Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 3: Umbau und Erweiterung eines Wohnhauses

Klarastraße 17 | Stühlinger

Bauherr: Michael Stock, Freiburg

Planverfasser: arp Architekturbüro Reiner Probst, Freiburg

Protokoll

Der Bauherr möchte das bestehende Wohnhaus Klarastraße 17 im Stadtteil Stühlinger sanieren und das Gebäude um einen Anbau im Hof sowie zwei zusätzliche Ebenen im Dachgeschoss erweitern. Die Planung orientiert sich am Umbau des Gebäudes Klarastraße 11, welches in ähnlichem Umfang Ende der 90er Jahre saniert und aufgestockt wurde. Die Planung sieht ein neues Tonnendach vor, welches sich zur Straßenseite hin staffelt und durch Austritte verschiedener Balkone sowie eine heterogenen Materialwahl stark aus der ansonsten ruhigen Dachlandschaft hervortritt. Der vorgesehene Anbau im Hof soll einen Rücken zur Brandwandbebauung des Nachbargrundstücks Klarastr. 15 bilden und bietet auf dem Dach Platz für einen Dachgarten.
Der Gestaltungsbeirat beurteilt die weitere Einführung eines heterogenen Dachelements in der Klarastraße kritisch. Die Dachlandschaft des gesamten Quartiers des Stadtteils Stühlinger wird im städtebaulichen Maßstab durch eine homogene ruhige Dachlandschaft aus geschlossenen Dachflächen, Gauben und vereinzelten Dachausschnitten gestärkt. Dies trägt maßgeblich zur Wirkung des Ensembles bei. Die Ausbildung einzelner Tonnendächer wird nicht grundsätzlich abgelehnt, auch wenn Mansard- bzw. Satteldächer die Regel darstellen und auch weiterhin sollten. Jedoch sollte die Ausführung der Dachfassaden zur Straßenseite hin beruhigt und in Detail- und Materialwahl vereinfacht werden. Die Lage nahe zum Eckgebäude Klarastraße / Egonstraße mit seinem Turmaufbau am Dach erfordert einen besonders sensiblen und zurückhaltenden Umgang mit dem Entwurf eines neuen Daches des Gebäudes Klarastraße 17. Auch eine flächige Holzverschalung als Fassadenmaterial zur Straßenseite wird kritisch bewertet.


Den rückwärtigen Anbau und somit die Wohnraumerweiterung in den Hofbereich hinein sieht der Gestaltungsbeirat als Fortsetzung der historisch gewachsenen Struktur. Die Umsetzung als Holzbau, der sich bewusst vom gründerzeitlichen Hauptgebäude absetzt, wird positiv gesehen und begrüßt. Die hofseitige Abgrenzung sollte in diesem Zusammenhang als gut gestaltete Garten – bzw. Hofmauer artikuliert werden, die ggf. über die gesamte Länge ruhig durchläuft.
Wesentlich für eine qualitätvolle Umsetzung ist die Möglichkeit einer guten Nutzung des Hofes. Die vorgeschlagenen Eckbalkone verschlechtern die Belichtungssituation des Hofes und werden vom Gremium als kontraproduktiv eingeschätzt. Anstatt dessen könnten Loggien in den rückwärtigen Baukörper eingearbeitet werden, die in der Summe ein ruhiges und klares Erscheinungsbild auch von der Rückseite her erzeugen. Da der Anbau, der auch eine deutliche Erweiterung bedeutet, die Möglichkeit einer Dachterrasse für die Dachwohnung bietet, sollte auf die straßenseitigen Balkone im Dach auch aus kontextuellen Gründen verzichtet werden.
Da Wohnungen hauptsächlich für Familien geschaffen werden sollen, hat der Hof eine Bedeutung für den Aufenthalt der Mieter auch mit Kindern, zumal der Stadtteil Stühlinger sehr dicht bebaut und wohnungsnaher Freiraum rar ist. Bei dem dargestellten Nutzungsvorschlag für den Hof sind derzeit ausschließlich funktionale Kriterien wie Fahrradstellplätze, Müllentsorgung etc. vorgesehen. Durch eine Umorganisation dieser zweifelsfrei notwendigen Dinge sollte für diese Anforderungen der Appendix der Gebäudeerweiterung genutzt werden, um so Raumvorhaltung für Kinderwagen, Spielgeräte, etc. anzubieten. Außerdem bestände dann z.B. die Möglichkeit einer Baumpflanzung, die aus Klimaschutzsicht zu befürworten wäre. In diesem Zusammenhang ist auch die Fassadenbegrünung im Hof wie auch an der straßenseitigen Fassade siehe Gebäude Nr. 11 wünschenswert.
Der Beirat dankt dem Bauherren und den Architekten für die Vorstellung des Projektes und bittet ausdrücklich um Bearbeitung und Berücksichtigung der GBR- Empfehlungen. Weiterhin wünscht sich der Gestaltungsbeirat eine Wiedervorlage zum Planungsfortschritt.