Bäume binden Kohlendioxid

Stadtwald steht gut da

Grüner Wald
Freiburgs Wald steht im Vergleich zu anderen Wäldern gut da. (Symbolfoto: Seeger/Stadt Freiburg)

Der Bericht zur Bundeswaldinventur (BWI) hat in den letzten Woche für viele Schlagzeilen gesorgt. Grund dafür: Der Wald senkt den Kohlendioxidgehalt nicht mehr, sondern erhöht ihn. Bei einem Pressetermin haben das Freiburger Umweltdezernat und das städtische Forstamt erklärt, warum das in Freiburg nicht so ist.

Klimaschutz ist bei der Pflege und Bewirtschaftung des Freiburger Waldes nicht nur ein willkommener Nebeneffekt. Wir sehen darin, neben dem Schutz der Biodiversität, der Sozialfunktion und der Holznutzung, die vierte, gleichberechtigte Waldfunktion. Sie ist Teil unseres Zielsystems. Dies kommt in unserer Waldkonvention von 2020 klar zum Ausdruck und das gelingt auch in Freiburg.

Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit

So hilft der Wald beim Klimaschutz

Wald bindet und speichert Kohlenstoff. Deswegen ist seine Pflege und Bewirtschaftung so wichtig. Nur so kann der Kohlenstoffgehalt im lebenden Baumbestand, im Totholz und im Boden stabilisiert werden. Gleichzeitig sind auch eine nachhaltige Holznutzung und gezielte Holzvermarktung wichtig für den Klimaschutz. Buchheit und das Leitungsteam des Forstamts zeigten der anwesenden Presse, wie das in Freiburg funktioniert.

Freiburg hat genauere Daten als der Bund

Alle zehn Jahre findet die Bundeswaldinventur statt, im Freiburger Stadtwald wurden dafür zwischen April 2021 und Dezember 2022  50 Stichproben erhoben. Das ist zu wenig, um daraus sichere Ergebnisse abzuleiten. Der Stadtwald Freiburg verfügt aber über eine weitere, deutlich engmaschigere Stichprobeninventur. Zuletzt 2019 wurden dafür an 2430 Punkten vergleichbare Daten erhoben. 

Veränderungen gibt es überall

Dabei wird deutlich: Neben Parallelen gibt es auch große Unterschiede. Gemeinsam ist den Wäldern zwischen Flensburg bis Berchtesgaden, dass sie den gravierenden Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt sind: Dürreschäden, Witterungsextreme, mehr Schadinsekten, eine geringere Widerstandskraft der Bäume gegen Pilze und komplexe Krankheiten.

Zwar haben sich in den letzten zehn Jahren alle Wälder bundesweit verändert, aber es gibt große Unterschiede, da sie auf unterschiedlichen Böden wachsen, sie sich in Baumartenmischung und Waldstruktur unterscheiden und mit unterschiedlichen Zielen und Strategien bewirtschaftet werden.

Mehr Holz in Freiburg, aber kaum Fichten

Während der Holzvorrat (und damit der im lebenden Holz gebundene Kohlenstoff) im Bundesdurchschnitt 335 Kubikmeter je Hektar beträgt, sind es in Freiburg 380 Kubikmetern. Ert ist anders als im Bundesdurchschnitt in den vergangenen zehn Jahren auch nicht gesunken, sondern um 4 Prozent angestiegen. Bei den Baumarten spielt die Kiefer, mit 21,8 Prozent bundesweit der Primus, in Freiburg so gut wie keine Rolle. Die Fichte, bundesweit mit 20,9 Prozent zweithäufigste Baumart,rangiert im Stadtwald mit 10 Prozent nur auf Rang 4, hinter Buche (17 Prozent), Douglasie (12 Prozent) und Eiche (11 Prozent).

Diese Vergleiche machen deutlich, dass die Analyse der Ergebnisse nicht bei den Durchschnittswerten enden sollte. Der regelmäßige bundesdeutsche Blick auf den Wald ist wichtig als Monitor. Die Ergebnisse müssten ein Weckruf sein für politische Entscheidungen zum Wohle des Waldes und des Klimaschutzes.

Natürliche Zusammensetzung zahlt sich aus

Während das Monotoring bundesweit ein Weckruf sein sollte, braucht man auf lokale Ebene nicht in Krisenstimmung verfallen. Zahlreiche gute Beispiele für langfristigen, erfolgreichen Waldumbau zeigen dass es Strategien gibt, um Wälder gut aufzustellen. So wird der Stadtwald bereits seit Anfang der 1990er Jahre naturnah bewirtschaft. Dabei orientieren sich das Forstamt an der natürlichen Baumartenzusammensetzung und an natürlichen Entwicklungsprozessen. Seit über 30 Jahren wurde somit in allen Wäldern, die jung genug sind, der Anteil der Mischbaumarten erhöht. Heute nimmt keine einzelne Baumart mehr als 17 Prozent ein. Mit über 50 Baumarten (ohne die Exoten im Arboretum) weist der Stadtwald eine sehr breite Palette auf.

Junge Bäume unter dem Schirm der alten

Der natürlichen Verjüngung aus den Samen der Altbäume wurde und wird konsequent Priorität eingeräumt. Auf 36 Prozent der Waldfläche wachsen junge Bäume unter dem Schirm und dem Schutz der Altbäume. So stehen sie schon in den Startlöchern, selbst wenn die älteren Bäume darüber als Folge von Dürre oder anderen Schäden absterben. Gleichzeitig mindern sie die Freisetzung von CO2 aus dem Boden und dem Laubstreu nach Schäden im Altbestand – und wenn eine Lücke entsteht, nutzen sie das Licht, um selbst zu wachsen und so wieder CO2 zu binden.

Jagd spielt eine wichtige Rolle

Ein Schlüssel zum Erfolg aller Bemühungen ist eine engagierte Jagd, so dass der Verbiss des Rehwildes nicht zu einer Entmischung der Baumarten in der Verjüngung führt.

Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß

Auch Holzverwendung ist wichtig

Für den Klimaschutz ist auch eine hochwertige und langfristige Holzverwendung wichtig. Am besten wird das geerntete Holz in Gebäuden verbaut, sodass das Kohlenstoffdioxid über viele Jahrzehnte gebunden wird. Gleichzeitig ersetzt das Holz dort energieintensive Materialien und schont endliche Ressourcen.

Wir können den Umfang der CO2-Bindung, Speicherung und Substitution nur näherungsweise herleiten, haben das aber nach den gängigen Verfahren genauer betrachtet. Mit Stand 2021 sind im Freiburger Wald 3,6 Millionen Tonnen CO2 jeweils zur Hälfte im Baumbestand und im Waldboden gespeichert. Die Pflege und Bewirtschaftung unseres Stadtwaldes zielt darauf, ihn gesund zu erhalten, zu stabilisieren und damit den CO2-Speicher zu sichern. Durch die nachhaltige Ernte und Verwendung von jährlich 38.000 Kubikmetern Holz wird darüber hinaus die Atmosphäre jährlich um weitere 42.000 Tonnen CO2 entlastet.

Betriebsleiter Berno Menzinger

Veröffentlicht am 17. Oktober 2024