Stadtfunktion: Gewerbe

Die Stadt Freiburg ist als Standort für unterschiedliche Gewerbebranchen beliebt (attraktive Lage im 3-Länder- Eck, gute Infrastruktur, hohe Wohnqualität, bestehende zukunftsfähige Wirtschaftscluster etc.) und gewinnt insgesamt an Zuwachs, sodass der Bedarf für Gewerbeflächen weiter ansteigt.

Durch bestehende Einrichtungen, wie Universität, Wissenschaftscluster, Forschungseinrichtungen, ist die Stadt Freiburg insbesondere für die zukunftsfähigen, innovativen Branchen (Biotechnologie, regenerative Energien, Medizintechnik etc.) attraktiv. Bis zum Jahr 2040 ist insbesondere in diesen Schlüsseltechnologien ein enormer Entwicklungssprung zu erwarten. Diese Branchen werden vorzugsweise an strategisch günstigen Lagen mit guter Mobilitätsanbindung sowohl in Gewerbe-, Sonder- und wo möglich auch in Mischgebieten angesiedelt (in der Nähe von Forschungseinrichtungen, Universität, Klinikum etc.) und verdrängen nach und nach besonders stark emittierende Gewerbe. Gleichzeitig wird auf den Erhalt arbeitsplatzintensiver kleiner und mittlerer Unternehmen aus anderen Branchen geachtet, um einer Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Anteil Flächennutzung

insgesamt steigend

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Ein starkes ökologisches Bewusstsein in der Stadtgesellschaft, der drängende Klimawandel und verschärfte Bauauflagen spiegeln sich auch in notwendigen, nachhaltigen Ansätzen im Gewerbe wider. Es besteht ein großes Potenzial für einen möglichen Wandel zu einer verstärkten Kreislaufwirtschaft, die jedoch weitere Gewerbeflächen bzw. Flächen für Ver- & Entsorgung benötigt (für Lagerflächen, Aufbereitungsanlagen etc.). Die Stadt Freiburg arbeitet hierbei sehr eng mit der Region zusammen, um gemeinsame Flächen für eine Kreislaufwirtschaft mit regionalem Fokus zu entwickeln. Flächenbedarfe entstehen allerdings nicht nur in der Region, sondern auch am Stadtrand und in den Ortslagen.

Expandieren (außer der zukunftsträchtigen innovativen und arbeitsplatzsintensiven Branchen) ist für flächenintensives Gewerbe auf Grund der begrenzten Fläche in der Stadt Freiburg nicht möglich (bspw. große Lagerhallen von Logistikbetrieben). Dieses ist weiterhin gezwungen in die Region abzuwandern, da keine neuen Flächen im Stadtgebiet bereitgestellt werden.

Die hohe Nachfrage und der Wettbewerb um Flächen zwingen zu Effizienzlösungen im Gewerbe- und Anlagenbau. Hierbei spielen neue Bauweisen (z.B. mehrgeschossige Hallen) ebenso eine Rolle wie Technologien (z.B. kleinere, mehrfachgenutzte Produktionsanlagen) und flächensparende Mobilitätskonzepte (z.B. mehrgeschossige Parkflächen, Mobilitätshubs). Auch Kooperationen und gemeinschaftliche Initiativen, ob regional , interkommunal oder zwischen Unternehmen, tragen zu mehr Flächeneffizienz bei.

  • Mischung unterschiedlicher Nutzungen / Co-Working: Lokhalle – der Kultur- und Kreativbahnhof. Hier arbeiten ca. 20 Firmen in Co-Working-Spaces.
    Kreativpark Freiburg: Lokhalle Güterbahnhof
  • Zukunftsträchtige Branchen: wie bspw. Biotechnologie, regenerative Energien, Medizintechnik etc.
    Fraunhofer - Institut für Solare Energiesysteme
  • Urbane Produktion: Der Stühlinger Gewerbehof ist ein Beispiel für einen Handwerkerhof in der Innenentwicklung. Hier finden sich unterschiedliche Nutzungen, wie Handwerk, Kunst und Kultur.
    Gewerbehof (Stühlinger)

Wo sinnvoll und möglich, wird die Nutzungsmischung der Gewerbegebiete erhöht. In den bestehenden Gewerbegebieten wird im Rahmen der dringend erforderlichen Verdichtung die Standort- und Aufenthaltsqualität beispielsweise durch intelligente Gebäudebegrünung erhöht. Gleichzeitig werden dadurch Hitzehotspots entschärft. Die Gewerbegebiete bleiben nicht nur vereinzelt bestehen, sondern müssen eher "geschützt" werden und weiter mit gewerblichen Nutzungen verdichtet werden.

Insbesondere in den verdichteten Bereichen der Kernstadt und am Stadtrand sind verträgliche Nutzungsmischungen zwischen Wohnen und Gewerbe in urbanen Gebieten im Sinne der urbanen Produktion zu fördern, sofern mögliche störende Faktoren wie Immissionswerte eingehalten werden.
In der Gewerbeflächenentwicklung wird vermehrt regional gedacht, was jedoch sehr arbeitsintensiv und konfliktträchtig ist. Planungszeiträume verlängern sich durch Abstimmungsprozesse.

Neben der Errichtung von Co-Working Spaces in der Stadt erlangen diese gemeinschaftlich genutzten Räume auch in der Region an Bedeutung, um Arbeitsräume in Nähe der Wohnorte zu gewährleisten und die Pendler_innenverkehre zu reduzieren.

Die Stadt achtet auf eine Bereitstellung attraktiver technischer und sozialer Infrastruktur für zukunftsträchtige und arbeitsplatzintensive Unternehmen in Freiburg.

Die Flächen für Gastgewerbe werden im ganzen Stadtraum nicht ausgeweitet.

Potenzielle Konflikte und Herausforderungen

  • Der Ausbau und die Neuansiedlung von Gewerbebetrieben nehmen weitere Flächen in Anspruch (Konflikt Klima- und Artenschutz, zusätzliche Emissionen)
  • fehlender Platz für flächenintensives Gewerbe (z.B. Logistik) im Stadtgebiet
  • steigender Wettbewerb um die Ansiedlung wissensintensiver Branchen auf überregionaler Ebene
  • steigende Konfliktpotenziale mit vorhandenen Unternehmen, für die keine weiteren Flächen zur Verfügung gestellt werden können (weniger arbeitsplatzintensives und / oder emittierendes Gewerbe)
  • struktureller Übergang zur Kreislaufwirtschaft erfordert Umdenken und Neuorganisation der Produktionsabläufe
  • potenzielle Polarisierung durch hohe Einkommensunterschiede (hochqualifizierte Fachkräfte vs. gering Qualifizierte)
  • der steigende Einsatz von Industrierobotern, insbesondere in der Produktion und bei Dienstleistungen, ersetzt branchenspezifisch vermehrt menschliche Arbeitskräfte, was zum Verlust von Arbeitsplätzen führen kann
  • potenziell aufwändige Abstimmungsprozesse und längere Planungszeiträume mit der Region
  • Interessensabwägungen mit der Region zur Verteilung von flächenintensivem und weniger arbeitsplatzintensivem Gewerbe
  • Flächen für gewerbliche Betriebe stehen in hoher Konkurrenz zu anderen Nutzungen, insbesondere Wohnen trägt zur Einschränkung gewerblicher Betriebe bei

Handlungsansätze

Bauleitplanung (FNP 2040):

  • Funktionierende Gewerbegebiete erhalten: Sicherung reiner Gewerbeflächen für wichtige bestehende Gewerbebetriebe sowie die Nachverdichtung und Weiterentwicklung von Gewerbegebieten bspw durch ein zu erarbeitendes Dichtemodell.
  • Gewerbeflächen aufschlüsseln: Aufschlüsselung von Gewerbeflächen für unterschiedliche Kategorien (emissionsreiches, arbeitsplatzintensives, zukunftsträchtiges etc. Gewerbe).
  • Handlungsspielräume erhalten: Potenzialflächen für gewerbliche Nutzungen im FNP charakterisieren und darstellen, um die Steuerungsfunktion des Flächennutzungsplans zu stärken. Hier wird die regionale und interkommunale Ebene einbezogen.
  • Weiterentwicklung bestehender Gewerbeflächen bzw. Neuentwicklung unter Berücksichtigung einer guten ÖPNV-Anbindung.
  • Maßnahmen zum Klimaschutz: Das Potenzial von Gewerbeflächen als Flächen für die Erzeugung und/oder Speicherung von Erneuerbaren Energien wird geprüft.
  • Maßnahmen zur Klimaanpassung und zur Förderung der Biodiversität: Die Gewerbegebiete stellen neben der Kernstadt die größten Hitzeinseln im Stadtgebiet dar. Daher bedarf es einer Prüfung, inwiefern eine Grün-Schraffur in bestehenden und zukünftigen Gewerbegebieten im FNP 2040 aufgenommen werden kann, um Klimaanpassungsmaßnahmen wie bspw. Gebäude- und Dachbegrünungen und ergänzende ökologische Qualifizierung von Freiraumstrukturen bereits auf der FNPEbene mitzudenken.
  • Entwicklung von Flächen im städtischen Eigentum; Zur Steuerung einer auch zukünftigen Zielvorstellungen der Stadt entsprechenden Entwicklung und konkreten Umsetzung sollen Gewerbeflächen weiterhin im städtischen Eigentum entwickelt und bei Bedarf erworben werden.
  • Entwicklung von Flächen im regionale und interkommunalen Kontext: Um die Entwicklungsperspektiven von Unternehmen zu sichern, wird die Kooperation zur Schaffung von Gewerbeflächen in regionalen und interkommunalen Kooperationen verstärkt.