Vorschläge des Planungsbüros liegen vor

Wie soll in Haslach der Verkehr fließen?

Zwei Menschen sitzen auf einer Bank auf einem ehemaligen Parkplatz.
Bereits im Sommer 2023 gab es einen Probelauf mit der Möblierung von Parkplätzen. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Das Garten- und Tiefbauamt entwickelt derzeit ein Verkehrskonzept für die Stadtbezirke Haslach-Egerten und Haslach-Gartenstadt. Das dafür beauftragte Planungsbüro hat nun Vorschläge erarbeitet. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, die unterschiedlichen Varianten zu kommentieren und zu diskutieren, ab sofort online unter www.freiburg.de/verkehrskonzept-haslach oder am 16. Juli bei einem Bürgerdialog.

Aktuell leben rund 20.000 Menschen in Haslach und der Stadtteil wächst weiter. Dadurch nimmt auch der Verkehr weiter zu. Vermehrt kam der Wunsch aus der Bevölkerung, die Stadtbezirke attraktiver und lebenswerter zu gestalten. Außerdem organisierte der Lokalverein Haslach im Oktober 2021 zusammen mit der Initiative „Fuß -und Radverkehr“ die „Stadtteilkonferenz Verkehr“. Schließlich hat der Gemeinderat die Verwaltung im Oktober 2022 beauftragt, Vorschläge für ein neues Verkehrskonzept für Haslach zu erarbeiten.

Stadtteilmöblierung

Ein erster Schritt war ein dreimonatiger Probelauf im Sommer 2023. 13 der 56 Parkplätze der Carl-Kistner-Straße verwandelten sich in Aufenthaltsflächen mit Bänken und Pflanzen. Der Versuch sollte zum Denken anregen, was im Stadtteilzentrum anders werden könnte und wie dieses noch attraktiver werden kann. Das kam ganz unterschiedlich an: Die Mehrheit der über Mail, Webseite, per Post und auf Social Media eingegangenen Rückmeldungen begrüßte die Möblierung. Aber es gab auch kritische Stimmen, da die Geschäfte mit dem Auto schlechter erreichbar seien – auch für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen. Am 15. September 2023 fand im Nachgang zur Aktion vor Ort ein Informationstermin statt, bei dem es positives, aber auch kritisches Feedback gab.

Neues Konzept und Beteiligung der Öffentlichkeit

Ein weiterer Schritt ist nun die Erarbeitung von Vorschlägen für ein Verkehrskonzept für den ganzen Stadtteil unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Dafür hat die Verwaltung das Planungsbüro ARGUS beauftragt.

Neben einer ersten Analyse der Gesamtsituation in den beiden Stadtteilen hat das Büro auch den Autoverkehr in Haslach genauer betrachtet. In Haslach gibt es ein Netz aus Sammelstraßen, die mit rund 5.000 Kfz/Tag ähnlich stark belastet sind (Feldbergstraße, Markgrafenstraße, Carl-Kistner-Straße, Uffhauser und Haslacher Straße) während am Rande einige Straßen (Eschholzstraße, Opfinger und Basler Straße) noch deutlich mehr Verkehr aufweisen. Wie in jedem größeren Stadtteil gibt es auch Durchgangsverkehr – dieser ist je nach Straße unterschiedlich hoch, aber im Bereich des Üblichen.

Das Büro hat dann die Wünsche aus der Bevölkerung zusammengestellt: Diese sind wie zu erwarten war, sehr unterschiedlich: Verkehrsberuhigung, mehr Kontrollen des fahrenden und des parkenden Kfz-Verkehrs, weniger Durchgangsverkehr, breitere Gehwege anstelle von Parkplätzen in der Carl-Kistner-Straße, aber gleichzeitig auch eine gute Erreichbarkeit der Gebäude und Geschäfte für den Autoverkehr. Auch in den Beteiligungsrunden im Jahr 2023 zeigten sich die teils widersprüchlichen Wünsche. Das Planungsbüro berücksichtigte diese Meinungsbilder und erstellte mehrere Vorschläge. Diese wurden mit verschiedenen Akteuren des Stadtteils sowie im November 2023 mit einer Gruppe aus zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Die verschiedenen Ideen und Vorschläge wurden nun in drei große Themenfelder unterteilt. Gemeinsam wurden Grundideen und Maßnahmen erarbeitet – diese reichen von einfach umsetzbar bis zu langfristigen und kostspieligen Vorhaben.

Themenfeld 1: Verkehrslenkungskonzept (auch „Superblock-Vorschlag" genannt)

In Gesprächen mit Anwohnenden wurden Wünsche deutlich, möglichst viel quartiersfremden Verkehr aus dem Stadtteil herauszuhalten. Hierzu wurde öfters das Superblockprinzip aus Barcelona benannt, bei dem Autoverkehr aus einzelnen Straßen heraus auf Straßen am Rande eines recht kleinen Quartiersblocks verlagert werden soll. Das Planungsbüro hat dazu die Vorschläge der Initiative Fuß- und Radentscheid betrachtet und Vorschläge in diese Richtung entwickelt und in fünf Cluster geordnet: Abbiegeverbote; Einbahnstraßen; Fußgängerzone Carl-Kistner-Straße und Sperrung der Brücke der Opfinger Straße für Kfz-Verkehr. Das fünfte Cluster beinhaltet keine Verkehrslenkung mit Ver- oder Geboten, sondern macht das Durchfahren von Haslach durch Verkehrsberuhigungsmaßnahmen unattraktiver.

Jedes Cluster wurde detailliert untersucht hinsichtlich Auswirkungen auf den Verkehr und möglicher Vor- und Nachteile. Anschließend werden die Varianten bewertet. Dabei wurde deutlich, dass in einigen Varianten die Nachteile durch Umwegfahrten und Einschränkungen für Rettungsfahrzeuge so groß wären, dass eine Umsetzung in den recht großen Quartieren Egerten und Gartenstadt aus Sicht der Verwaltung schwer möglich ist.

Themenfeld 2: Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Stadtteil

Das Planungsbüro schlägt Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in verschiedenen Straßen von Haslach vor, um überbreite Verkehrsanlagen zurückzubauen, die Querungsmöglichkeiten für Zu-Fuß-Gehende zu verbessern und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Diese ergänzen die bereits laufenden bzw. geplanten Maßnahmen des Garten- und Tiefbauamts zur Verbesserung der Situation für Fußgängerinnen und Fußgänger und Barrierefreiheit im Stadtteil.

Themenfeld 3: Aufwertung der Carl-Kistner-Straße

Während eine Umgestaltung zur Fußgängerzone planerisch und rechtlich sehr schwierig und aufwändig wäre, könnte durch eine Umwandlung einer begrenzten Zahl von Parkplätzen die heute eingeschränkte Gehwegs- und Aufenthaltssituation relativ schnell verbessert werden. Der Konzeptvorschlag, der hierzu erarbeitet wurde, berücksichtigt den Wunsch der Gewerbetreibenden, mit dem Auto für Kundinnen und Lieferverkehr grundsätzlich erreichbar zu bleiben und greift auch die Rückmeldungen zur temporären Möblierung auf.

Wie geht es weiter?

Alle Varianten sind auf der Webseite www.freiburg.de/verkehrskonzept-haslach ausführlich beschrieben und durch Lagepläne veranschaulicht. Die Verwaltung hat alle Varianten transparent auf der Webseite dargestellt und keine der Varianten als Vorzugsvariante ausgewählt, um eine neutrale Diskussion zu ermöglichen und einer politischen Entscheidung nicht vorzugreifen. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, Kommentare und Anregungen einzubringen, die Kontaktdaten finden sich online.

Bürgerdialog am 16. Juli

Am Dienstag, 16. Juli, gibt es ab 19 Uhr im Melanchthonsaal zudem die Gelegenheit, die Vorschläge bei einem Bürgerdialog vor Ort in Haslach zu diskutieren (Raumöffnung und Information schon ab 18 Uhr; Anmeldung über Internetseite erwünscht).

Anschließend wird die Verwaltung alle Rückmeldungen zusammen mit einer fachlichen Einschätzung aufbereiten und dem Gemeinderat zur finalen Entscheidung vorlegen.

Veröffentlicht am 21. Juni 2024