Stadtfunktion: Mobilität

Insgesamt steigt das Verkehrsaufkommen durch den Bevölkerungszuwachs, die Flächenausdehnung (neue Wohn- und Gewerbeflächen), steigende Lieferverkehre sowie den zunehmenden Pendler_innenverkehr aus der Region. Gleichzeitig werden die Verkehrsarten vielfältiger und stärker durch digitale Möglichkeiten verknüpft.

Die strategische Ausrichtung setzt auf die Verminderung des motorisierten Individualverkehrs (Stadt der kurzen Wege) sowie die Verlagerung von Verkehr auf den Umweltverbund. Potenziale zur Verknüpfung der Verkehrsangebote sowie Möglichkeiten der effizienten Steuerung von Verkehrsströmen werden umfassend ausgeschöpft.

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Anteil Flächennutzung

sinkt insgesamt

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Mit teilweise großen Aufwänden erfolgt eine Umverteilung der Straßenflächen zugunsten des Fuß- und Radverkehrs. Vor allem auf den Hauptverkehrsstraßen in der Stadt wird schrittweise dem Rad- und Fußverkehr mehr Fläche eingeräumt.

Der Ausbau von ÖPNV-Angeboten und die Entwicklung zur umweltverträglichen Mobilität erfordern hohe Investitionen in Infrastrukturen und starke Kooperationen der Akteur_innen.

Nachhaltige Antriebstechnologien und Elektromobilität sowie die Zunahme des ÖPNVs verringern die Umweltbelastungen.

Weiter verfolgt wird eine integrierte Verkehrsplanung, die die neue Mobilität in Abstimmung des Wohnraumbedarfs, inklusive der Verkehrsanbindung (ÖV-Anbindungen, regionale Radwege, MIV) mit der Region vornimmt.

  • Verkehrsumstiegsplatz: Die Radstation an der blauen Brücke dient als Verkehrsumstiegsplatz auf die verschiedenen Verkehrsarten (Bahn/Auto/Rad/Straßenbahn/Fuß).
    Radstation am Hauptbahnhof
  • Verkehrsreduzierte Quartiere: Die Quartiersgarage im Stadtteil, die direkt an eine Straßenbahnhaltestelle angrenzt, trägt maßgeblich zur Aufenthaltsqualität im autoreduzierten Stadtteil bei.
    Verkehrsreduzierung in Vauban
  • Solare Wasserstofftankstelle des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
    Solare Wasserstofftankstelle des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Das Konzept der funktionsgemischten „Stadt der kurzen Wege“ verringert die Mobilitätszwänge bzw. das Verkehrsaufkommen in Maßen. In Neubauquartieren am Stadtrand oder den Ortslagen wird auf nutzungsgemischte und kompakte Strukturen geachtet.

Die Verkehrssicherheit wird z.B. durch die Schaffung von sicheren Übergängen für Kinder und alte oder körperlich beeinträchtigte Menschen oder das Einrichten von Spielstraßen gefördert.

Die regionale Anbindung wird, neben dem (regionalen) Radwegenetz und den Radvorrangrouten, auf dem Schienenverkehr v.a. für Berufspendler_innen deutlich ausgebaut. Dies benötigt viel Abstimmungsbedarf und wird aufgrund der Planungs- und Umsetzungsdauer erst langfristig nutzbar sein.

Positive Effekte neuer technischer Möglichkeiten werden erschlossen, u.a. verringern App-basiertes Car- und Ridesharing den Besitz des privaten Pkws und den Bedarf an Stellflächen bzw. verschieben den Modal-Split (Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger und den ruhenden Verkehr). Durch den Einsatz smarter Technologien gelingt der Stadt eine Effizienzsteigerung im Mobilitätssektor und die Verknüpfung der Verkehrsträger. Langfristig ist durch Sharing-Konzepte und Attraktivitätssteigerungen im Umweltverbund mit einer Abnahme des privaten MIVs zu rechnen.

Parkraum wird im ganzen Stadtgebiet auf das notwendigste Maß begrenzt, wo möglich überbaut, begrünt oder mehrfachgenutzt (z.B. tagsüber Spielplatz und Bewegungsraum, nachts Parkplatz). Bestehende Park & Ride-Parkplätze werden an strategisch günstigen Lagen zu Mobilitätshubs ausgebaut. Es entstehen zudem insbesondere in Verbindung mit neuen Siedlungsflächen neue Mobilitätshubs.

Im Bereich der Mobilität besteht die Gefahr einer Polarisierung einerseits innerhalb der Stadtbevölkerung durch das Einkommen (z.B. Kosten für neue Antriebstechnologien) und andererseits hinsichtlich der Lage im Stadtgebiet. Ortslagen weisen im Vergleich zur Kernstadt und dem Stadtrand einen Nachholbedarf in der ÖPNV-Infrastruktur auf. Hier sind Bewohner_innen häufiger auf einen privaten Pkw angewiesen. Die zunehmende Nutzungsmischung in der Siedlungsentwicklung oder Trends zu mehr Home Office reduzieren umgekehrt den Bedarf.

Neben Attraktivitätssteigerungen im Umweltverbund kommt die Stadt nicht um Restriktionen des MIVs in der Kernstadt herum, bspw. durch eine Reduzierung der Stellflächen für private Pkw. So gelingt es der Stadt, vor allem im innerstädtischen Bereich, kurzfristig zu einer Reduzierung des MIVs beizutragen.

Lieferverkehre, die mit dem steigenden Online-Handel wachsen, werden durch smarte Technologien optimiert bzw. geregelt. Zum einen können z.B. individuell zugeordnete Zeitfenster direkte Lieferverkehre regulieren. Zum anderen sorgen Logistik-Hubs am Rand der Stadt für weniger Lieferverkehre: Dort wird eine Übergabe von der nationalen Logistik an die Stadtlogistik organisiert. Die Transporte erfolgen gebündelt in die Teilräume der Stadt und erfordern neue Flächen für Micro- Logistik-Hubs. Dabei kommen präferiert Lastenräder und Elektrofahrzeuge für den Transport auf der letzten Meile zum Einsatz.

Potenzielle Konflikte und Herausforderungen

  • potenziell ungleicher Zugang zu Mobilitätsangeboten in den Raumtypen Ortslagen, Stadtrand und Kernstadt
  • begrenzte Handlungsspielräume der Stadt bei regionalem Verkehrsinfrastrukturausbau
  • potenzielle Interessenkonflikte zwischen Anwohnern und Mobilitätsprojekten
  • hoher technischer Aufwand zur Steuerung des Verkehrsaufkommens erforderlich (Einsatz von Künstlicher Intelligenz)
  • Konflikte auf den Rad- und Fußwegen auf Grund zunehmender Nutzungsdichte
  • Reduzierung der Flächen für den fließenden und ruhenden motorisierten Individualverkehr muss mit einem Ausbau des Umweltverbunds erfolgen: hohe finanzielle Investitionen u.a. im Sinne des Klimaschutzes erforderlich
  • Einschränkungen für Berufsgruppen, z.B. Handwerker, die auf ein motorisiertes Fahrzeug angewiesen sind, durch eine Reduzierung der Verkehrsflächen zugunsten des Umweltverbunds

Handlungsansätze

Bauleitplanung (FNP 2040):

  • Siedlungsentwicklung entlang der ÖPNV-Achsen: Ausrichtung der Stadtentwicklung und Ausweisung von Potenzialflächen an den Zielen „Verkehrssparsamkeit“ und Erreichbarkeit mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes. Ausweisung neuer Wohnbauflächen nur dort, wo eine attraktive und leistungsfähige Erschließung gewährleistet werden kann.
  • Flächensicherung und Netzerweiterung: Sicherung von Flächen/ Achsen für die Erweiterung des Stadtbahnnetzes und den Ausbau von S-Bahnstrecken.
  • Flächen für zentrale Mobilitätshubs und dezentrale Verkehrsumstiegsplätze (Weiterentwicklung Park-and-Ride-Anlagen): Darstellung von Verkehrsumstiegsplätzen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten in zentralen Lagen mit guter ÖPNV-Anbindung, sogenannte Mobilitätshubs, die neben Servicedienstleistungen bspw. für Fahrräder in direkter Nachbarschaft Einzelhandelsbetriebe sowie Dienstleistungs- und Gastronomieangebote aufweisen. Mobilitätshubs in zentralen Lagen sollen dazu beitragen den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Ebenso sollen reine Verkehrsumstiegsplätze an den großen Einfallstraßen und Bahnlinien (P&R-Anlagen) am Stadtrand in Verbindung mit den Verkehrsträgern des Umweltverbundes im FNP 2040 dargestellt werden. Diese dezentralen Verkehrsumstiegsplätze sollen den Umstieg auf den Umweltverbund erleichtern und sind insbesondere für die Berufs- und Ausbildungspendler wichtig. Eine Serviceerleichterung für die Nutzergruppen stellt dabei die digitale Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger dar (Mobility as a service)
  • Parkplätze anders nutzen bzw. rückbauen: Schaffen von Flächen für Erneuerbare Energien (z.B. PV-Überdachung), für Grün, Spielen, Bewegung etc. (Spiel- und Bewegungsräume auf Quartiersgaragen sowie auf Mobilitätshubs). In welcher Form eine Darstellung im FNP 2040 erfolgen kann, ist zu prüfen.
  • Flächen für urbane Logistik-Hubs: in den Zentren zur dezentralen Verteilung der Waren auf der letzten Meile (Nahverteilerstationen Handel, Konsum und Post) im Sinne der Nutzungsmischung miteinplanen. Es bedarf der Prüfung, inwiefern eine Dar-stellung als Symbol in den zentralen Bereichen der Innenstadt, der Stadtteil-, Nahver¬sorgungs- und Quartierzentren erfolgen kann.
  • Bedarfe für größere Logistik-Hubs in gewerblichen Gebieten: Innovative, platzsparende Mehrfachnutzungen in Gewerbegebieten prüfen, insbesondere großflächige Logistik in der Region beim FNP 2040 mitdenken. Diese sind bestenfalls an das Schienennetz und das sonstige überörtliche Verkehrsnetz angeschlossen. Von diesen Hubs geht idealtypisch eine Vorsor¬tierung der Waren und der Transport in die dezentralen kleineren Logistik-Hubs bspw. mit Elektrofahrzeugen aus, um den motorisierten Lieferverkehr in den zentralen Siedlungsbereichen zu reduzieren.
  • Mehrfachnutzung von Mobilitätsflächen: Wo immer möglich, Kombinationen mit Flächen zur Erzeugung, Verteilung und/ oder Speicherung von Erneuerbaren Energien. In welcher Form eine Darstellung im FNP 2040 erfolgen kann, ist zu prüfen.