Pressemitteilung vom 8. November 2023

Kältekönigin und Klimabaum: Die Moorbirke ist Baum des Jahres 2023

  • BM Martin Haag pflanzt gemeinsam mit Kita Regenbogen drei Bäume in Hochdorf auf dem Spielplatz Am Retzgraben

Auf die stattliche Rotbuche folgt in diesem Jahr die bescheidene Moorbirke: Die Betula pubescens ist wenig bekannt und ihre Ehrung der Dr. Silvus Wodarz Stiftung als Baum des Jahres 2023 soll auf die besondere Bedeutung von Mooren für unsere Landschaften und den Klimaschutz hinweisen. In diesem Jahr pflanzt Bürgermeister Martin Haag gemeinsam mit Kindern der Kita Regenbogen drei Birken in Hochdorf auf dem Spielplatz „Am Retzgraben“.

„Schon seit 2010 pflanzen wir den Baum des Jahres. Auch in diesem Jahr folgen wir der Tradition und ich freue mich, dass es heute drei Birken sind. Die Wahl der Moorbirke als Baum des Jahres ist wichtig, um darauf aufmerksam zu machen, wie unsere Moore dem Klima helfen. Besonders schön finde ich, dass die Kinder hier auf dem Spielplatz die Bäume wachsen sehen werden“, so Haag.

In Deutschland kommen natürlicherweise nur zwei baumartig wachsenden Birkenarten vor. Die bekannte Sandbirke (Betula pendula) und die seltenere Moorbirke (Betula pubescens). Im Gegensatz zur Sandbirke hängen die Zweige der Moorbirke nicht über. Ihre jungen, rotbraunen Triebe sind sehr dicht mit Härchen besetzt, die sie später wieder verliert. Junge Blätter von Betula pubescens duften aromatisch und sind ebenfalls – besonders entlang der Blattadern – flaumig behaart. Der Baum bleibt zudem ausgewachsen etwas kleiner als die Sandbirke. Die Rinde ist zunächst rötlich braun gefärbt und wird erst Alter birkentypisch weißgräulich. Sie blättert jedoch nicht in rautenförmigen Platten ab, sondern löst sich in papierdünnen, querabrollenden Schichten.

Das aromatische Birken-Öl, das aus Rinde und Teilen des Stammes gewonnen wird, wurde teilweise bei der Verarbeitung von Leder verwendet. Moorbirkenblätter sind seit jeher in der Volksmedizin bekannt. Wegen ihrer salz- und wasserausscheidenden Wirkung wirkt Tee aus Moorbirkenblättern bei Nieren- und Harnwegsbeschwerden, er wird aber auch bei Gicht und Rheuma verwendet. Bekannterweise sollen Haarwässer aus Extrakten der Birkenblätter gegen Haaraus-fall und Schuppenbildung wirken. Das als Birkenpech bezeichnete Extrakt der Rinde wurde schon in der Steinzeit als Hochleistungs-Klebstoff verwendet.

Die Moorbirke ist eine Kältekönigin mit geringen Ansprüchen: Sie liebt feuchte nährstoffarme Standorte mit genügend Licht. Die Art ist sehr kältetolerant und bildet in Skandinavien und Russland sowohl in den Bergen als auch nach Norden hin zur Tundra die Baumgrenze. In den alpinen Gebieten Mitteleuropas klettert sie 2000 Meter bis zur Baumgrenze hoch. Der Trick dabei ist, dass die Moorbirke bei Temperaturen unter minus 40 Grad, die in den Zweigen enthaltene Stärke in Öl umwandeln kann. Dies schützt sie in diesen Regionen vor dem Erfrieren.

Nicht nur als Kennzeichen-Art für einen besonderen Lebensraum kommt der Moorbirke große Bedeutung zu, sondern auch als Habitat für viele seltene Tierarten. Unter den Käfern hat die Moorbirke viele und auch einige sehr spezialisierte Liebhaber. Bevorzugt und zum Teil ausschließlich an Moorbirken leben viele Blatt- und Rüsselkäfer sowie Zikaden, Wanzen, Pflanzenwespen und Schmetterlinge. Pilzkenner wissen zudem, dass eine ganze Reihe von Pilzen besonders im Umfeld von Birken vorkommt.

Veröffentlicht am 08. November 2023