Mobilitätspodcast: "Hier bewegt sich was!"

Folge 3: Das Fahrradverleihsystem Frelo

Die rot-weißen Räder sind aus dem Freiburger Stadtbild kaum noch wegzudenken. Bau- und Mobilitätsbürgermeister Martin Haag und Magdalena Schneider von der VAG sprechen über Vorteile und Zukunftspläne.

Den ÖPNV sinnvoll ergänzen

Seit mehreren Jahren bietet die Freiburger Verkehrs AG für den schnellen Umstieg aufs Fahrrad Frelos zur Ausleihe an. Wir haben mit Bau- und Mobilitätsbürgermeister Martin Haag und Magdalena Schneider, Leiterin der Fachgruppe Mobilitätsmanagement bei der VAG, über das Fahrradverleihsystem gesprochen.

Folge 3: Das Fahrradverleihsystem Frelo

Die rot-weißen Räder sind aus dem Freiburger Stadtbild kaum noch wegzudenken. Gründe, sie zu benutzen, gibt es viele: Sie stellen eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV dar, beispielsweise, um von der Haltestelle die letzten Meter auf dem Weg nach Hause zurückzulegen. So werden klimafreundliche Alternativen zum eigenen Auto geschaffen und durch die intelligente Verknüpfung von mehreren Verkehrsmitteln wird es attraktiver, das Auto stehen zu lassen.

Ein echter Beitrag zu mehr Klimaschutz. In dieser Folge erfahren Sie, wie Frelo funktioniert und wie es mit dem Fahrradverleihsystem in Zukunft weitergehen wird.

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Intro / Moderatorin: Herzlich Willkommen zum Mobilitätspodcast „Hier bewegt sich was!“. Schön, dass Sie eingeschaltet haben. Mein Name ist Kristina Kühne und ich begleite Sie durch alle 8 Folgen. Die Stadt Freiburg setzt sich seit vielen Jahren für eine klimafreundliche Mobilität ein – sei es durch gut ausgebaute Fuß- und Radwege, verlässliche Stadtbahn- und Busverbindungen oder Sharing-Angebote für Fahrräder und Autos. Der Podcast soll zeigen: Hier bewegt sich was! Wir sprechen mit Zuständigen der Stadt Freiburg, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern zu allen möglichen Themen rund um Mobilität in Freiburg, zu Infrastrukturprojekten und dem Wunsch, gemeinsam eine lebenswerte Stadt zu gestalten. Denn nicht zu handeln, ist keine Option! Jetzt oder Now. Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Hören wir mal rein!
Martin Haag: Nicht nur für die, die jeden Tag Fahrrad fahren, sondern auch für Besucher, Touristen und auch für viele Situationen, wo du mal einfach kein Fahrrad zur Verfügung hast, weil du zum Beispiel jetzt gerade mal das Fahrrad in der Werkstatt hast oder du hast eben tatsächlich mal einen Plattfuß und willst das nicht gleich reparieren, dann hast du mit dem Fahrradverleihsystem Frelo einfach eine Möglichkeit, auch nochmal Fahrrad zu fahren, ohne eigenes Fahrrad.
Moderatorin: Sie sind eine echte Erfolgsgeschichte und aus dem Freiburger Stadtbild nicht mehr wegzudenken: Die rot-weißen Frelo-Leihfahrräder. Zu Recht findet Bau- und Mobilitätsbürgermeister Martin Haag, der - wie wir gerade gehört haben - viele Situationen kennt, in denen ein Frelo zum Einsatz kommen kann. Auch Magdalena Schneider kennt sich bestens mit dem Fahrradvermietsystem aus. Sie leitet die Fachgruppe Mobilitätsmanagement bei der Freiburger Verkehrs AG, die für Frelo verantwortlich ist.
Magdalena Schneider: Als damals das Fahrradvermietsystem in Freiburg eingeführt worden ist, wurde lange darüber nachgedacht, wie das Fahrradvermietsystem heißen kann. Und es gab 880 Einsendungen. Der Name sollte kurz, knapp, individuell sein, leicht auszusprechen. Und dann hat man die Idee genommen, die zwei Anfangsbuchstaben von Freiburg, also FR, zu wählen und dann den allgemeinen, den umgangssprachlichen Begriff, das französische Wort für Fahrrad, Velo. Und daraus dann die Kombination: Frelo.
Moderatorin: Freiburg ist eine Fahrradstadt: Im Vergleich zu den meisten Städten in Deutschland werden weit überdurchschnittlich viele Wege mit dem Rad zurückgelegt und der Radverkehr genießt auch in der Verkehrspolitik der Stadt einen besonderen Stellenwert. Dennoch war die Entscheidung, ein Fahrradverleihsystem einzuführen, zunächst nicht unumstritten. Noch mehr Fahrräder in einer Stadt, in der praktisch an jeder Ecke eins steht – das klang für manche wenig überzeugend. Doch die Argumente dafür überwogen, und so standen im Mai 2019 die ersten Frelos in der Stadt bereit. Magdalena Schneider erklärt, warum Frelo so wichtig ist, obwohl die meisten Freiburgerinnen und Freiburger ein eigenes Rad haben.
Magdalena Schneider: Grundsätzlich ist die Idee dahinter, dass es eine Ergänzung ist, um die individuelle Mobilität gestalten zu können. Also als Ergänzung zu Bus und Bahn. Wir sagen immer, wir sprechen von der ersten und der letzten Meile. Wenn die Bus- oder Bahnhaltestelle eben doch ein Stückchen zu weit weg ist, um zu laufen, kann man mit dem Frelo oft diese Strecke gut zurücklegen. Ja und Frelo hat einfach einen sehr hohen Stellenwert bei spontanem Mobilitätsverhalten und bildet einfach dieses individuelle Verhalten, dieses Nutzerverhalten ab. Ich möchte von A nach B, aber heute möchte ich vielleicht nicht mit dem eigenen Fahrrad fahren oder ich stehe irgendwo und möchte nach Hause, aber die Bahn ist gerade weggefahren, dann schnapp ich mir das Fahrrad. Es gibt einfach sehr viele Wegeketten, die Menschen heute zurücklegen. Die Menschen sind dynamischer, mobiler geworden.
Moderatorin: Dieses Bedürfnis nach Flexibilität in der Mobilität wird durch Frelo erfüllt. Wer ein Rad leihen möchte, lädt die entsprechende App herunter und legt einen Account an. Dann nur noch den QR-Code am jeweiligen Fahrrad scannen, und schon öffnet sich das Schloss und die Fahrt kann losgehen.
Magdalena Schneider: Die Registrierung ist kostenlos, man kann sich eben ganz unkompliziert in der NextBike App einen Account anlegen. Was wichtig ist, ist, dass wir kein Free-Floating-System in Freiburg haben, sondern ein sogenanntes stationsbasiertes Fahrradvermietsystem. Das bedeutet, dass man sein Fahrrad an einer Station ausleiht und auch an einer Station wieder abgibt und nicht einfach irgendwo frei abstellen kann. Grundsätzlich gibt es solche Abstellbügel, wo man die Fahrräder reinschieben kann. Wenn aber diese Abstellbügel alle belegt sind, was durchaus öfter vorkommt an Stationen, die gut frequentiert sind, dann darf man die Fahrräder auch daneben abstellen in einem sehr engen Radius.
Moderatorin: Knapp 100 Frelo-Stationen gibt es in Freiburg. Egal, wo man sich befindet: Die Chancen stehen gut, dass eine Station in der Nähe ist. Über eine Karte in der App kann man alle Stationen sehen und so ganz einfach die nächstgelegene finden. Die Karte zeigt auch an, wie viele und welche Frelos an der Station aktuell zur Verfügung stehen.
Über 700 Frelos und 20 Lastenfrelos stehen inzwischen zum Ausleihen bereit. Diese großflächige Verfügbarkeit und die einfache Bedienbarkeit machen die Frelos für viele attraktiv. Die zwei stärksten Nutzergruppen sind Arbeitnehmer und Studierende, erzählt Magdalena Schneider. Aber auch Pendlerinnen und Pendler greifen immer wieder auf Frelo zurück, genauso Gäste und Touristen, die zu Besuch sind. Frelo ist für eine breite Zielgruppe gemacht. Das zeigt sich auch an den übersichtlichen, transparenten und vor allem günstigen Preisen: 30 Minuten kosten einen Euro, innerhalb von 24 Stunden zahlt man maximal 12 Euro. Für Vielfahrende gibt es Monats- und Jahrestarife. Hinzu kommen verschiedene Vergünstigungen:
Magdalena Schneider: Die Vergünstigungen sind hauptsächlich für Studierende von den Freiburger Hochschulen und für alle RVF-Abo-Kundinnen und Kunden, also zum Beispiel mit dem Deutschlandticket oder der Regiokarte. Sowohl bei den Studierenden als auch bei den Abo-Kundinnen und Kunden sind die ersten 30 Minuten kostenfrei und der eine Euro fällt erst nach der ersten halben Stunde an. Und da die meisten eben kürzer als eine halbe Stunde unterwegs sind, ist die Fahrt dann somit kostenfrei. Es ist also eine sehr gute Ergänzung. Wenn man eine Wegekette zurücklegt und ein Stück mit dem Bus oder der Bahn fährt, dann fügt sich Frelo da sehr gut ein.
Moderatorin: Wie groß die Nachfrage ist, zeigen die Zahlen: Zum 1. Januar 2024 hatte Frelo rund 66.800 registrierte Nutzerinnen und Nutzer. Pro Tag gibt es durchschnittlich rund 2.400 Ausleihen. In Spitzenzeiten wird jedes einzelne Frelo ungefähr dreimal am Tag ausgeliehen. Die meisten Ausleihen innerhalb eines einzelnen Monats – insgesamt 74.345 ¬ wurden im Juli 2023 erreicht. Das sind beeindruckende Werte, die auch für eine große Sichtbarkeit in der Stadt sorgen. Wer auf den Radwegen in Freiburg unterwegs ist, wird regelmäßig auf ein Frelo treffen. Der Erfolg des Fahrradverleihsystems hat aus Sicht von Magdalena Schneider mehrere Gründe:
Magdalena Schneider: Also ich glaube zum einen, weil das System einfach sehr einfach und niederschwellig ist. Nach der Anmeldung kann man direkt losfahren. Der Preis ist sehr attraktiv. Wir haben eine sehr enge Netzabdeckung. Die Stationen liegen strategisch an gut ausgewählten Punkten. Und ich glaube, dass die Freiburgerinnen und Freiburger auch sehr fahrradaffin sind. Zum einen von der Bevölkerungsstruktur, zum anderen auch, weil die Rahmenbedingungen sehr gut sind. Wir haben ein gut ausgebautes Fahrradnetz. Es macht einfach auch Freude, hier Fahrrad zu fahren und mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Die Größe von Freiburg spricht sicherlich auch dafür.
Moderatorin: Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg von Frelo: Das Leihradsystem ist eine ideale Ergänzung des restlichen ÖPNV-Angebots, steht also nicht in Konkurrenz mit Bus und Stadtbahn, sondern sorgt für mehr Flexibilität bei der Kombination der verschiedenen Verkehrsmittel. Darin sieht Bürgermeister Haag den entscheidenden Beitrag von Frelo zur Verkehrswende in Freiburg:
Martin Haag: Ja, ich glaube, das Wichtigste ist einfach, dass wir damit den ÖPNV sinnvoll ergänzen können und das sogenannte multimodale Mobilitätsverhalten fördern. Das hört sich immer toll an. Was bedeutet das überhaupt? Heißt letztendlich, dass verschiedene Verkehrsmittel eine gute Alternative zum Auto bieten. Und da ist der ÖPNV natürlich zuallererst zu nennen. Aber es ist eben nicht nur der ÖPNV, sondern in manchen Situationen brauchst du mal ein Fahrrad und dann hast du vielleicht kein eigenes Fahrrad. Und dann kannst du mit Frelo einfach tatsächlich auch mal den Weg zurücklegen. Wenn der ÖPNV vielleicht gerade nachts nicht zur Verfügung steht oder er eben in einer bestimmten Relation nicht gut zur Verfügung steht, dann ergänzt einfach das Frelo sehr gut den öffentlichen Nahverkehr. Deshalb haben wir es ja auch mit der VAG kombiniert. Und dieses Kombinieren von Verkehrsmitteln ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiges Ziel, auch für die Zukunft, dass wir es noch mehr schaffen, zum Beispiel auch das Carsharing noch stärker an den ÖPNV anzubinden, damit die Leute einfach sehen, ich brauche kein eigenes Auto, um eine vollwertige und wirklich für alle Zeiten vollwertige Mobilität zu haben.
Moderatorin: Durch die verschiedenen Alternativen zum eigenen Auto und deren intelligente Verknüpfung, wird es attraktiver, das Auto auch mal stehen zu lassen. Und so können CO2-Emissionen vermieden werden. Frelo trägt also, zumindest ein Stück weit, auch zu mehr Klimaschutz im Freiburger Verkehr bei. Magdalena Schneider von der VAG gibt allerdings auch zu bedenken, dass das Frelo nicht so einfach jede Autofahrt ersetzen kann.
Magdalena Schneider: Wir wollen da auch sehr realitätsnah bleiben. Für uns ist Frelo eine Ergänzung zum lokalen ÖPNV-Angebot. Aber es ersetzt natürlich nicht die eigene Autofahrt im klassischen Sinne. Es kann aber eine Möglichkeit sein, kürzere Autofahrstrecken zu ersetzen. Oder mit dem Lastenfahrrad Einkäufe zu transportieren, für die man sonst einfach gar keine andere Möglichkeit gehabt hätte, außer sie mit dem Auto nach Hause zu bringen.
Moderatorin: Die Stadt Freiburg und die VAG wollen an den bisherigen Erfolg von Frelo anknüpfen und das Angebot weiter verbessern. Dafür wird das Fahrradverleihsystem kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Die Standorte neuer Frelo-Stationen festzulegen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Stadt und VAG, die dabei sowohl das ÖPNV-Netz als auch das bereits vorhandene Frelo-Netz im Blick haben.
Magdalena Schneider: Und dann haben natürlich Bürgerinnen und Bürger auch die Möglichkeit, Vorschläge zu schicken. Und dann gucken wir uns aber auch ganz allgemein die Abdeckung in der Stadt an, dass in jedem Stadtteil die Stationen gut verteilt sind, dass die Abstände passend sind, dass auch natürlich die Nähe zu ÖPNV-Haltestellen gegeben ist, aber auch wichtige Knotenpunkte wie die Universität oder andere zentrale Stellen in der Stadt, dass die alle gut angebunden sind. Und aus diesen ganzen Gedanken und eben mit verschiedenen Beteiligten wurde dann das Netz so geplant, wie es jetzt ist. Und wir sind natürlich auch immer daran interessiert, dass das Netz weiterwächst. Also wenn neue Stadtteile geplant werden oder wenn Gebiete nicht gut angebunden sind, dann wollen wir natürlich auch immer gerne, dass das System so erweitert wird.
Moderatorin: Und die Ziele für die Zukunft reichen sogar noch weiter: Ein Frelo ausleihen – das soll bald auch in vielen anderen Kommunen rund um Freiburg möglich sein.
Martin Haag: Wir als Stadt Freiburg haben Frelo immer als einen wesentlichen Baustein unseres Gesamtverkehrssystems gesehen und wissen aber natürlich auch, dass Freiburg nur ein Teil des Themas ist. Verkehr ist eine regionale Veranstaltung. Die Bürgerinnen und Bürger halten sich nicht an irgendwelche Gemarkungsgrenzen. Insofern war für uns immer klar, nachdem Frelo so ein Riesenerfolg war: Wir müssen damit in die Region. Wir müssen es schaffen, dass auch in der Region entsprechende Angebote kommen, weil wir gerade dort natürlich noch mehr die Situation haben, dass es teilweise ÖPNV-schwache Bereiche gibt, wo man wirklich sehr schlecht mit dem Bus und mit der Bahn hinkommt. Und die bisherigen Nachfragen aus der Region geben uns da eigentlich recht. Wir haben unheimlich viele Kommunen, Nachbargemeinden von uns aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen, die sich beteiligen wollen, die auch Frelo einführen möchten. Und deshalb schaffen wir es dann vielleicht in der Zukunft, dass wir noch stärker Stadt und Land miteinander verknüpfen und das Thema Klimaschutz im Verkehr nicht nur als eine städtische Aufgabe sehen, sondern als eine gesamtregionale.
Moderatorin: Damit wird nochmals deutlich: Frelo ist ein wichtiger Baustein der Verkehrswende und kann Lücken im Mobilitätsangebot schließen. Dafür arbeiten die Stadt und die Freiburger Verkehrs AG Hand in Hand. Vielen Dank an Magdalena Schneider und Bürgermeister Martin Haag für die vielen spannenden Einblicke!
Outro / Moderatorin: Ich hoffe, Sie haben etwas Neues gelernt, was Sie über die klimafreundliche Mobilität in Freiburg noch nicht wussten. Mobilität hat viele Facetten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, hören Sie doch auch in die anderen Folgen des Podcasts rein. Auch im Netz finden Sie viele weitere Informationen, und zwar unter www.freiburg.de/jetztodernow. Denn Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Also steigen Sie mit uns um – wann immer und so oft es Ihnen möglich ist. Und erkunden Sie so Ihre Stadt vielleicht noch mal aus einer anderen Perspektive. Ich wünsche viel Spaß dabei und sage Tschüss, auf Wiederhören!

Weitere Folgen

Folge 1: Das Freiburger Radnetz
Folge 2: Barrierefrei mobil sein.
Folge 3: Das Fahrradverleihsystem Frelo
Folge 4: Der SC Freiburg: Engagiert für klimafreundliche Mobilität.
Folge 5: Der Klimamobilitätsplan Freiburg
Folge 6: Sicher im Straßenverkehr
Folge 7: Zu Fuß unterwegs
Folge 8: Das Stadtbahnnetz wird ausgebaut