Überblick und stadtplanerische Analyse
Das Gebiet, um das es geht, fasst Haslach-Egerten und Haslach-Gartenstadt zusammen. Es wird begrenzt durch die B 31 und die B 3 in Norden und Süden sowie den Bahnanlagen im Westen und Osten. Im Untersuchungsgebiet leben rd. 16.300 Einwohner, das sind 7 % der Gesamtbevölkerung der Stadt Freiburg (in ganz Haslach, also inklusive Haslach-Haid und Haslach-Schildacker leben ca. 20.000 Einwohner*innen).
Der überwiegende Teil der Wohnungen wird von Einpersonenhaushalten bewohnt. Der Pkw-Besitz pro Haushalt liegt zwischen 0,5 und 0,6 und ist damit etwas geringer als im Freiburger Durchschnitt.
Der Stadtteil wächst, z.B. in den letzten 5 Jahren um 1.600 Personen (plus 10%), damit zusammenhängend wächst auch die Zahl der Pkw (plus 733 Pkw, ebenso ca. plus 10%) und der damit verbundene Autoverkehr.
Haslach ist vielfältig, kompakt und umfasst alle typischen städtischen Aktivitäten wie z.B. Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel, Schulen, Freizeitangebote oder Gastronomie. Hervorzuheben ist das Stadtteilzentrum in der Carl-Kistner-Straße, das sowohl ohne als auch mit Auto gut zu erreichen ist. Das bedeutet, es gibt viele mögliche kurze Wege, viele Schutzbedürfnisse, und auch eine Unterstützungswürdigkeit des Stadtteilzentrums.
Verkehrsplanerische Analyse des Autoverkehrs Stadtteils
Straßennetz
Das Straßennetz wird durch die Straßen mit einer übergreifenden Verbindungsfunktion geprägt. Hervorzuheben sind der Straßenzug von Südwesten nach Nordosten von der Uffhauser Straße über die Markgrafenstraße und die Haslacher Straße sowie die Carl-Kistner-Straße von West nach Ost. Nachgeordnet der Straßenzug Feldbergstraße – Staufener Straße. Im gesamten Stadtbezirk gelten bis auf wenige Ausnahmen Tempo-30-Regelungen, in der Carl-Kistner-Straße sogar eine Tempo-20-Anordnung – dort mit einer vorgeschriebenen Anlieger-Nutzung.
Verkehrsstärken
Bei einer Größe eines Stadtteils von ca. 20.000 Personen, die ca. 8.000 Pkws besitzen, entsteht eine relevante Autoverkehrsmenge aus dem Stadtteil heraus, dieser Verkehr wird als Quell- bzw. Zielverkehr bezeichnet. Zudem hat die Innenstadtnähe und der Größe Haslachs zur Folge, dass es für die Bewohner*innen von z.B. Weingarten und anderen Stadtteilen günstig ist, auf dem Weg in die Innenstadt durch Haslach zu fahren. Findet das mit dem Auto statt, ist dies der Durchgangsverkehr durch Haslach.
Durchgangsverkehre
Eine messtechnische Erfassung des Autoverkehrs in einem einwöchigen Zeitraum im Sept. 2023 ergab genaue Kenntnisse zu Verkehrsstärken des Kfz-Verkehrs in den verschiedenen Straßenzügen sowie Kenntnisse zum Anteil des Durchgangsverkehrs.
Diese Erfassung erfolgte mit einer sogenannten „Bluetooth“-Erfassung. Moderne Fahrzeuge senden über ihre Infotainmentsysteme Bluetooth-Kennungen aus, die am Straßenrand von Zählgeräten erfasst werden und mittels paralleler Zählungen des gesamten Kfz-Verkehrs auf die Gesamtverkehrsmenge hochgerechnet werden. Dadurch kann ermittelt werden, ob bzw. in welcher Zeitdauer die Autos durch den Stadtteil durchfahren. Alles erfolgt anonymisiert und nicht personenbezogen.
Bei dieser Analyse können außerdem verschiedene Zeitwerte betrachtet werden, womit man abschätzen kann, welches Verkehrsgeschehen sich mit dem Autoverkehr abspielt.
Im Rahmen dieser Untersuchung gibt es Ergebnisse zum Stadtteil Haslach zu folgenden Verkehren:
Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse für den Stadtteil gemäß der Untersuchung in einer Septemberwoche.
Es zeigt sich, dass es grob gesprochen eine ähnliche Menge an Autoverkehr jeweils durchfährt, eine kurze oder lange Erledigung macht oder seine Quelle oder sein Ziel dort hat.
Besonders hohe Anteile an Durchgangsverkehr zeigen sich an Querschnitt 3 (Brücke Opfinger Straße) und Querschnitt 6 (Beginn der Carl-Kistner-Straße an der Eschholzstraße). Weniger Durchgangsverkehr haben die Uffhauser Straße und die Feldbergstraße.
Betrachtet man die absoluten Verkehrsstärken der übergeordneten Straßen, so haben diese jeweils etwa 5.000 bis 7.000 Kraftfahrzeugen pro Tag. Da der Anteil des Durchgangsverkehrs (ohne Halt) von 28% bis 43% reicht, kann man die absolute Menge des Durchgangsverkehrs ermitteln als im Bereich von 1.500 bis 3.000 Kfz/Tag, je nach Streckenzug.
Der gesamte Durchgangsverkehr durch Haslach fließt nahezu vollständig an der Kreuzung Uffhauser Straße / Opfinger Straße / Markgrafenstraße / Carl-Kistner-Straße zusammen. Dadurch kommt bei der Betrachtung von Varianten diese Kreuzung besonders in den Fokus.
Geschwindigkeitsmessungen zeigen, dass das Tempo auf den größeren Straßen im Allgemeinen noch im Toleranzbereich liegt. Eher problematisch ist das Geschwindigkeitsniveau auf der Staufener Straße.
Das Parkraumangebot im Stadtteilzentrum besteht aus ca. 60 bewirtschafteten Parkplätzen in der Carl-Kistner-Straße (westlicher Abschnitt) und ca. 190 überwiegend unbewirtschafteten Parkplätzen im näheren Umfeld.
Verkehrsplanerische Analyse von Fuß- und Radverkehr und des ÖPNVs im Stadtteils
Die Fußverkehrsbedingungen in Haslach sind insgesamt als gut einzustufen. Besonders die vielen selbständigen Wege abseits von Straßen bergen Qualität für Zufußgehende. Es gibt jedoch Probleme an übergeordneten Straßen, auch die Verkehrssicherheit betreffend. Sichere Querungsmöglichkeiten sind teilweise eingeschränkt. Die größten Defizite sind im Zentrum des Stadtteils festzustellen. In der Carl-Kistner-Straße sind die Gehwegbreiten sehr unzureichend, es gibt wenig Aufenthaltsmöglichkeiten und die Beeinträchtigungen eines angenehmen Gehens sind augenfällig. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Es gibt ein gesamtstädtisches Radverkehrskonzept, das auch Planungsziele für Haslach darlegt. Zwei Freiburg-weite Routen verlaufen von Süd nach Nord durch Haslach. Hinzu kommt ein grob geplanter Radschnellwegverlauf von Südwesten nach Nordosten. Es gibt jedoch noch Verdichtungsmöglichkeiten. Auch im Radverkehr sind die übergeordneten Straßen teilweise problematisch und abschnittsweise sogar unfallträchtig.
Das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bietet insgesamt vor allem durch die Straßenbahnlinie 5 sehr gute Mobilitätsmöglichkeiten, auch als Basis für ein Leben ohne eigenes Auto. Zudem gibt es eine ergänzende Buslinienerschließung durch die Linie 14. Nur in den Randbereichen sowie infolge einer ungeradlinigen Teilstrecke der Buslinie sind Schwächen im Angebot zu erkennen.
Mehrere Carsharing-Plätze im Stadtbezirk bilden eine wichtige Ergänzung für die Mobilität ohne eigenes Auto.
Fazit
In der Gesamtsicht ist bzgl. Autoverkehr festzustellen, dass Haslach als großer Stadtteil mit ca. 20.000 Einwohner*innen ca. 2/3 des Autoverkehrs selber erzeugt, entweder in Form von Quell- oder Zielverkehr oder in Form von Autoverkehr, der dort Erledigungen durchführt.
Ca. ein Drittel des Autoverkehrs durchfährt den Stadtteil ohne zu halten, dieser Verkehr könnte grundsätzlich durch entsprechende Maßnahmen aus dem Stadtteil herausgehalten werden. Allerdings ist dabei zu betonen, dass eine gewisse Menge Durchgangsverkehr im städtischen Verkehrsraum unvermeidlich und typisch ist, da es keine Umgehungsrouten gibt, die nicht jeweils auch wieder andere Stadtteil betreffen.
So ist z.B. eine Autofahrt, die aus Haslach kommt und in einen anderen Stadtteil führt, in den anderen Stadtteilen auch wiederum Durchgangsverkehr. Dies ist bei der Ausarbeitung von Varianten zur Verkehrslenkung zu beachten.
Neben der Analyse von Verkehrsstärken ist auch die Gestaltung der Straßenräume zu beachten. Hier ist insbesondere die Carl-Kistner-Straße zu betrachten, die als Stadtteilzentrum und Kern von Haslach die höchsten städtebaulichen Anforderungen hat, diese aber eher einseitig zugunsten von Autos und eher zu Lasten des Fußverkehrs und des Aufenthalts erfüllt. Teilweise gibt es weitere problematische Straßen und Abschnitte im übergeordneten Straßennetz wie z.B. die Haslacher Straße, die Markgrafenstraße oder die Uffhauser Straße.
Grundsätzlich gibt es in Haslach ein großes Potenzial für eine stadtverträgliche Mobilität durch weitläufige verkehrsberuhigte oder sogar autofreie Teilflächen und Quartiere, mögliche kurze Wege und einen guten Zugang zur Straßenbahn.