1. Mai – 26. September 2021

Spuk! Die Fotografien von Leif Geiges

Augustinermuseum – Haus der Graphischen Sammlung

Schlurfende Schritte auf dem Dachboden, ein Teppich wird zur Schlange, Brötchen fliegen wie Schwalben durch die Luft... Es spukt! Oder war alles nur Einbildung? Vielleicht Täuschung oder gar Betrug? Phänomene, die gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen, werden oft tabuisiert. Dennoch üben sie eine unwiderstehliche Faszination aus. In Freiburg werden sie seit den 1950er Jahren sogar wissenschaftlich dokumentiert und untersucht.

Der Fotograf und Bildjournalist Leif Geiges (1915–1990) arbeitete über viele Jahre mit dem Parapsychologen Professor Hans Bender (1907–1991) zusammen, der an der Freiburger Universität lehrte. Er begleitete ihn zu Spukuntersuchungen, bei denen die geschilderten Vorkommnisse nachgestellt und fotografiert wurden. Außerdem illustrierte er weitere Forschungsfelder wie magische Praktiken, beispielsweise das Gläserrücken, und dokumentierte Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung im von Bender gegründeten Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.

Die Ausstellung präsentiert zum ersten Mal umfassend das beeindruckende Bildmaterial, das zu seiner Entstehungszeit auszugsweise in Magazinen erschien. Sie gibt einzigartige Einblicke in ein wissenschaftliches und gesellschaftliches Spannungsfeld der Nachkriegszeit.

Kristallsehen: Durch das Betrachten glänzender Gegenstände werden visionäre Bilder, nach außen projizierte Träume, erzeugt. Freiburg, um 1950, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Kristallsehen: Durch das Betrachten glänzender Gegenstände werden visionäre Bilder, nach außen projizierte Träume, erzeugt. Freiburg, um 1950, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges

Aktuell in der Ausstellung

Vermittlungsangebote

Der Buchungsservice informiert unter Telefon 0761 / 201-2501 oder per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de über Führungen und Vermittlungsangebote für Kindergärten, Schulen und inklusive Gruppen.

Selbstporträt Leif Geiges, Freiburg, 1952 Leif Geiges, Archiv Geiges-Zweifel, Staufen
Selbstporträt Leif Geiges, Freiburg, 1952, Leif Geiges, Archiv Geiges-Zweifel, Staufen
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Patrick Seeger
Ausstellungsansicht, Foto: Patrick Seeger
Prof. Bender, Freiburg, bei der Auswertung der Aufnahmen einer Spukuntersuchung, um 1971, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Prof. Bender, Freiburg, bei der Auswertung der Aufnahmen einer Spukuntersuchung, um 1971, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian

Ein Einblick in die Ausstellung

Wissenschaft des Übersinnlichen

Im Juni 1950 eröffnete Hans Bender in Freiburg-Herdern das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.. Mit seiner neuen Forschungseinrichtung wollte er belegen, dass die Parapsychologie kein „suspektes Hobby“ darstellt, sondern eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit umstrittenen Themen wie der Außersinnlichen Wahrnehmung oder auch Spukphänomenen durchaus möglich ist. Leif Geiges fotografierte das Gebäude und bildete mit seiner Kamera verschiedene Arbeitsbereiche ab. Dazu zählten Laborexperimente und Überprüfungen begabter Medien, wie den Hellseher Gerard Croiset. Um 1970 dokumentierte Geiges erneut solche Forschungen, etwa mit dem neuentwickelten „Psi-Recorder 70“.

„Experimente zur Außersinnlichen Wahrnehmung mit Zener-Karten in Prof. Benders Institut. Die automatische Kartenmischmaschine schließt jede Einflussnahme der Versuchspersonen auf das Experiment aus.“
„Experimente zur Außersinnlichen Wahrnehmung mit Zener-Karten in Prof. Benders Institut. Die automatische Kartenmischmaschine schließt jede Einflussnahme der Versuchspersonen auf das Experiment aus.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
„Versucht sie einen roten Gegenstand als Schmuck an ihrer Bluse anzubringen?“ Nachinszenierung einer zutreffenden Voraussage bei einem Hellsehexperiment mit Gerard Croiset beim „1. Internationalen Kongress für Parapsychologie“, Utrecht, 1953, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
„Versucht sie einen roten Gegenstand als Schmuck an ihrer Bluse anzubringen?“ Nachinszenierung einer zutreffenden Voraussage bei einem Hellsehexperiment mit Gerard Croiset beim „1. Internationalen Kongress für Parapsychologie“, Utrecht, 1953, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
| „Die geheimnisvollen Kräfte der Psyche werden heute in parapsychologischen Labora-torien mit elektronischen Geräten untersucht. Der Psi-Recorder 70 ist eine Entwicklung des Instituts für Allgemeine Nachrichtentechnik der technischen Hochschule Darm-stadt. Er produziert mittels eines Zufallsgenerators Zielzeichen, die ein ‚Sender‘ (hier Hans Bender) auf einen ‚Empfänger‘ telepathisch zu übertragen versucht.“
„Die geheimnisvollen Kräfte der Psyche werden heute in parapsychologischen Laboratorien mit elektronischen Geräten untersucht. Der Psi-Recorder 70 ist eine Entwicklung des Instituts für Allgemeine Nachrichtentechnik der technischen Hochschule Darmstadt. Er produziert mittels eines Zufallsgenerators Zielzeichen, die ein ‚Sender‘ (hier Hans Bender) auf einen ‚Empfänger‘ telepathisch zu übertragen versucht.“, Freiburg i. Br., 1970, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP

Magische Praktiken

Leif Geiges gestaltete für Hans Bender ebenfalls eine Bildserie über magische (oder: „okkulte“) Praktiken, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts populär wurden. Angeblich ließ sich etwa mit dem Tischrücken oder dem Automatischen Schreiben eine Verbindung mit der jenseitigen Welt herstellen. Bender untersuchte jedoch die Arbeitsweise unbewusster „Mitteilungen der eigenen Psyche“ sowie die Entfaltung bestimmter paranormaler Phänomene wie der Telepathie oder des Hellsehens. Außerdem erkannte er in den in der Nachkriegszeit weit verbreiteten Praktiken ein „nicht zu unterschätzendes“ soziales und gesellschaftliches Problem, da sie meist in unkritischer oder betrügerischer Form verwendet wurden.

Glasrücken: „Legt man auf eine glatte Fläche im Kreise die Buchstaben des Alphabets, bringt ein umgestülptes, leicht gleitendes Glas in die Mitte, berührt es mit der Fingerspitze, so beginnt es manchmal, sich von Buchstaben zu Buchstaben zu bewegen und so auf gestellte Fragen Antworten zu geben. Besonders wenn mehrere Teilnehmer, wie auf der Abbildung, zusammenwirken, hat keiner das Bewusstsein, die Bewegung des Glases gewollt oder einen bestimmten Buchstaben angestrebt zu haben. Durch diesen „psychomotorischen Automatismus“ entstehen sinnvolle Produktionen, die meist von einem Teilnehmer herrühren, ohne dass er es weiß. Das Unterbewusste, das sich durch dieses „Steigrohr“ meldet, hält die Gläubigen oft zum Narren, indem es sich als Geist tarnt. Zur Erforschung unterbewusster Denkvorgänge eignet sich diese Praktik vorzüglich.“
Glasrücken: „Legt man auf eine glatte Fläche im Kreise die Buchstaben des Alphabets, bringt ein umgestülptes, leicht gleitendes Glas in die Mitte, berührt es mit der Fingerspitze, so beginnt es manchmal, sich von Buchstaben zu Buchstaben zu bewegen und so auf gestellte Fragen Antworten zu geben. Besonders wenn mehrere Teilnehmer, wie auf der Abbildung, zusammenwirken, hat keiner das Bewusstsein, die Bewegung des Glases gewollt oder einen bestimmten Buchstaben angestrebt zu haben. Durch diesen „psychomotorischen Automatismus“ entstehen sinnvolle Produktionen, die meist von einem Teilnehmer herrühren, ohne dass er es weiß. Das Unterbewusste, das sich durch dieses „Steigrohr“ meldet, hält die Gläubigen oft zum Narren, indem es sich als Geist tarnt. Zur Erforschung unterbewusster Denkvorgänge eignet sich diese Praktik vorzüglich.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
„Das Tischrücken ist der beliebteste ‚Geistertelegraph‘ spiritistischer Zirkel: Die Sitzungsteilnehmer legen, eine Kette bildend, die Hände auf einen leicht beweglichen Tisch. Fragen werden gestellt, der Tisch antwortet, dem Alphabet entsprechend, durch Klopfen. Die Mitteilungen sind tatsächlich für die Teilnehmer meist völlig überraschend. Aber nicht Geister sind die Ursache, sondern unbewusste Vorgänge, von denen unwillkürliche Druckverlagerungen der Hände gesteuert und dadurch intelligente Produktionen ohne Wissen des wachen Ichs vermittelt werden.“,
„Das Tischrücken ist der beliebteste ‚Geistertelegraph‘ spiritistischer Zirkel: Die Sitzungsteilnehmer legen, eine Kette bildend, die Hände auf einen leicht beweglichen Tisch. Fragen werden gestellt, der Tisch antwortet, dem Alphabet entsprechend, durch Klopfen. Die Mitteilungen sind tatsächlich für die Teilnehmer meist völlig überraschend. Aber nicht Geister sind die Ursache, sondern unbewusste Vorgänge, von denen unwillkürliche Druckverlagerungen der Hände gesteuert und dadurch intelligente Produktionen ohne Wissen des wachen Ichs vermittelt werden.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
Kaffeesatzlesen – eine alte Sitte. „Das Wahrsagen aus dem Kaffeesatz ist meist nichts weiter als ein billiger Hokuspokus, der auf die Leichtgläubigkeit der Klienten spekuliert. In den seltenen Fällen, in denen eine echte „hellseherische “ Begabung vorliegt, können die Zufallsformen des verstreuten Kaffeesatzes dazu dienen, das Unbewusste zu Ein-fällen anzuregen, ähnlich wie in Wolkenbildungen oder Klexsen Gestalten gesehen wer-den. Manchmal kondensieren sich in diesen Formdeutungen des Kaffeesatzes auch intuitive Beobachtungen, die von Ausdruckserscheinungen (Mimik, Stimme) des Fra-genden abzulesen sind, aber ohne dieses Hilfsmittel unter der Bewusstseinsschwelle bleiben würden.“
Kaffeesatzlesen – eine alte Sitte. „Das Wahrsagen aus dem Kaffeesatz ist meist nichts weiter als ein billiger Hokuspokus, der auf die Leichtgläubigkeit der Klienten spekuliert. In den seltenen Fällen, in denen eine echte „hellseherische “ Begabung vorliegt, können die Zufallsformen des verstreuten Kaffeesatzes dazu dienen, das Unbewusste zu Einfällen anzuregen, ähnlich wie in Wolkenbildungen oder Klexsen Gestalten gesehen werden. Manchmal kondensieren sich in diesen Formdeutungen des Kaffeesatzes auch intuitive Beobachtungen, die von Ausdruckserscheinungen (Mimik, Stimme) des Fragenden abzulesen sind, aber ohne dieses Hilfsmittel unter der Bewusstseinsschwelle bleiben würden.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP

Spuk am Chiemsee

Der Auftrag einer Zeitschrift brachte Hans Bender und Leif Geiges erstmals 1949 zusammen. Bender sollte einen Spukfall in Lauter untersuchen, den eine Betroffene in einem „Tatsachenbericht“ dokumentiert hatte: Zwischen Juni 1946 und Februar 1948 seien in ihrer Wohnstätte „schlimme Angriffe“ seitens „aggressiver Hausgeister“ aufgetreten, die meist Hausrat und manchmal Personen zum Ziel hatten. Bender interviewte die Zeugen und führte psychodiagnostische Tests durch, um z. B. deren Hang zur Sinnestäuschung festzustellen. Geiges realisierte „fotografische Rekonstruktionen berichteter Spukphänomene“. Damit wurden ebenfalls Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft sowie aussagekräftige Bilder zur Berichterstattung geschaffen.

„Klein-Edith erzählt bei der Untersuchung: Dort oben auf dem Ofenrohr saß ein kleines Männchen mit einem langen Schwanz. Als ich es berührte, prickelte es ...“
„Klein-Edith erzählt bei der Untersuchung: Dort oben auf dem Ofenrohr saß ein kleines Männchen mit einem langen Schwanz. Als ich es berührte, prickelte es ...“, Lauter, 1949, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
Spukfall Lauter: Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerolltim Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus. Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom Sommer 1947, 2-teilige Sequenz
Spukfall Lauter: Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerolltim Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus. Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom Sommer 1947, 2-teilige Sequenz, Lauter, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Spukfall Lauter: Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerolltim Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus. Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom Sommer 1947, 2-teilige Sequenz, Lauter, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Spukfall Lauter: Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerolltim Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus. Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom Sommer 1947, 2-teilige Sequenz, Lauter, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges

Der wandernde Spuk

Im März 1947 soll der Spuk von Lauter ins nahe Vachendorf „hinüber gesprungen“ sein: In dem Haushalt einer anderen Familie ereigneten sich ebenfalls turbulente Vorfälle, die häufig an kindlichen Schabernack erinnerten. Manchmal nahmen sie allerdings auch bedrohliche Züge an, wie unerklärbare Würfe mit schweren Gegenständen. Hans Bender führte seine Feldforschung ähnlich wie in Lauter durch, wobei Leif Geiges erneut geschilderte Spukphänomene nachinszenierte. In beiden Fällen galt Bender ein Familienmitglied im Pubertätsalter als Auslöser des Spuks – als sogenannte „Fokus-Person“. Er meinte, dass sich aufgestaute innere Konflikte paranormal „entladen“ und durch psychokinetische Phänomene „objektiviert“ hätten.

Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz
Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz, Vachendorf, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz
Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz, Vachendorf, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges
Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz
Die Brötchen: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“ Rekonstruktion eines berichteten Spukphänomens vom 17.3.1947, 3-teilige Sequenz, Vachendorf, 1949, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges

Technik und Geister

Im Sommer 1951 dokumentierte Leif Geiges die Untersuchung eines Spukhauses in Neusatz, die Hans Bender in Kooperation mit dem Landeskriminalamt Baden durchführte. Erstmals wurde Bender mit noch andauernden Phänomenen konfrontiert, allerdings konnte er selbst keines unmittelbar beobachten. Geiges hielt die Befragungen der aufgewühlten „Spukbetroffenen“ fest und war außerdem am Aufbau einer „Kamerafalle“ beteiligt. Sie sollte automatisch Phänomene registrieren, wie das häufige Verschwinden von Vorhängen. Allerdings passierte etliche Tage nichts. Dennoch galt das Unterfangen als Erfolg: Der Spuk war während des Experiments abgeflaut. Geiges betitelte daher eine Bildreportage mit: „Technik vertreibt böse Geister“.

Technik vertreibt böse Geister: „Der Pfarrer des Ortes setzte sich mit dem Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie in Verbindung. Prof. Bender traf unverzüglich, begleitet von Herren des Landeskriminalamtes, in N. ein, um die Untersuchung persönlich in die Hand zu nehmen.“
Technik vertreibt böse Geister: „Der Pfarrer des Ortes setzte sich mit dem Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie in Verbindung. Prof. Bender traf unverzüglich, begleitet von Herren des Landeskriminalamtes, in N. ein, um die Untersuchung persönlich in die Hand zu nehmen.“, Neusatz, 1951, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
Technik vertreibt böse Geister: „Zunächst wurden alle Bewohner des Hauses verhört. Kriminalrat B., einer der besten Fachleute der Kriminalpolizei, unterzog die Bewohner einem gründlichen Kreuzverhör. Das Ergebnis war nicht gerade positiv. Die Polizei hatte gehofft, in Kürze eine der Personen als „Geist“ überführen zu können. Dies war nicht der Fall. Im Gegenteil! Es konnte nicht einmal ein Motiv festgestellt werden, das einen evtl. Täter veranlassen könnte, sich in dem Haus als ‚Geist‘ zu betätigen.“
Technik vertreibt böse Geister: „Zunächst wurden alle Bewohner des Hauses verhört. Kriminalrat B., einer der besten Fachleute der Kriminalpolizei, unterzog die Bewohner einem gründlichen Kreuzverhör. Das Ergebnis war nicht gerade positiv. Die Polizei hatte gehofft, in Kürze eine der Personen als „Geist“ überführen zu können. Dies war nicht der Fall. Im Gegenteil! Es konnte nicht einmal ein Motiv festgestellt werden, das einen evtl. Täter veranlassen könnte, sich in dem Haus als ‚Geist‘ zu betätigen.“, Neusatz, 1951, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
Technik vertreibt böse Geister: „Als letzte Sicherungsmaßnahme werden Türgriffe und Lichtschalter mit Höllensteinpulver eingepudert. Sollte nun jemand dieses Pulver an die Hände bekommen, so wird er tage-, ja evtl. wochenlang an seinen schwarzen Händen zu erkennen sein."
Technik vertreibt böse Geister: „Als letzte Sicherungsmaßnahme werden Türgriffe und Lichtschalter mit Höllensteinpulver eingepudert. Sollte nun jemand dieses Pulver an die Hände bekommen, so wird er tage-, ja evtl. wochenlang an seinen schwarzen Händen zu erkennen sein.“, Neusatz, 1951, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP

Spontane Phänomene

Berichte über Todesahnungen, Wahrträume oder erlebte Spukerscheinungen galten Hans Bender als unverzichtbares Rohmaterial der parapsychologischen Forschung. Er fand die geschilderten Erfahrungen sogar beeindruckender als Laborversuche zur Außersinnlichen Wahrnehmung, da sie „die Einbettung des Parapsychischen in schicksalshafte Zusammenhänge“ zeigten. Er baute daher eine umfangreiche Fallsammlung auf, wofür er sich wiederholt über die Massenmedien an die Öffentlichkeit wandte. Leif Geiges illustrierte einige Berichte, die Bender häufig in Vorträgen und Publikationen erwähnte. Dazu zählte ein „Ankündigungsphänomen“, bei dem ein Künstler mittels Zeichnungen den tödlichen Unfall seines Bruders vorausgesehen haben soll.

Telepathische Übertragung im Traum: „Eine junge Frau berichtete Hans Bender, dass sie die abgebildete Szene von sich und einem Bekannten träumte. Dieser rief dabei aus: ‚Wenn ich nur die Kiste über den Berg bringe‘. Dann sah ihn die Träumerin noch, wie er mit zerbrochener Brille in einer bewaldeten Mulde lag. Die Frau teilte ihrem Bekannten brieflich den Traum mit. Er antwortete nach einigen Tagen, dass er am Tag vor ihrem Traum vergebens versucht hatte, mit dem Segelflugzeug eine Anhöhe zu überfliegen, und dabei ständig den Gedanken hatte: ‚Wenn ich nur die Kiste über den Berg bringe‘. Es kam zu einer Bruchlandung in einem bewaldeten Tal, wobei seine Brille zerbrach.“
Telepathische Übertragung im Traum: „Eine junge Frau berichtete Hans Bender, dass sie die abgebildete Szene von sich und einem Bekannten träumte. Dieser rief dabei aus: ‚Wenn ich nur die Kiste über den Berg bringe‘. Dann sah ihn die Träumerin noch, wie er mit zerbrochener Brille in einer bewaldeten Mulde lag. Die Frau teilte ihrem Bekannten brieflich den Traum mit. Er antwortete nach einigen Tagen, dass er am Tag vor ihrem Traum vergebens versucht hatte, mit dem Segelflugzeug eine Anhöhe zu überfliegen, und dabei ständig den Gedanken hatte: ‚Wenn ich nur die Kiste über den Berg bringe‘. Es kam zu einer Bruchlandung in einem bewaldeten Tal, wobei seine Brille zerbrach.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
Vision des Brandes von Ahausen: „Das Auge der „Spökenkiekerin“, der Frau mit dem zweiten Gesicht, sieht über Jahre hinweg ein Ereignis voraus. Der letzte bedeutende und einwandfrei belegte Fall derartigen Hellsehens ist die Magd von Ahausen aus Rotenburg in der Lüneburger Heide. Im Jahre 1900 hatte sie das Gesicht eines großen Brandes. Sie bezeichnete genau die Hauser, die abbrennen und die Hauser, die stehen bleiben wurden. Man konnte sich auf ihre Angaben verlassen, denn viele andere Gesichte, die sie hatte, waren ebenfalls eingetroffen.“
Vision des Brandes von Ahausen: „Das Auge der „Spökenkiekerin“, der Frau mit dem zweiten Gesicht, sieht über Jahre hinweg ein Ereignis voraus. Der letzte bedeutende und einwandfrei belegte Fall derartigen Hellsehens ist die Magd von Ahausen aus Rotenburg in der Lüneburger Heide. Im Jahre 1900 hatte sie das Gesicht eines großen Brandes. Sie bezeichnete genau die Hauser, die abbrennen und die Hauser, die stehen bleiben wurden. Man konnte sich auf ihre Angaben verlassen, denn viele andere Gesichte, die sie hatte, waren ebenfalls eingetroffen.“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP
„Gerfried S. wurde in Hannoversch Munden immer wieder von einer inneren Stimme dazu getrieben, Visionen, die er hatte, in Bildern festzuhalten. Erst als er wieder Kontakt mit seinen Eltern und seiner Schwester bekommen hatte, wurde ihm bewusst, dass seine Bilder den Ablauf des Schicksals seines Bruders darstellten.“
„Gerfried S. wurde in Hannoversch Munden immer wieder von einer inneren Stimme dazu getrieben, Visionen, die er hatte, in Bildern festzuhalten. Erst als er wieder Kontakt mit seinen Eltern und seiner Schwester bekommen hatte, wurde ihm bewusst, dass seine Bilder den Ablauf des Schicksals seines Bruders darstellten.“, Hannoversch Munden, 1953, Leif Geiges, Sammlung Leif Geiges, Archiv des IGPP

Spukhafte Szenen

Zwischen 1949 und 1954 war die produktivste gemeinsame Schaffensphase von Leif Geiges und Hans Bender. Sie resultierte in einem einzigartigen fotografischen Panorama, das den Beginn der parapsychologischen Forschung hauptsächlich am IGPP zeigt. Die Zusammenarbeit inspirierte Geiges außerdem zu einer Reihe anderer Fotografien. Sie waren zwar von der experimentellen Ästhetik der Inszenierungen paranormaler Phänomene beeinflusst, betrafen jedoch andere Themen. So gestaltete er Fotomontagen über die gesellschaftliche Zurückweisung eines entlassenen Strafgefangenen, über alptraumhafte Begegnungen mit Ungeziefer oder über Halluzinationen, die eine Frau im Meskalinrausch erlebt hatte.

Hilfe eine Wanze! Aus der Fotoreportage „Ein Millionstel-Gramm genügt!“
Hilfe eine Wanze! Aus der Fotoreportage „Ein Millionstel-Gramm genügt!“, Freiburg i. Br., um 1950, Leif Geiges, Archiv Geiges-Zweifel, Staufen
Vorbestraft! „Wir bedauern, keine freie Stelle“, Aus der Fotoreportage „Die schwerere Strafe beginnt nach der Entlassung“
Vorbestraft! „Wir bedauern, keine freie Stelle“, Aus der Fotoreportage „Die schwerere Strafe beginnt nach der Entlassung“, Freiburg i. Br., 1951, Leif Geiges, Archiv Geiges-Zweifel, Staufen
Meskalin-Rausch: Dämonen tanzen. „Oft verändert sich die Vision schlagartig. Das simple Tapetenmuster bekommt Leben, Punkte wachsen zu Fabelwesen, die in unendlicher Vielfalt herbeiwimmeln. Dazwischen tauchen geisterhafte Riesengrimassen auf. Man erblickt nie gesehene Fabelwesen und sieht die surrealistische Phantasie eines Picasso lebendig werden. Es erscheint ein Tier mit leuchtenden Federn, ein Kopf wie ein Hammel, gedrehte rote Horner, blaue Knopfaugen, schwarze Linien als Nase und Maul. Plötzlich wird eine Buttermaschine daraus, dann ein Mühlrad und jetzt eine blaurote Schiffsschraube.“
Meskalin-Rausch: Dämonen tanzen. „Oft verändert sich die Vision schlagartig. Das simple Tapetenmuster bekommt Leben, Punkte wachsen zu Fabelwesen, die in unendlicher Vielfalt herbeiwimmeln. Dazwischen tauchen geisterhafte Riesengrimassen auf. Man erblickt nie gesehene Fabelwesen und sieht die surrealistische Phantasie eines Picasso lebendig werden. Es erscheint ein Tier mit leuchtenden Federn, ein Kopf wie ein Hammel, gedrehte rote Horner, blaue Knopfaugen, schwarze Linien als Nase und Maul. Plötzlich wird eine Buttermaschine daraus, dann ein Mühlrad und jetzt eine blaurote Schiffsschraube.“, Freiburg i. Br., 1951, Leif Geiges Archiv Geiges-Zweifel, Staufen

Okkulte Lichtbilder

Leif Geiges reproduzierte häufig Material aus den Sammlungen des Instituts von Hans Bender, entweder in dessen Auftrag oder zur Ergänzung eigener Reportagen. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Fotografien, beispielsweise aus der Periode des Spiritismus und „wissenschaftlichen Okkultismus“ um 1900. Damals besaßen sie in Debatten um den Nachweis von paranormalen Phänomenen eine große Bedeutung. Außerdem befasste er sich mit Bildmaterial seiner Zeit. Dazu zählten neben Aufnahmen von Spukfällen auch die „Gedankenfotografien“ von Ted Serios, die Bender um 1970 intensiv beschäftigten. Anstelle der Reproduktionen werden die Originaldokumente mit einigen von Geiges verfassten Bildbeschreibungen gezeigt.

Frederick A. Hudson, Das Medium Georgiana Houghton mit einem Geisterporträt, London, 29.5.1873, Fotografische Sammlung, Archiv des IGPP
Frederick A. Hudson, Das Medium Georgiana Houghton mit einem Geisterporträt, London, 29.5.1873, Fotografische Sammlung, Archiv des IGPP
Unbekannter Fotograf, „Der schwebende Tisch, Betrug oder echtes Phänomen? Nicht zu verwechseln mit dem unschwer erklärbaren Tischrücken ist das angebliche „telekinetische“ Heben eines Tisches durch eine unbekannte, mediale Macht, wie es hier das berühmte italienische Medium Eusapia Palladino zeigt. Hände und Füße des Medium sind kontrolliert. Der Streit um die Echtheit solcher „physikalischer Phänomene“ ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Er erscheint in neuem Lichte, seitdem im Parapsychologischen Laboratorium der amerikanischen Duke-Universität die psychische Beeinflussung des Falles von Würfeln nachgewiesen wurde.“
Unbekannter Fotograf, „Der schwebende Tisch, Betrug oder echtes Phänomen? Nicht zu verwechseln mit dem unschwer erklärbaren Tischrücken ist das angebliche „telekinetische“ Heben eines Tisches durch eine unbekannte, mediale Macht, wie es hier das berühmte italienische Medium Eusapia Palladino zeigt. Hände und Füße des Medium sind kontrolliert. Der Streit um die Echtheit solcher „physikalischer Phänomene“ ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Er erscheint in neuem Lichte, seitdem im Parapsychologischen Laboratorium der amerikanischen Duke-Universität die psychische Beeinflussung des Falles von Würfeln nachgewiesen wurde.“, Mailand, 1892, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian

Öffnungszeiten

Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr
Freitag, 10–19 Uhr

Eintrittspreise

5 Euro / erm. 3 Euro

Kontakt

Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum
Salzstraße 32
79098 Freiburg im Breisgau
Tel.: +49 761 201-2550
augustinermuseum@stadt.freiburg.de
Ansprechpersonen

Piktogramm: barrierefrei erreichbar, rollstuhlgerecht über Aufzug, rollstuhlgerechtes WC

Beratung und Buchung
von Führungen
Tel.: +49 761 201-2501
museumspaedagogik
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