Stadtfunktion: Soziale Infrastruktur

Der Bedarf an sozialer Infrastruktur steigt aufgrund des Bevölkerungswachstums, eines gestiegenen Gesundheitsbewusstseins und einer wachsenden kulturellen Vielfalt sowie sozialen Ungleichheit.

Flexible Arbeitsmodelle und Lebensentwürfe erfordern unterschiedliche, teils individuelle Angebote in der Kinderbetreuung, beim Sport oder in der (Weiter-) Bildung

Um vor allem in den besonders dichten Lagen in der Kernstadt oder am Stadtrand genügend Flächen und Räumlichkeiten für soziale Infrastruktur zu haben, wird weitestgehend auf eine Mehrfachnutzung in den zentralen Quartierslagen gesetzt. Räume für durchaus auch laute Aktivitäten wie Sport oder Spiel müssen berücksichtigt werden.

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Anteil Flächennutzung

insgesamt steigend

Anteil Flächennutzung insgesamt steigend

Die Schul- und Bildungslandschaft passt sich an die neuen digitalen Strukturen an. Durch ein gemischtes Angebot an online- und offline-Unterricht können alle Stadtbereiche mit einer Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten versorgt werden (Schulunterricht, Fortbildungen, Tagungen, Vorlesungen). Erforderlich sind Investitionen in die Ausstattung und Befähigung zur Mehrfachnutzung der Anlagen (z.B. für Schulunterricht und Sportangebote und Sprachkurse). Kindergärten, Kindertagesstätten und Kinderkrippen, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen bilden wichtige Strukturen für Integration und Inklusion bei einer vermehrten Zuwanderung der Bevölkerung.

Freiburg als Bildungszentrum wird erhalten und gestärkt (Uni, Berufsschulen, Ausbildungsmöglichkeiten) – damit ist auch die Notwendigkeit von weiteren (Flächen-) Entwicklungen verbunden.

  • Uni-Carrè im Stadtteil Stühlinger - Bauverein Breisgau eG: Innenentwicklung im Bestand und Mehrfachnutzung: Im Uni-Carrè findet sich eine Blockrandbebauung mit vielfältigem Wohnungs-Mix aus seniorengerechten, Ein-Zimmer- bis zu familiengerechten Fünf-Zimmerwohnungen, Servicewohnen, einer KiTa, Tagespflege/Nachtpflege sowie Gewerbeflächen (u.a. Café-Bäckerei, Mietergärten und Gemeinschaftsgarten).
    Uni-Carrè im Stadtteil Stühlinger
  • Mehrfachnutzung Soziale Infrastruktur: Nutzung des Dachs der Sporthalle als Sportfläche/ Pausenfläche.
    Rotteck-Gymnasium (Wiehre)

Die Alterung der Gesellschaft lässt insbesondere den Bedarf nach wohnortnaher sozialer Infrastruktur für Senior_innen im gesamten Stadtgebiet wachsen (Seniorenwohnheime, ambulante Tagesversorgung, Freizeiteinrichtungen, öffentliche Freiräume, altersgerechte Freizeit- und Bewegungsangebote etc.). Mit dem steigenden Risiko von Armut im Alter steigt auch die Nachfrage nach kostengünstigen Angeboten der Versorgung. Es ist eine Herausforderung für die Stadt zusätzlich zu den überwiegend kirchlichen Trägern in Freiburg, die eigene Liegenschaften besitzen, weitere Flächen für entsprechende private Angebote für eine flächendeckende Versorgung im gesamten Stadtgebiet vorzuhalten.

In den neu entstehenden und bestehenden Wohngebieten am Stadtrand sowie in den Ortslagen wird auf eine kompakte Stadtstruktur und fußläufige Erreichbarkeit der Infrastruktureinrichtungen des alltäglichen Bedarfs wie z.B. Nahversorgung, Hausarzt und Apotheken geachtet. In einigen bestehenden Ortslagen kann zusätzlich darüber hinaus eine gute Versorgung mit spezifischen Ämtern oder Fach-Ärzten ausgebaut werden, indem digitale Angebote zum Einsatz kommen (z.B. Telemedizin, digitale Bürgerservices).

Die Anbieterstruktur für soziale Infrastruktur entwickelt sich weiter. Die Vielfalt der Akteure nimmt ebenso zu wie die Formen des Engagements: Ältere Menschen schließen sich zu Wohngruppen zusammen und engagieren gemeinsam Pflegedienste, Unternehmen gründen Kitas für ihre dringend benötigten Fachkräfte.

Die starke private bzw. unternehmerische Initiative bringt die Stadt in die Situation, den Bedarf ebenso wie das Angebot genauer zu beobachten und dort steuernd einzugreifen, wo in einzelnen Raumtypen (Kernstadt, Stadtrand, Ortslagen) Risiken unterschiedlicher Versorgung entstehen bzw. ein gleichwertiger Zugang zu Infrastruktur zu gewährleisten ist.

Potenzielle Konflikte und Herausforderungen

  • dem steigenden Bedarf nach wohnortnaher und bezahlbarer Infrastruktur (für ältere Menschen, Kinder etc.) kann ggf. nicht in allen Bereichen der Stadt gleichmäßig entsprochen werden
  • in Bestandsgebieten potenziell unterschiedliche Versorgung mit sozialer Infrastruktur (z.B. Schulen, Pflegeeinrichtungen oder fachmedizinscher Versorgung)
  • mit der wachsenden Einwohnerzahl wächst die Nachfrage nach Sport- und Bewegungseinrichtungen – zusätzlich gewinnt der nicht-organisierte Individualsport ebenfalls an Bedeutung, so dass auch dadurch steigende Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum entstehen
  • Umsetzung und Koordination von Mehrfachnutzung und vielfältigeren Ansprüchen erfordert langfristige komplexe Abstimmungen auch über den Prozess der Planung und Erstellung hinaus
  • unterschiedliche Lebensmodelle und Anforderungen an die Stadt erfordern Kompromiss- und Toleranzbereitschaft (z.B. wohnortnahe Freiräume für Sport, Bewegung und Aufenthalt stehen dem Ruhewunsch anderer Bewohner_innen entgegen)

Handlungsansätze

Bauleitplanung (FNP 2040):

  • ÖPNV-ausgerichtete An- und Einbindung sozialer Infrastruktureinrichtungen: Zusätzliche Flächen für soziale Infrastruktureinrichtungen, insbesondere Schulen, Hochschulen oder auch Kliniken sowie Wohnangebote u.a. für Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen, Quartiersbüros und Stadtteiltreffs bedürfen einer verkehrsgünstigen Anbindung an den Umweltverbund. Zusätzlich sind ergänzende Angebote beispielsweise für Dienstleistungen oder Gastronomie oder auch spezifische Wohnangebote bei der Flächensuche mitzudenken.
  • Sportflächen sowie weitere Spiel-, Bewegungs- und Freiflächen werden im Sinne der Mehrfachnutzung in einer gestapelten Bauweise gedacht: dabei sollen Sportanlagen und Schulhöfe außerhalb der Unterrichtszeiten freizugängliche barrierefreie Orte darstellen, die einen Beitrag zur wohnortnahen Sport- und Spielmöglichkeit für alle Generationen bieten. Hochwertige Konzepte für nichtkommerzielle Nutzungen im öffentlichen Raum mit Angeboten der aktiven und passiven Beteiligung an Angeboten (beispielsweise aktives Gärtnern) ermöglicht auch soziale Barrierefreiheit und ein „grünes Wohnzimmer“ für Menschen ohne eigene Freiflächen.
  • Mehrfachnutzungen von Flächen kennzeichnen: Angebote für nichtorganisierten Individual-Sport werden in Kombination mit weiteren Nutzungen wie bspw. technischen Infrastruktureinrichtungen ermöglicht, so dass die Dächer von Quartiersgaragen oder Parkhäusern zusätzliche Flächen für Spiel- und Sportangebote sowie für Orte der Begegnung und des Austauschs bereithalten können (insbesondere bei neuen Bauflächen unter Berücksichtigung der Soziodemographie und der Sozioökonomie der Bevölkerung).
  • Kulturelle Belange mitdenken: Quartiere benötigen Flächen, die für Kultur, Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Bewohner_innen nutzbar sind.
  • Flexibilisierung der sozialen Infrastruktur aufgrund des demografischen Wandels: Schaffung von Orten und Zentren, bspw. in Form von Bürgerzentren, welche zum einen eine bereichsübergreifende Nutzung bieten sowie als mehrgenerative und interkulturelle Orte des Austausch und der Begegnung fungieren und zum anderen Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements und der Beteiligung fördern. Bestehende Einrichtungen sollen demnach auf eine mögliche Mehrfachnutzung und auf deren Flexibilität überprüft werden.
  • Kleinteilige Versorgungsstrukturen im Bereich Gesundheitsversorgung: Der Bedarf an Flächen für die Gesundheitsversorgung und entsprechende Dienstleistungen ist steigend und bedarf einer gleichmäßigen und wohnortnahen Verteilung. Wohnangebote und Arbeitsmöglichkeiten sollten dabei nicht als singuläre Einzelgebäude betrachtet werden, sondern im Sinne der Mischnutzung kleinteiligere und inklusive Angebote einbinden. Bei der Neuerschließung der Flächen sind Einrichtungen der Gesundheitsversorgung mitzudenken.