Der Klimawandel ist kein Phänomen der fernen Zukunft, sondern bereits heute spürbare Realität in Freiburg. Die Stadt Freiburg gehört wegen ihrer Lage im Oberrheingraben zu den heißesten Städten Deutschlands. Die steigende Hitzebelastung zeigt sich durch mehr Hitzetage über 34 Grad Celsius und mehr Tropennächte mitüber 20 Grad Celsius. Allgemein sind Städte und ihre Bewohner_innen von Hitzebelastung besonders betroffen. Die dichte Bebauung und die versiegelten Verkehrsflächen heizen Städte stärker auf als dünn besiedeltes Umland mit mehr Freiflächen.
Um die hohe Lebensqualität in Freiburg langfristig zu sichern, wurde 2018 in enger Zusammenarbeit von Stadtplanung und Klimatologie im Stadtplanungsamt ein zukunftsorientiertes Klimaanpassungskonzept erarbeitet (119,61 MB). Es ist auf das Handlungsfeld „Hitze“ ausgerichtet und gibt Antworten auf folgende Kernfragen:
- Wie ist die derzeitige und zukünftig erwartete stadtklimatische Situation der Stadt Freiburg?
- Welche Stadtgebiete und Bevölkerungsteile sind von Hitzebelastung besonders betroffen?
- Wie kann eine wirksame Klimaanpassung sowohl auf gesamtstädtischer als auch auf Quartiers-Ebene funktionieren?
- Wo und wie müssen welche Prioritäten gesetzt werden?
- Wie können die kühlenden Elemente Wind, Schatten und Wasser in der Planung umgesetzt werden?
Klimaanpassungskonzept als Planungswerkzeug
Für die Stadt ist eine klimasensible Entwicklung auf allen Maßstabsebenen der Stadtplanung wichtig. Das Klimaanpassungskonzept Hitze ist dafür das passende Planungswerkzeug. Es zeigt für die fünf großen Handlungsfelder
- Grün- und Freiraumsystem
- Stadt- und Gebäudestruktur
- Gebäudebezogene Maßnahmen
- Mobilität
- Wasser
unterschiedliche Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung des Stadtgebiets aus der Perspektive einer möglichst optimalen Anpassung an die zunehmende Hitze auf. Vor allem großkronige Bäume auf begrünten Flächen wirken hitzeentlastend durch Verschattung und Verdunstungskühle. Außerdem sind die Begrünung von Dächern, Fassaden und Innenhöfen sowie die Verschattung von Gebäuden, Parkplätzen und Haltestellen wichtige Maßnahmen. Ebenso wichtig ist der Schutz von Kaltluftleitbahnen aus dem Schwarzwald als auch die Flächenentsiegelung und die Schaffung und Vernetzung von Freiflächen.
Bausteine des Klimaanpassungskonzeptes Hitze
Neben strategischen Leitsätzen und konkreten Maßnahmen, führt das Klimaanpassungskonzept Hitze Maßnahmenpakete für unterschiedliche Stadtstrukturtypen wie die Zeilenbebauung, Großwohnsiedlungen oder auch Gewerbe auf. Die Anpassung an den Klimawandel kann dabei nur anhand eines Mixes aus unterschiedlichen Maßnahmen erfolgen. Dies sind beispielhaft:
- Luftleitbahnen schützen und schaffen
- Öffentliche und private Freiflächen erhalten und anlegen
- Vernetzung, Erreichbarkeit und Zugänglichkeit von Grün- und Waldflächen verbessern
- Innen- und Hinterhöfe begrünen
- Verschattung im öffentlichen Raum erhöhen
- Dach- und Fassadenbegrünung
- Parkplätze begrünen und verschatten
- Anlage von erleb- und nutzbaren Wasserelementen im öffentlichen Raum
Das Herzstück des Klimaanpassungskonzeptes bildet ein Planwerk, in dem alle relevanten konzeptionellen Aussagen für das gesamte Stadtgebiet räumlich konkret und anschaulich in einem Plan dargestellt werden. Der Gesamtplan kann in den Teilplan Stadtstruktur mit einem spezifischen Portfolio an Anpassungsmaßnahmen und den Teilplan Entlastungssystem unterteilt werden, bei welchem Entlastungsflächen für betroffene Bürger_innen sowie verschattete Wege dorthin abgebildet sind.
Der Plan mit allen Maßnahmen
Der Teilplan Entlastungssystem
Der Teilplan Stadtstruktur
Umsetzung und weitere Schritte
Das Klimaanpassungskonzept versteht sich in erster Linie als Fachkonzept für die planenden Ämter der Stadt Freiburg. Gleichzeitig wird es von Planungs- und Architekturbüros als Grundlage für die Planung und Umsetzung ganz unterschiedlicher Projekte im Städtebau, in der Freiraumplanung und im Hoch- und Tiefbau genutzt. Es wird berücksichtigt, sobald eine konkrete Bebauung oder die Sanierung von Infrastruktur anstehen oder Grün- und Freiflächen entstehen.
Mit dem Gemeinderats-Beschluss vom Februar 2019 muss das Klimaanpassungskonzept Hitze als Fachkonzept in allen Verfahren der Bauleitplanung sowie bei der Zulassung von Vorhaben nach §§ 29 bis 35 BauGB und anderen flächenbedeutsamen Planungen und Maßnahmen wie städtebaulichen Rahmenplanungen und bei städtebaulichen Wettbewerben berücksichtigt werden. Damit fließen die Belange der Klimaanpassung zwingend in die bauleitplanerische Abwägung ein. Somit werden die Ergebnisse auch in die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes 2040 mit integriertem Landschaftsplan einfließen.
Auszeichnungen
Die Stadt Freiburg hat für das Klimaanpassungskonzept Hitze folgende Auszeichnungen erhalten:
- Deutscher Städtebaupreis - 2. Platz Kategorie Sonderpreis „Klimawandel gestalten“ der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), „Mit diesem Sonderpreis werden städtebauliche Projekte und umsetzungsorientierte Planwerke ausgezeichnet, die einen besonders beispielhaften, zukunftsweisenden oder auch experimentellen Beitrag zur Anpassung der Kommunen, ihrer Stadtteile und Quartiere an den Klimawandel leisten“, Quelle: DASL, Mai 2023
- Wettbewerb „Klimaaktive Kommunen 2019“ des Bundesumweltministeriums und dem Deutschen Institut für Urbanistik, November 2019