Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 1: Sanierung der Fassade

Kaiser-Joseph-Straße 168 | Altstadt

Bauherr_in: SVL Real Estate GmbH & Co. geschl. InvKG, München

Planverfasser_in:  Sennrich & Schneider Architekten GmbH, Breisach am Rhein

Protokoll

Im Fokus der vorgelegten Planung steht die energetische Sanierung und Änderung der Fassaden des Wohn- und Geschäftshauses an der Ecke Kaiser-Joseph-Straße/Europaplatz. Der Baukomplex umfasst das Eckgebäude, welches in den 1970er Jahren errichtet wurde, sowie das angrenzende Gebäude aus den 1950er Jahren in der Kaiser-Joseph-Straße. Aufgrund seiner Eckposition ist das Gebäude ein wichtiger städtebaulicher Baustein am neugestalteten Europaplatz und bildet den Auftakt zur nördlichen Altstadt. Durch diese besondere Lage kommt der zukünftigen Gestaltung der Fassade eine besondere Bedeutung zu.


Der Eckbau wurde ursprünglich als „Aussteuerhaus“ für das Modehaus Oberpaur realisiert und in den 1980er Jahren zu einem Stadthaus mit verschiedenen Nutzungen umgestaltet. Dabei wurde die ursprünglich geschlossene Kaufhausfassade durch größere Fensterelemente geöffnet und erhielt postmoderne Elemente wie die Erker und die Vordächer aus Glas. Bei der Begutachtung der ursprünglichen Planunterlagen stellt der Gestaltungsbeirat fest, dass diese deutlich vom aktuellen Erscheinungsbild abweichen, und stellt die Frage, inwiefern das Gebäude gemäß der Baueingabeplanung von 1975 fertiggestellt wurde. Das heutige Erscheinungsbild zeigt sich als eine Collage aus den Jahrzehnten der 1970er und 1980er Jahre, die durch eine anspruchsvolle und sensible Sanierung eine sehr hohe Gestaltqualität zukünftig erhalten könnte.


Die im Beirat vorgestellte Planung schlägt eine behutsame Herangehensweise zur Fassadensanierung vor. Dies betrifft insbesondere die gestaltprägenden Elemente wie die Sichtbeton-Lisenen, die mit ihrer Vertikalstruktur das Gesamtbild des Gebäudes prägen. Der Vorschlag, diese zu erhalten und auf eine Außendämmung zu verzichten, stattdessen auf eine Innendämmung zu setzen, findet im Beirat Anklang und sollte beibehalten werden. Prägende Details der Entwurfsidee von 1970 wie die Blumenkästen in den oberen Geschossen oder die Erkerelemente aus den 1980er Jahren sollten referenziert und neu interpretiert werden.


Die Hauptaufgabe für das benachbarte Gebäude aus den 1950er Jahren ist die sachgemäße und sensible energetische Sanierung und der Erhalt der vor Ort prägenden Stilelemente.
Insgesamt vermisst der Beirat in der vorgestellten Planung für das Eckgebäude eine übergeordnete Gestaltungsidee.


Da das Gebäude sich aus mehreren Stilrichtungen zusammensetzt, ist es wichtig, unterschiedliche Ideen und Varianten zu entwickeln. Hierfür ist eine tiefgehende historische Aufarbeitung der Bauunterlagen unabdingbar. Denn auch aus Sicht der Denkmalpflege gilt es, die entstehungszeitlichen gestalterischen Prägungen sensibel weiterzuentwickeln. Aus Sicht des Beirats sollte, auf Basis der Analyse, eine übergeordnete Gestaltungsidee und mit der Vertiefung in Details und Ansichten eine behutsame Ideenfindung für die Sanierung entwickelt werden.


Die vorliegende Bauaufgabe ist an einer prominenten städtebaulichen Stelle gelegen und weist eine hohe Komplexität auf. Der Beirat bittet aus diesem Grunde, dass weiterhin die Möglichkeit besteht, nicht nur eine Lösung zu beraten, sondern verschiedene Varianten für diese Aufgabe erörtern zu können. Darüber hinaus wäre aus Sicht des Beirats, auf Grund des Wunsches nach einer besonderen Entwicklung, auch ein Fassadenwettbewerb nicht ausgeschlossen.


Der Gestaltungsbeirat dankt der Bauherrschaft und dem Architekturbüro für ihr Engagement und die Projektvorstellung. Er bittet um Bearbeitung der Prüfaufträge und sieht eine Wiedervorlage in einer der kommenden Beiratssitzungen als notwendig an.