Drei Stadtteile, viele Themen

OB vor Ort in Oberwiehre, Waldsee und Oberau

Stadtteil von oben
Das Deutsch-Französische-Gymnasium, die Hochschule für Musik und die Stadthalle prägen das Gesicht der Stadtteile (Foto: Seeger/Stadt Freiburg).

Über 20.000 Menschen leben in den drei Stadtbezirken Oberwiehre, Waldsee und Oberau. Sie werden gemeinsam von einem Bürgerverein vertreten – und deswegen gibt es auch einen gemeinsamen Termin mit dem Oberbürgermeister. Rund 120 Personen wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Martin Horn bei "OB vor Ort" in der Musikhochschule persönlich zu erleben.

Ambiente und Einstieg unterschieden sich deutlich vom sonst üblichen Setting. Musikschuldirektor Ludwig Holtmeier begrüßte launig und eloquent die Gäste ins "seinem" Haus. Dass das "Spielen eines Instruments ein körperlicher Akt" sei, demonstrierten im Anschluss eindrücklich die Zwillingsschwestern Auguste und Ieva Petkunaite vierhändig am Flügel. Nachdem die "Rapsodie Espagnole" von Maurice Ravel verklungen war, ging es sportlich weiter: OB Horn hatte Informationen zur "Sportachse-Ost" als eigenes Thema mitgebracht.

Ausbau der Sportachse-Ost

Sportreferatsleiterin Ulrike Hegar sowie Vertreter der drei beteiligten Vereine FT, PTSV Jahn und SC Freiburg trugen vor, was sie in den kommenden Jahren planen, um den Vereins- und Breitensport an der freiburgweit einmaligen Sportachse zwischen Dreisam und Schwarzwaldstraße weiter auszubauen. Das fast fertige Millionenprojekt der FT sowie das bis 2032 geplante des PTSV werden von der Stadt jeweils zu 50 Prozent bezuschusst. Außer der Nachfrage zu einem gefällten Baum auf dem FT-Areal und zu alternativen Angeboten für den Uni-Tennissport, der seine Plätze für die Erweiterungen von FT und PTSV abgeben muss, scheint das Thema aber wenig Aufregung im Quartier zu verursachen.

Neubau in der August-Ganther-Straße

Wohnblock mit blauen Fensterläden.
Bei der Veranstaltung zeitgen sich Anwohner*innen besorgt über Abrisspläne in der August-Ganther-Straße (Foto: Seeger/Stadt Freiburg).

Anders dagegen sieht es mit den Plänen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima, aus. Die möchte in der August-Ganther-Straße drei Wohnblöcke, in denen jeweils vier Familien wohnen, abreißen und durch größere Neubauten ersetzen. Ziel der Bima ist es, aus bislang 12 großen insgesamt 32 Wohnungen zu machen. Den aktuellen Bewohner*innen wurden Ausweichwohnungen im Stühlinger, das Rückkehrrecht in den Waldsee sowie eine garantierte Miethöhe von zehn Euro je Quadratmeter angeboten – "rational betrachtet ein sehr faires Angebot", wie OB Horn befand.

Die von den Abrissplänen Betroffenen sperren sich auch nicht gegen die Nachverdichtung, fürchten aber, dass nach dem Neubau nicht genügend große Wohnungen für alle zur Verfügung stehen. Außerdem seien von ihnen beauftragte Baufachleute zum Schluss gekommen, dass Sanierung und Aufstockung der bestehenden Gebäude durchaus möglich und sogar billiger seien als Abriss und Neubau. Ihr Wunsch an den Oberbürgermeister war, der Bima diese Erkenntnisse direkt vortragen zu dürfen. Martin Horn sagte zu, sich um die Vermittlung eines solchen Gesprächs zu bemühen. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass die 20 zusätzlichen Wohnungen dringend gebraucht würden. "Manchmal ist es richtig, dass man so etwas zulässt."

Vergleichbar, aber in größerem Umfang ist die Situation in der Quäkerstraße. Dort hatte sich OB Horn kurz nach seinem Amtseintritt für den Erhalt der bestehenden Wohnungen der Familienheim-Baugenossenschaft eingesetzt und einen Aufschub bis 2029 erreicht. Ob die Stadt bereit sei, das Thema Erhaltungssatzung hier wieder aufzunehmen, falls die Gespräche mit der Genossenschaft scheitern, wollte eine Anwohnerin wissen. "Die Satzung ist auf jeden Fall eine Option", sagte der OB, schließlich habe man damals nicht nur gebellt: "Wir waren auch bereit zu beißen." Andererseits könne es nicht das Ziel sein, sich mit einer Baugenossenschaft vor Gericht zu treffen.

Zukunft der Stadthalle und des Lycée Turenne

Weniger aktuell, aber auch aufregend fanden einige Gäste die Frage, wie es mit der alten Stadthalle weitergehen wird. Ein anwesender Statiker führte aus, er sei nach Einsicht des Gutachtens zum Schluss gekommen, dass die Dachkonstruktion der Stadthalle schon immer problematisch gewesen sei, aber mit überschaubarem Aufwand dennoch reparabel. Ohne auf Details einzugehen, machte auch Oberbürgermeister Horn Hoffnung, dass das stadtbildprägende Gebäude erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt werden könne. "Ich hoffe, dass ich noch in diesem Jahr dazu etwas verkünden kann." Was das sein könnte, ließ er offen, sagte aber: "An diesem Ort muss eine gemeinwohlorientierte Nutzung her."

Weit weniger zu verkünden gibt es aktuell zur Zukunft des Ganter-Areals. Weil die Stadt nicht Eigentümerin der Fläche ist, konnte Martin Horn nur soweit Auskunft geben, dass die erforderlichen Gutachten derzeit erstellt werden. "Da fließt noch einiges Wasser die Dreisam runter", so der OB. Ebenfalls noch vage, aber doch absehbar konkreter könnte hingegen die lang ersehnte Sanierung des Westflügels im Lycée Turenne werden. Weil die benachbarte Emil-Thoma-Realschule sich aus freien Stücken zu einer Gemeinschaftsschule entwickeln möchte, braucht sie dafür Platz – idealerweise gleich vor Ort...

Straßenverkehr im Quartier

Zwei weitere Themen kamen bei dem kurzweiligen Abend im Kammermusiksaal noch zur Sprache. Eine Anwohnerin und ein Anwohner aus der Kartäuserstraße beklagten, dass es seit der Neuordnung der Parkflächen im Zuge der Erweiterung des Anwohnerparkgebiets Oberau zunehmend gefährliche Situationen durch das Ausweichen von Fahrzeugen auf die Gehwege gebe. Der OB nutzte diese Rückmeldung, um auf die Dringlichkeit des Stadttunnels hinzuweisen – den bei einer spontanen Abfrage aber rund zwei Drittel der Anwesenden eher ablehnten.

Zuletzt ging es schließlich noch um den im Sternwald geplanten Ruhewald. Ob denn auf den bestehenden Friedhöfen nicht ausreichend Platz für Bestattungen sei, fragte eine Bürgerin. Das sei durchaus der Fall, entgegnete Martin Horn. Doch es sei der ausdrückliche Wunsch des Gemeinderats, die zusätzliche Bestattungsform auch in Freiburg zu ermöglichen – und am Sternwald halte er das "für gangbar".

Nächste Station: Opfingen

Der Termin für das nächste "OB vor Ort" steht bereits fest und kurz bevor: Am Donnerstag, 21. November, kommt Martin Horn mit seiner Bürgergesprächsreihe nach Opfingen. Dann ist Ortsvorsteherin Silvia Schumacher, die bislang kaum ein OB vor Ort verpasst hat, selbst Gastgeberin. Alle Interessierten sind wie immer herzlich willkommen – um 19 Uhr in der Tuniberghalle.

Der Beitrag erschien am 26. Oktober 2024 im Amtsblatt Nr. 874 – jetzt auch als E-Paper abrufbar.

Veröffentlicht am 25. Oktober 2024