Umweltwirkungen im Bereich der Gebäudeherstellung

Erfassung von grauer Energie und grauen Emissionen

In Anlehnung an die städtischen Klimaschutzziele wird bei den Planungen zum neuen Stadtteil Dietenbach die Klimaneutralität angestrebt. Angesichts dieser kommunalpolitischen Zielsetzung sind der Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energie und die Nutzung erneuerbarer Energien, der Bau energieeffizienter Gebäude und die konsequente Vermeidung von Treibhausgasen die herausfordernden Aufgaben.

Neben dem Energieverbrauch und den Emissionen des Gebäudebetriebs werden deshalb auch die Umweltwirkungen im Bereich der Gebäudeherstellung im Hinblick auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt. Denn bei der Herstellung und dem Transport der zum Einsatz kommenden Baustoffe werden – je nach Produktgruppe – erhebliche Mengen an (grauer) Energie verbraucht und Treibhausgase (graue Emissionen) freigesetzt.

Die Wahl der Baustoffe, der Konstruktionen und der Anlagenkomponenten ist ein entscheidender Hebel für den Klimaschutz. Der Anteil von grauen Emissionen bei Neubauten liegt durchschnittlich bei 25 bis 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen für Konstruktion und Energieeinsatz in der Nutzungsphase. Durch eine lebenszyklusorientierte Wahl der Baumaterialien und der Baukonstruktion können die grauen Emissionen deutlich reduziert werden. Eine noch größere Einsparmöglichkeit bietet Holz als Baustoff, da Holzprodukte über ihre Lebensdauer hinweg als Kohlenstoffspeicher wirken.

Aus diesem Grund werden bereits im Zuge der konzeptionellen Vergabe der Grundstücke die zum Einsatz kommenden Baustoffe und Bauprozesse betrachtet sowie der für den Klimaschutz wichtige Teil des Verbrauchs an „grauer Energie“ und die CO2-Emissionen bewertet.

Die Erfassung der grauen Energie und der CO2-Emissionen wird durch den sogenannten „Graue-Energie-Rechner“ erfolgen, den die Projektgruppe Dietenbach in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro EGS-plan aus Stuttgart entwickelt. Der Graue-Energie-Rechner besteht aus zwei Tools mit jeweils unterschiedlicher Bearbeitungstiefe.

  • Bereits im Prozess der Grundstücksvergabe wird das „Quick Check Tool“ eingesetzt. Bei dem QC-Tool handelt es sich um ein auf Excel basierendes, leicht zu bedienendes Programm, welches auf die Erhebung von Angaben zu Gebäudemaßen, Bauweise der Konstruktion und flächenspezifischen Energiebedarfen beschränkt ist, da zu diesem Zeitpunkt erst wenige detaillierte Informationen zu den eingesetzten Baumaterialien vorliegen. Mit Einsatz des QC-Tools wird das Ziel verfolgt, die Bauherrinnen und -herren möglichst frühzeitig für die Einsparung von CO2-Emissionen zu sensibilisieren. Es soll Bestandteil der bei der Grundstücksbewerbung einzureichenden Unterlagen werden.
  • Mit Beginn der Planungsphase für den Bauantrag kommt das „eLCA Tool“ zum Einsatz. Mit dem eLCA Tool (Ökobilanzierungstool für Gebäude) sollen die Umweltwirkungen, die das Errichten und Nutzen eines Gebäudes verursachen, über den Bilanzierungszeitraum von 50 Jahren bilanziert werden. Es handelt sich hierbei um ein webbasiertes Tool in Form eines Bauteilekataloges, der durch das Bundesbauministerium entwickelt und zur Verfügung gestellt wird. Mit dem Bauteileditor können Anwenderinnen und Anwender über die Zuweisung des Materials sowie der Materialstärke die geplanten Bauteilschichten erzeugen und zu einem Bauteil zusammenfassen. Das eLCA Tool soll ab dem Zeitpunkt eingesetzt werden, wenn konkrete Angaben zu der gewählten Bauweise und den Bauteilen vorhanden sind. Mithilfe des eLCA Tools werden der voraussichtliche Bedarf an nicht erneuerbarer Primärenergie, Ressourcenbedarf und Treibhausgasemissionen von Bauvorhaben berechnet.

Weitere Aspekte zur Nachhaltigkeit der Bauvorhaben (u. a. Regionalität, Ressourcenschonung, Rückbaufreundlichkeit) werden über die mit der Bewerbung einzureichenden Unterlagen abgefragt.

Die Vergabe von Grundstücken für einzelne Bauvorhaben erfolgt nicht über den Grundstückpreis, sondern im Rahmen eines „Wettstreits der Ideen“ über eine Reihe von Kriterien, die neben der ökologischen Qualität auch die städtebauliche sowie die soziale Nachhaltigkeit der Bauvorhaben sicherstellen sollen.

Der Graue-Energie-Rechner soll dabei die Stadt Freiburg bereits im Rahmen der Konzeptvergabe bis hin zur Fertigstellung der Gebäude unterstützen. Bauherrinnen und -herren wiederum profitieren von dem Graue-Energie-Rechner sogar doppelt. Er zeigt bereits in der Konzeptionsphase Möglichkeiten zur Vermeidung von Treibhausgasen auf und bietet dadurch Anreize für nachhaltiges Bauen. Klimafreundliches Bauen und die Einhaltung bestimmter CO2-Grenzwerte wird nach den Förderbedingungen 01.2023 der KfW für Neubauten vorausgesetzt. Eine Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude ist keine zwingende Voraussetzung für die Förderung, erhöht aber den maximalen Kreditbetrag. Mit den im Grauen Energie-Rechner erfassten Angaben liegen die Angaben zu den CO2-Emissionen und weitere für die Zertifizierung erforderlichen Informationen bereits vor, so dass die Kosten für die Auditierung reduziert werden können.