Entlastung des Pergolaplatzes
Zweite Aufenthaltsfläche für suchtkranke Menschen
Die unbefriedigende Entwicklung der vergangenen Wochen und die massiven Beschwerden der Anwohnerschaft zum neu gestalteten Pergolaplatz am nordwestlichen Ende des Colombiparks haben zu einem Umdenken der Stadt geführt. Die bisherige Annahme, dass der neu gestaltete Platz für die Nutzergruppen passend und ausreichend sei, hat sich nicht bestätigt.
Bei Gesprächen im Juli vor Ort wurde deutlich, dass die Stadtverwaltung die schwierige Lage sowohl für die suchtkranken Menschen, aber besonders auch für die Anwohnenden verbessern muss. Die Stadt hat sofort reagiert: Unter der Federführung des Ersten Bürgermeisters Ulrich von Kirchbach wurden mit allen beteiligten Dienststellen, der AWO-Drogenhilfe und der Polizei Platzalternativen und Verbesserungsmöglichkeiten geprüft und nunmehr ein Verbesserungsansatz eines zweiten Platzes entwickelt. Um einen schnellen Informationsfluss zu sichern, wurden diese Informationen von der Stadt bereits an die Anwohnerinnen und Anwohner sowie an die Gemeinderats-Fraktionen kommuniziert.
In Abstimmung mit allen beteiligten Ämtern und der Polizei werden nun fünf Maßnahmen bis Mitte September umgesetzt, um die Lage schnellstmöglich zu verbessern.
Zusätzliche Aufenthaltsfläche für suchtkranke Menschen
Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Bereitstellung einer zusätzlichen Aufenthaltsfläche für suchtkranke Menschen. Da der Bedarf von länger geöffneten Flächen in Bahnhofsnähe zu den Beschwerdelagen führte, wurden mehrere Flächen geprüft.
Der aus fachlicher Sicht am besten geeignete Platz ist der südliche Teil des Parkplatzes an der Ecke Stefan-Meier-Straße/Zur Unterführung. Diesen Bereich in der Verlängerung der Bismarckallee richtet das Garten- und Tiefbauamt bis Ende September zu einer zusätzlichen Aufenthaltsfläche her; er wird umzäunt, erhält Müllbehälter, Spritzenabwurfbehälter und eine Toilette. Dann soll er den Nutzenden täglich rund um die Uhr zugänglich sein.
Die von dieser Entscheidung betroffenen Institutionen im Umkreis der neuen Fläche wurden informiert; direkte Anwohnende gibt es nicht. Auch diese Fläche wird von den Polizeikräften und dem kommunalen Ordnungsdienst kontrolliert werden.
Öffnungszeit des Pergolaplatzes verkürzt
Zweitens wird, nach Bereitstellung des Platzes an der Stefan-Meier-Straße, die Öffnungszeit des Pergolaplatzes verkürzt. Statt bisher um 22 wird er künftig um 20 Uhr geschlossen. Die AWO-Drogenhilfe und das KontaktNetz Straßensozialarbeit werden die suchtkranken Menschen informieren. Eine Lenkung der Nutzenden an den neuen, zusätzlichen Platz wird auch durch Maßnahmen des kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei unterstützt.
Den Pergolaplatz vollständig zu schließen, kommt nicht in Betracht, da aus Sicht aller beteiligten Fach- und Dienststellen davon auszugehen ist, dass sich dann die Drogenkonsumenten erst recht verstärkt in Hauseingängen oder Tiefgarageneinfahrten an der Colombi- oder der Rosastraße aufhalten würden.
Sicherheitsdienst weiter im Einsatz
Drittens kommt bis Oktober am Pergolaplatz weiterhin ein Sicherheitsdienst zum Einsatz. Er wird täglich bei dessen Öffnung gegen 7 Uhr und dessen Schließung um 22 Uhr (nach Eröffnung des zweiten Platzes um 20 Uhr) anwesend sein. Sowohl der kommunale Ordnungsdienst als auch die Polizei werden den Bereich verstärkt begehen und, falls nötig, erforderliche Maßnahmen zur Einhaltung von Recht und Ordnung ergreifen.
Sichtschutz auf dem Pergolaplatz zu den Balkonen sowie Verstärkung der Reinigungsmaßnahmen
Zu guter Letzt wird das Garten- und Tiefbauamt den oberen Sichtschutz auf dem Pergolaplatz zu den Balkonen der Rosa- und Colombistraße hin zeitnah verbessern und die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) wird ihre Reinigungsmaßnahmen in der Colombi- und der Rosastraße bis auf Weiteres verstärken.
Begleitend sind die AWO-Drogenhilfe und das Amt für Soziales derzeit dabei, eine Info-Broschüre zu den Fragen „Wie kann ich mich verhalten, wenn ich eine Spritze finde? Wenn ich einer Person begegne, die Drogen konsumiert? An wen kann ich mich wenden?“ zu erstellen. Sobald sie fertig ist, wird sie an alle Haushalte in der Colombistraße und der Rosastraße verteilt.
Wir haben die Beschwerdelage sehr ernst genommen und schnellstmöglich gemeinsam mit allen Beteiligten nun reagiert. Wir gehen davon aus, dass all diese Maßnahmen die Situation am Pergolaplatz spürbar entlasten und auch für Anwohnende deutlich verbessern werden. Ich bedanke mich bei allen beteiligten Dienststellen, dem Amt für Soziales, dem Garten- und Tiefbauamt, dem Amt für öffentliche Ordnung, den Dezernaten, der AWO-Drogenhilfe und der Polizei für die sehr konstruktive Zusammenarbeit. Wir beobachten die weiteren Entwicklungen sehr genau. Alle beteiligten Fach- und Dienststellen tauschen sich regelmäßig aus, um die Situation zu analysieren und zu prüfen, ob weitere Verbesserungen möglich und nötig sind.
Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach
Selbstverständlich können alle Bürgerinnen und Bürger weiterhin jederzeit Hinweise geben und sich bei Fragen etwa an die AWO-Drogenhilfe bzw. den Kontaktladen wenden. Falls eine Situation bedrohlich oder akut wird, sollte man unmittelbar die Polizei unter Tel. 110 rufen.
Hintergrund
Seit Frühjahr 2023 läuft die Umgestaltung des Colombiparks. Nach den Plänen der Stadt soll der zentralste Park in Zukunft ein Park für alle mit Flächen für einen Spielplatz und einem Außencafé werden.
Die bisher von Suchtkranken genutzte Fläche wurde hierfür geschlossen und vor zehn Wochen wurde an der Ecke Rosa-Colombistraße der Pergolaplatz für diesen Nutzerkreis fertiggestellt. Die terrassenartige Außenanlage in unmittelbarer Nähe zum neu eingerichteten Drogenkonsumraum bietet seither eine Aufenthaltsmöglichkeit für suchtkranke Menschen.
Das Konsumverhalten suchtkranker Menschen hat sich in den vergangenen Jahren, also während der Planungsphase des Pergolaplatzes, deutlich verändert. Inzwischen rückt der Konsum von Kokain mit hohem Reinheitsgehalt in den Vordergrund; bei den Konsumierenden führt er zu einer aufputschenden Wirkung und zu Hyperaktivität. Als die Planung für den Pergolaplatz begann, ging man vor allem vom Konsum von Heroin aus, das sedierend wirkt.
Mehr zur Suchthilfe in Freiburg unter www.freiburg.de/sucht.