Freiburg-Chronik
Das war 2023
Antizyklisch zu handeln, könnte vielleicht als Motto für das Jahr 2023 gelten. Stadtverwaltung und Gemeinderat haben gemeinsam versucht, den weltweiten Krisen zu trotzen, die Augen vor dem Leid in vielen Teilen der Welt nicht zu verschließen und trotzdem kraftvoll und besonnen die bestehenden Herausforderungen anzugehen.
Mit der Frage des bezahlbaren Wohnens beschäftigt sich das Rathaus seit vielen Jahren. Während andernorts Bauprojekte in der Schublade verschwinden, zeigt die Freiburger Stadtbau im Quartier Schildacker, in der Elsässer Straße oder im Uffhauser Karree, dass Mietwohnungsbau weiterhin möglich ist, wenn der politische Wille da ist.
Turbulenzen hat ein Gerichtsurteil ausgelöst, das die im Vorjahr beschlossene Satzung zum Anwohnerparken für unwirksam erklärte. Bundesweit mussten Städte ihre Regelungen überarbeiten – auch Freiburg. Statt einer sozial und nach Fahrzeuglängen gestaffelten Gebühr gilt jetzt ein Pauschaltarif von 200 Euro.
Sehr groß war das Medienecho auch nach der vor einem Jahr vom Gemeinderat beschlossenen Einführung von vegetarischem Schulessen. Mindestens der Untergang des Abendlandes sei wohl zu erwarten. In Freiburg war davon allerdings wenig zu spüren, als es zum neuen Schuljahr dann so weit war. Vielleicht ist fleischfreie Ernährung doch nicht lebensgefährlich?
Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiger Kitt der Gesellschaft und oft ziemlich wirkungsvoll. Als Anfang des Jahres die traditionsreichen Kinos im Friedrichsbau vor dem Aus standen, wollten das Zehntausende nicht wahrhaben. Ihre Petition hatte – mit Unterstützung der Stadtspitze – Erfolg.
Leider gibt es auch Geschichten, in denen das Wort „Erfolg“ nicht so leicht unterzubringen ist. In der Ukraine gilt das im zweiten Kriegsjahr unverändert. Und doch gibt es Zeichen der Hoffnung: Die Hilfsbereitschaft der Freiburger Bürgerschaft ist weiter enorm. Und die intensiven Kontakte zeigen, welches Potenzial in Städtepartnerschaften steckt.
Auch beim Thema Klimaschutz zeigt das abgelaufene Jahr, welches Potenzial sich bietet und wie man es gezielt erschließen kann. Sei es mit der neuen Energiezentrale in Haslach, dem im Bau befindlichen größeren Windrad am Schauinsland oder der vom Gemeinderat gestarteten Solar- und Windkraftoffensive: Da geht noch viel mehr!
Toll ist wahrscheinlich die passendste Vokabel, wenn man das Sport- und Kulturjahr rückblickend betrachtet. Der Sportclub in Europa, die Affenbande in der Volleyball-Bundesliga und Peter Fox auf dem Münsterplatz waren Highlights in einem Jahr, das in den Museen, auf den Theaterbühnen und den Konzertsälen unzählige unvergessliche Momente bereithielt.
Traditionell steht an dieser Stelle noch einmal das auslaufende Jahr 2023 im Mittelpunkt. Wie immer fasst das AMTSBLATT die wichtigsten Ereignisse der letzten zwölf Monate in seiner letzten Ausgabe des Jahres auf dieser Doppelseite zusammen und präsentiert in der Bilderleiste unten unsere „Köpfe“ des Jahres.
Die Chronik erschien in der Amtsblatt-Ausgabe Nr. 853 vom 23. Dezember 2023
Köpfe des Jahres
Peter Kleefass hat sich im Gemeinderat als Bildungsexperte einen Namen gemacht. Im Februar stirbt der CDU-Politiker ganz plötzlich – und hinterlässt eine Lücke im Rat.
„Narri, Narro“ schallt es durch Freiburgs Gassen. Nach zwei Jahren Coronapause kehren die Narren in die Stadt zurück. Der Anblick erfreut selbst Fasnets-Muffel.
Heinz Jäger ist Orgelfachmann – und Geisterjäger. Nach langer Suche enttarnt er den Orgelgeist im Augustinermuseum: Es war nur ein schnöder Elektronikdefekt.
Jutta Götzmann ist die neue Leitende Direktorin der Städtischen Museen und Leiterin des Augustinermuseums. Dort ist nach über 20 Jahren das Ende der Sanierung absehbar.
Elisabeth Willnat hat fast 19 Jahre die Stadtbibliothek geleitet. Das gedruckte Buch liegt ihr am Herzen – auch im Ruhestand: Ihre private Bibliothek umfasst rund 6000 Bücher.
Helmut Thoma hat die Stadtpolitik fast drei Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst. Im April stirbt der 72-jährige Grünen-Stadtrat nach langer Krankheit. Die Trauer im Gremium ist groß.
Martin Haag hat künftig bei allen Themen des Bauens und Wohnens den Helm auf. Das Bild beweist: Der erfahrene Bürgermeister ist wie geschaffen für diesen Aufgabenzuwachs.
Günter Burger war 45 Jahre im Rathaus und viele Jahre für Freiburgs Städtepartnerschaften zuständig. Aus dieser Zeit nimmt er unendlich viele Anekdoten mit in den Ruhestand.
Meike Jäger war in Frankfurt für Hessens größte Kinder- und Jugendbibliothek zuständig. Seit Juli ist sie Chefin der Freiburger Stadtbibliothek am Münsterplatz.
Georg Willi ist als Innsbrucks Bürgermeister immer ein gern gesehener Gast in Freiburg. In diesem Jahr besonders: Beide Städte feiern das 60-jährige Bestehen der Partnerschaft.
Sigrun Löwisch ist eine politische Tausendsassa. Mehr als 50 Jahre war die frühere Bundestagsabgeordnete im Lehener Ortschaftsrat, fast 20 Jahre als Vorsitzende. Jetzt tritt sie kürzer.
Anke Wiedemann steht stellvertretend für viele Wechsel im Gemeinderat. Für das Rathaus ist ihr Ausscheiden ein Gewinn: Sie übernimmt die „Teamleitung Internationales“.
Andreas Jobst leitet das Stadtarchiv – und packt Kisten. Nach über 60 Jahren im „Haus zum Herzog“ zieht das Gedächtnis der Stadt in sein neues Domizil an der Messe.
Dagmar Stocker hat 18 Jahre lang den Sitzungsbetrieb des Gemeinderats organisiert. Ihr Wissensschatz ist so groß, dass er das neue Stadtarchiv fast im Alleingang füllen würde.
Die Absinthtrinkerin von Elfriede Lohse-Wächter löst Unbehagen aus – ist aber wie die ganze „Köpfe“-Ausstellung im Museum für Neue Kunst unbedingt sehenswert.
Günter Hammer hat als Ortsvorsteher Hochdorfs viel zu feiern: Seit 1250 Jahren gibt es den Ort, seit 50 Jahren gehört er zu Freiburg – genau wie Tiengen und Munzingen.