60. Sitzung | 11. Juli 2024, 14 Uhr
TOP 2: Neubau eines Multifunktionsgebäudes
Neunlindenstraße | Brühl
Bauherr_in: Gebäudemanagement Stadt Freiburg
Planverfasser_in: Weissenrieder Architekten, Freiburg
Protokoll
Der Gestaltungsbeirat würdigt ausdrücklich, die doch sehr unterschiedlichen Nutzungen des Quartierstreff mit seinen Sport- und Bewegungsflächen gemeinsam mit Wohnungen für Geflüchtete in einem Gebäude unterzubringen, da sich beide Nutzungen gegenseitig gut ergänzen und beeinflussen können.
Das Gebäude reizt in seiner Kubatur als schlichter Baukörper das Baufenster komplett aus. Dies ist dem umfangreichen Raumprogramm geschuldet. So erscheint es logisch und vom Entwurfsansatz her sehr interessant, das Sportfeld in das Gebäude hinein zu verschieben und auch den Dachgarten gemeinschaftlich zu nutzen. Durch diese große Öffnung ist das Gebäude auch als Sonderbaustein zu erkennen. Die stringente Fassadengestaltung wird als gelungen und gut proportioniert wahrgenommen, wenngleich sie sich auch für ein Bürogebäude geeignet hätte und sich der Quartierstreff damit sehr zurücknimmt. Es wird angeregt, darüber nachzudenken, wie die Fassadengestaltung die unterschiedlichen Nutzungen ggf. reflektieren und damit besser ablesbar zeigen könnte.
Die Wohngrundrisse sind sehr effizient geplant. Es ist nachvollziehbar, dass die Verfasser versucht haben, alle Flächenreserven den Wohnungen zuzuschlagen. Jedoch entstehen somit dunkle Innenflure und enge Treppenhäuser, die wenig Großzügigkeit vermitteln. Es wird angeregt, dies zu überdenken und die Möglichkeiten auszuloten, durch z.B. einem Fassadenanschluss des Flures oder einer Aufweitung im Treppenhaus Licht ins Innere des Gebäudes zu holen. Auch sollte das Treppenhaus mit Aufzug eine höhere Gewichtung gegeben werden, da dieses auch zum gemeinschaftlich genutzten Dachgarten führt.
Der Dachgarten bietet die Möglichkeit eines größeren nutzbaren Freiraums, der im Erdgeschoss aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse nicht zur Verfügung steht. Die vorgeschlagene Ausformulierung des Dachgartens in Layout, Führung der Absturzsicherung sowie des Entwurfsgedankens wird als Platzhalter gesehen, dessen Potential in einer Weiterentwicklung des Entwurfs noch gehoben werden kann und sollte. Die vorgeschlagenen Angebote sollten aufgrund ihrer hoffentlich intensiven Nutzung etwas großzügiger gestaltet werden. Um die öffentliche Zugänglichkeit des Dachgartens für das Quartier erkennbar zu machen, ist auf die Ablesbarkeit dieses Zugangs zu achten und möglicherweise der Fern- und Außenwirkung der öffentlichen Nutzung des Daches.
Freiraum: Die klar ablesbare städtebauliche Setzung mit einem gut proportionierten Sonderbaustein könnte durch eine optimierte Integration in den anschließenden Freiraum gestärkt werden. Die an das Grundstück heranreichenden extensiven Wiesen könnten als Thema bis an die Fassade herangeführt werden und so den kleinen, auf dem Grundstück verbleibenden Freiraum optisch vergrößern. Mit Ausnahme der erforderlichen Zugänge und notwendiger oberirdischer Fahrradstellplätze, welche eventuell auch nur in Schotterrasenflächen stehen könnten, sollten dann konsequent alle Freiraumangebote auf dem Dachgarten angeordnet werden.
Der Gestaltungsbeirat dankt der Bauherrin und dem Architektenkollegen für die sehr gute Projektvorstellung und das entgegengebrachte Vertrauen. Das Gremium sieht das Projekt auf einem erfolgversprechenden Weg. Eine erneute Beratung im Gestaltungsbeirat ist nicht erforderlich. Der Beirat wünscht sich eine gelegentliche Information über den Entwurfsfortschritt.