Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadt
Umweltpolitik in der Green City Freiburg
Die Stadt Freiburg ist stolz auf ihr ökologisches Profil. Dieses wird geprägt durch
- ein breit verankertes Umweltbewusstsein bei den Bürgerinnen und Bürger der Stadt
- eine langfristig angelegte Umweltpolitik als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung und
- einem Netzwerk von Institutionen des Umweltschutzes (Wissenschaft, Wirtschaft, NGO's).
Highlights der Umweltpolitik Freiburgs
Verkehrspolitik
Ziel der Freiburger Verkehrspolitik ist es, Verkehr durch eine integrierte Stadt- und Verkehrsplanung (der Wege) zu reduzieren, den Autoverkehr auf die Verkehrsmittel ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr zu verlagern und den nicht verlagerbaren Autoverkehr so umwelt- und stadtverträglich wie möglich abzuwickeln. wichtige Bausteine dieser Verkehrspolitik sind der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV), die Komplettierung des Radverkehrsnetzes, die Bündelung des Autoverkehrs auf stadtverträgliche Trassen, die Verkehrsberuhigung der Wohngebiete sowie die Parkraumbewirtschaftung.
Der öffentliche Nahverkehr bietet in einem regionalen Verkehrsverbund ein ca. 3.000 km langes Streckennetz, bestehend aus Stadtbahnen, Bussen und S-Bahnen. Die Benutzung des ÖPNV ist durch ein sehr preisgünstiges Monatsticket (47,00 €) für das ganze Gebiet sehr attraktiv. Für Radfahrende ist ein Radverkehrsnetz von fast 500 km Länge vorhanden, es gibt 9.000 Abstellplätze im ganzen Stadtgebiet, darunter ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof mit 1.000 Stellplätzen. Über ein Vierteil aller Wege innerhalb der Stadt legt die Freiburger Bevölkerung mit dem Rad zurück.
Energiepolitik und Klimaschutz
Das lokale Energieversorgungskonzept für Wärme und Strom besteht aus drei Schwerpunkten
- Energiesparen
- Entwicklung von erneuerbaren Energien
- Energieeffizienz bei der Erzeugung.
Ein Beispiel der vielen Maßnahmen zum Energiesparen ist der in Freiburg beim Neubau von Wohngebäuden vorgeschriebene Niedrigenergiehaus-Standard (1/3 weniger Energieverbrauch als nach dem deutschen Gesetz) und die Einführung des Passivhaus-Standards schrittweise bis 2011.
Im Bereich der erneuerbaren Energien ist Freiburg bekannt als „Solar-City“,da hier eine einmalige Konzentration von Institutionen und Know-how in der Forschung, der Architektur, der Produktion, dem Consulting und der Ausbildung gewachsen ist. Auf dem Gebiet der Solarwirtschaft sind in Freiburg ca. 1.500 Arbeitsplätze in etwa 80 Unternehmen entstanden. Die Solarenergie zusammen mit den anderen regenerativen Energieträgern (Biomasse, Wasserkraft, Windkraft und Geothermie) haben ein dynamisches Wachstumspotenzial.
Zur effizienten Erzeugung von Wärme und Strom sind in Freiburg zwischenzeitlich ca. 140 Blockheizkraftwerke mit der KWK-Technik (Cogeneration) in Betrieb gegangen. Diese Kraftwerke produzieren umweltfreundlich und wirtschaftlich Strom (ca. 50 % des städtischen Bedarfs) und Wärme.
Die CO2-Emissionen in Freiburg werden verursacht durch Energieversorgung und Verkehr. Der Gemeinderat hat beschlossen, bis zum Jahr 2030 den CO2-Ausstoß zu halbieren und bis 2050 ganz auf null zu stellen - bezogen auf die Emissionen des Jahres 1992. Laut der aktuellen Freiburger Klimaschutzbilanz für 2012 sind die Pro-Kopf-Emissionen erneut leicht zurückgegangen und bestätigen damit den seit 1992 kontinuierlich rückläufigen Trend. Die Reduktion hat sich im 10-Jahres-Vergleich aber deutlich verlangsamt.
SolarRegion Freiburg
Mit dem Projekt „SolarRegion Freiburg“ hat sich die Stadt Freiburg eine führende Stellung in der Anwendung von Solarenergie erworben. Über die Nutzung der umweltfreundlichen Energiequelle hinaus arbeiten Institutionen, Unternehmen und engagierte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit der Stadt an der nachhaltigen Entwicklung der Region. Ob in den Bereichen Arbeit, Bürgerbeteiligung, Marketing, Tourismus, Bauen, Forschung oder Bildung, überall entfaltet die Sonnenenergie positive Wirkung für die Gesellschaft.
Von den vielen hundert Solarprojekten in Freiburg können die interessantesten besichtigt werden, von der Solararchitektur über solare Sportanlagen, Industrieproduktion und CO2-freien Hotels bis zu Schulprojekten.
Abfallwirtschaft
Die Probleme wachsenden Abfallaufkommens werden in Freiburg durch das Abfallwirtschaftskonzept mit drei Schwerpunkten gelöst:
- Vermeiden von Abfall
- Recycling von Abfall und
- umweltfreundliche Entsorgung des minimierten Restmülls.
Ein Schwerpunkt dieses Konzeptes ist das Sortiersystem, das in allen privaten Haushalten der Stadt angewandt wird. Dieses System besteht aus vier Behältnissen (für Leichtstoffverpackungen, Papier, Biomüll und Restmüll), die regelmäßig abgeholt werden, sowie einer Vielzahl von Systemen, um weitere Wertstoffe abzuschöpfen (Recyclinghöfe für Möbel, Glascontainer in Wohngebieten, Schnittgutsammlung, Schadstoffsammlung, etc.).
Dank dieses Abfallwirtschaftskonzeptes ist es gelungen, den Abfall innerhalb von ca. 20 Jahren ca. 28.000 t pro Jahr (entspricht ca. 130 kg Hausmüll je Bürger; Verwertungsquote 68 %) zu reduzieren. Nur der minimierte Restmüll wird in einer modernsten Verbrennungsanlage für zusammen insgesamt 7 Stadt- und Landkreise behandelt. Das Abfallwirtschaftskonzept ist wegen der Realisierung der Prioritäten Vermeidung und Verwertung sowohl ökologisch wie auch ökonomisch effizient.
Wasserwirtschaft und Wasserversorgung
Bedingt durch die Topographie der Gemarkungsfläche bringen Starkniederschläge erhebliche Wassermassen ins Stadtgebiet. Entsprechende Hochwasservorkehrungen sind daher erforderlich.
Im Rahmen der ökologischen und naturverträglichen Regenwasserbewirtschaftung wird in Freiburg bereits seit geraumer Zeit bei der Neuerschließung von Baugebieten das abzuleitende Niederschlagswasser über den belebten Oberboden versickert oder im Trennsystem den Gewässern zugeführt.
Freiburg liegt in einem Bereich besonders durchlässiger Böden und ist Anbaugebiet vieler Sonderkulturen (Wein, Spargel). Dies birgt die Gefahr, dass Grundwasser und Trinkwasser mit mineralischen Düngern oder Agrochemikalien (Pestiziden) belastet wird. Das Energie- und Wasserversorgungsunternehmen badenova hat deshalb in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den umliegenden Gemeinden sowie in Kooperation mit der Landwirtschaft Konzepte zur Verringerung des Nitrat- und Pestizideinsatzes entwickelt.
Der Freizeitwert Freiburgs ist auch geprägt durch eine Vielzahl von Baggerseen, die jedoch teilweise durch Phosphateinträge ein Eutrophierungsrisiko haben. Als Vorsorge gegen ein „Umkippen“ der beliebten Baggerseen werden Konzepte zur Vermeidung dieser Entwicklung umgesetzt.
Naturschutz
Das Gebiet Freiburgs weist einen Höhenunterschied von rund 1.000 m auf. Dementsprechend vielseitig sind die anzutreffenden Lebensräume mit ihrem unterschiedlichen Artenspektrum. Im Verdichtungsraum Freiburg befinden sich sowohl mediterrane als auch montane Lebensgemeinschaften.
Die Stadt betrachtet es als ihren Auftrag, diese Biodiversität zu erhalten und zu entwickeln. Mehr als 50 % des Stadtgebiets sind durch Schutzgebiete für den Arten- und Lebensraumschutz und zur Erhaltung von Erholungsfunktionen sichergestellt.
Waldwirtschaft
Der Stadtwald Freiburg gehört mit 5.200 ha zu den größten Kommunalwäldern der Bundesrepublik. An der Nahtzone zwischen Rheinebene und Schwarzwald bietet er eine außerordentliche Vielfalt unterschiedlichster Waldlebensräume vom wärmeliebenden Eichenwald der Ebene in 200 m Höhe bis zum Bergmischwald aus Tanne, Fichte und Buche am Schauinsland (1284 m).
Der Wald wird gleichrangig als Wirtschaftswald, Erholungswald und ökologischer Ausgleichsraum nach strengen gesetzlichen Nachhaltigkeitskriterien bewirtschaftet. Seit 1999 ist der Stadtwald zusätzlich auf freiwilliger Basis nach den internationalen Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert.
Stadtplanung und Stadtentwicklung
Die Stadtentwicklung folgt strikt dem Nachhaltigkeitsprinzip und räumt unter ökologischen Gesichtspunkten der Innenentwicklung absoluten Vorrang vor den Außenentwicklungen ein. Entstehende neue Stadtteile oder Konversionsgebiete werden in der Regel unter Beachtung wichtiger ökologischer Optimierungen wie Niedrigenergiebauweise ab 2011 Passivhausbauweise, zentrale Wärme- und Stromerzeugung durch effiziente Systeme, Regenwasserversickerung, Anbindung an öffentlichen Nahverkehr etc., realisiert.
Die jüngsten Freiburger Stadtteile Vauban (5.000 Einwohner) und Rieselfeld (8.700 Einwohner) berücksichtigen in besonderer Weise die breite Palette nachhaltigen Bauens. Im Ergebnis sind familienfreundliche Wohnquartiere entstanden, die weit über Freiburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Politiker, Stadtplaner, Architekten, Vertreter von Umweltgruppen u. a. sehen in beiden Quartieren positive Beispiele künftiger Stadtentwicklung.
Ökonomische Effekte
Diese Umweltpolitik als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung hat zu einem Wachstum der Umweltwirtschaft der Region Freiburg geführt.
Zwischenzeitlich wird im Bereich der Umweltwirtschaft (Forschung, Ver- und Entsorgung, Solartechnik, Consulting, etc.) ein jährlicher Umsatz von 500 Millionen Euro produziert. Dies führte bislang zu mehr als 10.000 Arbeitsplätzen und ist damit gleichzeitig eine Sicherung der ökonomischen Zukunft der Stadt.