Thema
Im 19. Jahrhundert wurde die Presse mit dem Aufkommen eines landesweiten Zeitungswesens zur vierten Gewalt der Demokratie. Politisches Handeln konnte seitdem nicht mehr von einer kleinen Elite unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgesetzt werden, sondern stand unter der Kontrolle der Medien. Doch bereits in ihren Anfängen wurde die Presse auch zu einem Instrument der Massenmanipulation. Im 20. Jahrhundert verschärfte sich dieser Widerspruch, nicht zuletzt durch die Praxis der totalitären Regimes.
Durch die technische Entwicklung und globale Verbreitung der neuen elektronischen Medien ist nun eine neue Dimension medial durchgesetzten politischen Handelns entstanden. Für die einen kommt in diesen Medien die "Weisheit der Vielen" zum Ausdruck. Die Möglichkeit der Teilnahme am öffentlichen Diskurs etwa in Internetforen oder durch Blogs erlaubt demnach mehr Demokratie und Wettbewerb der Ideen. Dieser neuen Freiheit jenseits jeder (Selbst-)Kontrolle stellen andere die organisierte Kommunikation der klassischen Medien entgegen, die notwendige soziale Institutionen in einer immer komplexeren Gesellschaft sind.
Zum Kennzeichen der medial organisierten Gesellschaft wird der Sachverhalt, dass die Medien die Wirklichkeit, die sie beschreiben, zunehmend selbst erzeugen. Die Politik lässt sich immer mehr auf diese Eigendynamik der elektronischen Medien ein. Die zentrale Frage für die Demokratie in der heutigen Mediengesellschaft ist deshalb, ob sich durch diese Medien tatsächlich neue Möglichkeiten der demokratischen Willensbildung ergeben.