Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 1: Erweiterung des Berthold-Gymnasiums (Baumassenstudie)

Hirzbergstraße 12 | Waldsee

Bauherr:       Gebäudemanagement, Stadt Freiburg

Planverf.:      Habammer Leiber Architekten, Freiburg

Protokoll

Aufgabenstellung: Für die Bauaufgabe der Erweiterung des Berthold-Gymnasiums soll kurzfristig ein Wettbewerbsverfahren ausgelobt werden, was der Beirat sehr begrüßt. Für die Erstellung der Auslobung ist eine Entscheidung über den Standort des Erweiterungsbaus und über die Abgrenzung des Wettbewerbsgebietes notwendig. Dem Gestaltungbeirat werden dafür zwei Varianten einer Reihe von Baumassenstudien zur Beurteilung vorgelegt. Die Variante 2A belegt mit dem Erweiterungsbau den schulzugehörigen Sportplatz östlich der Tuslingerstraße. Die Variante 4A umschließt den Pausenhof mit einer winkelförmigen kompakten Bebauung. In beiden Varianten wird ein Abriss der denkmalgeschützten Pausenhalle vorgeschlagen.
Ausgangssituation: Das Schulgelände besetzt in besonderer Weise den grün geprägten Streifen zwischen der Siedlung um die Neumattenstraße und der Dreisam, der vom Deutsch-Französischen Gymnasium im Westen bis zum großen Areal der konzentrierten Sportanlagen im Osten reicht. Das Schulgebäude besteht aus drei Flügeln, in deren Schnittstelle der Haupteingang situiert ist. Dass die beiden nördlichen Gebäudeflügel in einem dezenten Bogen der Verlauf der Dreisam aufnehmen, ist ebenso kennzeichnend für die gesamte Anlage wie die Öffnung zu dem grünen, dominant mit Bäumen besetzten, Saum zur Wohnbebauung. Das Schulgebäude inklusive der Pausenhalle ist Gegenstand der Liste der eingetragenen Kulturdenkmäler.
Die Besonderheit des Schulgeländes des Berthold-Gymnasiums besteht aus Sicht des Gestaltungsbeirats nicht nur in der historisch wertvollen Bausubstanz, sondern vor allem auch in dem für die 1950er Jahre typischen Zusammenspiel von Bebauung und Freiraum.
Variantenbewertung Städtebau: Der Beirat präferiert als Standort für den Erweiterungsbau eindeutig die derzeitige Sportfläche östlich der Tuslingerstraße (Standortvariante 2A). Die Weiterentwicklung der bauhistorischen und -kulturellen Prägungen des Schulgeländes sieht der Gestaltungsbeirat nur gewährleistet, wenn der Erweiterungsbau im Wesentlichen den derzeitigen Ostflügel entlang der Dreisam fortsetzt, eine Erweiterung im Duktus der heutigen Anlage erfährt und sich somit nach Süden öffnet. Die räumliche und soziale Öffnung zum Stadtteil ist auch ein wesentliches Anliegen der Schulleitung. Die Variante 4A würde dies hingegen verhindern, zu einer unangemessen dichten Bebauung führen und mit gravierenden Eingriffen in den Baumbestand verbunden sein.
Neben der eindeutigen Standortpräferenz regt der Beirat noch folgende Merkpunkte an:
• Das Wettbewerbsgebiet sollte auch den derzeitigen Pausenhof mit der denkmalgeschützten Pausenhalle umfassen, um zu einer Integration der Freiflächen und einem adäquaten Umgang mit der Pausenhalle zu kommen. Dabei ist die Rolle der Tuslingerstraße zu klären.

• Der Wettbewerb sollte wegen der besonderen Aufgabe und Lage von vornherein für Teams aus Architekten und Landschaftsarchitekten ausgelobt werden.

• Die für das geplante Bauvorhaben zuständigen Fachbehörden sollten frühzeitig an der Erstellung der Auslobung beteiligt werden.

• Im Wettbewerb sollte eine Vorhaltefläche für eine neue Sporthalle ausgelobt werden.

• Da die Schulleitung aufgrund baulicher und funktionaler Mängel zurzeit überlegt, die heutige Turnhalle im Westflügel des Schulgebäudes zur Mensa umzugestalten, sollte geklärt werden, ob ein Ersatzbau für die Turnhalle östlich des Erweiterungsbaus in Verbindung mit den dortigen Sportflächen untergebracht werden kann. (Info nur für internen Gebrauch)


Empfehlungen Außenraum: Der bestehende Schulcampus zeichnet sich durch seinen imposanten alten Baumbestand in den beiden Schulhöfen aus, der nicht nur einen qualitätsvollen Pausenaufenthalt bietet, sondern die Höfe auch visuell wohltuend zur Wohnbebauung im Süden abgrenzt. Dieser Baumbestand sollte zwingend erhalten und gepflegt werden.
Lösungen für die Erweiterungsflächen für den Schulbau einschließlich einer vorzuhaltenden Fläche für eine Sporthalle sollten deshalb im östlichen Grundstücksbereich gesucht werden. Synergieeffekte mit den vorhandenen Gebäudenutzungen sollten untersucht werden, um Nutzungen zu bündeln und gemeinsame Aktivitäten im Freiraum mit den anderen Schuleinrichtungen z. B. Deutsch Französische Schule auszuloten. Das Betrachtungsfeld sollte sich auf das Gesamtgrundstück richten.
Es ist zu prüfen, welchen Schutzstatus die Baumsubstanz auf dem Grundstück hat, um dies als Bestandteil des geplanten Wettbewerbs für die Schulerweiterung zu dokumentieren.
Charakteristisch für den bestehenden Campus ist, dass er sich mit seinen baumbestandenen Freiflächen sowohl im Innern mit den Pausenhöfen als auch entlang der Dreisam und den Erschließungswegen ein eigenes Ambiente innerhalb des Nutzungsbandes zwischen Schul- und Sportflächen einfügt.
Die beiden Pausenhöfe haben eine ähnliche Proportion durch die Gebäudegliederung. Die Weiterführung dieser Typologie könnte ein Aspekt für weitere städtebauliche Ideen sein, um Freiraumnutzungen im Schulbetrieb ohne aufwendige Gestaltung zu differenzieren.
Baurechtliche Hinweise:
• Eine viergeschossige Bebauung entlang der Wohnbebauung wird nach § 34 BauGB als schwierig erachtet. Ein entsprechendes Gebäude in Verlängerung des Bestands ist denkbar.

• Durch die Verdopplung des Schülerzahlen und des Kollegiums sollten der Mehrbedarf an Kfz-Stellplätzen und Fahrradabstellplätzen bereits im Wettbewerb berücksichtigt werden