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Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg

Der Reinhold-Schneider-Preis ist der Kulturpreis der Stadt Freiburg. Mit ihm werden Einzelpersonen, Institutionen oder Gruppen von Personen geehrt, die durch ihr künstlerisches Schaffen oder ihr kulturelles Engagement herausragende Leistungen erbracht haben, sich in besonderem Maße für die Kultur Freiburgs verdient gemacht haben und durch ihr Wirken oder ihre Person mit Freiburg oder der Region verbunden sind.

Von 1960 bis 2018 wurde der Reinhold-Schneider-Preis alle zwei Jahre in den Sparten „Bildende Kunst“, „Literatur“ und „Musik“ vergeben. 2020 kamen die Bereiche „Fotografie/Film/Neue Medien“ und „Darstellende Künste“ dazu. 2020 und 2022 vergab die Stadt den Preis in zwei Sparten parallel. Seit 2024 wird er jährlich in einer Sparte verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus Gemeinderäten_innen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unter Vorsitz des Kulturbürgermeisters. Der mit 15.000 Euro dotierte Kulturpreis wird im Rahmen eines öffentlichen Festaktes verliehen. Zusätzlich zum Reinhold-Schneider-Preis vergibt die Stadt jeweils ein mit 6.000 Euro dotiertes Stipendium (auch auf zwei Preisträger_innen aufteilbar) und/oder einen undotierten Ehrenpreis.

Der Kulturpreis wird in Erinnerung an den Schriftsteller Reinhold Schneider (1903–1958) verliehen, der von 1938 bis zu seinem Tod im Jahr 1958 in Freiburg lebte. Reinhold Schneider veröffentlichte über 200 Aufsätze und Bücher, darunter zahlreiche historiographische Romane. Er engagierte sich in seinen früheren literarischen Werken gegen Unterdrückung, Rassenwahn und falsch verstandene Religiosität. Im Nationalsozialismus wurden seine Bücher verboten. Trotz eines 1941 verhängten Schreibverbots veröffentlichte er noch 1944 und entging der 1945 erhobenen Anklage wegen Hochverrats nur aufgrund des Untergangs des NS-Staates. In der Nachkriegszeit widmete er sich der kulturphilosophischen Erforschung der Ursachen der NS-Barbarei und trat für eine aktive Friedenspolitik sowie gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik ein. Neben zahlreichen anderen Ehrungen wurde Reinhold Schneider im Jahr 1956 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Festakt 2024

Die Verleihung des Reinhold-Schneider-Preises 2024 in der Sparte Musik an die Preisträger_innen
Murat Coşkun (Hauptpreis)Friederike Scheunchen (Stipendium)Mädchenkantorei am Freiburger Münster (Stipendium)

findet statt amFreitag, 22. November 202419:30 UhrHistorisches Kaufhaus (Kaisersaal)
Eine Anmeldung ist ab 4. November 2024 hier möglich

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Preisträgerkonzert

Anlässlich der Verleihung des Reinhold-Schneider-Preises 2024 der Stadt Freiburg an den Perkussionisten Murat Coşkun hat der Musiker und Gründer des Tamburi Mundi Festivals einen Programmabend zusammengestellt, der sein musikalisches Wirken auf die Bühne bringt – solistisch, mit aktuellen und langjährigen Mitmusiker*innen:

Sonntag, 8. Dezember 2024 19 UhrE-Werk Freiburg

Alle Preisträger_innen auf einen Blick

2012 Musik Reinhold-Schneider-Preis Rainer Kussmaul
Förderpreis Cécile Verny Quartet
Förderpreis Günter A. Buchwald
2010 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Thomas Kitzinger
Stipendium Beatrice Adler
Stipendium Stefanie Gerhardt
2008 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Wolfgang Heidenreich
Förderpreis Martin Gülich
Ehrengabe Erika Glassen und Jens Peter Laut
2006 Musik Reinhold-Schneider-Preis Freiburger Barockorchester
Förderpreis Dieter Ilg
2004 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Peter Vogel
Stipendium Freya Richter
Stipendium Sabine Wannenmacher
2002 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Kyra Stromberg
Stipendium Annette Pehnt
Ehrengabe Helma und Bernd Hassenstein
1999 Musik Reinhold-Schneider-Preis Edith Picht-Axenfeld
Förderpreis Günter Steinke
1997 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Peter Staechelin
Stipendium Viola Keiser
Stipendium Hans Rath
1995 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Swetlana Geier
Stipendium Ragni-Maria Seidl-Gschwend
1992 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Kulturzeitschrift allmende
Stipendium Arnold Stadler
Stipendium Klaus Hoggenmüller
1990 Musik Reinhold-Schneider-Preis Experimentalstudio: Hans Peter Haller und André Richard
Stipendium Walter Mossmann
1988 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Artur Stoll
Stipendium Christine Gerstel-Naubereit
Stipendium Lotte Paepke
1986 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Walter Dirks
Förderpreis (Film) Nina Gladitz und Peter Krieg
1984 Musik Reinhold-Schneider-Preis Klaus Huber
Förderpreis Ernst Helmuth Flammer
Förderpreis Frank Michael
1982 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Karl-Heinz Scherer und Bernd Völkle
Förderpreis Susi Juvan
1980 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Peter Huchel
Förderpreis Maria Wimmer
1978 Musik Reinhold-Schneider-Preis Carl Seemann und Wolfgang Rihm
1976 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Peter Dreher
Förderpreis Rudolf Dischinger
1974 Literatur & Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Christoph Meckel
1972 Musik Reinhold-Schneider-Preis Wolfgang Fortner
1970 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Walter Schelenz
Förderpreis Jürgen Brodwolf
1968 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Kurt Heynicke
1966 Musik Reinhold-Schneider-Preis Theodor Egel
Förderpreis Dietrich von Bausznern
Förderpreis Peter Förtig
1964 Bildende Kunst Reinhold-Schneider-Preis Rudolf Riester
1962 Literatur Reinhold-Schneider-Preis Franz Schneller
1960 Musik Reinhold-Schneider-Preis Franz Philipp

2024 Musik

Reinhold-Schneider-Preis: Murat Coşkun

Die neben dem Vorsitzenden Ulrich von Kirchbach aus vier gemeinderätlichen Mitgliedern und sechs fachkundigen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens konstituierte Jury würdigt mit der Vergabe des Reinhold-Schneider-Preises 2024 den seit vielen Jahren in Freiburg lebenden, international renommierten Perkussionisten Murat Coşkun.
 
Der 1972 in Ulm geborene Murat Coşkun ist nicht nur als Multiinstrumentalist solistisch und in unzähligen Formationen erfolgreich, sondern auch als künstlerischer Leiter des weltweit bekannten internationalen Festivals für Rahmentrommeln – Tamburi Mundi.
 
Als Dozent für orientalische Perkussion und Rahmentrommeln mit eigener Lehrmethode war und ist Coşkun u. a. an der Musikhochschule Freiburg und an weiteren internationalen Hochschulen und Institutionen in der Schweiz, Spanien, USA, Türkei und im Iran aktiv. Seit dem Wintersemester 2015/2016 lehrt Murat Coşkun als Dozent für Perkussion im neugegründeten Studiengang für Weltmusik an der Popakademie Mannheim und seit 2016 an der Bundesakademie in Trossingen. Er entwickelte eine Lehr-DVD „Finger Dance“, die überaus gefragt ist; auch an der Weiterentwicklung von Spieltechniken und an der Neuentwicklung von Rahmentrommeln, etwa beim Unternehmen „Schlagwerk Percussion“, ist der Musiker beteiligt. Seit Januar 2018 leitet er den von ihm ins Leben gerufenen vierjährigen Rahmentrommel-Lehrgang der Tamburi Mundi Frame Drum Academy.
 
Bereits während und nach seinem Studium der Orientalistik und Ethnologie mit dem Schwerpunkt Musikethnologie an der Universität Freiburg reiste er – mehrfach auch auf Einladung des Goethe Instituts – durch viele sehr unterschiedliche Länder West- und Osteuropas, in die Mongolei, USA, Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Laos, Korea, Taiwan, Marokko, Algerien, Tunesien, Türkei, Syrien, Iran, Irak, Israel. Seine Sprachkenntnisse, u. a. in Arabisch, Persisch und Russisch ermöglichten den direkten Kontakt und vor allem die Anknüpfungen über die Musik waren ausschlaggebend für den außergewöhnliche musikalischen Werdegang Coşkuns.
War das Trommeln für Coşkun in jungen Jahren zunächst nur ein Hobby, erweiterte und perfektionierte er über die Jahre des Übens und des intensiven Erfahrungsaustauschs Technik, Stil und Repertoire zusehends und gilt als einer der international profiliertesten Rahmentrommler.
 
Die Jury zeichnet Murat Coşkun insbesondere für seine künstlerische Exzellenz aus, für seine Innovation als Interpret durch Entwicklung neuer Techniken. Feinfühliges Fingerspiel und raffinierte Rhythmik kennzeichnen seinen Stil und er wird für seine Kompositionen, Arrangements und virtuosen Improvisationen sehr geschätzt. Mit seinem reichen musikalischen Erfahrungsschatz hat Murat Coşkun Ansätze kreiert, um traditionelle Klänge in moderne Musikgenres zu integrieren.
Murat Coşkuns musikalisch-künstlerische Spurensuchen sind auf höhstem Niveau in unterschiedlichen Bereichen wirksam und münden in beeindruckende Projekte. Er tritt ebenso als Studiomusiker für zahlreiche CD-Einspielungen sowie auch als Komponist bei Theaterprojekten in Erscheinung und ist an TV- und Rundfunkproduktionen beteiligt.
 
Mit seiner langjährigsten Formation FisFüz – Mitte der Neunziger Jahre spontan aus der Taufe gehoben bei der Offenen Bühne im Freiburger Jazzhaus und das Publikum sofort einnehmend– gelangte Coşkun zusammen mit der großartigen Klarinettistin Annette Maye und wechselnden Gastmusikern zu größerer Bekanntheit. Dank eines hochdotierten Preises, der Verleihung des SWR Weltmusikpreis 1998, investierte das Oriental Jazz-Ensemble in eine Infrastruktur, um touren und CDs produzieren zu können, wodurch sich ihre Fangemeinde rasant vergrößerte.
 
Eine besondere, seit vielen Jahren währende Freundschaft verbindet Murat Coşkun mit dem Klarinettisten Giora Feidman, dem Weltstar der Klezmer-Musik, mit dem er zahlreiche Konzertauftritte und CD-Einspielungen zu Gehör brachte. Und ein ebenfalls genialer musikalischer Partner ist der Tuba-Virtuose Michel Godard aus Frankreich.
Zum gefragten Tour-Klassiker wurde die Produktion „Das Fliegende Kamel“ mit dem (Kinderbuch)Autor und Bühnenliebling Paul Maar, musikalisch unterstützt von Murat Coşkun an den Rahmentrommeln und dem ehemaligen Freiburger Stadtrat Ibrahim Sarıaltın mit der türkischen Laute und traditionellem Gesang. Als ein wertvolles Projekt des deutsch-türkischen Kulturdialogs erhielt das Projekt 2013 den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“.
Darüber hinaus begeisterte Coşkun mit Orchestern wie den NDR Radiosympho-nikern, dem Tonkünstler Orchester Österreich, als Trio mit dem fünffachen Grammy-Gewinner Glen Velez und Lori Cotler, mit der Pianistin Marina Baranova oder in Allianz mit Enrique Ugarte oder Gianluigi Trovesi.
 
Neben diesen vielen Kollaborationen und Einladungen zu nationalen und internationalen Auftritten und Festivals ist Murat Coşkun ebenso eine feste Größe innerhalb der Freiburger Musikszene: die Zusammenarbeit mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, den Freiburger Spielleyt oder dem Freiburger Akkordeonorchester zeugen davon; und auch von seinen stets breitgefächerten stilistischen und musikalischem Zugängen – sei es Weltmusik, Jazz, mittelalterliche Musik, Alte Musik, Neue Musik, Experimentelle Musik oder Crossover. Im Jahr 2004 erhielt Coşkun den ZMF-Preis.
 
In der Corona-Zeit entstand die Idee eines Drum-Mobils, um einfache Steh-Konzerte und Musikerlebnisse an der frischen Luft und ohne großen technischen Aufwand anzubieten. Bei diesem Familienprojekt des „Coşkun-Percussion-Trios“ präsentiert Murat Coşkun mit seinen beiden Kindern Yaschar und Malika in kurzen Mitmach-Konzerten Rhythmen unterschiedlicher Kulturen und gibt dem Publikum mit kleinen Anekdoten einen Einblick in die Vielfalt der Rhythmuswelten. Die ca. einstündige „Wohnmobil-Konzert-Tour" steuert verschiedene Freiburger Stadtteile an und lädt ein zu gemeinsamer Body-Percussion und Rahmentrommeln, die an die Zuschauer_innen verteilt werden.
 
Für die Kulturpreis-Jury ist die Würdigung des umfangreichen und sensiblen Engagements Coşkuns als Brückenbauer zwischen Kulturen und Genres ein sehr wichtiger und zentraler Aspekt. Seine Musik findet nicht im Elfenbeinturm statt, er realisiert unermüdlich kreative und integrative Begegnungen: mit anderen Ensembles, mit der Stadtgesellschaft, zwischen den musikalischen Welten des Orients und Okzidents. Ohne dies explizit zu postulieren, öffnet Murat Coşkun nahbar, uneitel und empathisch weltmusikalische Tore und stärkt die Wertschätzung für unterschiedliche Herkünfte und künstlerische Traditionen.
 
Die Stadt Freiburg kann sich überaus glücklich schätzen, dass Murat Coşkun 2006 das weltweit erste und berühmteste internationale Festival für Rahmentrommeln, Tamburi Mundi, gründete und hier etablierte. Mit dem seither jährlich stattfindenden Festival sowie der kontinuierlichen Entwicklung neuer interdisziplinärer Formate und der Zusammenführung von Musiker_innen und Publikum leistet Murat Coşkun einen ganz besonderen Beitrag zu interkultureller Verständigung und Austausch und ist zu einem echten Musikbotschafter Freiburgs geworden.
 
Nächstes Jahr geht das Tamburi Mundi-Festival bereits in seine 20. Auflage und der künstlerische Leiter und sein Team suchen weiterhin unermüdlich nach neuen Impulsen und Angeboten im Rahmen des anfänglich noch dreitägigen und auf Masterclass-Treffen ausgerichtete, aber schon früh für ein breites Publikum geöffnete eindrucksvolle Programm. Mit Trommelzug durch die Stadt, Familien- und Kinderkonzerten, Kinderkursen und Drumcircles, bei denen neue Instrumente ausprobiert, Spieltechniken vertieft oder erste Trommel-Erfahrungen gesammelt werden können, soll der Zugang niederschwellig bleiben. Ebenso durch kostenfreie Angebote wie Open Stages, Online Frame Drum-Channel, aber auch generell mit sehr niedrigen Eintrittspreisen. 
 
Ein großes Anliegen ist für Coşkun, junge Interessierte und Nachwuchs-künstler_innen künftig noch stärker in das Festivalkonzept zu integrieren. Von dieser Vision zeugen der in den letzten Jahren begonnene Ausbau von Kooperationen, wie etwa der seit 2016 bestehenden mit der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim; oder Konzerte, die jungen Musiker_innen eine Bühne (zum Experimentieren) bieten, die Verleihung des Tamburi Mundi Awards und des 2021 neu ausgelobten Video Awards zur finanziellen und medialen Förderung junger Trommler_innen wie auch die Vergabe eines Frame Drum Academy-Stipendiums für junge Rahmentrommler_innen.
Die Umsetzung pädagogischer Konzepte geschieht in Kooperationen mit Freiburger Institutionen, Schulen u. Hochschulen wie Pädagogischen Hochschule Freiburg, der Hochschule für Musik, Klong, Museum Natur und Mensch, Carl-Schurz-Haus etc. und im Tamburi Mundi Trommel-Projekt „Kids4Kids“.
Ein weiterer Zukunftsplan Murat Coşkuns ist schon gereift: Perspektivisch soll ein eigenes Tamburi Mundi Jugendfestival entwickelt werden.

Stipendium: Friederike Scheunchen

Mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Musik prämiert die diesjährige Kulturpreis-Jury die freiberufliche und in Freiburg lebende Dirigentin Friederike Scheunchen.
 
Die Dirigentin Friederike Scheunchen ist ohne Zweifel ein Ausnahmetalent – sieht man sich ihre Schaffensvita an, kann man es kaum fassen, dass sie im so jungen Alter bereits ein ausgesprochen vielseitiges Repertoire und zahlreiche Engagements vorzuweisen hat. Ihr Spektrum erstreckt sich von Klassik, Neuer Musik, Elektronischer Musik, zu Vokalmusik bis hin zu zeitgenössischem Musiktheater. Das Zusammenspiel von Musik und Theater interessiert Scheunchen, die selbst jahrelang bei der Jungen Württembergischen Landesbühne in Esslingen mitspielte, besonders.
 
Diese Flexibiltät veranlasste sie, zusammen mit dem Komponisten und ehemaligen Artistic manager des ensemble recherche, Clemens K. Thomas, und der Klangregisseurin und Komponistin Lucia Kilger das Ensemble Scope zu gründen, das mit erfrischenden künstlerischen Ansätzen und genreübergreifenden Formaten und Formationen auftritt.
Beteiligte aus unterschiedlichen Disziplinen wie Komposition, Setdesign, Theater und Tanz, Elektronik, Kulturwissenschaft u. a. zeigen Uraufführungen und bereits bestehende Werke im Freiburger Kunstverein, E-Werk oder Artik. Das Ensemble gastierte auch bereits in Berlin und Köln, u.a. beim FRAU* MUSICA NOVA Festival und PANTOPIA FESTIVAL. Trägerverein ist das seit 2015 bestehende Netzwerk zeug und quer e. V. Zusammen mit zeug und quer möchte Friederike Scheunchen Verbindungen schaffen, insbesondere interdisziplinärer, interkultureller und generationenübergreifender Art. Ein wichtiger Ansatz ist die Nähe zu anderen Disziplinen, regelmäßige künstlerische Kooperationen und Kollaboration und das Aufbrechen gängiger Konzertformate. Ihre Werke eröffnen weitläufige Denkräume, schaffen überraschende Verbindungen und Überlagerungen und damit abwechslungsreiche Situationsverschiebungen.

Inhaltlich setzen sich die bislang sieben Programme des Ensemble Scope mit gesellschaftlich relevanten Themenkomplexen und Phänomenen der Gegenwart auseinander. Etwa im Projekt von zeug und quer e.V. im Rahmen des Freiburger Stadtjubiläums „als ich wir sagten“, wo es um das kollektivem Wir und das Individuum geht oder bei „sur:face“, das die durch die Pandemie veränderte Körperlichkeit verhandelt. Zwischen Realität und Virtualität bewegt sich das viel gelobte Programm „Glitch“. In seinem neuen multimedialen Programm *IN_CHARGE beleuchtet das Ensemble diverse Facetten der Dirigierposition und des Dirigierens und mit vier Neukompositionen von Lucia Kilger, Tamara Miller, Sara Stevanovic und Clemens K. Thomas. Nach wie vor ist dies eine mit Macht und Autorität verbundene (Männer)Domäne und es stellt sich die Frage, wie Leiten mit demokratischem Verständnis einhergehen kann.

Ihr Musikstudium mit den Hauptfächern Dirigieren und Violoncello führten sie nach Trossingen, Freiburg und Lyon.
An der Musikhochschule Freiburg ist Scheunchen inzwischen seit mehreren Jahren Leiterin des Masterstudiengangs Interpretation Neue Musik sowie Dirigentin des Ensembles für zeitgenössische Musik - Ensemble Particles. Unter ihrer Leitung erforschte ein interdisziplinäres Composer-Performer-Team in seinem Konzert rooftop_PARTICLES den Humboldtsaal Freiburg auf künstlerische Weise: musikalisch, elektronisch, performativ. Als Gastdozentin an der Hochschule für Musik FHNW Basel sonic space ist sie regelmäßig für die Betreuung von intermedialen Performer-Composer-Projekten tätig.

Friederike Scheunchen wurde Ende 2023 in die Konzertförderung des „Forums Dirigieren“ des Deutschen Musikrats aufgenommen. Zuvor wurde sie bereits zwei Jahre als Stipendiatin durch das „Forum Dirigieren“ gefördert. Sie war außerdem Stipendiatin der „Akademie Musiktheater heute“ der Deutsche Bank Stiftung.

Gastengagements führten sie zu Ensemble Modern, Göttinger Symphonieorchester, Ensemble Musikfabrik, Ensemble Recherche, Philharmonisches Orchester Freiburg Ensemble Resonanz, Philharmonisches Orchester Trier, Bundesjugendorchester, SWR Vokalensemble, Junge Deutsche Philharmonie, Ensemble Ascolta u.v.m. auf Bühnen wie die der Elbphilharmonie Hamburg, nach Harvard (Cambridge, USA), zu Festivals wie den Wittener Tagen für Neue Kammermusik oder mit Matthew Herbert in die Laeiszhalle Hamburg zur Live-Vertonung eines Bundesliga-Fußballspiels.
Sie verantwortete über 200 Uraufführungen. Eine Zusammenarbeit verbindet sie dabei mit zahlreichen zeitgenössischen Komponist*innen.

2019 dirigierte sie beim Taschenopernfestival Salzburg im Rahmen der Dirigierakademie unter der Leitung von Peter Rundel die Uraufführung der Oper „TitaniaTraum“ von Gerald Resch mit dem „œnm - österreichisches ensemble für neue musik“. Beim SWR-Vokalensemble assistierte sie Yuval Weinberg für dessen Antrittskonzert und Bas Wiegers für ECLAT 2021 und leitete zuletzt mehrere Einstudierungstage für die Donaueschinger Musiktage 2021 (Filidei: The Red Death).
2022 hatte sie die musikalische Leitung von Carola Bauckholts Musiktheater „hellhörig“ inne. Außerdem assistierte sie Christoph Altstaedt und Kirill Petrenko beim Bundesjugendorchester mit Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“, Schumanns 4. Sinfonie, u. a.
2023 war sie die musikalische Leitung der Kammeroper „Neuro-Moon“ von Sara Glojnarić am hiesigen Theater. Erst kürzlich hat Scheunchen das Göttinger Symphonieorchester mit einem Programm mit Claude Debussy (Trois Nocturnes), Kristine Tjøgersen und Lucia Kilger (Uraufführung, Solistin Boglárka Pecze) dirigiert.

In der Spielzeit 24/25 ist sie am Theater Freiburg als Dirigentin und musikalische Assistentin des GMD André de Ridder engagiert und wird u.a. die europäische Erstaufführung der Oper p r i s m von Ellen Reid sowie die Uraufführung von ALLES DURCH M. O. W. (Józef Koffler / Johannes Schöllhorn) leiten. Desweiteren wird sie bei Jenůfa von Leoš Janáček assistieren und ebenso bei Alcina von Georg Friedrich Händel, wo sie auch Nachdirigate übernehmen wird.

Die Juryrunde war sich sehr schnell einig: Die Dirigentin Friederike Scheunchen ist eine der vielversprechendsten Nachwuchskünstlerinnen Deutschlands. Mit Leidenschaft und Neugier ist die vielseitig talentierte Grenzgängerin stets auf der Suche nach neuen Zugängen, die sich auf Mitmusiker*innen und Publikum übertragen und diese mitreißen.

Stipendium: Mädchenkantorei am Freiburger Münster

Ebenfalls ein Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis erhält die Mädchenkantorei am Freiburger Münster unter der langjährigen Leitung von Martina van Lengerich.
 
Im Jahr 1973 wurde vom damaligen Domkapellmeister Prälat Dr. Raimund Hug die mutige wie bahnbrechende Entscheidung getroffen, neben den traditionsreichen Domsingknaben und anderen Domchören auch einen Mädchenchor ins Leben zu rufen und die Mädchenkantorei als gleichwertiges und selbstverständliches Ensemble der Freiburger Dommusik zu etablieren. Der Chor gehört zu den ältesten und überaus erfolgreichen Mädchenchören.
 
Im Jahr 2003 trat die 1964 in Lingen im Emsland geborene Martina van Lengerich die Stelle als Domkantorin am Freiburger Münster an; sie ist zugleich stellvertretende Leiterin der Domsingschule, Leiterin der Mädchenkantorei am Freiburger Münster und der Kantorenschola, Stimmbildnerin und Dozentin für Chorleitung bei Werkwochen der Erzdiözese Freiburg. Zahlreiche Konzerte im In- und Ausland als Chorleiterin, Dirigentin, Organistin, Begleiterin, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen, die Betrauung mit verschiedenen Uraufführungen, CD-Aufnahmen sowie die Mitwirkung in der Jury beim Deutschen Chorwettbewerb dokumentieren ihr künstlerisches Wirken und ihre Expertise.
 
Unter ihrer Leitung entwickelte sich die Mädchenkantorei zu einem profilierten und sehr angesehenen Ensemble – von Offenheit und Experimentierlust wie auch von künstlerischer Stringenz gekennzeichnet.
Herausragende Erfolge waren der 1. Platz beim Deutschen Chorwettbewerb in Dortmund im Jahr 2010 in der Kategorie der Kinderchöre bis 13 Jahre. 2014 errang der Chor „Gold“ beim 25. Internationalen Chorwettbewerb in Verona nebst dem Preis für das Pflichtwerk in der Kategorie „Frauenchöre“. Der 1. Preis beim Landeschorwettbewerb 2022 „mit hervorragendem Erfolg“ sicherte dem Chor die Weiterleitung zum 11. Deutschen Chorwettbewerb 2023 nach Hannover, wo sich die sich die Mädchenkantorei höchstselbst ein Geschenk zum Jubiläumsjahr machte und den 2. Preis in der Kategorie „Kinderchor bis 16 Jahre“ erzielte. Zudem erhielt der Chor eine Nominierung zur Sonderwertung „Zeitgenössische Musik“ mit dem Werk „O sapientia“ von Tadeja Vulc sowie den Sonderpreis für das beste Volkslied ("Der Mond ist aufgegangen“) des gesamten Wettbewerbs, den sie sich mit dem Vokalensemble Sequenz aus Halle teilt.
 
Aktuell sind ca. 90 Sängerinnen im Alter von sechs bis 22 Jahren in verschiedenen Chorstufen aktiv – im Vorchor, Aufbauchor, dem sogenannten A*-Chor und später im Konzertchor, wo mehrstimmige und anspruchsvolle Werke gesungen werden. Die einzelnen Gruppen sind mit der Vorbereitung kleiner oder größerer Auftritte betraut. Neben der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten wie der Kapitels- und Pontifikalämter im Freiburger Münster im Wechsel mit den anderen Formationen der Dommusik tritt die Mädchenkantorei regelmäßig in anderen bekannten deutschen Kirchen auf, wie etwa im Hamburger Michel oder der Thomaskirche Leipzig, der Berliner Gedächtniskirche, den Kölner, Mainzer und Essener Domen oder im Rahmen der Reihe der Internationalen Domkonzerte im Dom zu St. Blasien.
Der Mädchenchor machte zudem mit Rundfunk- und Fernsehauftritten sowie CD-Aufnahmen bundesweit von sich reden.
 
Außerdem unternimmt die Mädchenkantorei etwa alle vier Jahre große internationale Konzertreisen: Auftritte in vielen europäischen Ländern, wie im Vatikan (Petersdom), in Russland (Moskau, St. Petersburg), China (Peking, Taicang, Qingdao, Dongying, Shanghai), Kanada (Montréal, Toronto, Québec, Kingston), USA (St. Patrick´s Cathedral New York, Chicago, Washington D. C.) und zu ihrem 50-jährigen Bestehen in den Westen der USA (St. Mary´s Cathedral San Francisco, Oakland, Santa Monica, Los Angeles) setzen den ausgezeichneten Ruf weit über die Freiburger Stadtgrenzen hinaus fort.
 
Die Kulturpreis-Jury würdigt mit der Auszeichnung den exzellent singenden und in seiner programmatischen Ausrichtung bemerkenswerten und experimentierfreudigen Chor. Das Repertoire umfasst neben dem klassischen liturgischen Kanon Musik von der Gregorianik bis zu zeitgenössischer Musik, womit er manchmal sogar Programme von dezidierten Neue Musik-Ensembles in den Schatten stellt.
 
Ebenfalls beachtlich sind die vielfältigen Kooperationen mit Künstler_innen und Ensembles wie dem Philharmonischen Orchester Freiburg, der Capella della Torre, dem Ensemble Aventure, Mitgliedern des SWR Symphonieorchesters oder der Sopranistin Katharina Persicke. Crossover-Projekte mit anderen Kunstformen wie z. B. „Vivaldi meets Breakdance“ auf dem Münsterplatz, die Rezitation von Hölderlin-Gedichten oder Ausstellungseröffnungen erweitern das Auftrittsspektrum. Für das Freiburger Stadtjubiläum 2020 geplante „Hosanna-Projekt“ hat Prof. Bernhard Wulff eine Klangkomposition erstellt, bei der die Mädchenkantorei nicht nur Teile der Obertöne der Hosanna-Glocke gesungen haben, sondern auch Rhythmen auf „Energy-Chimes“ spielten.
Im März überzeugte die Mädchenkantorei bei einem Chor- und Orchesterkonzert mit der seltenen Aufführung der Markus-Passion von Johann Sebastian Bach als Freiburger Erstaufführung in der Fassung von Andreas Fischer aus dem Jahr 2016, zusammen und in Besetzung mit Freiburger Männerstimmen aus verschiedenen Freiburger Chören, einem ausgezeichneten Barockorchester und hervorragenden Gesangssolist_innen. Es war das erste Mal, dass im Freiburger Münster in einer Passion die Oberstimmen nur von Mädchen und jungen Frauen gesungen wurden.
 
Fester Bestandteil der Konzerte sind zudem Uraufführungen (u. a. Otfried Büsing, Steve Dobrogosz, Zsolt Gárdonyi, Elisabeth Fußeder, Heinz Heckmann, Martina van Lengerich, Agneta Sköld).
Eine langjährige Verbindung hat die Mädchenkantorei zum Raschèr Saxophone Quartet, zu hören u. a. bei den wechselseitigen Auftritten im Konzertprogramm anlässlich der jeweiligen 50-jährigen Jubiläen in den Jahren 2019 und 2023.
Im stilistisch sehr breiten Repertoire ist auch die Vergabe von Aufträgen an zeitgenössische Komponist_innen fester Bestandteil. Diese Verbindungen werden schon seit einigen Jahren gepflegt und geschätzt und erfuhren eine größere Öffentlichkeit beim vielschichtigen Jubiläumsprogramm der Mädchenkantorei im vergangenen Jahr, das eine gelungenen Verknüpfung sakraler Werke mit Auftragskompositionen und der Freude am Unbekannten präsentierte und das Klangspektrum weit auffächert hat. Die schwedische Komponistin Agneta Sköld und der englische Komponist Christopher Wiggins waren mit je einer Kompositionen vertreten und es gab zwei Uraufführungen der Freiburger Komponist_in Christian Billian und Elisabeth Fußeder.

Der Kulturpreis-Jury war es auch ein Anliegen, mit der Auszeichnung für die Freiburger Mädchenkantorei beispielhaft aufmerksam zu machen auf die positive gesellschaftliche Wirkung von Mädchenchören:
Die Mädchenkantorei am Freiburger Münster ist für alle Bewerberinnen offen, gleich welcher Konfession oder Glaubens. In Zeiten des rückläufigen Musikunterrichts an Schulen und der nicht allen Familien möglichen Unterstützung und Förderung ihrer Kinder eröffnet das gemeinsame Singen vielen Kindern einen ersten Zugang zur Musik und stärkt gleichzeitig ihre soziale Kompetenz. Das hohe Niveau der gesanglichen und musikalischen Chorausbildung und die vielfältigen Aktivitäten in diesem Bereich stärken Austausch und Begegnung außerhalb der Schule und des Elternhauses.
Mit zwei Proben pro Woche nachmittags bis abends, gesonderten Proben vor Konzertauftritten und den Reisen ist der Aufwand im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten beachtlich und lässt rückschließen, dass die Chorarbeit nicht nur der Pflichterfüllung dient. Die vielen musikalischen Erlebnisse mit der Gruppe sind für den weiteren Lebensweg zweifellos prägend. Viele renommierte Musikerinnen begannen ihre musikalische Karriere in der Mädchenkantorei – so auch die diesjährige Preisträgerin Friederike Scheunchen – und auch diejenigen, die andere berufliche Wege einschlagen, berichten von Persönlichkeitsbildung im sozialen Miteinander und einem sich auch über die Chorzeit hinaus fortsetzenden Engagement für zivilgesellschaftliche Belange.

Jury

Laut der vom Gemeinderat am 25. Juli 2023 beschlossenen Satzung besteht die Jury aus dem Oberbürgermeister, dem Kulturbürgermeister, vier Mitgliedern des Gemeinderates und sechs Personen, die sich möglichst ausgewogen durch spezifische Fachkompetenz in der zur Verleihung anstehenden Kunstsparte auszeichnen.

  • Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (Vorsitz in Vertretung des Oberbürgermeisters Horn)

Stadträtinnen und Stadträte

  • Stadtrat Lars Petersen
    Bündnis 90/Die GRÜNEN
  • Stadträtin Irene Vogel
    Fraktionsgemeinschaft Eine Stadt für alle
  • Stadtrat Atai Keller
    Fraktionsgemeinschaft SPD / Kulturliste
  • Stadtrat Bernhard Schätzle
    CDU-Fraktion

Fachexpert_innen im Bereich Musik

  • Lukas Grimm
    Seit 2013 künstlerischer Leiter des Freiburger Kammerchores und seit 2016 der Freiburger Orchestergesellschaft; Lehrauftrag für Gehörbildung an der Musikhochschule Freiburg; Studium der Kirchenmusik und Orgelimprovisation an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Studium der Orchesterleitung an der Hochschule für Musik Karlsruhe; Komponist, Orchester- und Chordirigent.
  • Bernhard G. Hofmann
    Co-Leiter der Jazz & Rock Schulen Freiburg; Gitarrist, Bassist, Sänger, Komponist, Arrangeur und Fachbuchautor; Berufliche Stationen: Macromedia/ Professur für Musiktheorie, internationaler Workshop-Dozent,  u. a. am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA), der American School of Modern Music, Paris, dem Pop & Jazz Conservatory, Helsinki, dem Newpark Music Centre, Dublin und der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung, Trossingen.
  • Sévérine Kpoti
    Konzertveranstalterin, Vorstandsvorsitzende des Slow Club Freiburg, Kulturaktivistin v. a. im queer-feministischen Bereich, Mitinitiatorin der Veranstaltungs-Reihe „Salon Riot“ und des LocArtista Festival Freiburg, Aktivistin bei „Here & Black“, Fotografin, Autorin, Herausgeberin.
  • Boglárka Pecze
    Seit 2022 Geschäftsführerin des ensemble recherche; Klarinettistin, Kulturmanagerin, Dozentin, Kuratoriumsmitglied der Hanne Darboven Stiftung und Jurorin des Kompositionspreises der Landeshauptstadt Stuttgart.
  • Georg Rudiger
    Musikjournalist (u. a. Badische Zeitung, NZZ, nmz) und Autor (u. a. Lucerne Festival, Salzburger Festspiele, Elbphilharmonie). Schwerpunkte: Oper, Klassik, gelegentlich Pop und Jazz, Kulturpolitik. Jurymitglied der Fachzeitschrift „Opernwelt“. Cellist in der Camerata Academica Freiburg.
  • Joey Tan
    Komponistin und Tänzerin; Kompositionsstudium an der Musikhochschule Freiburg. Stipendiatin des DAAD und der Kunststiftung Baden-Württemberg; Tans Werke wurden in Deutschland, Italien, Österreich, Singapur, der Schweiz, Spanien, Südkorea und den USA von bekannten Solisten und Ensembles aufgeführt, u. a. Ensemble Phoenix Basel, Ensemble Aventure, ensemble chromoson, ensemble recherche, Ensemble ö!, Max Riefer; Projektmanagerin.

2022 Bildende Kunst und Fotografie/Film/Neue Medien Kopie

Reinhold-Schneider-Preis: Cristina Ohlmer

In der Sparte Bildende Kunst zeichnet die aus sechs Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und acht externen fachkundigen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens konstituierte Jury die freischaffende Künstlerin Cristina Ohlmer mit dem diesjährigen Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Bildende Kunst aus.

Die 1960 in Varese in Italien geborene Cristina Ohlmer ist eine beeindruckende Grenzgängerin zwischen unterschiedlichsten Medien und Kulturen. Ihr großes zeichnerisches Talent bildet die Basis ihres Schaffens, das große Sensibilität und poetische Kraft zutage fördert. Bei jedem ihrer Projekte setzt sie sich mit der spezifischen Situation auseinander, entwickelt eigens neue Techniken und Materialien und findet den Weg zu unkonventionellen Ausführungen. Die Auseinandersetzung mit dem ostasiatischen Raum ist für sie wesentlich, denn sie beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis vorrangig mit Flüchtigkeit und Transparenz, mit Spiegelungen, mit Licht und Schatten, mit Erscheinen und Verschwinden.

Ohlmer studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter anderem für Paris, Québec, Budapest, Strasbourg und die Villa Sträuli in Winterthur sowie Arbeits- und Studienaufenthalte zu Projekten und Symposien, die sie bis in den mittleren (Georgien, Usbekistan, Armenien) und fernen Osten (China) führten. Die multitalentierte Ohlmer ist mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland an die Öffentlichkeit getreten und wurde mehrfach von der Stadt Freiburg eingeladen, an künstlerischen Projekten mit den Partnerstädten teilzunehmen. Als bisher einzige Freiburger Künstlerin wurde Cristina Ohlmer zur Venedig-Biennale eingeladen (2015) und erhielt ein Atelier im Arsenale. Sie hat Kunst am Bau bzw. Kunst im öffentlichen Raum-Projekte realisiert, beispielsweise am Betriebsgebäude der Universität Karlsruhe und in der Katholischen Akademie Freiburg sowie ein Bodenobjekt in Offenburg und ihre Werke befinden sich in mehreren Sammlungen.
Seit 2010 ist sie auch als Dozentin an der Kunstschule Offenburg und deren Sommerakademie der Künste Ecole Supérieure des Arts Strasbourg/Offenburg tätig und führt seit 2016 mit der Freien Landesakademie Kunst an Schulen und in Flüchtlingswohnheimen Kunstprojekte durch.

Nach Freiburg kam Cristina Ohlmer 1992 und arbeitete zunächst als Bühnenbildassistentin unter der Intendanz von Friedrich Schirmer und Hans J. Ammann am Stadttheater. Ohlmers Faszination von der Wirkung von Bühnenkunst ließ sie über all die Jahre immer wieder auch die Nähe zu anderen Disziplinen suchen und regelmäßige künstlerische Kooperationen mit der freien (Tanz)Szene unter anderem der Young Opera Company, Trivial Dance Theatre, Freiburg, Cerna & Vanek Dance, Bonn, Rolf Kasteleiner, IVT, Paris oder mit Angelika Ächter, Zürich eingehen. Erst kürzlich hat sie für ein Tanzstück der Choreografin und Tänzerin Zina Vaessen einen Licht-Raum auf der Bühne im E-Werk kreiert. Ihre Theater- und Bühnenbilderfahrung floss dieses Jahr auch in ein Schultheaterstück mit der Jungen Theaterakademie Offenburg mit ein.

Kaum eine Künstlerin vereint derartig viele Fähigkeiten und bespielt so viele Genres wie Cristina Ohlmer. Sie setzt ihre künstlerischen Themen in Zeichnungen, Glasobjekte, Rauminstallationen, Filmen und Performances um. Ihr Oeuvre ist facettenreich, ästhetisch und formal dicht, sowie von ungewöhnlichen und Ideen geprägt. Sie arbeitet in unterschiedlichsten Werkgruppen mit Transparenz, Licht und Raum. Neben feinen und zugleich farbstarken Tusche- und Tempera-Arbeiten entstehen wiederkehrend Hinterglasbilder und Objekte aus Glas. In die Glasscheibe fließen Zeichen und Zeichnungen, um wieder in spiegelnden Reflexionen zu verschwinden. Ihre Werke eröffnen weitläufige Denkräume, schaffen überraschende Verbindungen und Überlagerungen und damit abwechslungsreiche Situationsverschiebungen. Cristina Ohlmer bezieht in ihren Arbeiten kontinuierlich Position zu Philosophie und Kultur- und Kunstgeschichte. Die Inspirationen, die sie von ihren Fernreisen mitbringt und künstlerisch reflektiert, sind niemals missionarisch oder aneignend.

Jurybegründung

Als Grenzgängerin zwischen unterschiedlichen Medien und Kulturen erkundet Cristina Ohlmer stets neue Materialien, experimentiert mit Techniken und findet unkonventionelle Wege der Ausführung. Ihr großes zeichnerisches Talent bildet die Basis ihres Schaffens. Cristina Ohlmer ist – unterwegs wie auch im Atelier – stets eine Reisende. Ihre Videos, Objekte und Installationen leben von Spiegelungen und Schatten, von Transparenz und Opazität, von Erscheinen und Verschwinden. Aus dem großen Fundus der Bilder und Erzählformen schöpfend, verbindet sie verschiedene Zeiträume, Weltgegenden und kulturell codierte Zeichen. So entstehen neue imaginäre Räume – mal leicht und schwebend, mal von kompakter, vibrierender Intensität. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Bildende Kunst würdigt die Stadt Freiburg das vielschichtige, sensible Œuvre von Cristina Ohlmer.

Laudatio

Helen Hirsch
Direktorin Kunstmuseum Thun/ Schweiz

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Stipendium: Florian Thate

Das Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Bildende Kunst vergibt die Jury an den in Freiburg lebenden Künstler Florian Thate, der – ursprünglich aus der Malerei kommend – schon seit längerer Zeit mit installativen Arbeiten von sich reden macht. Als außergewöhnlich befand die Jury vor allem Thates charakteristische und eigenwillige künstlerische Herangehensweise, die frei von Zugeständnissen an Trends und Moden des Kunstbetriebs ist.

Thate bearbeitet oft industriell gefertigte Produkte wie Holz- oder Hartschaumplatten mit unterschiedlichen individuell ausgewählten Fundstücken wie Spachteln, Kronkorken, Löffeln, Zangen, Cuttern, Nägeln u. a., die sich zum Zerkratzen, Einpressen und Aufbrechen von Oberflächen eignen. Er fügt nichts hinzu, überdeckt nichts, sondern überführt seine spontane Bewegung in eine Linie, die etwas eingraviert oder gar das Untergrund-Material zerstört. Meist erlegt Thate sich für seine seriellen und zyklischen Werke einen strikten Handlungsrahmen auf (beispielsweise einen Zeitraum über 1 Jahr, mindestens zwei Oberflächen müssen pro Woche in regelmäßigen Abständen bearbeitet werden, Festlegung der Ausrichtung der Platten sowie eine chronologische Abfolge, so dass eine Präsentations- und Leserichtung vorgegeben wird).

Durch das kraftvolle Bearbeiten der Oberfläche treten deutlich sichtbare, teils zeichenhafte Spuren zu Tage und der Betrachtende wird nicht nur Zeuge der direkten, spontanen Bewegung des Künstlers sondern auch der zeitlichen Dimension, die mit dem Prozess einhergeht. Physische Anstrengung ist bei vielen Arbeiten Thates wesentliches Element des künstlerischen Entstehungsprozesses. Im Offenburger Kunstverein lebte und arbeitete Thate 2013 eine ganze Woche lang und bearbeitete täglich mit einem Grafitstift druckvoll eine Wand des Ausstellungsraumes, bis er ans Ende seiner Kräfte gelangte.
Die Wechselwirkung von eigener Kraft, Körperlichkeit, Bewegung, Material und Raum steht in Thates Werk also im Vordergrund. Und trotz Spielregeln auch eine gewisse Offenheit, denn das, was sich während des Bearbeitungsprozesses in die Holzplatten oder andere Materialien einschreibt, entsteht aus dem Unterbewusstsein und bleibt damit auch dem Zufall überlassen.

Florian Thate ist 1982 in Konstanz geboren, studierte bis 2015 Kunst an der Freiburger Hochschule für Kunst, Design und populäre Musik und absolvierte in Basel seinen Master of Arts in Fine Arts an der Fachhochschule Nordwestschweiz. 2019 war er künstlerischer Assistent in der Klasse Prof. Susanne Kühn an der Akademie der Künste in Nürnberg. Mit dem Atelier Mondial-Stipendium war Thate 2018 in Paris und präsentierte seine Arbeiten sowohl in etlichen Gemeinschaftsausstellungen (Plateau Leipzig, 2020, Kunsthaus Baselland, 2020 und 2017, im E-Werk Freiburg und Kunstverein, beide 2016), als auch in einigen Einzelausstellung (Open Studio, Cité Internationales des Arts, Paris 2018, Kunstraum Foth, 2017, Merdinger Kunstforum, Haus am Stockbrunnen und ZIP Basel, beide 2016).

Zuletzt präsentierte Florian Thate im Rahmen der Ausstellung Spurensuche im Freiburger PEAC Museum die (fortlaufend wachsenden) Serien „Abrieb“ und „City Walks“. Diese bestehen aus etwa 2500 DIN A5 großen weiß grundierte Pappelholz-Tafeln mit monotonen, häufig farbigen Abrieben von auf der Straße gefunden Objekten, die der Künstler in der Tradition des Wanderns und Spazierens sammelt. Die Fundstücke wie zum Beispiel Stifte, Kugelschreiber und andere Gegenstände reibt er fokussiert und meditativ auf die Flächen ab.

Jurybegründung

Florian Thate verfolgt in seiner künstlerischen Praxis konsequent einen eigenen Weg zwischen Malerei, Skulptur und Performance. In konzeptuell bestimmten Arbeitsabläufen erkundet er das Zusammenwirken von Körper, Kraft und Material, oftmals im Verhältnis zu einem Ort und zu einer Zeit. Selbstauferlegte Beschränkungen, körperliche Verausgabung und repetitive Handlungen – beispielsweise im Bearbeiten von Oberflächen, in Materialabrieben oder auf Wanderungen – werden zu Mitteln der Kontaktaufnahme und des Dialogs mit alltäglichen Materialien oder einer Umgebung. So entstehen nuancierte Untersuchungen, die gegen Widerstände anarbeiten und einen zeitlichen Prozess sichtbar machen. Die Stadt Freiburg würdigt Florian Thates künstlerische Arbeit mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Bildende Kunst.

Stipendium: Emeka Udemba

Ebenfalls mit dem Stipendium in der Sparte Bildende Kunst wird Emeka Udemba für sein künstlerisches Werk und sein kunstpädagogisches Engagement geehrt. In seinen Gemälden, Fotografien, Videos, Installationen und Performances erforscht Udemba Zuschreibung von Identität durch mediale Repräsentation und konditionierte Wahrnehmungsmuster.

Udemba wurde 1968 in Enugu in Nigeria geboren, studierte Kunsterziehung an der University of Lagos, gefolgt von einer erfolgreichen internationalen Ausstellungstätigkeit sowie zahlreichen Stipendien, Preisen und Residenzen von verschiedenen Institutionen in Afrika und Europa (unter anderem Projektstipendium des Palais de Tokyo in Paris, Prinz-Claus-Fonds in Holland und ein Projektstipendium des Stiftungskunstfonds in Deutschland). Er war in Lagos an der vierten Plattform der documenta 11 mit seiner Videoinstallation „Lost dreams“ beteiligt sowie an der Dak’Art Biennale in Dakar.

Seit 1995 lebt und arbeitet er in Freiburg sowie in Lagos als Künstler und Kurator.
Er ist Initiator des Mobile Museum of Contemporary Art, einem Projekt des Goethe-Instituts Nigeria, das junge nigerianische Kunst für eine breite Öffentlichkeit erfahrbar macht, Zugänge zu Positionen und Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler schaffen und kreative Begegnungen unabhängig von festen (Museums-)Orten ermöglichen möchte. Nach dem großen Erfolg des ersten Roadtrips 2016 ging das mobile Residenzprojekt 2018 zum zweiten Mal auf Kunsttour von Lagos nach Dakar. Neben Emeka Udemba fuhr ein Kollektiv junger Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten bei der fast 10.000 Kilometer langen Rundreise über Benin, Togo, Ghana, die Elfenbeinküste und Mali mit.

Sein malerisches Werk besteht vor allem aus zumeist frontal ins Bild gesetzten Porträts von Menschen aus Afrika, aus vielschichtigen, bruchstückhaften Collagen, über die er eine Art lockeren Pointillismus streut, indem er Fragmente von Druckmaterialien, etwa Zeitungsschnipsel, kombiniert – und damit dekonstruiert.
Zuletzt waren diese Serien im Rahmen der Regionale 21 als Einzelpräsentation im E-Werk zu sehen. Inhaltlich geht Udemba der Frage nach, wie wir Beziehungen gestalten und spürt in seinen Bildern der Distanz der Menschen zur Umwelt nach. Obwohl die Bilder an sich eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen, ist der durch die aufgetragenen Schichten gefilterte Blick verstellt und der Versuch in den Dialog zu kommen, erschwert: Wie nah kann man sich kommen? Was ist Identität und wie nehme ich sie wahr?
Die Jury des Kulturpreises hebt die hohe gesellschaftspolitische Relevanz in einem größeren Kontext hervor, die das Werk Emeka Udembas ausmacht. Seine künstlerische Arbeit ermöglicht die Auseinandersetzung mit zentralen Themen der post-kolonialen Diskussion wie Othering, Machtbeziehungen und der Konstruktion und Reproduktion von rassistischen Stereotypen.

Aktuell ist Emeka Udembas „Body of Evidence“ in der Ausstellung „Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!“ zu sehen. Die überlebensgroße Figur kniet inmitten der Prophetenhalle im Augustinermuseum auf einem Sockel und verweist auf die Missionsspardosen, die bis in die 60er-Jahre in vielen Kirchen aufgestellt waren und Spendende nach Münzeinwurf als Dank mit einer Verbeugung bedachte. Allerdings wird die unterwürfige Geste hier umgedreht, da der Museumsbesucher nun zur – wenn auch immer noch nickenden – schwarzen Figur aufschauen muss. Ein Dialog auf Augenhöhe, den sich der vielseitige Künstler Emeka Udemba wünscht, scheint noch nicht in Sicht.

Jurybegründung

In seinen Gemälden, Fotografien, Videos, Installationen und Performances erforscht Emeka Udemba Zuschreibungen von Identität durch mediale Repräsentation und Wahrnehmungsmuster. Seine gemalten und collagierten Porträts von Schwarzen Menschen insistieren auf dem erwidernden Blick und der Begegnung auf Augenhöhe. Sie fordern die Betrachterinnen und Betrachter dazu auf, über Machtbeziehungen und die Konstruktion und Reproduktion von rassistischen Stereotypen, die immer noch fortwirken, nachzudenken. Als Kunstpädagoge engagiert sich Emeka Udemba für eine niederschwellige Zugänglichkeit von Kunst in Afrika sowie den Dialog zwischen europäischen und afrikanischen Kunstschaffenden. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Dekolonialisierung des Kunstbetriebes, der nach wie vor zahlreiche Ausschlussmechanismen kennt. Die Stadt Freiburg würdigt die künstlerische Arbeit Emeka Udembas mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Bildende Kunst.

Ehrenpreis: Annette Merkenthaler

Mit dem Ehrenpreis in der Sparte Bildende Kunst würdigt die Reinhold-Schneider-Preis-Jury 2022 das umfassende Lebenswerk der 1944 in Bayrischzell geborenen Künstlerin Annette Merkenthaler.

Ihre künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Natur und Kultur, Wildwuchs und Gestaltung, Realität und Illusion – vermeintliche Gegensätze, deren Polarität in ihrer Arbeit zugleich in Frage gestellt werden. Ihr experimenteller Umgang mit Keramik wird durch Fotografie und raumgreifende Installationen erweitert. Ein wiederkehrendes Motiv ist der Garten als eine Kulturlandschaft, in der Gemachtes und Gewachsenes aufeinandertreffen und ineinander übergehen, was für Merkenthaler immer auch Anlass ist, die Konstruiertheit von Bildern und menschlicher Wahrnehmung zu untersuchen. Im Zusammenspiel aus unterschiedlichen Medien hat Merkenthaler in den letzten Jahrzehnten ein facettenreiches Werk geschaffen, das von Offenheit und Experimentierlust wie auch von künstlerischer Stringenz gekennzeichnet ist.

Nach einer Keramiklehre begann Merkenthaler 1966/67 ihr Studium an der École des Arts Décoratifs in Genf. In den Folgejahren entstanden Installationen und seit 1978 Ausstellungen mit Skulpturen (Keramik, Beton), Installationen, Fotografie, darunter zahlreiche Einzelausstellungen wie etwa 2020 beim Künstlerbund Baden-Württemberg, 2019 die große Retrospektive „Stand heute“ im PEAC Museum oder in der Galerie G. Künstlerresidenzen führten sie unter anderem nach Frankreich, USA, Canada und Mexiko. Ihre Installationen hält sie in Fotografien und Künstlerbüchern fest.

Annette Merkenthaler ist eine feste Größe in der Freiburger Kunstszene: Sie engagierte sich in dem 1975 gegründeten Künstlerhaus in der Mehlwaage, ist langjähriges, aktives Mitglied im Kunstverein Freiburg, im Aufsichtsrats des E-Werks und Mitglied in dem Verein Perspektiven für Kunst in Freiburg, der die Biennale für Freiburg ausrichtet. Sie realisierte mehrere Arbeiten im öffentlichen Raum in der Region um Freiburg.
Merkenthalers großformatige Fotografien zeigen in freier Landschaft arrangierte Objekte und ihre Wirkung auf ihr natürliches Umfeld – so zum Beispiel beim Projekt „Kunst in der Urachstraße“, das Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit bietet, temporär wechselnde Interventionen entlang der Straße auszustellen. Hier zierten von 2006 bis 2013 Abbilder von Narzissen, welche Wind und Wetter ausgesetzt waren, die Bäume und verschafften den Passierenden surreale Eindrücke.

Aber auch eine Offenheit für andere künstlerische Begegnungen zeichnet sie aus; so stellte sie 2020 mit der 1989 geborenen Künstlerin Anna Schütten im AKKU Stuttgart eine installative Arbeit aus – von Annette Merkenthaler stammten die fotografischen Arbeiten, von Anna Schütten die Malereien sowie eine Tonspur. Und man traf sie an beim Konzertgespräch eines Saisoneröffnungs-Abends des ensemble aventure zu Verfahrensweisen künstlerischer Gestaltung von Mehrdeutigkeit oder bei einer Lesung mit der jungen Berliner Autorin Helene Bukowski. Annette Merkenthaler lernte sie und ihre Arbeit anlässlich eines Schreibstipendiums zum Stadtjubiläum 2020 in Freiburg kennen und lud sie ein, einen literarischen Text zum Ortswechsel der Installation „Das andere Fenster“ zu schreiben. Die beiden Foto-Bildplatten standen von 2008 bis 2019 auf dem Parkplatz des Unternehmens Alexander Bürkle und wurden nach dem Abbau im Garten der Bildenden Künstlerin an eine Mauer gelehnt sind. Einmal mehr eine Gelegenheit, scheinbar fest Gefügtes neu zu bewerten.

Jurybegründung

„Dazwischen“ ist ein Schlüsselwort für Annette Merkenthalers Werk: es mäandert zwischen Zeit, Natur, Skulptur und Fotografie. Ihre Ausbildung als Keramikerin formte ihren sensiblen Umgang mit Schichten, Flächen, Gefäßen, Materialien und Prozessen. Der Garten der Künstlerin ist ein zentraler Ort, stellvertretend für viele gestaltete Landschaften, in denen sie mit Wahrnehmung und Verfremdung, mit dem Verschieben des gewohnten Blicks gearbeitet hat. Das Wetter und die Jahreszeiten gestalten die Exponate auf willkommene Weise weiter, treten so miteinander verwachsend in Dialog und machen Zeit und Vergänglichkeit erlebbar. Mit ihren subtilen Verfremdungen macht sie die Konstruktion unseres Sehens selbst sichtbar.Die Stadt Freiburg würdigt Annette Merkenthalers herausragendes künstlerisches Werk sowie ihren beständigen Einsatz für das kulturelle Leben mit dem Ehrenpreis in der Sparte Bildende Kunst.

Laudatio

Anna Schütten
Künstlerin

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Reinhold-Schneider-Preis: Reinhild Dettmer-Finke

Die neben dem Vorsitzenden Ulrich von Kirchbach aus sechs gemeinderätlichen Mitgliedern und acht externen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens konstituierte Jury würdigt mit der erstmaligen Preisvergabe für Film/Fotografie/Neue Medien die seit vielen Jahren in Freiburg ansässige und national wie international erfolgreiche Filmemacherin Reinhild Dettmer-Finke. Ihre Filme befassen sich mit sozialen, politischen, kulturellen und ökologischen Themen oder porträtieren auf feinsinnige Weise Einzelschicksale.

Die 1959 geborene, nicht nur als Regisseurin, sondern auch als (Drehbuch-)Autorin und Produzentin überaus erfahrene Dettmer-Finke studierte Germanistik, Politische Wissenschaft und Pädagogik an der Leibniz Universität in Hannover.
Sie zeichnet sich durch ein untrügliches Gespür für gesellschaftspolitisch relevante und brisante Stoffe aus, die sie seit 1988 vornehmlich in Dokumentarfilmen verhandelt, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert werden. Als Jurymitglied ist sie bei der Deutschen Film- und Medienbewertung und als Prüferin für den Jugendschutz in der Kommission Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) berufen und seit 2003 zudem als Trainerin für Film- und Medienschaffende tätig. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Branche unterstützt sie darüber hinaus auch junge Filmschaffende.

Reinhild Dettmer-Finke wurde mit ihren Dokumentationen und Dokumentarfilmen auf nationale und internationale Festivals eingeladen, für etliche Filmwettbewerbe nominiert und mit Preisen geehrt. Ihre beachtliche Filmographie reicht von Themen zu Afrika („Taxi nach Afrika“, 2002), über Japan („Der Bauch von Tokyo“, 2013 und 2014 in erweiterter Version nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima und seine Folgen) sowie Georgien und Aserbaidschan (für die SWR-Reihe „Schätze der Welt“ über Weltkultur- und Weltnaturerbestätten der UNESCO).

Dettmer-Finkes filmische Spurensuchen münden in beeindruckende Porträts wie beispielsweise 2006 „Shoah und Pin-Ups - Der NO!-Artist Boris Lurie“, einem Film über die stets aktuellen Fragen des Erinnerns und des künstlerischen Umgangs insbesondere mit der Judenvernichtung. Erzählt wird von Tabubrüchen des 80-jährigen New-Yorker NO!-Artists Boris Lurie, der in seiner Kunst zusammenbringt, was nicht zusammen gehören darf. Mit ihren Reportagen zum Thema Selbstoptimierung („Du sollst Dich optimieren“, 2017) und der Zukunft der Leistungsgesellschaft („Fit für die Firma – Die optimierten Angestellten“, 2017) oder mit ihren Erkundungen, wie die zeitgenössische Designpraxis auf drängende Probleme wie Umweltzerstörung und Klimawandel reagiert („Design ist niemals unschuldig“, 2021), stellt die Filmemacherin kritische Fragen nach der Gestaltung eines verantwortungsvollen Miteinanders.

Für die Kulturpreis-Jury ist von besonderer Bedeutung, dass sich Reinhild Dettmer-Finke für Themen aus Gesellschaft, Zeitgeschehen und Kultur interessiert, die nah an den Menschen und ihren existenziellen Brüchen und Herausforderungen erzählt werden. Ihr filmisches Engagement ist eng mit dem Respekt gegenüber den Protagonistinnen und Protagonisten verbunden und zeugt von teilnehmender Beobachtung statt bloßer Illustrierung der Gefilmten. In ihren Filmen entsteht immer ein Raum der Diskussion, des Sprechens und Zuhörens, was die Konventionen einer Ereignis- oder opferzentrierten Dokumentationen aufzulösen vermag.
Zuletzt gelang dies Dettmer-Finke 2021 mit dem viel beachteten Dokumentarfilm „Irre oder Der Hahn ist tot“, der aus den Besuchen und filmischen Beobachtungen in den Räumen der Freiburger Hilfsgemeinschaft, einer Anlaufstelle für Menschen mit psychischer Erkrankung, entstanden ist. Vorausgegangen war eine gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern erstellte Dokumentation über die Arbeit der 1970er-Jahre im Zuge der Antipsychiatriebewegung gegründeten Einrichtung. Die Langzeitbeobachtung gibt eindrucksvolle Einblicke in den Lebensalltag von Menschen mit psychischer Erkrankung und macht die Betroffenen zu Protagonisten. Sich anhand von „Irre“ damit auseinanderzusetzen, wie schwierig es ist, eine Grenze zwischen ‚Normalität‘ und ‚Wahnsinn‘ zu ziehen, ist eine von vielen Facetten dieser Doku.

Jurybegründung

Reinhild Dettmer-Finke zählt zu den wichtigen Stimmen im Dokumentarfilm – ihre Filmographie ist lang und vielseitig. Sie spürt Themen auf, die am Puls der Zeit sind: Als Regisseurin, aber auch als (Drehbuch-)Autorin und Produzentin findet Reinhild Dettmer-Finke mit ihrem wachen Verstand und ihrer klaren Haltung kontinuierlich neue gesellschaftsrelevante Demarkationslinien, die einen dokumentarischen Blick erfordern. Es geht um Krieg und Frieden, um Gesundheit und Krankheit, um Stadt- und Landleben, um Ein- und Aussteigen und was es für unsere Gesellschaft bedeutet, wenn der Stellenwert von Kultur schwindet. Immer steht dabei der Mensch im Vordergrund. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Film/ Fotografie/ Neue Medien zeichnet die Stadt Freiburg das engagierte und eindrucksvolle Schaffen Reinhild Dettmer-Finkes aus.

Laudatio

Prof. Dr. Sabine Rollberg
Journalistin und Dozentin

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Stipendium: Anas Kahal

Mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Film/Fotografie/Neue Medien prämiert die diesjährige Kulturpreis-Jury den 1985 in Damaskus geborenen Künstler Anas Kahal.

Kahal absolvierte zwischen 2004 und 2009 ein Bachelor-Studium an der Faculty of Fine Arts in Damaskus. Mithilfe eines Stipendiums kam er nach Deutschland und studierte von 2011 bis 2016 bei Prof. Helmut Dorner und bei Prof. Kalin Lindena an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Diplomstudiengang. 2016 bis 2017 war er Meisterschüler bei Prof. Kalin Lindena. Von November 2019 bis April 2020 Studienaufenthalt an der Cité Internationale des Arts in Paris, Oktober bis Dezember 2020 Residenz im Gastatelier/Kabuff im E-Werk Freiburg, 2020/2021 Atelierstipendium der Stadt Freiburg. 2020/2021 Teilnahme am Mentoring-Programm des Kunstbüros der Kunststiftung Baden-Württemberg. Kahal lebt und arbeitet in Freiburg und trägt wesentlich zur hiesigen jungen Kunstszene bei.

Besonders hervorheben und würdigen möchte die Kulturpreis-Jury die multimedialen Arbeiten des eigentlich von der Malerei kommenden Künstlers, in denen Erfahrungen von Menschen im Globalen Süden im Zentrum stehen. Diese sind durch Krieg, neokoloniale Ausbeutung oder die Sehnsucht nach einem menschenwürdigen Leben geprägt.

Sein zukunftsweisender Umgang mit neuen Medien hat bereits viele Besucherinnen und Besucher seiner Ausstellungen überzeugt und Aufmerksamkeit erregt, wie unter anderem 2020 im Kunsthaus L6, bei seiner Einzelausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst im E-Werk Freiburg 2021/2022 oder bei den 35. Stuttgarter Filmwinter Festival, Expanded Media in Stuttgart 2022. In seiner Auseinandersetzung mit Krieg, Flucht und Migration bezieht sich Anas Kahal in besonderer Outsider/Insider‐Perspektive immer wieder in verstörenden und kritischen Arbeiten auf den Syrienkrieg („Flags“, 2021). Seine transmedialen Arbeiten verbinden Film, Video und Robotik auf experimentelle Weise („Cassiopeia“, 2021). Anas Kahal arbeitet mit (Farbfeld)Verdeckung, Bildüberlagerungen und komplexen Tonspuren und nutzt innovative und ungewöhnliche technische Entwicklungen für seine durchaus großformatigen Rauminstallationen, Projektionen und Performances („between war and see“, work in progress, 2018‐2021).

Jurybegründung

In seinen multimedialen Arbeiten experimentiert Anas Kahal höchst innovativ mit Film, Video, gefundenen Bildern, Sound, Performance und neuester Robotik-Technologie. Aus der Malerei kommend, befragt er diese Medien im Hinblick auf ihre Ästhetik und ihre Repräsentationseigenschaften von Krieg, Flucht, Migration oder gesellschaftliche Marginalisierung. Höchst sensibel nutzt Anas Kahal in seinen Arbeiten transmediale Verfremdung und mediale Überlagerung, um die Komplexität von Lebenswirklichkeiten und die Sehnsucht nach menschenwürdigem Leben auf vielschichtige und poetische Weise erfahrbar zu machen. Die Stadt Freiburg würdigt Anas Kahals künstlerisches Werk mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Film/ Fotografie/ Neue Medien.

Ehrenpreis: Gründungsmitglieder der Freiburger Medienwerkstatt e. V.

Mit dem Ehrenpreis in der Sparte Film/Fotografie/Neue Medien zeichnet die Jury die Gründungsmitglieder der 1978 entstandenen Freiburger Medienwerkstatt e. V. aus: Bertram Rotermund, Didi Danquart, Mike Schlömer, Mirjam Quinte, Pepe Danquart und Wolfgang Stickel. Die Freiburger Pioniere des Videojournalismus wurden Zeugen einer Bewegung, die das ganze Land aufwirbelte: Sie alle fühlten sich den damaligen Protestbewegungen verbunden und griffen mit eigenen Videofilmen in gesellschaftliche Prozesse ein, um politische Aufklärungsarbeit zu leisten und schufen auf diese Weise eine wichtige Gegenöffentlichkeit.

Beispiele für die filmische Arbeit des Kollektivs sind die Anti-AKW-Bewegung in Wyhl, Häuserbesetzung und Kultur von unten, Videoprotokolle im Sinne der „oral history“ mit Widerstandskämpferinnen und -kämpfern und Opfern des NS-Diktatur, Filme von und für Frauen, Jugendkulturen, Bildung für alle. Ein Dokumentarfilm mit großer Wirkung war der 1982 produzierte „s’Wespenäscht“, eine Chronik zu zwölf Jahren Kampf gegen das Kernkraftwerk in Wyhl und andere Großprojekte am Oberrhein.

1983 wurde der Medienwerkstatt der Preis der deutschen Filmkritik (Dokumentarfilm) mit folgender Begründung verliehen: „Die Medienwerkstatt, 1978 gegründet, zeigt beispielhaft die Möglichkeiten des Dokumentarfilms. Video ist schneller und aktueller als der 16-mm-Film; Videobänder können in politische Aktionen eingreifen, vor allem, wenn sie - wie das in Freiburg geschieht - im lokalen und regionalen Raum eingesetzt werden. Die Freiburger Bänder sind mehr als einfache Berichte, sie zeichnen sich aus durch einen großen formalen Reichtum; Beobachtung und Chronik stehen neben Inszenierung und Essay."
Bis Anfang der 90er-Jahre dauerte das langjährige Engagement und die Zusammenarbeit als Produktionsgruppe, danach schlugen die Gründungsmitglieder als Filmemacher, Cutter und Filmproduzenten jeweils eigene und sehr erfolgreiche Wege in der Filmwelt ein.

Die Medienwerkstatt Freiburg hatte sich innerhalb der lebendigen Geschichte der Videobewegung in Deutschland einen Namen gemacht. Sie gehörte zu einem Netzwerk von rund 50 Videogruppen und Medienwerkstätten, die sich in den 1970er-Jahren bildeten. Vor allem für die Stadtgeschichte Freiburgs haben die Filme des Kollektivs eine große Bedeutung. Sie dokumentieren nicht nur die sozialen Widerstandsbewegungen, sondern erzählen die „alternative Geschichte“ Freiburgs und bewahren sie vor dem Vergessen.

Jurybegründung

Die 1978 gegründete Medienwerkstatt Freiburg nimmt eine wichtige Bedeutung ein für die lebendige Geschichte der Video-Bewegung in Deutschland sowie für die Freiburger Stadtgeschichte. So schafften die Gründungsmitglieder Bertram Rotermund, Didi Danquart, Mike Schlömer, Mirjam Quinte, Pepe Danquart und Wolfgang Stickel eine Gegenöffentlichkeit zu zahlreichen Themen, wie etwa in der Begleitung der Anti-Atomkraft-Bewegung in Wyhl oder der Hausbesetzungen. Mit meisterhaften und zum Teil humorvollen filmischen Kommentaren dokumentierte das Kollektiv aber nicht nur die sozialen Widerstandsbewegungen, sondern hielt eine vielseitige, ‚andere Vergangenheit‘ Freiburgs lebendig. Im besten Sinne verhindert die Medienwerkstatt, dass Geschichte nur von ‚Siegern‘ geschrieben wird.Die Stadt Freiburg würdigt die kritischen Chronisten der Medienwerkstatt mit dem Ehrenpreis in der Sparte Film/ Fotografie/ Neue Medien.

Laudatio

Werner Swiss Schweizer
Regisseur und Produzent der Dschoint Ventschr Filmproduktion Zürich

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Jury

Laut der vom Gemeinderat am 20. Februar 2018 beschlossenen Satzung besteht die Jury aus dem Oberbürgermeister, dem Kulturbürgermeister, sechs Mitgliedern des Gemeinderates und acht Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens.

  • Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (Vorsitz in Vertretung des Oberbürgermeisters Horn)

Stadträtinnen und Stadträte

  • Stadtrat Timothy Simms
    Bündnis 90/Die GRÜNEN
  • Stadträtin Irene Vogel
    Fraktionsgemeinschaft Eine Stadt für alle
  • Stadtrat Atai Keller
    Fraktionsgemeinschaft SPD / Kulturliste
  • Stadträtin Dr. Carolin Jenkner
    CDU-Fraktion
  • Stadtrat Sergio Schmidt
    Fraktionsgemeinschaft JUPI
  • Stadträtin Claudia Feierling
    Fraktionsgemeinschaft Freie Demokraten / Bürger für Freiburg

Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens

  • Neriman Bayram
    Seit 2016 künstlerische Leiterin/Geschäftsführerin des Kommunalen Kinos und der Galerie im Alten Wiehrebahnhof; Kuratorin für den Internationalen Film und für spartenübergreifende Projekte (Ausstellungen, Literatur, Performance, Videokunst, Musik und Fotografie)
  • Dr. Heidi Brunnschweiler
    Seit 2014 Leiterin Bildende Kunst, E-WERK Freiburg. Aufbau der Galerie für Gegenwartskunst im E-WERK und Kuratierung zahlreicher Ausstellungen mit internationalen und regionalen Künstler_innen. Etablierung des Residenz-Programms „Kabuff“ im Gastatelier der Bildhauerhalle des E-WERK mit Freiburger Kunststudierenden.
  • Dr. Heinrich Dietz
    Seit 2016 Direktor des Kunstvereins Freiburg. Davor arbeitete er als Kurator am Museum Kurhaus Kleve und an der Kestner Gesellschaft in Hannover.
  • Prof. Michael Klant
    1991 Berufung an das Institut der Bildenden Künste, Pädagogische Hochschule Freiburg, Schwerpunkte Fotografie, Video, Skulptur, Kunstgeschichte und dort seit 2005 Institutsleiter. Herausgeber der drei beim modo Verlag erschienenen Bildbände „Skulptur in Freiburg“.
  • Dr. Christine Litz
    Seit 2012 Leiterin des Museums für Neue Kunst Freiburg
  • Dr. Sabine Rollberg
    Professorin für künstlerische Fernsehformate, Film und Fernsehen sowie ehemalige Arte-Beauftragte und Redaktionsleiterin der Arte-Redaktion im WDR. Seit 2020 Mitglied der Filmjury des Kulturamtes.
  • Dr. Nicoletta Torcelli
    Kunsthistorikerin und ARTE-Redakteurin; Autorin und Kuratorin zahlreicher Ausstellungsprojekte mit interdisziplinärer und internationaler Ausrichtung.
  • Andreas von Ow
    2006-2012 Kunst-Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Zahlreiche Ausstellungen und Projekte. Andreas von Ow erhielt mehrere Stipendien und Preise, u.a. den Reinhold-Schneider-Förderpreis 2016.

2020 Literatur und Darstellende Kunst

Reinhold-Schneider-Preis: Dietmar Dath

Mit dem Reinhold-Schneider-Preis 2020 in der Sparte Literatur wird der 1970 in Rheinfelden geborene und in Schopfheim aufgewachsene Autor, Journalist und Übersetzer Dietmar Dath prämiert. Nach Abitur und Studium der Physik und Literaturwissenschaft in Freiburg war Dath von 1998 bis 2000 Chefredakteur der Musik- und Popkulturzeitschrift „Spex“. Ab 2001 bis 2007 und nach einer Phase als freier Autor ist er seit 2011 wieder FAZ-Feuilletonredakteur und Filmkritiker und wohnt in Frankfurt am Main und Freiburg. Nicht nur quantitativ, sondern auch inhaltlich und sprachlich sprengen seine Veröffentlichungen Grenzen. Über 40 Romane und Erzählungs-und Lyrikbände, Essays und Abhandlungen zu naturwissenschaftlichen, politischen, philosophischen und ästhetischen Themen wurden in verschieden Verlagen publiziert. Dath schafft es auf solitäre und staunenswerte Weise, Brücken zu schlagen zwischen populärkulturellen Themen (Disneyfilme, Netflix-Serien, Comics, Musik) und Philosophie (Marx, Hegel) und literarischen Genres („Niegeschichte. Science Fiction als Kunst-und Denkmaschine“, Matthes &Seitz, 2019).
Der Autor genießt nicht nur Kultstatus unter Science Fiction-und Fantasy-Leserinnen und -Lesern, sondern vermag es, dieses Genre so intelligent und kunstvoll auszubauen, dass sich auch eine erweiterte Leserschaft in einen Sog ziehen lässt. 2008 stand sein Roman „Die Abschaffung der Arten“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurde als 12-teiliges Hörspiel adaptiert. Dath entwickelt darin das Zukunftsszenario einer Welt, in der Tiere das Regiment von den allmählich aussterbenden Menschen übernommen haben.
Der Autor verwebt spekulativ und phantasievoll hochtechnologische Mechanismen wie genetische Replikation und der ihr entsprechenden futuristischen Cybersprache mit der Entwicklung politischer Systeme und einem, den verschiedenen Tieren eigenen und durchaus auch musikalisch-poetischem Tonfall. Der Zugang zu seinen sehr umfänglichen Romanen ist mitunter nicht einfach, gibt man sich aber dem unerschöpflichen Fluss hin und lässt sich auf die Denk-Welten, Sprachkreationen Daths ein, entfaltet sich ein überraschendes Lektüreerlebnis. Dieses sowie die gesellschaftspolitische Relevanz von Dietmar Daths Werk, sein Vermögen, Visionen einer gerechteren und besseren Welt auf sprachmächtige Art und Weise zu imaginieren, hebt die Kulturpreis-Jury mit ihrer Entscheidung für den Reinhold-Schneider-Preisträger 2020 im Bereich Literatur hervor.

Jurybegründung

Dietmar Dath zählt zu den produktivsten und vielseitigsten Autor_innen unserer Zeit. Die Diversität seines literarischen Schaffens spiegelt sich nicht nur in der beeindruckenden Anzahl seiner Publikationen, sondern auch in der Vielzahl der Formate und Genres, in denen er sich bewegt. Auf einzigartige Weise gelingt ihm der Brückenschlag zwischen Popkultur und Wissenschaft, zwischen Politik, Heavy Metal und Science Fiction. So geistreich wie unkonventionell erforscht er die Möglichkeiten des Denkens und Sprechens. Seine Romane erfinden Welt(en) neu: Sie erschaffen Gesellschaftssysteme, die gerechtere Formen des Zusammenlebens erproben und Geschlechter-, Klassen- und Nationengrenzen aufheben, sie sprengen oder ad absurdumführen. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Literatur würdigt die Stadt Freiburg das horizonterweiternde Werk des Autors Dietmar Dath.

Laudatio

Prof. Dr. Philipp Theisohn
Professor für Neuere deutsche Literatur, Universität Zürich

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Stipendium: Stefanie Höfler

Das Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Literatur vergibt die diesjährige Kulturpreis-Jury an die 1978 in Leonberg geborene Kinder-und Jugendbuchautorin Stefanie Höfler. Nach ihrem Studium der Germanistik, Anglistik und Skandinavistik in Freiburg und Dundee/Schottland ist Höfler derzeit als Theaterpädagogin und Lehrerin für die Fächer Ethik, Deutsch und Englisch an einem Gymnasium tätig und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort bei Freudenstadt im Schwarzwald. Alle drei erschienenen Romane „Mein Sommer mit Mucks“(2015), „Tanz der Tiefseequalle“ (2017, mit dem LUCHS des Jahres ausgezeichnet) und der „Der große schwarze Vogel“ (2018) waren für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Seit April diesen Jahres liegt ihr aktueller, von Anke Kuhl illustrierter Roman „Helsin Apelsin und der Spinner“, vor. Höfler gebührt für ihre Wahl wichtiger und ernster Themen wie Mobbing, Gruppenzwang, sexuelle Belästigung, Gewalt in der Familie, Identitätsfindung oder auch Sterben und Tod höchster Respekt.

Auszeichnenswert befand die Jury aber vor allem die Differenziertheit und die Empathie und der Humor, mit der die Autorin ihren (Außenseiter)Figuren begegnet und damit Leichtigkeit und Tiefgang auf großartige Weise vereint. Mit klarer Sprache, szenisch und dialogstark erzählt sie von herausfordernden, die jungen Leserinnen und Lesern aber ansteckenden Charakteren und Geschichten. Auch andere Kunstgenres haben sich ihre literarische Texte zu eigen gemacht: So wurde beispielsweise 2019 in Freiburg als Uraufführung der für die Bühne adaptierte Roman „Tanz der Tiefseequalle" im E-Werk von Natascha Popov inszeniert.

Jurybegründung

Stefanie Höfler entwirft in ihren Romanen scharfsinnige und vielschichtige Kinder- und Jugendfiguren, denen sie eine eindringliche Stimme verleiht. Dabei beweist sie ein feines Gespür für ernste Themen wie Außenseitertum, Mobbing, familiäre Gewalt und Tod und nähert sich ihnen behutsam mit Sprachfreude, Lebendigkeit und Humor. Das Leichte und das Schwere fließen bei ihr ineinander und entfalten eine außergewöhnliche Kraft, in der ein tiefes Wissen um die abenteuerlichen Chancen des Erzählens mitschwingt. Höflers Spiel mit der Sprache ist ansteckend; sie überzeugt mit Mut zu leisen Zwischenklängen und einer dialogstarken Erzählkunst, die Lust am bunten Schillern von Perspektiven und Erlebniswelten weckt. Die Stadt Freiburg würdigt Stefanie Höflers literarisches Oeuvre für Kinder- und Jugendliche mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis.

Stipendium: Iris Wolff

Ebenfalls mit dem Stipendium in der Sparte Literatur zeichnet die Jury die Freiburger Autorin Iris Wolff aus, deren fünfter Roman „Die Unschärfe der Welt“ kurz vor der Veröffentlichung steht. Darin schreibt sie die vier vorherigen und vor allem die 2017 erschienenen und von der Kritik und einer größeren Öffentlichkeit begeistert aufgenommenen Erzählungen „So tun, als ob es regnet" mit dem ihr unverkennbaren literarischen Stil gekonnt fort. Die 1977 geborene, im Banat und Siebenbürgen aufgewachsene und 1985 nach Baden-Württemberg emigrierte Autorin hat nach ihrem Studium der Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik/Malerei in Marburg und beruflichen Stationen als langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach und im Freiburger Kulturamt, wo sie für den Bereich Kulturelle Bildung und das Kinderliteraturfestival "Lirum Larum Lesefest" verantwortlich war, im Jahr 2018 den Schritt gewagt, gänzlich als freie Autorin zu arbeiten.

Für ihre Familiengeschichten, die sich über mehrere Generationen erstrecken und deren ihnen innewohnende Themen wie Herkunft und Erinnerung, historische Ereignisse, Brüche und Verlust von Iris Wolff atmosphärisch-eindringlich schreibend erkundet werden, erhielt sie renommierte Auszeichnungen wie den Thaddäus-Troll-Preis 2019 und den Marieluise-Fleißer-Preis 2019.

Ihre Schreibkunst ist wohltuend frei von Zugeständnissen an Trends und Moden des Literaturbetriebs. Mit dem Kulturpreis in der Kategorie Stipendium würdigt die Jury das literarische Werk der in Freiburg lebenden Schriftstellerin, ihre liebevollen Beobachtungen und ihre feine poetische und konzentriert fließende Sprache.

Jurybegründung

Fernab des Zeitgeistes findet Iris Wolff einen unverkennbaren Ton, um historische Ereignisse in den Erlebniswelten ihrer Figuren zu erzählen: Ausgehend vom Banat und von Siebenbürgen führen ihre bislang vier Romane an Sprach- und Ländergrenzen entlang, durch Landschaften und Jahreszeiten, zu einer Fülle von Protagonist_innen, die mit Einfühlung und Eigensinn gezeichnet sind. Wolffs Prosa schlägt mit ihrem ungemein genauen Sprachgefühl und ihrer präzisen Bildhaftigkeit in den Bann. Ihre jüngsten Werke zeichnet ein Formwillen aus, der das Erzählen als vieldeutiges Medium der Erinnerung beschwört. Die Stadt Freiburg würdigt die Schriftstellerin Iris Wolff und ihre bemerkenswerte literarische Entwicklung mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis.

Laudatio

Martin Bruch
Leiter Literaturhaus Freiburg

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Ehrenpreis: Evelyn Grill

Mit dem Ehrenpreis in der Sparte Literatur würdigt die Kulturpreis-Jury das umfassende Lebenswerk der seit 1986 in Freiburg lebenden und seit drei Jahren in ihr Herkunftsland Österreich zurückgekehrten Schriftstellerin Evelyn Grill. Die 1942 geborene Autorin studierte Jura in Linz und publizierte ab 1980 als freie Schriftstellerin in Literaturzeitschriften und im Rundfunk. Sie war langjähriges aktives Mitglied des Literatur Forum Südwest, dem Trägerverein des Literaturhaus Freiburg.

In ihren Romanen und Erzählungen verschränken sich Familienbiografien und scharfsinnig beschriebene Figurenkonstellationen immer auch mit der Beschäftigung gesellschaftlicher Fragen zu autoritären Strukturen, Geschlechterverhältnissen oder Ausgrenzung. Grill erzählt sprachgewandt und oftmals von schwarzem Humor durchzogen, aber immer voller Respekt ihren Figuren gegenüber.

Jurybegründung

In ihren Romanen und Erzählungen schreibt Evelyn Grill brillant, eigensinnig und schonungslos von der Welt, in der wir leben. Konstellationen der Gegenwart – Abschottung gegen das Fremde, Machtverhältnisse in Beziehungen, Zerstörung von Außenseitern, Einsamkeit und Selbstbehauptung – beschreibt sie immer wieder neu und anders. Ihre Sprache ist scharf gestellt, ihre Lust am Erzählen unermüdlich: eine Literatur, die zugleich berührt und herausfordert. Mit dem Ehrenpreis in der Sparte Literatur würdigt die Stadt Freiburg Evelyn Grills einzigartiges Lebenswerk.

Laudatio

Annette Pehnt
Schriftstellerin

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Reinhold-Schneider-Preis: Graham Smith und Maria Pires

Mit ihrer Entscheidung, dem seit vielen Jahren künstlerisch zusammenarbeitenden Paar Graham Smith und Maria Pires den erstmals in der Sparte "Darstellende Kunst" zugesprochenen Kulturpreis zu verleihen, setzt die neben dem Vorsitzenden aus sechs gemeinderätlichen Mitgliedern und acht externen Expertinnen und Experten konstituierte Jury ein Zeichen für den Tanz.Der gebürtige Amerikaner Graham Smith und die Portugiesin Maria Pires haben nach ihrem Tanzstudium diverse Stationen in internationalen Tanzcompagnien durchlaufen, ehe sie in den 90er-Jahren in Deutschland und der Schweiz an unterschiedlichen Theatern mit Regisseuren und Choreographen wie Joachim Schlömer, Volker Hesse, Tom Schneider oder Sebastian Nübling zusammenarbeiteten. Pires ist seit 2006 regelmäßig auf der Bühne des Theater Freiburg zu sehen, Smith zählt zu den Mitgründern der unter der Intendanz von Barbara Mundel entstandenen ehemaligen Tanzkooperation pvc Freiburg-Heidelberg und leitet seit der Spielzeit 2012/13 den Bereich Tanz in der Sparte Junges Theater.
Die Jury würdigt insbesondere das Engagement der beiden Tänzer und Choreographen in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Stadtteile und Herkünfte. Der kreative Blick von Smith und Pires ist im besten Sinne stadtumfassend weit und inkludierend, divers und zugleich persönlich. Ihre vorbildliche kulturelle Bildungsarbeit verdankt sich der exzellenten künstlerischen Qualität des konzeptionell eng kooperierenden Künstlerpaares.
Unvergessen bleiben für das Freiburger Publikum das Ergebnis der zweiten Projektphase von „Learning by Moving“, des auf zwei Jahre angelegten Tanz und Schule-Projekts unter der künstlerischen Leitung von Graham Smith: „Hesch Affekte?“, ein 2014 mit über 70 Schülerinnen und Schülern der Vigelius-Grundschule auf der große Theaterbühne aufgeführtes Barockopernprojekt. Oder der „Petruschka/ Sacre du printemps“-Doppelabend 2018. Aber auch die bereits vor über zehn Jahren unter anderen von Graham Smith kuratierte ehemalige Kneipe Finkenschlag als 'Außenspielstätte' des Theaters im Stadtteil Haslach, Treffpunkt und kreative Keimzelle für, von und mit Bürgerinnen und Bürgern sowie und Kunstschaffenden und das Stadtraumprojekt „Die andere Seite“, in dem Formen des Zusammenlebens und des Stadtbaus in der Stadt von morgen untersucht wurden, sind noch in wacher Erinnerung.
Eine herausgehobene Bedeutung kommt dem von Smith und Pires geleiteten hochambitionierten Laientanz-Ensemble School of Life and Dance (SoLD) zu, mit dem sie in mittlerweile vier Tanzgruppen (Sprossen: 7-11 Jahre), Setzlinge (11-14 Jahre), Originals (14-25 Jahre) und SoLD Gold (ab 50 Jahre) regelmäßige Trainings absolvieren und Präsentationen erarbeiten. Die beiden Tänzer und Choreographen legen nicht nur Wert auf zeitgenössische Tanz- und Körpertechniken, sondern machen die Teilnehmenden auch mit Improvisation, Komposition, Film- und Kameraarbeit vertraut. Selbstwahrnehmung und der Transfer auf andere Lebensbereiche -diese Wirkung und was zusammen mit Menschen, die vielleicht noch gar nie mit Theater und Tanz in Berührung gekommen sind, ans Licht geholt wird, strahlt auf teils sehr zahlenstarken und gruppenübergreifenden Bühnenproduktionen auch auf ein breites Publikum aus und ist sehr sehenswert und begeisternd.
Mit ihrer kontinuierlichen Suche nach ungewöhnlichen Wegen, genreübergreifenden Kooperationen sowie neuen Produktionsformen für Themen, die die Gesellschaft betreffen, allem voran aber mit ihren künstlerisch Umsetzungen leisten Graham Smith und Maria Pires einen unermesslichen Wert für die Förderung des Tanzes und des Publikumsnachwuchses.

Jurybegründung

Mit den Mitteln des Tanzes in die Gesellschaft hineinwirken? Wie das gelingen kann, zeigt die Arbeit von Graham Smith und Maria Pireş. Seit über zehn Jahren begeistert das Tänzer- und Choreographenpaar am Theater Freiburg mit School of Life and Dance, SoLD. Da das Lernen bekanntlich nie aufhört, beschränkt sich SoLD nicht auf Kinder und Heranwachsende; auch 70-jährige machen in einer der fünf Tanzgruppen für Laien mit. Gemeinsam finden sie tänzerische Ausdrucksformen für persönliche und gesellschaftlich relevante Fragen. Das Fundament dieser auch ein breites Publikum mitreißenden Arbeit sind die tanzpädagogischen Professionalität, die motivierenden Empathie und der Ideenreichtum des Künstlerpaars.
Die Stadt Freiburg würdigt die vielschichtige kulturelle Bildungsarbeit von Graham Smith und Maria Pireş mit dem Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Darstellende Kunst.

Stipendium: Theater der Immoralisten

Das Stipendium zum Reinhold-Schneider Preis geht an das freie Theater der Immoralisten. Hervorgegangen aus einer studentischen Theatergruppe und nach einer Phase als Wanderensemble hatte der künstlerische Leiter, Geschäftsführer und Regisseur Manuel Kreitmeier zusammen mit seinem Ko-Intendanten, dem Komponisten, Musiker und Schauspieler Florian Wetter, im Jahr 2010 die Courage, eine eigene Theaterspielstätte aufzubauen. Seit nun schon zehn Jahren im Stühlinger Gewerbe-Hof an der Ferdinand-Weiß-Straße beheimatet, ist das Theater der Immoralisten mit seinem um die 12 Schauspielerinnen und Schauspieler starken Ensemble fest in der Freiburger freien Theaterlandschaft etabliert und lockt auf eine unnachahmliche Art und stets aufs Neue ein Publikum aller Alters- und Bildungsgruppen zu ihren Vorstellungen. Die sehr filmisch inszenierten Plakatankündigungen haben bereits Sammlerwert und in atemberaubendem Tempo werden bis zu vier Premieren jährlich präsentiert sowie ein beim Publikum beliebter sommerlicher Höhepunkt mit dem OpenAir-Stück im charmanten Innenhof.

Besonders hervorheben möchte die Kulturpreis-Jury die mutige Besonderheit des Theaters, nicht nur große Stoffe der Weltliteratur („Schuld und Sühne“, „Das Bildnis des Dorian Gray“, oder „Der Bau“) auf ungewöhnliche Art zu inszenieren, sondern sich mit eigenen Stückentwicklungen der Multitalente Kreitmeier und Wetter und mit oft eigens komponierter Originalmusik, die live in den Vorstellungen gespielt wird, zu profilieren. Ihre Trilogie zum Ersten Weltkrieg oder „Stammheim“ haben diese eigene Form des Geschichtstheaters eindrücklich vermittelt. Die Arbeiten der Immoralisten sind politisch motiviert und aufklärerisch, und dennoch bringen sie ihre Stücke auf höchst unterhaltsame Art auf die Bühne, ohne dabei beliebig oder gefällig zu sein.

Jurybegründung

Das Theater der Immoralisten belebt seit mehr als zehn Jahren die Freiburger Kulturszene mit mutigen Inszenierungen – und dies sogar in ihrer eigenen Spielstätte. Kein Stoff der Weltliteratur kann ihrem beherzten Zugriff entkommen. Kein politisches Thema ist für sie ein zu heißes Eisen. Kein Rollenspiel zu gewagt. In ihrer Zusammenarbeit sind der Regisseur Manuel Kreitmeier und der Musiker, Dramaturg und Schauspieler Florian Wetter ein herausragendes Team. Immer wieder gelingt es den Immoralisten, ein großes Publikum über alle Generationsgrenzen hinweg zu gewinnen. Die Stadt Freiburg würdigt ihre überbordende Schaffenskraft mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Darstellende Kunst.

Laudatio

Heidi Ossenberg
Kulturredakteurin der Badischen Zeitung Freiburg

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Stipendium: Vanessa Valk und Jens Burde

Ebenso mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis prämiert wird das Künstlerpaar Vanessa Falk und Jens Burde. Die 1974 in Hamburg geborene Vanessa Valk hat ihr Studium an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst/Figurentheater absolviert und war von 2006 bis 2011 als Schauspielerin, Figurenspielerin und -bauerin mit eigener Werkstatt am Freiburger Theater engagiert. In der künstlerischen Allianz mit ihrem Partner Jens Burde sind die beiden ein unschlagbar gutes, sich gegenseitig inspirierendes Team. Jahrgang 1974, hat Burde in München Illustration und in Hamburg Industriedesign studiert. Beide erhielten renommierte Kunst-und Innovationspreise und werden neben ihren Eigenproduktionen auch bundesweit für Ausstattungs-, Produktions-und Figurenbauan verschiedenen Theatern und Shows oder für die Umsetzungen von interaktiven Mitmach-Projekten, Raumgestaltungen und Szenographien für Ausstellungen beauftragt (in Freiburger Literaturhaus waren zum Beispiel zu sehen: „Pop up Gautschätä“, „Poesie im Weltformat“ und „Museum der Langsamkeit“). Bei der Barockoper „Hesch Affekte?“ visualisierten der Bühnenbildner Jens Burde und die Puppenspezialistin Vanessa Valk mit den Schülerinnen und Schülern sehr phantasievoll deren ganz eigene barocke Gefühls- und Theaterwelt.

Die Jury würdigt insbesondere ihre interdisziplinären und installativen Performances, die sowohl in gigantischen Kreationen im öffentlichen Raum wie auch in sehr intimen Ein-Frau-Stücken seine Zuschauerinnen und Zuschauer sofort gefangennehmen und emotional berühren. Ob es um die künstlerische Forschung und Bearbeitung der Themen Sterben und Tod, Natur und Umwelt, um soziokulturelle Stadtteilprojekte oder wissenschaftliche Experimente und medizinische Errungenschaften geht: Valk und Burde machen mit ihren künstlerischen Arbeiten einen Kosmos erlebbar, der nicht zuletzt durch seine Materialität sehr nachhaltige, sinnliche und poetische Wirkung entfaltet.

Jurybegründung

Die Figurenspielerin, Schauspielerin und Figurenbauerin Vanessa Valk und der Designer und Szenograph Jens Burde sind sowohl als Solokünstler_in wie auch als Team unschlagbar gut und inspirierend. Seit fast 15 Jahren stehen sie regional und überregional für innovative künstlerische Arbeiten. Ihre phantastischen selbstgebauten Figuren können in gigantischen, überwältigenden Kreationen auftreten, aber auch in intimen und tiefgründigen Stücken berühren. Das Künstlerpaar arbeitet inklusiv, interdisziplinär und schreckt vor existenziellen Themen nicht zurück. Valk und Burde machen einen Kosmos erlebbar, der nicht zuletzt durch seine Materialität eine sehr nachhaltige, sinnliche und poetische Wirkung entfaltet. Die Stadt Freiburg ehrt sie mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis in der Sparte Darstellende Kunst.

Laudatio

Dorothee Metz, Regisseurin und
Florian Fiedler, Regisseur und Intendant Theater Oberhausen

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Ehrenpreis: Renate Obermaier und Heinz Spagl

Auch der Ehrenpreis in der Sparte Darstellende Kunst geht an ein Künstler-Duo: die der Stadt Freiburg schon so lange die Treue haltenden und aus der hiesigen Kulturlandschaft nicht wegzudenkenden Renate Obermaier und Heinzl Spagl. Die Schauspieler prägten über Jahrzehnte mit ihrer Spiel-und Experimentierfreude, ihrer präzisen Spracharbeit und ihrer begeisternden und berührenden Schauspielkunst die künstlerische Praxis des Kinder-und Jugendtheaters im Marienbad mit und trugen maßgeblich zu seinem Erfolg und zur bundesweiten Beachtung bei.

Anderen künstlerischen Genres wie Musik, Literatur, Performance stets eng verbunden, entstehen solo, zu zweit oder in unzähligen Kooperationen mit Kunstschaffenden, Musikerinnenund Musikern, Regisseurinnen und Regisseuren, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern Bühnenprogramme, deren Spektrum von einer musikalischen Lesung zu Michail Ossorgins „Eine Straße in Moskau“ im Rahmen der Russischen Kulturtage Freiburg 2019 bis hin zu einem eigens für die Freiburger Veranstaltung zum weltweiten Aktionstag der Städte gegen die Todesstrafe am 30.11.2018 zusammengestellten literarisch-politischen Programm reichen.

Mit der Gründung ihres HörFlüge Audioverlags 2013 haben Obermaier und Spagl mit selbst produzierten Hörbüchern für Kinder und für Erwachsene ein weiteres Spielfeld szenischer Lesungen eröffnet. Bisher erschienen sind unter anderem „Rebellen“ von Wolfgang Schorlau, „Der Rabe Alfons“ von Erwin Moser und das erzählte, sehr bewegende Lebens-Schicksal des in einem syrischen Flüchtlingslager geborenen Palästinensers Mohammed Jabur „Bleiben ist keines –nirgendwo“, begleitet von einem begnadeten Musiktrio.

Kunst und deren Vermittlung gelingt Renate Obermaier und Heinzl Spagl auf profunde Weise, den Blick, Ohr und Herz ihres Publikums weit öffnend.

Jurybegründung

Über Jahrzehnte prägten Renate Obermaier und Heinzl Spagl mit ihrer präzisen Spracharbeit und ihrer begeisternden und berührenden Darstellungskunst das Kinder- und Jugendtheater im Marienbad. Kunst und deren Vermittlung gelingen dem Künstlerpaar auf profunde Weise; sie öffnen die Blicke, Ohren und Herzen der kleinen und der großen Zuschauer_innen. Ihre Spiel- und Experimentierfreude ist dabei stets offen für andere künstlerische Genres. So entstehen immer wieder neue Bühnenprogramme solo, zu zweit oder in Kooperation mit Kunstschaffenden aus Musik, Literatur und Performance. Die Stadt Freiburg würdigt das aus der Freiburger Kulturlandschaft nicht wegzudenkende Künstlerduo Renate Obermaier und Heinzl Spagl mit dem Ehrenpreis in der Sparte Darstellende Kunst.

Laudatio

Otto Wöhrbach,
Wissenschaftsjournalist, ehemaliger Leiter Planetarium Freiburg

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Festakt

Der ursprünglich für vergangenes Jahr vorgesehene und wegen des Pandemie-Lockdowns abgesagte Festakt zur Verleihung des Reinhold-Schneider-Preises wird nun nachgeholt: Oberbürgermeister Martin Horn übergibt die Preise in den beiden zur Verleihung anstehenden Sparten "Literatur" und "Darstellende Kunst" im Rahmen eines feierlichen Abends am Sonntag, 21. November 2021 um 19.30 Uhr im Theater Freiburg.
Ab dem 8. November sind online und an der Theaterkasse kostenlose Eintrittskarten verfügbar. Der Besuch der Veranstaltung ist nur mit 2 G (vollständig geimpfte oder nachweislich genesene Personen) möglich.

Der biennal zur Verleihung ausgelobte Kulturpreis der Stadt Freiburg öffnet im 60. Jahr seines Bestehens ein neues Kapitel. Der bislang ausschließlich in den drei Sparten "Bildende Kunst", "Literatur" und "Musik" vergebene Kulturpreis der Stadt wird erweitert um die beiden Bereiche "Fotografie, Film, Neue Medien“ und "Darstellende Kunst“. Ab dem Jahr 2020 vergibt die Stadt die Preise künftig immer in zwei Sparten parallel - dieses Jahr im turnusgemäß zur Verleihung anstehenden Bereich „Literatur“ und in der neu hinzugekommenen Sparte „Darstellende Kunst“.

Der Autor und Journalist Dietmar Datherhält den mit 15.000 Euro dotierten Kulturpreis der Stadt Freiburg in der Sparte "Literatur". Das Tänzer- und Choreographen-Duo Graham Smith und Maria Pires werden mit dem erstmals in der Sparte "Darstellende Kunst" verliehenen Reinhold-Schneider-Preis ausgezeichnet.

Das mit 6.000 Euro pro Sparte dotierte Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis wird jeweils zu gleichen Teilen von 3.000 Euro vergeben: Für „Darstellende Kunst“ an das Theater der Immoralisten und an das Künstlerpaar Vanessa Valk und Jens Burde. In der Sparte "Literatur" werden die Autorinnen Stefanie Höfler und Iris Wolff mit einem Stipendium prämiert.

Die zwei undotierten Ehrenpreise erhalten als Würdigung für ihr bisheriges Lebenswerk in der Sparte "Darstellende Kunst" die Schauspieler Renate Obermaier und Heinz Spagl. Der Ehrenpreis "Literatur" wird der Schriftstellerin Evelyn Grill zugesprochen.

 

2018 Musik

Reinhold-Schneider-Preis: ensemble recherche

Mit dem Reinhold-Schneider-Preis würdigt die unter Vorsitz von Ersten Bürgermeister Ulrich von Kirchbach tagende Jury aus Mitgliedern des Gemeinderates und Kunstexpertinnen und -experten das ensemble recherche.

Jurybegründung

Urkunde

Seit 33 Jahren widmen sich die Mitglieder des ensemble recherche dem Neuen und Unbekannten und schreiben tatkräftig die Musikgeschichte fort. Sie stellen ihre enorme Musikalität und ihr außergewöhnliches Können in den Dienst der musikalischen Forschung und brachten mehr als 600 Uraufführungen in die Welt. Seine ausgiebigen internationalen Erfahrungen über alle Kontinente hinweg bringt das ensemble recherche nach Freiburg zurück, um sie dort in verschiedenen Formaten mit den Menschen zu teilen und in die Ausbildung des Nachwuchses einfließen zu lassen. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis ehrt die Stadt Freiburg das herausragende künstlerische Schaffen des Ensembles, insbesondere aber seine mutigen und wertvollen Impulse für die zeitgenössische Musik.

Laudatio

Prof. Lennart Dohms
Dirigent und Dozent, Hochschule der Künste, Bern

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Stipendium: Ralf Schmid

Das Stipendium zum Reinhold Schneider-Preis hat die Jury diesmal geteilt. Den einen Teil erhält Ralf Schmid.

Jurybegründung

Urkunde

Ralf Schmid überschreitet als Musiker Grenzen − zwischen Mensch und Maschine, analoger und digitaler Technik, Klassik, Jazz und elektronischer Musik. Mit seinem Projekt Pyanook macht der Komponist und Pianist Klänge erlebbar. Datenhandschuhe dienen ihm dabei als Eingabeinstrument. Mit einer Software stellt er eine künstliche Umwelt (Augmented Reality) her, die er in Echtzeit verändern kann. So macht er Hörbares sichtbar und Sichtbares hörbar. Mit dem Reinhold-Schneider- Preis würdigt die Stadt Freiburg Ralf Schmids Projekt Pyanook für seine hymnisch-kraftvollen Eigenkompositionen und ihre synästhetische Visualisierung.

Laudatio

Angelika Kellhammer
Kulturjournalistin und Filmautorin, München

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Stipendium: Bar

Das zweite Stipendium wird der Freibuger Band BAR verliehen.

Jurybegründung

Urkunde

Seit über 20 Jahren sind die vier Musiker von BAR in der Freiburger Musikszene unterwegs. Bis 2014 unter dem Namen „Liquid Laughter Lounge Quartet“ bekannt, lässt sich ihre Musik genrebezogen kaum einordnen. Bluesig, düster, flirrend, melancholisch, rockig, theatralisch: Das alles sind der Sänger Jens Teichmann, Gitarrist Oliver Maier, Markus Heinzel am Kontrabass und Jeremy Dhôme am Schlagzeug. Sie haben einen Stil jenseits des Mainstreams kreiert, der in Freiburg und weit über die Stadtgrenzen hinaus einzigartig ist. Ihr Sound scheint gleichermaßen zeitlos und aus der Zeit gefallen. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis würdigt die Stadt Freiburg ihre unverwechselbare und einfallsreiche Musik und ihren hochgeschätzten Beitrag für die hiesige Musiklandschaft.

Laudatio

Kristina Jung, Musikerin und Ingo Leistner,
Ritchie Records/ Flight 13 Records, Freiburg

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Jury

Nach der vom Gemeinderat am 23. Oktober 2001 beschlossenen Satzung besteht die Jury aus dem Oberbürgermeister, dem Kulturbürgermeister, fünf Mitgliedern des Gemeinderates und sechs Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens.

  • Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon (Vorsitz und Stimme übertragen an EBM von Kirchbach)​
  • Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (Vorsitz)

Stadträtinnen und Stadträte

  • Stadträtin Pia Federer
    Bündnis 90/Die GRÜNEN
  • Stadträtin Dr. Carolin Jenkner
    CDU-Fraktion
  • Stadträtin Türkan Karakurt
    SPD-Fraktion
  • Stadtrat Atai Keller
    Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Listen
  • Stadtrat Prof. Klaus-Dieter RückauerFraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert/ Für Freiburg

Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens

  • Bernhard Amelung
    Redakteur der Badischen Zeitung, Schwerpunkte: Pop- und Clubkultur, Freizeit- und Veranstaltungsportal bz-ticket.de, Onlinemagazin fudder.de
  • Prof. Carola Bauckholt
    Komponistin, Verlegerin und Intermedia-Künstlerin
  • Hae-Kyung Jung
    Kantorin/Organistin an der Christuskirche Freiburg und Bezirkskantorin des Stadtkirchenbezirks
  • Prof. Camille Savage-Kroll
    Professorin für Elementare Musikpädagogik und Rhythmik an der Hochschule für Musik Freiburg
  • Reinhard Stephan
    Mitgründer und ehemaliger Geschäftsführer der Freiburger Jazz- und Rockschulen (JRS), Mitgründer der HKDM. Mitglied der Freiburger Band Tabasco
  • Cécile Verny
    Frontsängerin des Cécile Verny Quartets, Reinhold-Schneider-Preisträgerin 2012

Festakt

Die Verleihung des Reinhold-Schneider-Preises 2018 in der Sparte Musik fand am 15. November im Rahmen eines Festaktes im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses am Münsterplatz statt. Die Preise wurden durch Oberbürgermeister Martin Horn übergeben.

Mit dem diesjährigen Kulturpreis zeichnet die Stadt Freiburg das 1985 gegründete und seither hier ansässige ensemble recherche aus. Der Reinhold-Schneider-Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Das Stipendium in Höhe von 6.000 Euro geht zu gleichen Teilen an den Jazzpianisten Ralf Schmid sowie an die Freiburger Band BAR.

2016 Bildende Kunst

Reinhold-Schneider-Preis: Susi Javan

Mit dem Reinhold-Schneider-Preis würdigt die unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Salomon tagende Jury aus dem Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Mitgliedern des Gemeinderates und Kunstexpertinnen und -experten das malerische Werk Susi Juvans.

1950 in Ebersbach geboren, studierte Susi Juvan von 1972 bis 1978 bei Professor Peter Dreher an der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie der Künste Karlsruhe. Bereits 1982 wurde ihr Frühwerk mit dem Reinhold-Schneider-Förderpreis ausgezeichnet, seitdem folgten zahlreiche Stipendien, Auszeichnungen und Ausstellungen im In- und Ausland. Juvan lebt und arbeitet in Freiburg.

Jurybegründung

Unberechenbar, impulsiv und zweifelnd, schauend und getrieben, übersetzt Susi Juvan ihr Erleben in Malerei. Im kompromisslosen Ringen mit dem Bild, immer mit dem Scheitern an ihrer Seite, schafft sie sich in ihre Sujets hinein, die sich in diesem Prozess aufzulösen scheinen, bis die Farbmaterie über die Gegenständlichkeit triumphiert. Dabei gibt es keine Hierarchie von Farbe und Form, keine Rücksicht auf ein allgemeingültiges ästhetisches Empfinden. Susi Juvan malt die Suche selbst.

Laudatio

Martin R. Dean
Der Weg zu einem Bild

Stipendium: Andreas von Ow

Mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis zeichnet die unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Salomon tagende Jury aus dem Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Mitgliedern des Gemeinderates und Kunstexpertinnen und -experten den 1981 in Freiburg geborenen und seit einiger Zeit in Berlin lebenden Andreas von Ow aus.Im Alltag oder an den Orten seiner Ausstellungen kondensiert von Ow aus Beeren, Kräutern, Bohrstaub oder Kehricht authentische Malsubstanz, aus der er, ebenso wie in Videos und Installationen, konzentrierte poetische Setzungen erschafft. Der Künstler studierte von 2006 bis 2012 an der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Professor Günter Umberg und als Meisterschüler bei Professorin Tatjana Doll.Für sein junges Werk erhielt er bereits mehrere Stipendien und Auszeichnungen, zuletzt 2015 den Kunstpreis der Freiburger van Look-Stiftung. Von Ow war in seiner Freiburger Zeit wichtiger und sehr engagierter Impulsgeber für die junge Freiburger Kunstszene, unter anderem als Gründer des Off-Spaces plan b.

Jurybegründung

Seine Malerei hat die lapidare Konzentrationskraft der Radikalen Malerei. Doch schreibt Andreas von Ow der Farbe eine Bildlegende. Er entnimmt, womit er malt, der Umwelt, dem eigenen Lebensumfeld. Staub, Ziegelstaub, Früchte, Gemüse … Mit den gefundenen, eigenhändig aufbereiteten Stoffen erschließt sich eine ganz unprätentiös poetische Weltoffenheit. Und nichts anderes sucht und findet Andreas von Ow auch im Bildfluss seiner Videos. Dem Sichtbaren zeichnet der Künstler mit allem eine diskrete Hommage.

Laudatio

Thomas Schlereth
Mit den Farben auf dem Weg

Ehrengabe: Helga Marten

Mit der Ehrengabe zum Reinhold-Schneider-Preis würdigt die unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Salomon tagende Jury aus dem Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Mitgliedern des Gemeinderates und Kunstexpertinnen und -experten in diesem Jahr Helga Marten.Die 84-jährige Künstlerin lebt seit 1953 in Freiburg und geht noch täglich zum Malen in ihr Atelier. Von 1952 bis 1960 studierte sie Malerei an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in München und Freiburg, zuletzt als Meisterschülerin von Professor Hans Meyboden an der Freiburger Außenstelle der Kunstakademie Karlsruhe.Im Zentrum ihres bisherigen malerischen und grafischen Lebenswerks stehen Porträts und Landschaften. Diese werden von Helga Marten nicht naturalistisch abgebildet, sondern sind ihr in Tradition der klassischen Moderne Anlässe für Farb-Experimente, die zwar auf die Landschaft oder den Menschen verweisen, immer aber eigene künstlerische Realitäten kreieren.

Jurybegründung

Helga Marten hat zu jeder Zeit ihrer über ein halbes Jahrhundert zurück reichenden künstlerischen Arbeit die malerische Herausforderung gesucht. Im Vertrauen auf die Tradition umfasst sie die klassischen Genres – Stillleben, Landschaften und Bildnisse. Das umfangreiche grafische Werk enthält Zeichnungen, Radierungen und Monotypien. Helga Marten komponiert, verdichtet und transponiert Motive ihrer direkten Umgebung in die zweidimensionale Bildebene. Signifikant für ihre malerische Bildsprache ist eine sublime Modifikation der alltäglichen Dingwelt durch geheimnisvolle Farbgebung in Malerei. Und so zeugen diese Bilder vom Sehen und Malen voller Dynamik und Sinnlichkeit.

Laudatio

Hans-Joachim Müller

Jury

Nach der vom Gemeinderat am 23. Oktober 2001 beschlossenen Satzung besteht die Jury aus dem Oberbürgermeister, dem Kulturbürgermeister, fünf Mitgliedern des Gemeinderates und sechs Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens.

  • Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon (Vorsitz und Stimme übertragen an EBM von Kirchbach)​
  • Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (Vorsitz)

Stadträtinnen und Stadträte

  • Stadträtin Pia Federer
    Bündnis 90/Die GRÜNEN
  • Stadträtin Dr. Carolin Jenkner
    CDU-Fraktion
  • Stadträtin Türkan Karakurt
    SPD-Fraktion
  • Stadtrat Atai Keller
    Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Listen
  • Stadtrat Prof. Klaus-Dieter RückauerFraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert/ Für Freiburg

Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens

  • Bernhard Amelung
    Redakteur der Badischen Zeitung, Schwerpunkte: Pop- und Clubkultur, Freizeit- und Veranstaltungsportal bz-ticket.de, Onlinemagazin fudder.de
  • Prof. Carola Bauckholt
    Komponistin, Verlegerin und Intermedia-Künstlerin
  • Hae-Kyung Jung
    Kantorin/Organistin an der Christuskirche Freiburg und Bezirkskantorin des Stadtkirchenbezirks
  • Prof. Camille Savage-Kroll
    Professorin für Elementare Musikpädagogik und Rhythmik an der Hochschule für Musik Freiburg
  • Reinhard Stephan
    Mitgründer und ehemaliger Geschäftsführer der Freiburger Jazz- und Rockschulen (JRS), Mitgründer der HKDM. Mitglied der Freiburger Band Tabasco
  • Cécile Verny
    Frontsängerin des Cécile Verny Quartets, Reinhold-Schneider-Preisträgerin 2012

2014 Literatur

Reinhold-Schneider-Preis: Klaus Theweleit

Mit dem Reinhold-Schneider-Preis würdigt die unter Vorsitz von Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach tagende Jury aus Mitgliedern des Gemeinderats und Literaturexpertinnen und -experten das in Themen und Stil außergewöhnliche und seit Jahrzehnten international viel beachtete Werk des in Freiburg lebenden Autors.

Klaus Theweleit wurde 1942 in Ostpreußen geboren, studierte Germanistik und Anglistik in Kiel und Freiburg und war von 1969 bis 1972 als freier Mitarbeiter des Südwestfunks tätig. Theweleit lehrte am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Bis zu seiner Emeritierung hatte er über zehn Jahre eine Professur für Kunsttheorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe inne und versieht derzeit wechselnde Lehraufträge in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich.

Jurybegründung

Seit vierzig Jahren bereichert der Denker und Autor Klaus Theweleit mit seinen national wie international beachteten Texten zur Mentalitäts- und Kulturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts Wissenschaft und Literatur. Sein vielfältiges und vielgestaltiges Werk nimmt immer wieder neu das Verhältnis von Macht und Geschlecht in den Blick und sprengt dabei die Grenzen der akademischen Disziplinen. Mit "Männerphantasien" schrieb Theweleit eines der wichtigsten Bücher zur Psychopathologie des Faschismus. Doch sein leidenschaftlicher Erkenntnisdrang richtet sich ebenso auf Phänomene der Popmusik oder den Fußball. In seinen Relektüren kulturgeschichtlicher Texte hat er durch Einbeziehung von Bildmedien ein ganz neues Genre hervorgebracht. Mit dem Reinhold-Schneider-Preis würdigt die Stadt Freiburg das außergewöhnliche Lebenswerk des kritischen Aufklärers Klaus Theweleit.

Laudatio

Prof. em. Dr. Wolfgang Eßbach
Institut für Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Stipendium: Lisa Kränzler

Mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis würdigt die unter Vorsitz von Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach tagende Jury aus Mitgliedern des Gemeinderats und Literaturexpertinnen und -experten in diesem Jahr Lisa Kränzler.

Die 1983 in Ravensburg geborene Kränzler studierte Freie Kunst (Studiengang Malerei/Grafik) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Außenstelle Freiburg, und war 2010/11 Meisterschülerin bei Tatjana Doll.

Neben und für ihre Malerei wurde das Schreiben immer wichtiger. Die 31-jährige Lisa Kränzler debütierte 2012 mit ihrem Roman „Export A". Mit ihrem Erstling wurde sie für den Klaus-Michael Kühne-Preis 2012 und für den Rauriser Literaturpreis 2013 nominiert. In Rückblicken und Monatagetechnik werden die Themen Erwachsenwerden, Destruktion, Exzess und Schuld anhand der Geschichte einer 16jährigen Austauschschülerin in Kanada erzählt. Beim letztjährigen Ingeborg Bachmann-Wettbewerb erhielt Kränzler den 3Sat-Preis. Ihr zweiter Roman „Nachhinein", der die Geschichte einer ungleichen Mädchenfreundschaft erzählt, bescherte Kränzler 2013 die Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse.

Jurybegründung


Lisa Kränzler erzählt mit großer Authentizität in ihrer eigenen Sprache, mit ihrem eigenen Klang, zu ihren eigenen Bildern. Parallel zu ihrer Arbeit als bildende Künstlerin hat sie zwei viel beachtete und hoch gelobte Romane veröffentlicht, ihr drittes Werk ist abgeschlossen. Ungeachtet der großen medialen Aufmerksamkeit sucht diese starke Persönlichkeit ihren Weg und hebt sich mit ihrer schonungslosen und sprachlich radikalen Erzählweise aus den Veröffentlichungen ihrer Generation heraus. Die Stadt Freiburg würdigt die Autorin Lisa Kränzler und ihren unverkennbaren Stil mit dem Stipendium zum Reinhold-Schneider-Preis.

Laudatio

Jörg Sundermeier
Verleger des Verbrecher Verlags Berlin

Jury

Nach der vom Gemeinderat am 23. Oktober 2001 beschlossenen Satzung besteht die Jury aus dem Oberbürgermeister, dem Kulturbürgermeister, fünf Mitgliedern des Gemeinderates und sechs Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens.

  • Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon (vertreten durch Bürgermeister von Kirchbach)
  • Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (Jury-Vorsitz)

Stadträtinnen und Stadträte

  • Stadträtin Pia Federer
    Fraktionsgemeinschaft Junges Freiburg/Die GRÜNEN
  • Stadträtin Dr. Ellen Breckwoldt
    CDU-Fraktion
  • Stadtrat Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Eßmann
    SPD-Fraktion
  • Stadtrat Atai Keller
    Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Listen
  • Stadtrat Nikolaus von Gayling-Westphal
    FDP-Fraktion

Persönlichkeiten des geistigen und kulturellen Lebens

  • Dr. Martin Ebel
    Literaturredakteur des "Tages-Anzeiger" Zürich
  • Sebastian Reiß
    Leiter des Hörbüro Freiburg, Präsentation literarischer Neuerscheinungen in der Reihe „Reiß liest...“
  • Jürgen Reuß
    Autor, freier Journalist, Literatur-, Theaterkritiker und Übersetzer
  • Dr. Bettina Schulte
    Kulturredakteurin der Badischen Zeitung
  • Dr. Stefanie Stegmann
    Leiterin des Literaturbüros Freiburg von 2005-2013. Seit Januar 2014 Leiterin des Literaturhauses Stuttgart
  • PD Dr. Weertje Willms
    Dozentin für Neuere Deutsche Literatur sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Festakt

Am 10. April 2014 verlieh Oberbürgermeister Dieter Salomon im Rahmen eines Festaktes im Historischen Kaufhaus den Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg in der Sparte Literatur an die beiden Preisträger Prof. Dr. Klaus Theweleit und Lisa Kränzler.