Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 2: Aufstockung eines bestehenden Parkhauses im Stadtteilzentrum in Freiburg-Weingarten

2. Weiterentwicklung aus Sitzung vom 28.11.2019

Krozinger Straße 7 | Weingarten

Bauherr:       Stadtteilzentrum Freiburg-Weingarten GmbH & Co. KG, Freiburg

Planverf.:      Melder Binkert Prettner Kerner Architekten und Stadtplaner,                           Freiburg

Protokoll

Die erneute Besichtigung hat gezeigt, dass der Bauherr bereits erfolgreiche Schritte zur Wiederbelebung und Verbesserung der atmosphärischen Situation eingeleitet hat. In der vorgelegten, fortgeschriebenen Planung ist eine deutliche Weiterentwicklung im Bereich der Typologie, Raumbildung und Architektur zu erkennen. Die Anregungen des Beirats aus der letzten Beratung sind aufgegriffen und überzeugend umgesetzt worden.
Städtebau: Durch die Positionierung der Gebäudeteile am äußeren Rand des Bestandsbaus wird erreicht, dass die künftige Erscheinung des Gebäudes als ein Gesamtbaukörper wahrgenommen wird. Ein Zerfallen in oben/unten, alt/neu wird somit vermieden. Die dadurch großzügiger ausgebildeten Innenhöfe sind klar ablesbar und gut proportioniert. Die verschiedenen Innenhöfe und Wegeverbindungen sind deutlich zugeordnet und gut miteinander verknüpft. Auch die Erschließungen der einzelnen Gebäude und Wohnungen kann überzeugen.
Es wird angeregt, die Treppensituation im neuen Erschließungsgebäude an der Krozinger Straße auf mehr Großzügigkeit zu untersuchen. Die einläufige Treppe könnte z.B. mit einer flacheren Steigung sowie Podest ausgestattet werden. Dadurch würde eine kommunikativere Atmosphäre entstehen. Am Erschließungsbauwerks ist leicht zurückversetzt ein Müllbereich angelagert. Es wird empfohlen diesen Bereich fassadenbündig und ggf. auch großzügiger in das Gesamtbauwerk zu integrieren. Dieser muss nicht zwangsläufig überdacht sein.
Die großzügige Öffnung im 3. Obergeschoss („Fensters zum Hof“) zum Marktplatz mit angrenzendem Gemeinschaftsraum und einladender Freitreppe verspricht eine hohe gestalterische Qualität, die auch zur kommunikativen Verbindung zum öffentlichen Platz beiträgt. Dieser Teil des Konzeptes sollte unbedingt erhalten bleiben.
Architektur und Wohnungstypologie: Auf der Basis der örtlichen und konstruktiven Bedingungen wurden differenzierte Wohntypen entwickelt. Diese sind gut durchdacht und dem Vorhaben angemessen. Die angedachte konstruktive Durcharbeitung in Holzbautechnik wirkt überzeugend. Vor Allem die serielle Herstellung ermöglicht den dargestellten Variantenreichtum in den Grundrissen und greift den experimentellen Geist der 1970er Jahre auf, der dem Gesamtbauwerk zugrunde liegt. Der Wohnungsmix sowie die Zielgruppe sind nachvollziehbar.


Der Beirat wünscht sich zudem die Untersuchung nach einigen größeren Familienwohnungen. In der weiteren architektonischen Entwicklung der Fassaden sollte darauf geachtet werden, dass der Effekt des „Weiterbaus“, also das Zusammenwachsen von alt und neu beachtet wird. Hier könnte eine leicht graue Lasierung des Holzes einen positiven Beitrag leisten.
Außenraum: Die Beteiligung der Landschaftsarchitekten AG Freiraum hat zu einem Gewinn hinsichtlich der Nutzungsqualitäten und zur Optimierung der verfügbaren Freiflächen auf dem Dach des Parkdecks geführt. Es ist ein wertvoller Grundstein für die Etablierung des Bauvorhabens gelegt. Die subtile Abgrenzung zwischen privaten und halböffentlichen Flächen durch Niveauversprünge ist gelungen. Der Beirat wünscht sich in der Weiterbearbeitung Aussagen zur Nutzung der Dachflächen oberhalb der Wohnbebauung. Der durchgeführte Abriss des Brückenbauwerks im Innenhof bewirkt luftige Aufenthaltsatmosphäre.
Es wird empfohlen, die Zugänge zum öffentlichen Raum mittels Passagen und baulichen Öffnungen hinsichtlich einer angestrebten Durchlässigkeit und als neuer Baustein im Stadtteil Weingarten weiter zu entwickeln. Die unmittelbare Umgebung des Stadtteilzentrums mit Plätzen und Zufahrtswegen sollten in eine gesamtheitliche Freiraumbetrachtung einfließen. Hierzu gehört z.B. auch die Abgrenzung der Garagenzufahrt zum angrenzenden öffentlichen Weg mittels einer Mauer. In weiteren Konkretisierungsschritten wäre die Materialisierung der Freiraumelemente darzustellen.
Durchführung: Ziel ist, die erreichte hohe Qualität des Projekts in der weiteren konstruktiven Durcharbeitung beizubehalten. Dies betrifft vor allem die Ausarbeitung im Detail, sowohl im Bereich der Architektur als auch im Bereich der Außenräume.
Der Beirat bedankt sich für den konstruktiven Dialog und die sehr gute Präsentation. Eine Beteiligung in weitere Planungs- und Realisierungsschritte ist wünschenswert. Dies betrifft die konkreten Ausbildungen der Details sowie die Entwicklung von Musterfassaden.