Verkehrskonzept Haslach
Themenfeld 1: Verkehrslenkung im Sinne der Superblock-Idee
Vom Superblock zur Verkehrslenkung
Ein „Superblock“ nach dem Vorbild der Stadt Barcelona, die als Ideengeber für dieses Konzept gilt, fasst vier, sechs oder neun Baublocks so zusammen, dass innerhalb dieses zusammengefassten Bereiches nur noch sehr wenig oder vielleicht auch gar kein Autoverkehr mehr stattfindet und somit Freiflächen entstehen. Eine solche Fläche ist mit 400m * 400m um ein Vielfaches kleiner als der gesamte Stadtbezirk Haslach mit 1.100m * 1.300 m. D.h. das Konzept der Superblocks von Barcelona kann nicht in der gleichen Art auf Haslach übertragen werden.
Was wurde daraus abgeleitet für das Konzept? Der gedankliche Ansatz wurde so uminterpretiert, dass nach Möglichkeiten der Verkehrslenkung gesucht wird, in deren Folge möglichst viel Durchgangsverkehr aus dem Stadtteil herausgehalten wird. Dabei ist auch darauf zu achten, dass möglichst keine erheblichen Nachteile in anderen Belangen heraufbeschworen werden.
Da wie gezeigt alle wesentlichen Durchgangsverkehrsströme an der Kreuzung Uffhauser Straße / Opfinger Straße / Markgrafenstraße / Carl-Kistner-Straße zusammentreffen, ist dort nach einem geeigneten „Hebel“ zu suchen. Dieser kann durch weitere Regelungen oder Varianten ergänzt werden.
Die Steuerungsansätze müssen so sein, dass sie später auch befolgt werden. Die bereits im Vorfeld diskutierten Ansätze werden berücksichtigt und weitere Möglichkeiten werden durchgeprüft. Es gibt eine fast unendlich große Zahl von Möglichkeiten der Verkehrslenkungen. Alle wesentlichen und potenziell erfolgversprechenden werden geprüft und in Cluster strukturiert, deren Varianten einander ähnlich sind.
Das Planungsbüro hat ergänzend zu den bereits vorhandenen Ansätzen im Stadtteil weitere Verkehrslenkungsmöglichkeiten entwickelt und diese in fünf Cluster geordnet:
Einbahnstraße Carl-Kistner-Straße
Fußgängerzone Carl-Kistner-Straße
Herausnahme Kfz von Brücke
Keine Lenkung - Verkehrsberuhigung
Jedes Cluster wurde detailliert untersucht, welche Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen damit verbunden ist, und welche Vor- und Nachteile zu erwarten sind. Anschließend werden die Varianten bewertet, auch bzgl. des zu erwartenden Umsetzungsaufwands.
Die Prüfungen werden mithilfe eines Verkehrsmodells durchgeführt und beziehen sich darauf, inwieweit die besonders wichtigen Straßen entlastet werden sowie auf Verdrängungseffekte, aber auch auf Fragen der Erreichbarkeit von Grundstücken und die Folgen für die Verkehrsabläufe und damit auch der Verkehrssicherheit.
Abbiegeverbote
Es gibt mehrere Möglichkeiten, durch Abbiegeverbote auf der Kreuzung Uffhauser Straße / Opfinger Straße / Markgrafenstraße / Carl-Kistner-Straße die Verkehrsströme zu lenken. Ein sehr minimalistischer Eingriff wäre es, nur die West-Ost-bzw. Ost-West-Richtungen zu unterbinden.
Die nachfolgende Auswertung zeigt, dass der Autoverkehr auf der Carl-Kistner-Straße (im zentralen Abschnitt) zwar um ca. 70 % zurückgehen würde, dass dies aber auch Zunahmen auf der Blauenstraße und der Markgrafenstraße um ca. 35 bzw. 25 % erzeugt. Ebenso wird die Erreichbarkeit von Quartieren im Stadtbezirk Weingarten beeinflusst.
In einem weiteren Beispiel, das deutlich umfassendere Lenkungsregelungen beinhaltet, ist ebenfalls mit unerwünschten Verdrängungseffekten zu rechnen. Das Konzept enthält auch - durch Piktogramme symbolisierte – Verkehrsberuhigungsansätze in diversen Nebenstraßen, um diese vor Verdrängungen zu schützen.
Hier würde über die Carl-Kistner-Straße hinaus auch die Markgrafenstraße spürbar entlastet. Zusatzbelastungen entstünden auf der Uffhauser Straße und auf der Feldbergstraße.
Es gibt noch weitere untersuchte Varianten, wie mit Abbiegeverboten der Kfz-Verkehr anders geführt werden könnte, diese sind im Bericht enthalten.
Bewertung:
Alle Varianten mit Abbiegeverboten haben die Nachteile, dass Verlagerungseffekten in andere Straßenzüge auftreten. Zudem bestehen Schwierigkeiten, eine verständliche und nachvollziehbare Beschilderung hinzubekommen, Akzeptanzprobleme sind anzunehmen. Zudem sind Schwierigkeiten bzgl. Zugänglichkeit für Rettungsfahrzeuge anzunehmen sowie Umleitungen in Baustellensituationen sein. Die Varianten mit Abbiegeverboten werden vom Fachbüro nicht empfohlen.
Einbahnstraßenregelungen
Wird eine Einbahnstraßenregelung in der Carl-Kistner-Straße im zentralen Abschnitt unterlegt und mit weiteren Abbiegeverboten kombiniert, entstehen wiederum ähnliche Entlastungs- und Verdrängungseffekte wie in Variante 1.
Während die Carl-Kistner-Straße und die Markgrafenstraße entlastet werden, werden die Uffhauser Straße die Staufener Straße zusätzlich belastet.Hinzuweisen ist dabei aber auch auf die zuvor gegebenen Hinweise, die die problematischen Folgen einer Einbahnstraßenregelung dort für die Grundstückserreichbarkeit hätten.
Eine alternative Lösung mit einer Einbahnstraßenregelung in der Markgrafenstraße stellt im Hinblick auf Verkehrsverlagerungen keine bessere Variante dar.
Die Zunahmen wären u.a. in der Carl-Kistner-Straße zu erwarten, die mit höchster Priorität entlastet werden sollte.
Bewertung:
Varianten mit Einbahnstraßen weisen große Schwierigkeiten auf bzgl. der Verlagerungen von Verkehren in andere Straßen und bzgl. der Erreichbarkeit von Grundstücken. Große Probleme bestehen zusätzlich für die Zugänglichkeit für Rettungsfahrzeuge, dies ist im Rahmen dieser Studie nicht vertieft untersucht worden. Diese Varianten werden vom Fachbüro nicht empfohlen.
Fußgängerzone
Die Einrichtung einer Fußgängerzone in der Carl-Kistner-Straße könnte in Verbindung mit mehreren lenkenden Vorschriften im Umfeld tatsächlich zu der starken Entlastung dort (wenn auch nicht vollständig) und vergleichsweise geringe Zusatzbelastungen innerhalb Haslachs führen.
Dennoch gelten weiterhin die genannten Bedenken gegenüber einer Fußgängerzonenregelung aus der Perspektive der Grundstücksanfahrten innerhalb einer potenziellen Fußgängerzone (s.o.).
Bewertung
Die Einführung einer Fußgängerzone würde zum einen planerisch eine Schwierigkeit darstellen, da die Grundstückszufahrten möglich bleiben müssten, aber vor allem baurechtlich und finanziell wäre dies eine enormer Kraftakt, der mehrere Jahre Planung und Bürgerbeteiligung erfordern und Umbaukosten in vermutlich mehreren Millionen Euro Höhe bedeuten würde. Unklar ist, ob eine Fußgängerzone im Stadtteilzentrum vorteilhaft für die Geschäfte wäre und von diesen gewünscht wäre oder nicht. Auch diese Variante wird vom Fachbüro nicht empfohlen.
Sperrung der Bahnübergangsbrücke Opfinger Straße
Eine weitere Möglichkeit wird darin gesehen, die Bahnübergangsbrücke Opfinger Straße für den Autoverkehr zu sperren. Dies stellt sicherlich eine hohe Anforderung an die kommunikative Vermittlung einer solchen Maßnahme dar.
Die lenkenden Effekte wären allerdings überwiegend positiv. Es käme zu einer erheblichen Entlastung des Stadtteilzentrums und nur zu eher geringfügigen Zusatzbelastungen. Die Betroffenheit der östlichen Quartiere Weingartens ist zu berücksichtigen.
Bewertung
Im Hinblick auf die Zielerreichung, die Verringerung unerwünschter Nebeneffekte und Fragen der Realisierbarkeit erscheint diese Variante als geeignet. Es käme zu einer Entlastung des Stadtteilzentrums und nur zu eher geringfügigen Zusatzbelastungen. Zu Bedenken ist jedoch eine Trennwirkung für die beiden Stadtteile, auch wenn einer Verbindung über Rad- und Fußverkehr und über die Stadtbahn weiter vorhanden wäre.Rettungsfahrzeuge wären von dieser Variante wenig betroffen, da die Brücke für diese Fahrzeuge offen gehalten bliebe.
Aus Sicht des Fachbüros ist diese Variante denkbar für eine weitere Betrachtung.
Viele Verkehrsberuhigungsmaßnahmen – keine aktive Verkehrslenkung
Werden die im Kapitel „Verkehrsberuhigungsmaßnahmen“ dargestellten Maßnahmen (Torsituationen, Minikreisel, Querungshilfen, geschwindigkeitssenkende Elemente) umgesetzt, dann ist davon auszugehen, en, dass nicht nur die jeweiligen kleinräumigen Vorteile für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen entstehen, sondern auch die Durchfahrt für Autofahrende unattraktiver wird.
Auf dem Wege entsteht dann auch ein gewisses Maß an Lenkung des Durchgangsverkehrs auf die umliegenden Hauptverkehrsstraßen. Dies hängt von der Wahl der Elemente und Maßnahmen ab.
Bewertung:
Diese Variante hat im Vergleich zu den anderen Varianten deutlich geringere Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Haslach. Es erfolgen keine harten Einschränkungen von Verkehrsbeziehungen, womit auch keine Beeinträchtigungen oder nachteiligen Effekte auftreten, allerdings sind die verkehrsberuhigenden Auswirkungen auch geringer.
Ein Nachteil ist, dass die Umsetzung einer Vielzahl an baulichen Maßnahmen eine lange Zeit in Anspruch nimmt und entsprechende finanzielle Mittel beansprucht.
Gelingt es, das Potenzial punktueller und streckenbezogener Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Rahmen des finanziell Machbaren voll auszuschöpfen, wären positive Effekte auf die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität zu erreichen.
Aus Sicht des Fachbüros ist diese Variante empfehlenswert für eine weitere Betrachtung.
Zusammenfassung
Die verschiedenen Varianten zur Änderung der Verkehrsführung in Haslach werden im Folgenden in einer Tabelle zusammenfassend im Hinblick auf ihre Auswirkungen dargestellt und bewertet.
Abbiegeverbote
- Carl-Kistner-Straße kann deutlich entlastet werden
- Teilweise auch andere entlastungswürdige Straßen
- Verlagerung auf andere Straßen mit anliegender Wohnnutzung nicht komplett vermeidbar – insbesondere Uffhauser Straße
Bewertung Abbiegeverbote
Die Varianten mit Abbiegeverboten zeigen Möglichkeiten auf, wie der Autoverkehr vor allem in der Carl-Kistner-Straße verringert werden kann, aber – trotz Gegenmaßnahmen – unter Inkaufnahme von Verlagerungseffekten in andere Straßenzüge. Zudem bestehen Schwierigkeiten, eine verständliche und nachvollziehbare Beschilderung hinzubekommen, grundsätzlich sind Akzeptanzprobleme anzunehmen.
Evtl. Schwierigkeiten bzgl. Zugänglichkeit für Rettungsfahrzeuge sind im Rahmen dieser Studie nicht vertieft untersucht worden, könnten aber auftreten. Weitere Schwierigkeiten könnten Umleitungen in Baustellensituationen sein.
Die Varianten mit Abbiegeverboten werden vom Fachbüro nicht empfohlen.
Einbahnstraße Carl-Kistner-Straße
- In Carl-Kistner-Straße lassen sich in begrenztem Umfang Durchgangsverkehre reduzieren
- Verdrängungseffekte, insbesondere in Blauenstraße und Belchenstraße
- Grundstückserreichbarkeit und Gleisquerungen problematisch
Bewertung Einbahnstraßen
Varianten mit Einbahnstraßen weisen große Schwierigkeiten auf bzgl. der Verlagerungen von Verkehren in andere Straßen und bzgl. der Erreichbarkeit von Grundstücken. Große Probleme bestehen zusätzlich für die Zugänglichkeit für Rettungsfahrzeuge, dies ist im Rahmen dieser Studie nicht vertieft untersucht worden.
Diese Varianten werden vom Fachbüro nicht empfohlen.
Fußgängerzone Carl-Kistner-Straße
- In der Carl-Kistner-Straße lassen sich Durchgangsverkehre fast vollständig reduzieren
- Flächengewinn
- Verdrängungseffekte, insbesondere in Blauenstraße und Belchenstraße
- finanzielle und rechtliche Hürden
- langwieriges Planverfahren
Bewertung Fußgängerzone
Die Einführung einer Fußgängerzone würde zum einen planerisch eine Schwierigkeit darstellen, da die Grundstückszufahrten möglich bleiben müssten, aber vor allem baurechtlich und finanziell wäre dies eine enormer Kraftakt, der mehrere Jahre Planung und Bürgerbeteiligung erfordern und Umbaukosten in vermutlich mehreren Millionen Euro Höhe bedeuten würde. Unklar ist, ob eine Fußgängerzone im Stadtteilzentrum vorteilhaft für die Geschäfte wäre und von diesen gewünscht wäre oder nicht.
Auch diese Variante wird vom Fachbüro nicht empfohlen.
Herausnahme Kfz von Brücke
- Durchgangsverkehr in größtmöglichem Umfang reduzierbar
- In der Carl-Kistner-Straße in hohem Maße
- Umwegfahrten, insbesondere für die Quartiere im östlichen Weingarten
- Erreichbarkeit der Carl-Kistner-Straße eingeschränkt
Bewertung der Variante „Brückensperrung“
Im Hinblick auf die Zielerreichung, die Verringerung unerwünschter Nebeneffekte und Fragen der Realisierbarkeit erscheint diese Variante als geeignet.
Es käme zu einer erheblichen Entlastung des Stadtteilzentrums und nur zu eher geringfügigen Zusatzbelastungen. Zu Bedenken ist jedoch eine gewisse Trennung der beiden Stadtteile, auch wenn einer Verbindung über Rad- und Fußverkehr und über die Stadtbahn weiter vorhanden wäre.
Rettungsfahrzeuge wären von dieser Variante wenig betroffen, da die Brücke für diese Fahrzeuge offen gehalten bliebe.
Aus Sicht des Fachbüros ist diese Variante denkbar für eine weitere Betrachtung.
Keine Lenkung - Verkehrsberuhigung
- großflächig Reduzierungen
- Verdrängungseffekte auf die umliegenden Bundesstraßen lenkbar
- Zugewinne an Verkehrssicherheit u.a.
- Realisierbarkeit nimmt längeren Zeitraum in Anspruch
- Verkehrslenkungseffekt nur eingeschränkt
Bewertung der Variante „Verkehrsberuhigungsmaßnahmen“
Diese Variante hat im Vergleich zu den anderen Varianten deutlich geringere Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Haslach. Es erfolgen keine harten Einschränkungen von Verkehrsbeziehungen, womit auch keine Beeinträchtigungen oder nachteiligen Effekte auftreten, allerdings sind die verkehrsberuhigenden Auswirkungen auch geringer.
Ein Nachteil ist, dass die Umsetzung einer Vielzahl an baulichen Maßnahmen eine lange Zeit in Anspruch nimmt und entsprechende finanzielle Mittel beansprucht.
Gelingt es, das Potenzial punktueller und streckenbezogener Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Rahmen des finanziell Machbaren voll auszuschöpfen, wären positive Effekte auf die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität zu erreichen.
Aus Sicht des Fachbüros ist diese Variante empfehlenswert für eine weitere Betrachtung.
Themenfeld 1
Die Lenkung des Autoverkehrs im Stadtbezirk, mit dem Ziel, möglichst viel Durchgangsverkehr aus Haslach herauszuhalten.
Themenfeld 2
Kreuzungen oder Straßenabschnitte, die so umgestaltet werden könnten, dass die Verkehrssicherheit zunimmt, die Bewegung zu Fuß und mit dem Rad einfacher wird und die Straßenräume schöner und lebendiger werden, indem sie weniger vom Autoverkehr dominiert werden.
Themenfeld 3
Gestaltung des Stadtteilzentrums
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