändige Bauten, Brücken, Tunnel, Unterführungen, wie sich das auszahlt und das von den Leuten angenommen wird.
Moderatorin: Insgesamt will Freiburg die Zahl der Radvorrangrouten in den nächsten Jahren von drei auf acht erhöhen. Zusammen mit den geplanten Radschnellwegen bilden sie das RadNETZ+. Darüber spreche ich mit Florian Schneider an unserem nächsten Stopp. Dafür radeln wir quer durch den Stühlinger und am Hauptfriedhof vorbei, bis wir in Herdern an der Kreuzung Richard-Wagner-Straße und Händelstraße ankommen. Hier, zwischen Wohnstraßen und Bahnschienen, soll in Zukunft die Radvorrangroute FR6 in den geplanten Radschnellweg RS6 münden.
Florian Schneider: Entlang der Bahn haben wir noch einen alten Radweg, der noch aus Zeiten stammt, wo das hier keine Zone 30 war, wo es dementsprechend einen eigenen Radweg entlang der Straße gab. Die Richard-Wagner-Straße hat auch noch alte Seitenraum-Radwege. Das sind keine Radwege heute mehr, das sind jetzt Gehsteige geworden. Und aus dieser Richard-Wagner-Straße soll zukünftig der RS6 kommen und an dieser Stelle dann in die Händelstraße Richtung Norden abbiegen und Richtung Süden in der Händelstraße beginnt dann der FR6, der auch einmal quer von Nord nach Süd/Süd-West durch Freiburg verlaufen wird und auch durch das absolute Innenstadtzentrum am Platz der alten Synagoge vorbeigehen wird.
Moderatorin: Was ist denn der Unterschied zwischen den Radschnellwegen und den Radvorrangrouten?
Florian Schneider: Also die Radschnellwege, die denken über die Stadtgrenzen hinaus. Die sind tatsächlich die Radachsen, die auch den regionalen Radverkehr strukturieren. Also das sind Achsen aus Freiburg raus, entlang derer viele Orte liegen, wo viele Leute wohnen, wo es viele Verflechtungen auch mit der Stadt Freiburg gibt, wo es viele Pendlerinnen und Pendler gibt. Und für die soll es über diese Radschnellwege ganz besonders attraktive Radverbindungen geben, die dann nach Freiburg reinführen, dass man nach Möglichkeit in Zukunft mehr das Fahrrad im Pendelverkehr, aber auch im Schulverkehr nutzt und weniger das Auto. Ja, also dieser Vergleich zu wie lange brauche ich mit dem Fahrrad, um irgendwo hinzukommen, und wie lange brauche ich mit dem Auto oder auch mit den Öffentlichen ist einfach super wichtig in Bezug auf die Verkehrsmittelentscheidung. Es gibt eine Studie der TU Berlin, die gezeigt hat, dass man in Freiburg mit dem Fahrrad typischerweise schneller an sein Ziel kommt als mit dem Auto. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber im Regelfall ist man mit dem Fahrrad schneller. Und das ist dank der schon bestehenden Radvorrangrouten. Und es soll noch besser werden durch diese Radschnellwege und Radvorrangrouten, dass es auch, wenn ich längere Distanzen fahre, auch noch mit dem Fahrrad schneller ist.
Moderatorin: Wir haben gerade gehört, dass die Wahl des Verkehrsmittels davon abhängt, wie schnell man sein Ziel erreichen kann. Aber auch andere Kriterien spielen eine Rolle, zum Beispiel das Thema Sicherheit. Mehr dazu erklärt mir Florian Schneider an unserer nächsten und letzten Station, wenige hundert Meter weiter in der Zähringer Straße auf Höhe der Tullastraße.
Florian Schneider: Es gibt diesen Unterschied zwischen der subjektiven Verkehrssicherheit und der objektiven Verkehrssicherheit. Dieser Faktor, wie fühle ich mich auf einer Radinfrastruktur, ist insbesondere für Gruppen, die nicht so selbstbewusst Rad fahren, sehr wichtig und wir wollen, dass diese Gruppen auch Rad fahren und dass diese Gruppen ein Angebot haben in Freiburg mit dem Fahrrad. Und es gibt die Beobachtung, dass an manchen Stellen, wo wir Radinfrastruktur geschaffen haben, die den Regelwerken entspricht, trotzdem viele Leute nach wie vor im Seitenraum fahren, regelwidrig mit den Fußgängern, weil sie sich offensichtlich auf der Infrastruktur in der Nähe der Autos nicht wohlfühlen. Und jetzt hier an der Zähringer Straße machen wir einen Verkehrsversuch. Das geht nach deutschem Straßenverkehrsrecht nicht, was wir hier machen. Das geht bloß im Rahmen eines Verkehrsversuchs mit wissenschaftlicher Untersuchung. Wir haben hier noch die Situation, dass wir einen alten Radweg im Seitenraum hatten, der bloß durch eine weiße Linie vom Gehweg getrennt ist. Der ist qualitativ nicht hochwertig. Wir haben gleichzeitig nebendran zwei Fahrspuren Richtung Süden auf der Zähringer Straße. Wir möchten jetzt eine Fahrspur rausnehmen und dort einen wirklich sehr breiten Radfahrstreifen, einen Premium-Radfahrstreifen anlegen. Der ist zwischen 2,50 Meter und 3,25 Meter breit. Das ist sehr breit. Die deutschen Regelwerke verlangen aktuell 1,85 Meter. Also wir sind dort wirklich im Premium-Bereich unterwegs und wir wollen aber gleichzeitig im Seitenraum weiterhin die Radnutzung zulassen. Das heißt, wir bieten den Radfahrenden zwei Möglichkeiten, dort zu fahren. Einmal auf der Fahrbahn auf diesem Premium-Radfahrstreifen oder weiterhin wie heute im Seitenraum. Und das Ganze wird wissenschaftlich begleitet in Bezug auf die objektive Verkehrssicherheit: Gibt es gefährliche Interaktionen zwischen dem Fuß- und dem Radverkehr im Seitenraum? Zwischen Autos und Radfahrenden auf dem Radfahrstreifen? Aber es wird auch wieder eine Umfrage geben, die abhört, wie sich die Leute fühlen, warum sie welche Infrastruktur genommen haben, sodass wir dort einen ziemlich tiefen Einblick bekommen, wer, warum, wo fährt und ist das in Bezug auf die Verkehrssicherheit ein Problem oder nicht?
Moderatorin: Dann sind wir gespannt, was dabei rauskommt.
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Moderatorin: Damit endet unsere Entdeckungsreise durch das Freiburger Radnetz. Es war interessant, die Stadt und die unterschiedlichen Radwege, die gemeinsam ein zusammenhängendes Netz bilden, mal durch die Verkehrsplaner-Brille kennenzulernen. Es wird interessant, zu sehen, wie sich das Freiburger Radnetz in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird.
Outro / Moderatorin: Ich hoffe, Sie haben etwas Neues gelernt, was Sie über klimafreundliche Mobilität in Freiburg noch nicht wussten. Mobilität hat viele Facetten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, hören Sie doch auch in die anderen Folgen des Podcasts rein. Auch im Netz finden Sie viele weitere Informationen, und zwar unter www.freiburg.de/jetztodernow. Denn Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Also steigen Sie doch mit uns um – wann immer und so oft es Ihnen möglich ist. Und erkunden Sie so Ihre Stadt vielleicht noch mal aus einer anderen Perspektive. Ich wünsche viel Spaß dabei und sage Tschüss, auf Wiederhören!

Weitere Folgen

Folge 1: Das Freiburger Radnetz
Folge 2: Barrierefrei mobil sein.
Folge 3: Das Fahrradverleihsystem Frelo
Folge 4: Der SC Freiburg: Engagiert für klimafreundliche Mobilität.
Folge 5: Der Klimamobilitätsplan Freiburg
Folge 6: Sicher im Straßenverkehr
Folge 7: Zu Fuß unterwegs
Folge 8: Das Stadtbahnnetz wird ausgebaut