Sitzungen des Gestaltungsbeirats

TOP 3: Erweiterung der Villa Mez

Wildbachweg 11 | Ebnet

atelierAzwo Bucher Fehrenbach Architekten PartGmbB, Trossingen

Protokoll

Das Grundstück des Bauvorhabens liegt im Osten der Stadt Freiburg in Ortsrandlage des Stadtteil Ebnets. Das unter Denkmalschutz stehende Zentralgebäude des Anwesens besteht aus einen im Jahr 1912 errichteten Haupthaus und zwei Erweiterungsbauten aus dem Jahre 1983. Der größte Teil der Freifläche ist als Parkanlage mit einem gut erhaltenen Baumbestand angelegt. Unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes bilden das Bestandsgebäude und die Parkanlage eine Einheit. Auf dem Gelände des ehemaligen Wohnhauses beabsichtigt der Bauherr für den Erhalt und die Erweiterung des vorhandenen Fortbildungsbetriebs angemessene Räumlichkeiten für Vorträge, Versammlungen und Musikdarbietungen zu schaffen. Die Schlafräume dienen als Unterkunft für die anreisenden Teilnehmer bzw. Dozenten. 2006 wurde eine Bauvoranfrage auf dieser Grundlage und mit folgenden Abmaßen (H/B/L 9,50 m x 15,00 m x 17,00 m) positiv beschieden. Die damit genehmigte Grundfläche inkl. Zwischenbau betrug rund 330 m², die Geschossfläche rund 845 m². Die ausschließliche Nutzung des bestehenden Gebäudekomplexes und der Erweiterung als Tageszentrum mit Verwaltungs-, Schulungs- und Seminarräumen für soziale und/oder kulturelle Einrichtungen wurde über eine Baulast gesichert.

Der vorliegende Entwurf entfernt sich in der baukörperlichen und inhaltlichen Ausbildung maßgeblich von den Grenzen und Inhalten des genehmigten Bauvorbescheides von 2006. Es gibt ernstzunehmende Überschreitungen, sowohl in der flächigen als auch der vertikalen Ausdehnung (inkl. „Penthouse“ 4 Geschosse). Auch das Maß der Grundfläche sowie der Gesamtgeschossfläche wird überschritten. Somit hat der positiv beschiedene Bauvorbescheid für den vorgelegten Entwurf keine Bindung und kann als Genehmigungsgrundlage nicht herangezogen werden.

Der vorliegende Entwurf erfährt zudem vom Gremium eine negative gestalterische Bewertung auf folgenden Grundlagen:

  • Die asymmetrische Positionierung des geplanten Anbaus in direktem baulichen Anschluss an die symmetrische Bestandsanlage verändert das Erscheinungsbild maßgeblich und greift in das denkmalgeschützte Ensemble deutlich störend ein.
  • Die Erweiterung der Grundfläche sowie der dreidimensionalen Ausdehnung führen zu einer massiven Kubatur, die das Bestandsgebäude über die Maßen dominiert. Hierbei sind insbesondere die hervorspringende Positionierung, die Ausbildung von 4 Geschossen sowie die erweiterte Grundfläche zu nennen.
  • Die vorgeschlagene Nutzungsmischung ist für den Gestaltungsbeirat nicht nachvollziehbar. Neben den im EG, resp. UG angebotenen Seminarräumen werden in den Obergeschossen in zweibündiger Ausführung großzügig und luxuriös möblierte Wohnungen samt Außenbereichen in Form von Loggien und Terrassen dargestellt, die einer geplanten Seminarnutzung nicht gerecht werden. Die dargestellte Wohnnutzung steht der durch eine Baulast gesicherten ausschließlichen Nutzung als Tageszentrum mit Verwaltungs-, Schulungs-, und Seminarräumen für soziale und/oder kulturelle Einrichtungen diametral entgegen. Maximal vorstellbar sind Übernachtungsmöglichkeiten für Seminarteilnehmer.

Es verbleibt somit die Möglichkeit, auf den Inhalt des genehmigten Vorbescheides von 2006 sowohl in Form als auch Inhalt zurückzugreifen. Alternativ regt der Gestaltungsbeirat sowohl den Eigentümer als auch das Baurechtsamt und Stadtplanungsamt an, ein Gespräch über eine mögliche Alternative zu diesem Vorbescheid zu führen. Aus heutiger Sicht würde der Gestaltungsbeirat auch dem Antrag von 2006 skeptisch gegenüberstehen. Die dort verankerte direkte Anbindung des Erweiterungsbaus erscheint in der genehmigten Fassung fragwürdig.

Der Gestaltungsbeirat regt an, für einen Erweiterungsbau, der den Inhalten der Baulast entsprechend konzipiert ist, einen Standort abgerückt vom Hauptbau, im rechtlich notwendigen Abstand zum Waldrand in Richtung der bestehenden Tennisanlage zu untersuchen. Dort könnte ggf. ein untergeordnetes Nebengebäude, analog einer Scheune/Stallung realisiert werden. Diese Struktur sollte sich dann auch analog des westlich vom Haupthaus gelegenen Nebengebäudes in seiner Materialität deutlich abheben.