Die Stadtverwaltung hat das Planungsbüro ARGUS beauftragt, die Situation bzgl. des Autoverkehrs zu analysieren, die Wünsch der Bevölkerung zu erfassen und daraus Verbesserungsvorschläge zu erstellen.
Die Wünsche der Bevölkerung zeigen ein diverses Meinungsbild.
An der Stadtteilkonferenz im Oktober 2021 wurde eine breite Palette von Wünschen geäußert: Verkehrsberuhigung, mehr Kontrollen des fahrenden und des parkenden Kfz-Verkehrs, Reduktion des Durchgangsverkehrs, breitere Gehwege anstelle von Parkplätzen in der Carl-Kistner-Straße - aber gleichzeitig auch eine gute Erreichbarkeit der Gebäude und Geschäfte für den Autoverkehr.
Wünsche aus den Beteiligungsrunden im Jahr 2023
Von der „Initiative Fuß- und Radentscheid“ kam der Vorschlag, sogenannte „Superblocks“ nach dem Vorbild der Stadt Barcelona einzurichten und somit Durchfahrtsmöglichkeiten für den Autoverkehr zu unterbinden. Zum Stadtteilzentrum Carl-Kistner-Straße kamen Vorschläge wie Einrichtung einer Fußgängerzone bzw. breitere Gehwege und mehr Flächen für den Aufenthalt unter Verzicht auf Parkplätze.
Gewerbetreibende betonten in den Beteiligungsrunden, dass sie zwar überwiegend ihre Kundschaft aus dem Stadtteil Haslach haben und viele Kunden zu Fuß, mit dem Fahrrad und der Stadtbahn kommen. Trotzdem möchten sie Kurzzeit-Parkplätze vor ihren Geschäften haben - um auch die Kundschaft zu erreichen, die mit dem Auto unterwegs ist.
Die temporäre Möblierung in der Carl-Kistner-Straße im Sommer 2023, bei der 13 der 56 Parkplätze der Carl-Kistner-Straße umgewandelt wurden, kam unterschiedlich an. Eine Auswertung aller via E-Mail, Webseite, per Post und per Social Media eingegangenen Rückmeldungen ergab, dass 52% die Möblierung positiv und 29% negativ fanden. Besonders oft positiv bewertet wurden die zusätzlichen Sitzmöglichkeiten und Radabstellgelegenheiten. Aus der Sicht von Gewerbetreibenden gab es zahlreiche kritische Stimmen bzgl. einer Verschlechterung der Erreichbarkeit - auch für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen. Vor allem aber wurde mehr Kommunikation und Beteiligung gewünscht. Am 15.09.2023 fand vor Ort ein Informationstermin statt, bei dem unterschiedliche Rückmeldungen eingingen.
Das Planungsbüro berücksichtigte diese unterschiedlichen Meinungsbilder, in dem verschiedenste Vorschläge erstellt wurden. Diese Vorschläge wurden diskutiert mit verschiedenen Akteure des Stadtteils sowie im Nov. 2023 mit einer Gruppe aus zufällig ausgewählten Bürger*innen.
Die Überlegungen wurden weiter ausgearbeitet und können auf dieser Webseite eingesehen werden. Beim Bürgerdialog am 16. Juli wurden sie der Öffentlichkeit vorgestell.
Beteiligungsverfahren
Seit dem Beginn des Projekts im Frühjahr 2023 erfolgte eine umfangreiche Beteiligung der verschiedenen Akteure in Haslach. Hier wurden zum einen Vorschläge und Ideen der Bürgerschaft gesammelt und erfasst, zum anderen Vorschläge des Planungsbüros vorgestellt und besprochen.
2023
Frühjahr
Verschiedene Gespräche mit Bürgerverein, Nachbarschaftswerk
Juli
Stadtteil-Rundgang mit den „Stadtteildetektiven“ (Kinderbüro)
Juni - Juli
Beteiligung in einer Runde aus (Lokalverein, Nachbarschaftswerk, Gewerbetreibende, FR-Entscheid)
Juli - August
Aktion: temporäre Möblierung Carl-Kistner-Straße. Hier wurde für einen kurzen Zeitraum Möglichkeiten zur Möblierung und Belebung der Carl-Kistner-Straße ausprobiert, zudem gab es Gelegenheit, Rückmeldungen an die Verwaltung zu geben.
September
Vor Ort Infostand am Dorfbrunnen Möglichkeit der Anmeldung für einen Planungsworkshop
November
Planungsworkshop mit ca. 25 zufällig aus den Anmeldungen ausgelosten Bürger*innen und ca. 25 Akteuren (Lokalverein, Nachbarschaftswerk, Gewerbe, FR-Entscheid)
2024
Januar
Neujahrsempfang Haslach (Dreikönigstreffen) Information und Diskussion
Februar
Beteiligung in kleinerer Runde von Akteuren aus allen Bereichen (Lokalverein, Nachbarschaftswerk, Gewerbe, FR-Entscheid)
Juli
Öffentlicher Bürgerdialog: Vorstellung und Diskussion der Vorschläge zur Verkehrsberuhigung
Fazit der Beteiligung
In der Summe aus diesen vielen Beteiligungsveranstaltungen entstand ein durchaus aussagekräftiger Querschnitt an Meinungen, der die Vielfalt der Interessen widerspiegelt.
Kurz gefasst ist es so, dass einige Teilnehmer*innen an den Planungsdiskussionen keine Notwendigkeit dafür sehen, dass sich überhaupt etwas ändert am Verkehrsbild in Haslach. Sie wollen keine oder allenfalls geringe Einschränkungen für Autofahrende und den Erhalt der Gegebenheiten.
Andere Teilnehmer*innen wiederum wünschen sich möglichst starke Änderungen an der Verkehrssituation in dem Sinne, dass der Autoverkehr spürbar zurück gedrängt wird.
Einige Teilnehmer*innen wünschen sich pragmatische Lösungen, die die Belange aller Verkehrsteilnehmer*innen ausgeglichen berücksichtigen.
Insgesamt gesehen gibt es unter den verschiedenen Gruppen durchaus Interessenkonflikte. Sie betreffen Aufenthaltsmöglichkeiten, Verkehrssicherheit, Straßenraumqualität, Reduzierung des Durchgangsverkehrs, Parkplätze, Erreichbarkeit für Kunden, Erhalt der Geschäfte und anderes mehr. Dabei sind die öffentlichen Flächen nicht beliebig zu vermehren. Das bedeutet: Kompromisse sind anzustreben.