Stadtfunktion: Land- und Forstwirtschaft

Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen bleibt weiterhin hoch. Eine Inanspruchnahme neuer Flächen im Außenbereich muss in Erwägung gezogen werden, wenn fehlende Potenziale im Innenbereich und die Erhaltung der Handlungsfähigkeit der Stadt Freiburg dies erfordern.

Die Folgen des Klimawandels entwickeln sich zu größeren Risiken für die Land- und Forstwirtschaft (z.B. Hitzeperioden).

In Freiburg und seinen Außenbereichen setzen sich bei landwirtschaftlichen Nutzungen hohe ökologische Standards durch, die auf einen langfristigen Erhalt von Flächen bzw. deren Qualität für die landwirtschaftliche Nutzung setzen (z.B. für die nachhaltige lokale Nahrungsmittelproduktion statt für Futter- und Energiemais).

Anteil Flächennutzung Landwirtschaft sinkt insgesamt

Anteil Flächennutzung

Landwirtschaft sinkt insgesamt

Anteil Flächennutzung Forstwirtschaft stagniert insgesamt

stagniert insgesamt

Anteil Flächennutzung Landwirtschaft sinkt insgesamt Forstwirtschaft stagniert insgesamt

Insbesondere am Stadtrand bzw. in den Ortslagen werden bspw. in Kombination mit Gewerbenutzung, neue Anbauformen wie „Vertical Farming“ (mehrgeschossiger Anbau) oder „Indoor Farming“ (smart gesteuerte Gewächshäuser) erprobt, um die vorhandenen Flächen und andere Ressourcen (insbesondere Wasser) optimal zu nutzen. Generell sind diese neuen Anbauformen mit klassischen Lebensmittelanbauformen nicht vergleichbar, da sie aktuell eher Gewerbehallen gleichen und vornehmlich in gewerblichen Gebieten anzusiedeln sind. Mit zunehmender technischer Reife und einer Weiterentwicklung hin zu wohngebietsverträglichen Anlagen, finden diese neuen Formen auch in solchen Stadtgebieten Verbreitung, wo sie bisher noch als störende Nutzung wahrgenommen wurden.

  • Gemeinschaftsgarten am Dorfbach (Vauban) -  Soziale Projekte / Landwirtschaft: „Zusammen gärtnern“ ist ein interkultureller, inklusiver Gemeinschaftsgarten.
    Gemeinschaftsgarten am Dorfbach (Vauban)
  • Mehrfachnutzung im Sternwald - Erholung/Freizeit – Mehrfachnutzung Forstflächen: Der Bewegungspark im Sternwald ist ein freizugänglicher Trainingsort für Freiluftsportler_ innen mit Sportgeräten, um einzelne Bewegungsabläufe zu trainieren.
    Mehrfachnutzung im Sternwald

In den Wohn-, Gewerbe- und Mischgebieten entsteht für die Selbstversorgung (jedoch im stark begrenzten Umfang) und die Gemeinschaftsbildung der Nachbarschaften in nicht professionellem Umfang „Urban Gardening“ bzw. „Urban Farming“ (auf Dachflächen und an Fassaden). Projekte der „essbaren Stadt“ werden im öffentlichen Raum zunächst pilotiert und dann ausgeweitet.

Um auch in der Landwirtschaft die Flächeneffizienz zu erhöhen, wird, wo es mit ökologischen Belangen und dem Landschaftsbild verträglich ist, Stromerzeugung mit Landwirtschaft durch Agrophotovoltaik-Anlagen kombiniert.

Im Sinne des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und des Erhalts der Artenvielfalt werden die hochwertigen Wald- und Wiesenflächen weitestgehend erhalten. Einzelne Bereiche am Stadtrand und in den Ortslagen werden noch intensiver als bisher zu Erholungs- und Freizeitzwecken genutzt und somit quasi als „öffentlicher Raum“ erschlossen. Die steigenden Nutzungsansprüche an den Raum erfordern jedoch Konzepte für die Lenkung der Besucher_innen, um negative Auswirkungen zu vermeiden.

Holz als nachhaltiges Baumaterial wird vermehrt eingesetzt erfährt eine höhere Nachfrage; in der Folge steigen die Preise weiter.

Auch wenn das Wachstum der Stadt Freiburg so „grün“ wie möglich gestaltet wird, ist der Rückgang von landwirtschaftlichen Flächen ein kontinuierliches Protestthema für die Anwohner_innen. Die Behandlung von Einwänden, die Kommunikation mit den Bewohner_ innen ist eine zunehmend wichtige und umfassendere (ressourcenintensive) Aufgabe der Verwaltung.

Eine Umwidmung von Land- und vereinzelt auch Forstwirtschaftsfläche zu Siedlungsgebieten bringt Veränderungen im Landschaftsbild mit sich. Beim Übergang vom Siedlungsrand in die Landschaft müssen die Belange von Orts- und Landschaftsbild besonders berücksichtigt werden.

Potenzielle Konflikte und Herausforderungen

  • hoher Druck auf land- und forstwirtschaftliche Flächen und steigende Flächenkonkurrenz durch wachsenden Siedlungs- und Gewerbeflächenbedarf
  • Anpassung der Land- und Forstwirtschaft an klimatische Bedingungen erforderlich
  • hoher Veränderungsdruck auf die Formen der Landund Forstwirtschaft und vielfachen Nutzungen der Flächen (Energiegewinnung, Erholung, Baustoffe etc.)
  • Konflikte durch Betreten und Aneignung, auch von schutzbedürftigen Wald- und Wiesenflächen, durch Erholungssuchende
  • neue Anbauformen wie Vertical- oder Indoor- Farming, die vornehmlich noch auf gewerblichen Flächen stattfinden, tragen zur steigenden Nutzungskonkurrenz in gewerblichen Gebieten bei
  • die zur ausreichenden Versorgung der Bevölkerung erforderlichen Lebensmittel müssen vermehrt in der Region produziert werden, da die landwirtschaftlichen Flächen in Freiburg dem wachsenden Siedlungsdruck unterliegen – dies führt zu steigenden Transportwegen für den Konsumenten
  • ebenso müssen landwirtschaftliche Erzeugnissen zur Energiegewinnung bspw. für Biogasanlagen vermehrt in der Region angebaut werden
  • Wald hat eine hohe Wertigkeit hinsichtlich Biodiversität, Artenschutz und Landschaftsbild. Die Waldbewirtschaftung trägt wesentlich dazu bei CO2 zu binden oder die Freisetzung zu reduzieren. Jede Reduzierung der Waldfläche führt zu einem Verlust an Biodiversität und reduziert das Potential der CO2- Reduktion.

Handlungsansätze

Bauleitplanung (FNP 2040):

  • Erhalt und Mehrfachnutzung von Waldflächen: Neben der Holzproduktion, der Bedeutung für Biodiversität und den Artenschutz sowie der Klimaschutz- und -anpassungsfunktion, kommt der Sport- und Erholungsfunktion im Wald eine hohe Bedeutung zu. Ebenso erlangen Nutzungen der sozialen Infrastruktur wie Waldkindergärten oder auch neue Formen der Bestattungskultur in Friedwäldern eine wachsende Bedeutung in Freiburg. Im FNP 2040 können solche spezifischen Bereiche z.B. durch Schraffuren und mit Symbolen gekennzeichnet werden, um eine Mehrfachnutzung wie z.B. Sport und Erholung in sinnvollen Bereichen zu zonieren.
  • Darstellung von Wildschutzgebieten/ Wildruhezonen und Flächen mit natürlicher Waldentwicklung: als Mittel gegen Übernutzung von naturbelassenen Flächen.
  • Berücksichtigung landwirtschaftlicher Flächen: aufgrund ihrer hohen Ertragsfähigkeit (Bodenwertigkeit) oder landschaftsbildprägender Sonderkulturen wie bspw. Weinreben oder Obstwiesen.
  • Neue Gebietskategorien prüfen: z.B. zur Darstellung von Flächen für alternative Landwirtschaftsformen (Solidarische Landwirtschafts-Modelle, Genossenschaften, Mietäcker etc).
  • Definition von Flächen für einen gemarkungsweiten Biotopverbund: die im Rahmen einer angepassten extensiven Land- und Forstwirtschaft weiter genutzt werden können und als Mittel zur Vernetzung der Tier- und Pflanzenarten in einer immer stärker genutzten und vom Klimawandel beeinflussten Kulturlandschaft.