Die Zinnfigurenklause im Schwabentor

Neben dem Platz der letzten Barrikade erhebt sich das mittelalterliche Schwabentor am östlichen Rand der historischen Altstadt Freiburgs. Dort gelangen Sie über eine Wendeltreppe nach 50 Stufen in ein Museum, das in Deutschland einmalig ist: die Zinnfigurenklause im Schwabentor. Sie hat sich die Geschichte der Freiheitsbewegungen in unserer Region auf ihre Fahnen geschrieben und informiert über die Kämpfe der Bauern und Bürger zwischen 1386 und 1848.

In diesem Museum finden Sie auf zwei Etagen 21 größere und kleinere Schaukästen (sogenannte „Dioramen“) und 10 Hängevitrinen, in denen Episoden dieser vergangenen Auseinandersetzungen anschaulich und in verkleinertem Maßstab dargestellt werden, mit den handelnden Personen und in naturgetreu abgebildeter Umgebung.

Details
Um in dem Dioramen die historischen Situationen nachzustellen, werden Flachfiguren in der sogenannten Nürnberger Größe von 33 mm benutzt. Sie bestehen aus einer speziellen Zinnlegierung, werden in Schieferformen gegossen und dann bemalt. In den Schaukästen des Museums befinden sich derzeit über 10000 solcher Figuren.
 
Themen der Ausstellung
Die zentralen Themen sind die Bauernkriege des 16. Jahrhunderts, die Reformation und die badische Revolution von 1848. Die  Dioramen veranschaulichen bis ins Detail verschiedene Ereignisse dieser Freiheitsbewegungen.
Das figurenreichste Diorama stellt die Sempach-Schlacht von 1386 nach. 1150 Zinnfiguren veranschaulichen den siegreichen Kampf der Eidgenossen gegen den Habsburger Adel unter Erzherzog Leopold II.
 
Bauernkriege und Reformation
Zwischen 1525 und 1526 erhob sich der ‚gemeine Mann’ im gesamten südwestdeutschen Sprachraum gegen seine weltlichen und geistlichen Herren. Die Aufstände in und um Freiburg können im Museum in mehreren Dioramen verfolgt werden. Eines erinnert an den Zug des Schwarzwälder Bauernführers Hans Müller aus Bulgenbach und seiner Rotte gegen die Stadt Freiburg. Ein anders zeigt das Bauernheer beim Überqueren der Wutach. Neben Schlössern und Dörfern sind hier bunte Details des Lebens im ausgehenden Mittelalter dargestellt: Stadt- und Landvolk, Ackerbau und Ernte, das Vieh und vieles mehr.
 
An die Reformation erinnern drei weitere Dioramen. In einem sieht man Martin Luther und seine Getreuen bei der Verbrennung der päpstlichen Bann-Androhungsbulle. Dann, wie er inmitten der Bürgerschaft in Worms einzieht, und schließlich kann man den vorgetäuschten Überfall auf Luther nach dem Wormser Reichstag betrachten.
 
Sozial- und Alltagsgeschichte
Sozialgeschichtliche Themen werden von drei anderen Dioramen aufgegriffen. Da arbeiten die Halbedelsteinschleifer vor ihren Werkstätten in der Freiburger Schneckenvorstadt, da bewegt sich ein Prozessionszug in traditioneller Kleidung und Reihenfolge zur Kapelle und ein historischer Hexengeleitzug zieht zur Hinrichtungsstätte an der Dreisam.
 
 
Revolution

Noch im Bau befindet sich das große Diorama zur badischen Revolution 1848 – für Freiburg von besonderer Bedeutung, weil sich hier einst entscheidende Kämpfe am Fuß des Schwabentors abgespielt haben. Im Schaukasten wurden Ausschnitte des Freiburger Altstadtkerns im  Maßstab 1:100 auf einer Fläche von drei auf einen Meter rekonstruiert. Hier reicht der Blick von den Kämpfen am ‚Platz der letzten Barrikade’ über die ‚Die Insel’ bis hin zur Gerberau.
 
Vermischtes
Nicht zu vergessen sind auch mehrere sehenswerte Dauerleihgaben: Burgenmodelle vom Hoch- und Oberrhein oder ein Waldbiotop. Und dann gibt es noch weitere, teils großformatige ‚Prachtstücke’ aus Kunst und Kultur, sowie aus der Welt der Sagen und Märchen.
 
… und zum Mitnehmen
Einige der in den Szenarien verwendeten Miniaturen können in der Zinnfigurenklause nicht nur bestaunt, sondern auch erworben werden: Abbilder bedeutender Persönlichkeiten wie auch gewöhnliche Personen. Zusätzlich bietet das Museum eine Fülle weiterer Figuren der Weltgeschichte an: Herrscher, Dichter und Musiker, Damen und Herren in Rokokokostümen sowie Märchenfiguren, die als Erinnerungsstücke oder willkommene Mitbringsel Jung und Alt Freude bereiten können. Interessenten finden zudem vertiefende Literatur und Tonträger zu den ausgestellten Themen.
 
Zum Hintergrund
Eigene Geschichte …

Dieses Museum wurde 1969 von Andreas Lehmann gegründet, von 1988 bis 2008 leitete Andreas Müller seine Geschicke. Seit 1989 wird die Zinnfigurenklause vollständig von dem ehrenamtlich wirkenden Freundes- und Förderkreis betrieben, der die Dioramen gestaltet, die Figuren gießt und bemalt und die Pforte für Besucher aus aller Welt öffnet. Die Räume sind nicht beheizbar, daher ist das Museum nur von Mitte Mai bis Anfang Oktober geöffnet.
 
… und Zukunft
Ihre Unterstützung und Mitarbeit ist gern gesehen. Denn die Zinnfigurenklause soll um die dritte Etage erweitert werden und will den Besuchern zukünftig die Hintergründe der historischen Konflikte mit modernen Anschauungsmitteln und Techniken verständlicher machen.

Öffnungszeiten

Ab 3. Sonntag im Mai bis 3. Oktober
Dienstag bis Freitag 14.30 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag 12 bis 14 Uhr

Eintritttspreise:
Erwachsene 2 €
Rentner und Auszubildende 1 €
Kinder 6-14 Jahre 0,50 €

Gruppenführungen

Ab 7 Personen außerhalb der Öffnungszeiten nach telefonischer Anmeldung möglich
(2,-€/ ers.)
Tel 0761/ 2024505

Kontakt

Zinnfigurenklause im Schwabentor
Leitung: Volkmar Vogt
Archiv soziale Bewegungen
Tel. 0761/ 2024505
während der Öffnungszeiten: Tel. 0761/ 24331