Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 1: Neubau einer Sporthalle für den PTSV Jahn

Schwarzwaldstraße 189 | Waldsee

Protokoll

Der Verein PTSV Jahn wächst an Mitgliedern und auch die unterschiedlichen Sportarten nehmen zu. Bereits heute gibt es für den Verein gravierende Engpässe, die angesichts seines Wachstums in Zukunft noch zunehmen können: Die Umkleidemöglichkeiten reichen bei weitem nicht aus, die bisherige Sporthalle, die Karl-Burg-Halle, ist baulich marode und genügt den heutigen funktionalen Anforderungen nicht mehr und es gibt kaum Potenziale für einen zusätzlichen Flächen- und Raumbedarf. Einige Sportarten können nur in Räumlichkeiten über das Stadtgebiet verteilt durchgeführt werden. Eine neue Sporthalle mit Tribüne, Räumen für die Tanzsparte und zahlreichen Umkleide- und Sanitäranlagen soll im ersten Schritt Abhilfe schaffen. Dabei ist der Spielraum für einen geeigneten Hallenstandort auf dem Vereinsgelände sehr eng. Der zur Dreisam gelegene Bereich muss aus klimatischen Gründen von eine Bebauung freigehalten werden. Und viele andere Flächen sind von Ihrer Größe und ihrem Zuschnitt als Standort für den Neubau der Sporthalle ungeeignet. Nach zahlreichen Überlegungen hat sich daher die Vereins-führung dazu entschlossen, den Hallenneubau zwischen das denkmalgeschützte Jahnhäusle und das Gebäude der Geschäftsstelle samt Gastronomiebetrieb bei Aufgabe der heutigen Kegelbahn zu platzieren.

In seiner Beratung des Bauvorhabens hebt der Gestaltungsbeirat zunächst die Besonderheiten des Geländes des PTSV Jahn hervor. Dazu zählt vorrangig der historische Zugang mit dem Tor, der kleinen Allee und dem Jahnhäusle samt Gedenkstein vor Kopf. Eine räumliche Anlage, die für das Gelände wie für den Verein an die historischen Wurzeln erinnert und ein Stück der Identität des Vereins ausmacht. Dieses Ensemble steht zudem unter Denkmalschutz und verlangt einen gebührend respektvollen Umgang. Ebenso prägend ist die landschaftsräumliche Einbettung des Vereinsgeländes mit dem Höhensprung vor dem Sportplatz, der die Landschaftsterrasse zur Dreisam markiert und mit der dominanten Waldkulisse des gegenüberliegenden Hangs. Auch die im Osten des Geländes gelegene kleine Parkanlage wie auch die dort vorbeiführende Fritz-Geiges-Straße vermitteln in ihrer Ausstrahlung das landschaftlich geprägte Flair der gesamten Kette der Sportanlagen entlang der Schwarzwaldstraße. Diese Prägungen sind in Summe aus Sicht des Beirats zu erhalten und respektvoll weiterzuentwickeln. Sie bilden den Maßstab für die Einschätzung des Bauvorhabens der neuen Sporthalle.  

Festzuhalten ist, dass sich zwischen der Geschäftsstelle und der Fritz-Geiges-Straße eine „Landschaft“ aus unterschiedlichen Überdachungen und Ausschankbuden für die Außengastronomie eingenistet hat, die dem Charakter des Vereinsgeländes in dieser Form perspektivisch nicht zuträglich ist. Da sich das Geschehen nach den Bundesligaspielen der Männermannschaft des SC Freiburg verlagert hat, sollte über den Charakter und den Umfang des gastronomischen Angebots an diesem Standort nachgedacht werden, zumal der Pachtvertrag mit der Gastronomie in absehbarer Zeit ausläuft.

Der Gestaltungsbeirat erkennt in seiner Beratung den derzeitig engen Spielraum für die Standortwahl der neuen Sporthalle samt der umfangreichen Zusatzfunktionen an. Er würdigt auch die architektonische Ambition der neuen Halle für sich, hat aber Sorge, dass ein stadträumliches und architektonisches Stückwerk entstehen könnte, das der heutigen Engpass-Situation geschuldet ist.

Stattdessen gilt es, eine konsistente Entwicklungsperspektive für das gesamte Gelände zu formulieren.


Ohne auf das Bauvorhaben im Detail einzugehen, bemängelt der Beirat, dass mit dem Jahnhäusle, der neuen Sporthalle und der Geschäftsstelle eine Kette von Gebäuden entsteht, die architektonisch nichts miteinander zu tun haben. Auf mittlere Sicht den Umbau oder den Neubau der Geschäftsstelle mit einzuplanen, ist für die architektonische Beurteilung nicht zu vernachlässigen. Angesichts des erheblichen Volumens der Sporthalle wird der Abstand zum denkmalgeschützten Ensemble um das Jahnhäusle herum als zu gering empfunden. Das Erlebnis des landschaftlich prägenden Höhensprungs wird zudem durch den Hallenbau verstellt, auch wenn er in der inneren Organisation der Halle noch nachempfunden werden kann. Überdies rückt der Hallenneubau zu nah an die angrenzende Laufbahn des Sportplatzes heran und führt zusätzlich zur Aufgabe der Außentribüne, die im Vereinsleben eine wichtige Rolle einnimmt.

Folgende Empfehlungen für die weitere Bearbeitung werden formuliert: Da der Bauherr und der Architekt diese Probleme generell ähnlich einschätzen, sich aber im Handlungszwang sehen, empfiehlt der Beirat ein kooperatives Vorgehen:

  • Der Beirat legt der Vereinsführung des PTSV Jahn und der Stadt Freiburg die Durchführung einer Planungswerkstatt nahe, die die gemeinsame Entwicklung eines Perspektivplans für das Gesamtgelände und die baulichen Eckpunkte für eine kurzfristig realisierbare Sporthalle samt Zusatzfunktionen zum Ziel hat. Diese Werkstatt soll schnellstmöglich im ersten Quartal 2023 stattfinden. An ihr sollen Vorstand, Geschäftsführung und Architekt des PTSV Jahn, die für das Bauen und Planen zuständigen Ämter sowie das Sportreferat der Stadt Freiburg und schließlich der Gestaltungsbeirat mit zwei bis drei Vertreter_innen teilnehmen.
  • Diese Werkstatt bedarf der Vorbereitung durch den Verein. Sinnvoll ist es, eine Übersicht zu erstellen, was, wann an Einrichtungen geplant ist, differenziert nach „zwingend erforderlich“ und „wünschenswert“. Es wäre auch gut, wenn bestehende Bindungen beispielsweise in Form der Fristen von Pachtverträgen oder Sponsorenzusagen u.Ä. dargestellt werden könnten, die von räumlicher Relevanz sind, sofern dies rechtlich unbedenklich ist.  

Der Gestaltungsbeirat dankt dem Verein und dem Architektenkollegen für die sehr gute Projektvorstellung und die offene Diskussion. Um eine Wiedervorlage des Projektes nach erfolgter Planungswerkstatt wird gebeten.