Die demografische und gesellschaftliche Entwicklung (Individualisierung der Lebensstile) sowie der Wanderungssaldo lassen den Wohnraumbedarf wachsen (mehr Wohnungen, mehr kleinere Wohnungen) und erfordern neben der Herstellung von mehr Dichte das Ausweisen zusätzlicher Wohnflächen in bisher unbebauten Bereichen, v.a. im Außenbereich auf Freiburger Gemarkung.
Die weiterhin im Vergleich zum Angebot höhere Nachfrage nach Wohnraum lässt die Wohnungspreise auf dem privaten Wohnungsmarkt weiter steigen, was die Stadt unter Handlungsdruck setzt. Um Wohnraum für alle Bevölkerungsteile zu erhalten und zu schaffen, sind die Stärkung der aktiven Bodenpolitik, die Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und der Aufbau von regionalen Kooperationen zur Abstimmung bzw. Steuerung der Wohnraumversorgung erforderlich.
Digitalisierung und Onlinehandel verändern die Handelslandschaft nachhaltig. Die benötigten Handelsflächen sind insgesamt rückläufig. Insbesondere große Verkaufsflächen für SB-Warenhäuser oder auch Möbelhäuser sind auf Grund der Verzahnung mit dem Onlinehandel rückläufig.
Monofunktionale Kaufhausflächen verschwinden zunehmend aus dem Stadtgebiet. Eine verstärkte Nutzungsmischung mit Wohnen und Arbeiten wandelt das Bild der Innenstadt bzw. Kernstadt.
Ein Teil der großen Kaufhäuser wird umgebaut, ein anderer Teil wird abgerissen und macht Platz für hochverdichtete gemischte Quartiere im gesamten Stadtgebiet.
Phasen des Leerstands werden so kurz wie möglich gehalten, indem Zwischennutzungen während der Planungs- und Entwicklungsprozesse ermöglicht werden, die zeitlich befristet verhältnismäßig kostengünstige Flächen für Kreative und Gründer bieten und Quartiere beleben.
In der Kernstadt und an zentralen Handelsorten ist weiterhin von einem Handelsbesatz auszugehen, Handel findet jedoch in anderer Form statt bzw. Handelskonzepte entwickeln sich weiter zu freizeitbezogenen Funktionen („Erlebnis-Shopping“). Es entsteht eine Palette von Showrooms in den zentralen 1A Lagen der Innenstadt. Läden mit kleinerer Vor-Ort-Produktion, Second- Hand-Angeboten, Läden zum Tauschen und Leihen, Reparatur- und Handwerksläden usw. entstehen auf Grund der hohen Mieten eher abseits der Freiburger Innenstadt in den zentralen Lagen in den Quartieren. Das Angebot wird für die Verbraucher_innen nicht eingeschränkt. Die Handelsstrukturen – geprägt durch wachsenden Online-Handel - induzieren allerdings zusätzlichen, kleinteiligeren Lieferverkehr (Click & Collect).
Der Fokus des „Erlebnis-Shopping“ bleibt die Innenstadt. Versorgung mit dem täglichen Bedarf findet auch am Stadtrand und in den Ortslagen statt. In den nutzungsgemischten, dichten Quartieren werden bestehende kleinere Zentren mit dem Fokus auf die Nahversorgung erhalten und gestärkt.
Potenzielle Konflikte und Herausforderungen
- es besteht die Gefahr, dass sich zunehmende Leerstände von Handelsflächen insbesondere in den Stadt- und Quartierszentren in Freiburg aber auch vereinzelt in der Innenstadt, nachteilig auf die benachbarte Umgebung/ Nachbarschaft auswirken und ein baulicher und atmosphärischer Verfall damit einhergeht (Down-Trading)
- insbesondere in der Innenstadt werden durch die Zunahme des Online-Handelaufkommens inhabergführte Geschäfte neue Vertriebsmodelle und ergänzende Dienstleistungen anbieten müssen, um im Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben – andernfalls droht der Verlust der ortsbildprägenden inhabergeführten Läden in der Innenstadt
- in den sonstigen Stadtteil-, Nahversorgungs- und Quartierszentren der Stadt droht ebenfalls der Verlust der kleinen inhabergeführten Geschäfte, da sie im Wettbewerb mit dem Online-Handel untergehen und im Vergleich zur Innenstadt hohe Kundenströme fehlen
- potenziell steigende kleinteilige Lieferverkehre erfordern Steuerung, um das Be- und Entladen für alle Verkehrsteilnehmer sicher und ohne Beeinträchtigung durchführen zu können und den Verkehrsfluss für alle nicht einzuschränken
- steigender Bedarf nach Lagerflächen und Abholstationen im gesamten Stadtgebiet (MicroHubs, Paketstationen etc.)
- durch Angebote wie Click & Meet/ Click & Collect findet eine Verschneidung des Online-Handels mit dem stationären Handel statt, was wiederum zusätzlichen Verkehr sowohl beim Kunden als auch beim Händler insbesondere bei der Retoure von Waren beinhaltet
Handlungsansätze
Bauleitplanung (FNP 2040):
- Stärkung der Nutzungsmischung: Weiterentwicklung von bestehenden großen monofunktionalen Handelsflächen (insb. SB-Warenhäuser am Stadtrand) in nutzungsgemischte Quartiere.
- Mehrfachnutzung und Begrünung im Sinne des Flächensparens: Begrünung und Aufstockung/ Mehrfachnutzung von Handelsflächen in den nicht-integrierten und somit gewerblichen Lagen auch durch gewerbliche Nutzung möglich.
- Kennzeichnung der zentralen Lagen bzw. Versorgungsbereiche als Flächen oder durch Symbole: die Bedeutung der Stadtteil-, Nahversorgungs- und Quartierszentren als nutzungsgemischte zentrale Orte, die neben der Handels- und Dienstleistungsfunktion als Frequenzbringer auch wichtige Orte der Begegnung und der Kultur sind.
- Erhalt von Sonderbauflächen für Handel außerhalb der Zentren: bestehende große Handelsflächen außerhalb der Zentren, die im Sinne der überörtlichen Versorgungsfunktion Freiburgs als Oberzentrum aus raumordnerischer Sicht eine hohe Bedeutung haben und bestehen bleiben sollen (z.B. Garten-/ Baumärkte, Möbelhäuser), werden als Sonderbauflächen im Flächennutzungsplan im Sinne des Bestandsschutzes dargestellt.
- Kombination mit Erneuerbaren Energien: Flächen für Handel und Gewerbe werden mit Flächen zur Erzeugung und/ oder Speicherung von Erneuerbaren Energien zusammengedacht und nach Möglichkeit kombiniert. Inwiefern eine Darstellung im FNP 2040 erfolgen kann, ist zu prüfen.
- Stärkung vorhandener Zentren: bauliche Nachverdichtung und Arrondierung sowie funktionale Aufwertung z.B. durch attraktive öffentliche Räume sowie die Stärkung von Versorgung und Dienstleistung.