Gleich zwei Mal ist Freiburg beim Deutschen Städtebaupreis 2023 ausgezeichnet worden: für den Beitrag "Lebenswertes Weingarten – Wohnen für alle" in der Kategorie "Städtebaupreis" und für das Klimaanpassungskonzept Hitze in der Kategorie Sonderpreis "Klimaanpassung gestalten".
Der Preis zeichnet städtebauliche Projekte aus, die einen nachhaltigen und innovativen Beitrag zur Stadtbaukultur leisten. „Mit der Doppelnominierung und der doppelten Auszeichnung zeigt sich, dass in Freiburg die Weichen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtentwicklung richtig gestellt wurden“, freute sich Baubürgermeister Martin Haag über die Preise, die Ende Mai in der Akademie der Künste in Berlin verliehen wurden.
Sieger der Herzen
Freiburg erreichte beide Male den zweiten Platz, hatte laut Jury den ersten Platz aber nur knapp verpasst und wurde als „Sieger der Herzen“ betitelt. Der von der Wüstenrot Stiftung geförderte Preis wird alle zwei Jahre durch die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung verliehen. Da bei stehen zeitgemäße Lebensformen, die Gestaltung des öffentlichen Raums, ein sparsamer Verbrauch von Ressourcen und Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege im Mittelpunkt. Der parallel zum Städtebaupreis vergebene Sonderpreis würdigt dringliche Handlungsfelder im Städtebau und in der Stadtplanung.
Freiburg hatte sich mit dem Wettbewerbsbeitrag „Lebenswertes Weingarten – Wohnen für alle“ für die Kategorie „Städtebaupreis“ und mit dem Klimaanpassungskonzept Hitze in der Kategorie Sonderpreis „Klimaanpassung gestalten“ beworben und wurde von der Jury in beiden Kategorien nominiert und ausgezeichnet. Der Städtebaupreis ging an München für das Werksviertel, Freiburg erreichte mit Weingarten den mit 1000 Euro dotierten zweiten Platz. Die Auszeichnung stellt eine große Wertschätzung für die städtebauliche Aufwertungsstrategie sowie das hohe Engagement in und für den Stadtteil Weingarten dar.
Unter dem Titel „Wohnen für alle – nachhaltiger und zukunftsweisender Umgang mit einer Großwohnsiedlung“ präsentierte das Stadtplanungsamt einen zukunftsfähigen Stadtteil. „Heute ist Weingarten ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort“, betonte Bürgermeister Haag. Hier sei gezeigt worden, „was mit Städtebauförderung, aktiver Bürgerbeteiligung, einem Gemeinschaftsbeitrag von Stadtverwaltung und freien Akteuren sowie guter Baukultur möglich ist“.
Ökologie plus Wohnqualität
Baumaßnahmen im Stadtteil folgten dabei immer dem Grundsatz eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden. So wurden etwa neue Gebäude auf untergenutzten Flächen und fünf- bis acht geschossige Häuser errichtet. Die bestehenden Hochhäuser wurden außerdem konsequent zu Passivhäusern modernisiert.
Auch Schulen und Kinder gärten wurden modernisiert, erneuert oder neu gebaut. Freiräume wurden als Plätze und Wegeverbindungen genutzt, Einkaufsmöglichkeiten gesichert – wie etwa am kürzlich fertiggestellten Holzbau am Else-Liefmann-Platz zu sehen ist. Dank Fördermitteln bleiben die Kosten der Mietenden auch nach der Modernisierung bezahlbar. Damit ist es der Stadt in Weingarten gelungen, die großen sozial-ökologischen Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig eine gute Wohn- und Aufenthaltsqualität zur erreichen.
Anpassen an die Hitze
In der Kategorie Sonderbaupreis gewann das Klimaanpassungskonzept Hitze (KLAK Hitze) den zweiten, ebenfalls mit 1000 Euro dotierten Platz. Ein wichtiges Auswahlkriterium war der Innovationscharakter. So dient das vom Stadtplanungsamt erarbeitete Konzept für den Umgang mit zunehmender Hitzebelastung bei allen städtischen Vorhaben als Grundlage, aktuell etwa beim Bebauungsplan Wiehre Nord, und trägt damit zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung bei. „Wenn wir über eine resiliente Entwicklung unserer Städte nachdenken, wird die Klimaanpassung eine Schlüsselrolle einnehmen“, so Haag. Die notwendige Anpassung an die Folgen des Klimawandels spiegele sich in allen Belangen der Stadt wider und werde das Aussehen der Städte maßgeblich verändern.
Ein Plan für die ganze Stadt
„Das KLAK Hitze zeigt auf, wo sich Hitze staut und wo sie auf besonders sensible städtische Bereiche trifft“, brachte es Roland Jerusalem, Leiter des Stadtplanungsamts, auf den Punkt. „Das sind Orte, an denen sehr viele Menschen auf einandertreffen und in denen es zu wenig Grünflächen gibt.“ Das Konzept stelle Maßnahmen vor, mit denen die Stadt und Grünstruktur an den Klimawandel angepasst werden könnten. Kernstück sei ein gesamtstädtischer Plan, welcher Hinweise zur Anpassung der städtebaulichen und freiräumlichen Strukturen gibt. Beide Projekte zeichnen sich durch einen besonders beispielhaften, zukunftsweisenden und experimentellen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel aus und haben deutschlandweit Vorbildcharakter.
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