Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 1: Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses

Bugginger Straße 52 | Weingarten

Bauherr: IG Klösterle

Planverfasser: Jochen Weissenrieder, Freiburg

Protokoll

Die städtebauliche Situation zeigt eine für die 60er Jahre typische Bebauung von freistehenden Gebäuden unterschiedlicher Typologien und Nutzungen mit einem hohen Anteil an Frei- und Grünflächen.
Dieses städtebauliche Prinzip sollte aus Sicht des Beirats beibehalten werden, wohl wissend, dass im Erdgeschoss auf Grund des dort geplanten Nahversorgers eine deutliche Erhöhung der Nutzfläche erforderlich ist. Die Erhöhung der Nutzfläche sollte jedoch sehr behutsam erfolgen. Die auf allen Seiten des Sockelgebäudes nahezu umlaufend vorgesehenen Rücksprünge könnten beispielsweise auf den Eingang reduziert und dadurch wertvolle Innenflächen generiert werden. Im Gegenzug könnte es bei dem sehr engen Raum zwischen dem benachbarten Gebäude und dem Neubau zu einer erkennbaren Aufweitung kommen. Der Haupteingang des Nahversorgers sollte zum Platz hin orientiert werden. Auf eine transparente Fassadenausbildung im Erdgeschoss ist zu achten, da diese die Attraktivität der Nutzungseinheit (als Supermarkt) steigert. Das Ausbilden einer Rückseite sollte vermieden werden.
Die Kubatur und Lage der Wohnbebauung oberhalb des Sockels kann nicht überzeugen. Sie sollte überarbeitet werden und das orthogonale System der baulichen Struktur des Bestandes aufnehmen. Aus Sicht des Beirats wäre die geplante aufgesetzte Wohnbebauung deutlicher zum Platz hin zu orientieren und sollte die Kante des vorhandenen Gebäudes aufnehmen. Damit könnte der Platz die angenehme Proportion beibehalten, auch wenn das Erdgeschoss für eine bessere Durchwegung zurück springt; der Grünraum entlang des bestehenden Wohnriegels einen räumlichen Abschluss erhalten und eine gut erkennbare Eingangssituation für den Nahversorger hergestellt werden.
Die Gestalt des Neubaus sollte nicht, wie derzeit dargestellt, aufgelöst werden, sondern vielmehr eine gut erkennbare bauliche Einheit aus Sockel und einem daraus aufsteigenden Baukörper bilden.
Die Lage des Treppenhauses sollte verschoben werden, um die attraktive Süd/Westseite zum Platz hin wertvoller zu nutzen. Die Erschließung der Wohnungen und deren Organisation sollten überarbeitet werden, mit dem Ziel einer hohen Wohnqualität.
Um das geplante Gründach des Sockelbauwerks angemessen nutzen zu können, schlägt der Beirat die Einrichtung einer KITA im ersten Obergeschoss vor.
Die Freiflächenplanung erfordert präzisere Aussagen - hier vor allem zur Nutzung, Ausgestaltung (Raumbildung) und Belebung des Platzes.
Insgesamt werden die Ziele der Planung und die durchgängige Seriosität der planerischen Überlegungen gewürdigt. Aus Sicht des Beirats bestehen in Bezug auf Städtebau und Architektur sowie Freiraumgestaltung große Potentiale, die das Projekt und die Entwicklung des gesamten Umfeldes im positiven Sinne beeinflussen werden.
Der Beirat dankt dem Bauherren und den Architekten für die sehr gute Präsentation und freut sich auf eine Wiedervorlage des bedeutsamen Projektes.